systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

26. Oktober 2006
von Tom Levold
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Emil oder: Neulich in der Ruhezone des ICE 109

In seiner neuesten Post aus Perturbistan erleidet Lothar Eder Qualen im ICE:„Sie quasseln und quasseln. Nein, nicht über Wichtiges. Sie tauschen Nichtigkeiten aus. Schön sei es gewesen, daß beim Frühstücksbuffet die Grapefruit filettiert war, sagt die Frau. Das habe einem das lästige Herauspuhlen der Stückchen aus der Schale erspart. Auch das französische Restaurant sei sehr gut gewesen. Den besten Salat aber gebe es bekanntermaßen beim Italiener. Und beim Spanier, ergänzt der Mann. Er hat einen Packen Prospekte in der Hand. Mit Triumph in der Stimme zeigt er nun auf einen davon und widerlegt die Frau. Dies da – sein Finger klopft auf ein Foto – sei das Restaurant, das man besucht habe und es sei kein französisches. Die Frau lenkt ein“
Zum gesamten Text…

25. Oktober 2006
von Tom Levold
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„Blinde Flecken oder: ich sehe nichts, wo du was siehst“

Zu diesem Thema fand vom 22.-23. September 2006 in Wien eine Tagung statt, auf der das 30-jährige Jubiläum des „Institut für Ehe- und Familientherapie“ (IEF) in Wien und das 20-jährige Jubiläum der „Österreichische Arbeitsgemeinschaft für systemische Therapie und systemische Studien“ (ÖAS) gefeiert wurde (zum Tagungsprogramm). Clemens Stieger und Danielle Arn-Stieger haben für systemagazin einen Tagungsbericht verfasst:„Im Abschlussplenum und Diskussion endete der Kongress, wie er begonnen hatte: mit sehr persönlichen Stellungnahmen zum Thema und zum Kongress selbst. Eine Idee sei davon herausgegriffen: Wie können wir zu einem besseren Verständnis der Systemischen Ansätze mit PraktikerInnen auch außerhalb der Systemischen community beitragen, mit denen wir täglich zusammenarbeiten müssen? Einen Titelvorschlag für einen neuen Kongress dazu gibt es schon: „Lost in Translation…“
Zum vollständigen Tagungsbericht…

24. Oktober 2006
von Tom Levold
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Kommunikation. Die soziale Matrix der Psychiatrie

Nachdem die Software-Probleme behoben worden sind, ist systemagazin wieder mit voller Kraft in Betrieb. In der Rezensions-Reihe der Klassiker geht es heute um das phänomenale Buch von Juergen Ruesch und Gregory Bateson, das beide bereits 1951 verfasst haben und dennoch auch heute noch unglaublich aktuell anmutet. Der Carl-Auer-Verlag hat die mutige Entscheidung getroffen, dieses bis dahin hierzulande recht unbekannte Werk in einer deutschen Fassung zu veröffentlichen. Fritz Simon hat diesen Rezensions-Beitrag ursprünglich für den Sammelband„Schlüsselwerke der Systemtheorie“ verfasst, der von Dirk Baecker 2005 herausgegeben wurde und im Verlag für Sozialwissenschaften erschienen ist. An dieser Stelle sei dem Verlag herzlich für die großzügige Erlaubnis gedankt, diesen Beitrag im systemagazin zu veröffentlichen!
Nach einer ausführlichen Darstellung der Grundgedanken dieses Buches stellt Simon abschließend fest:„Diese kurze Skizze des Inhalts des Buches von Juergen Ruesch und Gregory Bateson kann die Lektüre und das Studium des Textes nicht ersetzen. Es sollte nur deutlich machen, dass die angeschnittenen Themen eine Exposition für die nächsten 50 Jahre der Entwicklung der Systemtheorie, zumindest im Bereich der Psychiatrie und der Sozialwissenschaften, darstellte. Die Positionen des radikalen Konstruktivismus, der Kybernetik der Kybernetik mit ihrer Einbeziehung des Beobachters, die Grundlagen von Spencer-Browns ‚Laws of Form‘, ja, sogar das Konzept der operationellen Geschlossenheit psychischer Systeme sind bereits entworfen. Dass die Ideen der beiden Autoren wegweisend waren, erwies sich vor allem im Bereich der Psychiatrie, speziell in der Entwicklung der sogenannten ’systemischen Therapie‘. Sie hat das epistemologische Verständnis der Psychiatrie als reflexiver Wissenschaft und Praxis ernst genommen und in Form spezifischer Methoden operationalisiert. Aber auch hier gilt wohl, dass die heutige Praxis sich durch diese Theorieansätze so verändert hat, dass sie morgen einer neuerlichen theoretischen Reflexion bedarf…“
Zur vollständigen Rezension…

23. Oktober 2006
von Tom Levold
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Professionen in einer funktional differenzierten Gesellschaft

1996 erschien unter diesem Titel im Sammelband„Pädagogische Professionalität“ (Hrsg. von Arno Combe und Werner Helsper) ein Aufsatz von Rudolf Stichweh, der für seine Untersuchungen zur Genese der Professionen in der modernen Gesellschaft berühmt geworden ist und derzeit einen Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Luzern innehat. Sein Artikel befasst sich mit dem Schicksal der Professionen in einer funktional differenzierten Gesellschaft, die auf die Professionen und Professionalisierung als Strukturmerkmal gesellschaftlicher Entwicklungen zunehmend verzichten kann. Dieser Befund ist insofern interessant, als die Bestrebungen der interessierten Verbände, Psychotherapie oder Supervision als Profession im klassischen Sinne des Wortes zu etablieren, sich womöglich vor diesem Hintergrund als unzeitgemäß erweisen. Stichwehs äußerst lehrreicher Beitrag ist nun online mit einem Nachwort zu lesen, in dem u.a. dieser konzediert, dass„jetzt, wo die Soziologie der Professionen ihrem Ende vermutlich nähergekommen ist, sichtbar (wird), dass die Soziologie der Professionen den Gegenstand ihrer Beobachtung zu einem Teil miterzeugt hat“. Er macht weiter deutlich, dass die Professionen ihre Autonomie weitgehend verloren haben und„die formale Organisation jener Ort im Gesellschaftssystem ist, an dem die Arbeitsteilung zwischen den Berufen in einem Funktionssystem und auch zwischen den Funktionssystemen reorganisiert wird“, etwa in modernen Kliniken als„bürokratischen Grossorganisationen, die unter politischen und ökonomischen Gesichtspunkten rationalisiert werden und dann dem historischen Status der medizinischen Profession nicht mehr Rechnung zu tragen bereit sind“. Die nationalstaatlich organisierten Professionen werden Stichweh zufolge zunehmend von global vernetzten„epistemischen communities“ abgelöst:„Als ein globaler in Normen und Kognitionen fundierter Zusammenhang von Praktikern fast beliebiger Funktionszusammenhänge. Mit dem Wegfall nationaler regulatorischer Umwelten entfallen aber auch die Monopole und Privilegien, die diese Umwelten den von ihnen instituierten Berufsgruppen sicherten. Vieles spricht dafür, dass die Soziologie der Professionen ihre Fortsetzung und künftige Entwicklung in einer allgemeineren Theorie globaler epistemischer Communities finden wird“
Zum vollständigen Aufsatz (PDF)…

21. Oktober 2006
von Tom Levold
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Soziale Hilfe zwischen Interaktion und Organisation

So lautet der Titel der Diplom-Arbeit von Maren Lehmann, die 1996 verfasst wurde und für interessierte LeserInnen auf der Website von sozialarbeit.ch online verfügbar ist. Lehmann ist Lehrbeauftragte für Soziologie an der Universität Halle und durch zahlreiche systemtheoretische Beiträge zu unterschiedlichen Themen bekannt geworden. Zur Programmatik ihrer Diplomarbeit schreibt sie in der Einleitung:
“ Ich werde, nach dieser Einleitung, im ersten Teil des Textes den Begriff Helfen näher zu
bestimmen versuchen. Es geht zunächst darum, welche Funktion Hilfe für die Gesellschaft hat. Daran anschließend kann die hier wichtigste Frage gestellt werden, nämlich die nach der Codierung von Hilfe. Welche Unterscheidung(en) verwendet helfende Kommunikation, um Exklusion beobachtbar zu machen? Gibt es ein Medium der Hilfe? Und schließlich: Kann helfende Kommunikation Personen inkludieren?
An dieser Stelle schließt der zweite Teil an, der sich mit helfenden Organisationen beschäftigen soll. Läßt sich Hilfe, läßt sich eine Beobachtung programmieren, die zugleich dekonstruieren und rekonstruieren muß? Die Unterscheidung von Funktions- und Komplementärrollen wird hier wichtig, weil sie auf das Problem von Inklusion und Exklusion verweist. Es geht um die Unterscheidungen von Mitgliedern und Klienten der Organisation, von Entscheidern und Betroffenen. Was ist die Spezifik von Organisationen, die personenbezogene Entscheidungen produzieren?
In der Literatur zum Thema wird diese Spezifik in der Angewiesenheit auf Interaktion
gesehen. Mit helfender Interaktion beschäftigt sich daher der dritte Teil. Wie können Wahrnehmung und Kommunikation unterschieden werden, die beide Komponenten der Interaktion sind? Welche Bedeutung hat die Wahrnehmung von Bedürftigkeit als Körperlichkeit? Sind Diagnosen möglich: Kann also im Gespräch die Stelle gefunden werden, an der die Karriere wieder als offen erscheint, an der also neu angeschlossen werden könnte? Wie kommt die Organisation, die für das Zustandekommen der Interaktion sorgt, in der Interaktion wieder vor?
In einem abschließenden Teil soll dann das Problem der Inklusion und Exklusion von Personen in die Funktionssysteme der Gesellschaft zusammenfassend thematisiert werden. Dabei soll die Frage im Vordergrund stehen, ob und wie die Codierung der Funktionssysteme mittels eines gesellschaftlichen Metacodes Inklusion/Exklusion beobachtet werden kann. Denn wenn die funktionale Differenzierung im Laufe der gesellschaftlichen Evolution auf Exklusion statt auf Inklusion der Personen hinausläuft, könnte eine solche Beobachtung zweiter Ordung die Personen wieder in Erinnerung rufen. Eine Reparatur der Exklusionsfolgen aber wäre wieder nur den Funktionssystemen selbst möglich. Das Problem stellt sich von neuem“
Zum vollständigen Text (PDF, 105 S.)…

20. Oktober 2006
von Tom Levold
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Kollektive Metaphern des Psychosozialen Helfens

Wer Hilfe anbietet, hat in der Regel eine Idee davon, worin eine effektive Hilfe bestehen kann. Die metaphorische Basis dieser Ideen, die unser Verständnis von Problemen und Lösungen und unser Handeln leitet, ist aber dabei häufig nicht wirklich bewusst – und zwar unabhängig, von welcher theoretischen oder praktischen Position wir auf Hilfe schauen. Diese Basis kann erst erfasst werden, wenn man einen Blick darauf wirft, wie Helfer über Hilfen sprechen. Rudolf Schmitt, Psychologe und Germanist am Fachbereich Sozialwesen an der Hochschule Zittau/Görlitz, befasst sich seit langem mit der Sammung und Analyse solcher – und anderer – Metaphern. In seinem Aufsatz„Kollektive Metaphern des Psychosozialen Helfens“ schreibt er:
„‚Klären‘ wir die Probleme unserer Klientinnen? ‚Lösen‘ wir ihre ‚Verstrickungen‘? Oder sollten wir sie besser nur ‚begleiten‘, damit sie ihren ‚Weg‘ selbst ‚finden‘? Wir könnten allerdings versuchen, diese Prozesse (lat.: procedere, processi: vorwärts schreiten) zu ‚erleichtern‘, wenn die Menschen es zu ’schwer‘ haben. Oder? Was machen wir eigentlich? ‚Machen‘ wir denn etwas? Es gibt sehr differierende Antworten auf diese Fragen; in sozialpädagogischen Handlungsanweisungen und psychotherapeutischen Fortbildungen, in vergleichenden Therapiestudien und qualitativen Untersuchungen des psychosozialen Helfens werden sehr unterschiedliche Formen und Inhalte des psychosozialen Helfens diskutiert. Eine Antwort, die so sehr an der Oberfläche des Phänomens liegt, daß sie fast immer übersehen wird, besteht darin, dem Volk der HelferInnen„auf das Maul zu sehen“ (Luther). Die amerikanischen Linguisten und Sprachphilosophen George Lakoff und Mark Johnson behaupten, daß unsere sprachlichen Bilder nicht nur Oberflächenphänomene des Redens sind, sondern Modelle des Denkens und der Interaktion offenbaren. Die Untersuchung, die ich hier vorstelle, nutzte die Theorie der beiden Autoren, um in systematischer Weise kollektive Sprachbilder, sog. ‚Metaphern‘, im psychosozialen Bereich zu sammeln und zu analysieren. Ich fand neun verschiedene metaphorische Modelle des Helfens, die uns vor jeder Theorie schon vertraut sind, aus unserer Alltagspraxis stammen und unsere Interaktionen wahrscheinlich schon steuerten, als wir noch keine professionellen HelferInnen waren“
Zum vollständigen Artikel…

18. Oktober 2006
von Tom Levold
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Unterschicht entdeckt!

Auf der Mülldeponie der Bundesregierung haben Forscher der Ur- und Frühgeschichte einen sensationellen Fund gemacht. Nach jahrelangen Grabungsaktivitäten konnte – für alle Beteiligten völlig unerwartet – eine gut erhaltene Unterschicht (s. Abbildung) freigelegt werden. In dieser Schicht, die sich unterhalb einer dünnen „Quartz 4“-Decke befand – konnten mittlerweile etwa 6.000.000 Arme geborgen werden. Die Forscher sind mittlerweile mit der Auswertung ihres Fundes beschäftigt. Noch ist unklar, wie die Unterschicht an ihren jetzigen Ort gelangt sein kann. Da man es in der Vergangenheit noch nie mit ähnlichen Phänomenen zu tun hatte, sind die Forscher auf Spekulationen angewiesen. Als Grund für den Fortbestand der Unterschicht könnte ihrer Meinung nach der mangelnde Aufstiegswille der Unterschichtler in Frage kommen. Deponiewart F. Müntefering zweifelt jedoch an den Ergebnissen: „Alles dummes Zeug. Es gibt keine Schichten in unserer Deponie. Wir graben immer wieder alles um“ bekräftigte er auf Nachfrage. V. Kauder, zuständig für die Planierarbeiten an der Oberschicht der Deponie, unterstützte Müntefering. Außerdem sei der Begriff der Unterschicht diskrimierend. Erst wenn zu den 6 Millionen Armen auch die dazugehörigen Beine gefunden werden könnten, ließe sich begründet von einer unzureichenden Mobilität sprechen. Um für die nötige Mobilität zu sorgen, müsse man den Armen allerdings Beine machen.

17. Oktober 2006
von Tom Levold
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Materialien zur angewandten Menschenkunde

Unter diesem etwas eigentümlichen Namen bietet Sabine Klar, Biologin und Lehrtherapeutin bei der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie und Systemische Studien (ÖAS) etwas recht Außergewöhnliches an, nämlich eine Synopse von methodischen und epistemologischen Wissensbereichen, die sie für die Weiterbildung in systemischer Therapie und Beratung als bedeutsam erachtet. Sie stellt damit ihr Wissen (und auch dessen curriculare Aufbereitung etwa in Form von Arbeitsblättern) auch für eine Öffentlichkeit außerhalb der eingetragenen Kursteilnehmer zur Verfügung. Wissen zu teilen ist – so merkt man sofort – eine wunderbare Vorgehensweise, um mit denen in Kontakt zu kommen, die noch mehr lernen wollen (im Unterschied zur Marketing-Strategie, Wissen bloß anzudeuten, aber letztendlich vorzuenthalten, um Menschen in die eigene Weiterbildung zu locken). Auf ihrer website (des von ihr mit ihrem Philosophen-Partner Franz Reithmayr betriebenen Instituts für Angewandte Menschenkunde) sind diese Materialien als PDF-Dateien zu finden. Sie werden durch drei Sammlungen mit„Tipps und Tricks für den Umgang mit menschlichen Lebewesen“ eröffnet, nämlich 1. zur„Systemischen Sozialarbeit“ (65 S.), 2. zur„Systemisch orientierten Psychotherapie und Beratung“ (37 S.) und 3. zur Arbeit mit Menschen, die Depersonalisationsstörungen oder Dissoziative Störungen (35 S.) aufweisen.
Ergänzt werden diese Texte durch vier„Reflexionen“, die sich mit Systemischer Ausbildung und dem Theoriebezug Systemischer Psychotherapie (26 S.), mit ethologischen Perspektiven auf therapeutische Prozesse (41 S.), mit dem Einsatz von Interpretationen, Metaphern und der Arbeit mit„inneren Personen und Stimmen (38 S.) sowie dem Verhältnis der Systemischen Therapie zur Philosophie (vor allem mit dem Konzept der Person und den damit verbunden ethischen Implikationen) befassen (33 S.). Diese Texte stellen – ganz unabhängig von dem individuellen Grad der Übereinstimmung mit ihnen – eine Fundgrube für Lernende und Lehrende der Systemischen Therapie und Beratung dar. Die Bereitschaft Sabine Klars zur allgemein zugänglichen Veröffentlichung der eigenen Konzepte sei zur Nachahmung empfohlen.

17. Oktober 2006
von Tom Levold
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Systemprobleme und das Warten auf (Er-)Lösung

Nach einem Update auf die neueste Version meines content management systems am vergangenen Sonntag kann ich nunmehr wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, mein systemagazin nur mehr betrachten, aber keine neuen Inhalte einstellen. Ich hoffe, dass das Problem gemeinsam mit der Softwareschmiede schnellstmöglich behoben werden kann. Da dieser Blog technisch unabhängig vom Rest des systemagazin funktioniert (er ist sozusagen„embedded“) kann ich mich aber zumindest bemerkbar machen und auf anderen Lesestoff verweisen. Ich bitte um Nachsicht und Geduld.

15. Oktober 2006
von Tom Levold
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Polemik, Politik und Problematisierung: Michel Foucault wäre heute 80 geworden

Heute vor 80 Jahren wurde Michel Foucault in Poitiers geboren, er starb am 25. Juni 1984 im Alter von 57 Jahren in Paris an AIDS, das damals noch relativ wenig bekannt war (Foto: Stein des Künstlers Tom Fecht zur Erinnerung an Michel Foucault, aus: Wikipedia.de) . Als Philosoph und Historiker der Macht, des Wissens, des Wahnsinns, der Sexualität und anderer Schlüsselthemen der 60er und 70er Jahre trug er maßgeblich dazu bei, zu erkennen, dass diese (und andere Phänomene) sich nicht aus der menschlichen Natur ergeben, sondern durch soziale Diskurse erschaffen werden, ohne dass es andererseits der Intention einzelner sozialer Akteure bedard. Nicht zuletzt durch die Veröffentlichungen von Michael White haben ist auch die Rezeption der Werke Foucaults in der systemischen Bewegung angeregt worden.
In der Online-Enzyklopädie Wikipedia sind ausführliche Hinweise auf seine Biografie und sein Werk zu finden. systemagazin weist auf ein Interview mit Foucault durch Paul Rabinow hin, das dieser im Mai 1984, also kurz vor Foucault’s Tod, geführt hat und in dem Foucault eine schöne Begründung liefert, warum er sich nicht an Polemiken beteiligen möchte:„In the serious play of questions and answers, in the work of reciprocal elucidation, the rights of each person are in some sense immanent in the discussion. They depend only on the dialogue situation. The person asking the questions is merely exercising the right that has been given him: to remain unconvinced, to perceive a contradiction, to require more information, to emphasize different postulates, to point out faulty reasoning, and so on. As for the person answering the questions, he too exercises a right that does not go beyond the discussion itself; by the logic of his own discourse, he is tied to what he has said earlier, and by the acceptance of dialogue he is tied to the questioning of other. Questions and answers depend on a game—a game that is at once pleasant and difficult—in which each of the two partners takes pains to use only the rights given him by the other and by the accepted form of dialogue“
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15. Oktober 2006
von Tom Levold
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Systemische Denkwerkzeuge

Unter diesem Titel erscheint die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik (Heft 4/2006). Eröffnet wird das Heft mit einem Beitrag von Paolo Betrando und Teresa Arcelloni, die den Prozess der Hypothesenbildung nicht mehr – wie im klassischen Mailänder Ansatz – im Therapeutenteam lokalisieren, sondern in den therapeutischen Diskurs mit den Klienten integrieren wollen. Hans Rudi Fischer zeigt, wie das Mittel der Verfremdung genutzt werden kann, um die „Landkarte des Denkens“ von Klienten zu Kreation von Neuem anzuregen. Alain Schmitt stellt seine Arbeit mit Familienbrett und Fingerpuppen vor, die methodisch als Mittel nichtsprachlicher Externalisierung eingesetzt werden kann. Jürg Liechti aus Bern skizziert den gegenwärtigen Stand der Epidemiologie und Klinik der Magersucht vor (ein zweiter Teil wird im kommenden Heft zu finden sein). Das Heft wird mit einem Beitrag der Herausgeber zu der Frage abgeschlossen, ob und wie die Dokumentation von Therapie als Medium für die Therapie und den Therapeuten genutzt werden kann und soll.
Zu allen abstracts der aktuellen Ausgabe…

14. Oktober 2006
von Tom Levold
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Geld oder Liebe?

In ihrer Besprechung schreibt Marie-Luise Conen:„In ,Geld oder Liebe? Verheißungen und Enttäuschungen der Ressourcenorientierung in der Sozialen Arbeit‘ setzt sich Peter Bünder mit der derzeit grassierenden Verwendung des Begriffs ,Ressourcen‘ auseinander und versucht die vorherrschende Beliebigkeit kritisch zu durchleuchten. Der Begriff ,Ressourcen-Orientierung‘ wäre letztendlich in der gesamten sozialen Arbeit sehr nutzbringend, wenn sich ein breiter Konsens in der Reichweite und in Dimension des Begriffs entwickeln würde. Die Auseinandersetzung mit den (gesellschaftlichen/politischen) Entwicklungen materieller Ressourcen schließt nicht nur mit ein, eine Diskussion der Auswirkungen der Modernisierung und auch der Globalisierung, sondern auch eine gelungene Beschreibung von Armut und Reichtum sowohl der öffentlichen als auch der privaten Haushalte heute. Das Zitat von Brecht ,Erst kommt das Fressen, dann die Moral‘ findet in diesem Buch in der Auseinandersetzung zum Begriff ,Ressourcen‘ eine theoretische Entsprechung“
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13. Oktober 2006
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy

systemagazin freut sich, die Zusammenarbeit mit dem„Journal of Family Therapy“ bekannt geben zu können. Das JoFT wurde 1979 als Zeitschrift der britischen Association for Family Therapy and Systemic Practice begründet und erscheint bei Blackwell. Herausgeber ist Ivan Eisler, Associate Editors sind Paolo Bertrando, Alan Carr, Alfred Lange und Howard Liddle, zum Editorial Board gehören Jane Akister, David Cottrell, Janet Reibstein, Mark Rivett, und Jeremy
Woodcock. Das umfangreiche Board of Assessors ist auf der website der Zeitschrift aufgeführt.

Ab sofort sind alle bibliografischen Daten inklusive der Abstracts der aktuellen Ausgaben von JoFT im systemagazin zu finden. Den Anfang macht der aktuelle Jahrgang mit den ersten drei Hefte dieses Jahrgangs. Einen besonderen Hinweis verdient die Tatsache, dass Heft 2/06 von JoFT kostenlos im Volltext auf der Blackwell-Website heruntergeladen werden kann.
Zur Zeitschriftenübersicht von JoFT