systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

26. März 2007
von Tom Levold
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Zeitschrift für Ideengeschichte

Bei C.H. Beck hat ein neues intellektuelles Zeitschriftenprojekt die Welt erblickt, das sich nicht den großen Theorieentwürfen der Vergangenheit und Gegenwart verpflichtet fühlt, sondern der Geschichte der unterschiedlichen Ideen nachspüren möchte, die sich in diesen Entwürfen finden lassen, immer wieder erneuten Transformationen ausgesetzt sind und unsere politische und kulturelle Gegenwart nachhaltig prägen. Ihr Programm umreißen die Herausgeber Ulrich Raulff, Helwig Schmidt-Glintzer und Hellmut Th. Seemann (vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach, der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Klassik Stiftung Weimar) in ihrer Einleitung folgendermaßen:„Vierzig, fünfzig Jahre lang jagten sich die historischen Synthesebegriffe, die «Paradigmenwechsel» und die «turns» der Geisteswissenschaften, bis diese selbst, soziologisch aufgeklärt und kulturalistisch weise geworden, nicht mehr so heißen wollten. Eine gleichsam spätantike Religionenkonkurrenz interpretatorischer Moden und Methoden verdunkelte die Szene. Doch die damals aufgerichteten Bilder sind zerfallen. Die Schlagwortstürme haben sich gelegt. Geblieben ist der Begriff der Ideengeschichte – und der Erkenntniswille, solche oft komplizierten Zusammenhänge sorgfältig zu rekonstruieren: Polemische und irenische Geschichten kommen zutage, Skizzen von Wanderwegen, Berichte von schwierigen Überlieferungen und unerhörten Wirkungen. Geblieben ist die Notwendigkeit, die langen Linien des Ideenverkehrs zu erforschen, die Rezeptionen und Transformationen, die Abbrüche und Neuaufnahmen. Geblieben ist der Wunsch nach Neuansätzen aus profunder Kenntnis des Archivs: Wie sich die Kunst aus dem Rekurs auf ältere Kunst erneuert, erprobt sich neues Denken im Angesicht des schon Gedachten“
Das erste Heft, das auch als kostenloses Leseexemplar angefordert werden kann, bietet in attraktiver und augenfreundlicher Aufmachung Beiträge über das Schicksal der Entfremdungs-Idee, das Konzept der Coolness (hinter dem sich eine Geschichte der Distanzierung verbirgt) und ein (auch online zu lesender) Aufsatz von Helmuth Lethen über den„Untergrund“, die Idee der Tiefe, die gerade auf deutsche Philosophen und Intellektuelle immer wieder große Faszination ausgeübt hat.
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25. März 2007
von Tom Levold
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Biografie-Arbeit

Das aktuelle Heft von systhema (1/2007) widmet sich dem Thema Biografie-Arbeit. Die Beiträge entstammen der Zusammenarbeit einer Gruppe von FamilientherapeutInnen, die sich 2004 anlässlich des 60. Geburtstages von Gesa Jürgens erstmals traf und seitdem mit diesem Thema beschäftigt ist. Almute Nischak beschreibt in einem Vorwort die Arbeit dieser Gruppe:„Zu Beginn näherte sich die Projektgruppe dem Thema ,Biografiearbeit‘ vorwiegend aus Sicht von Profession und Wissenschaftlichkeit. Doch im Laufe der meist mehrtägigen Projekttreffen … veränderte sich der Charakter unserer Zusammenkünfte erheblich. Zur professionellen Auseinandersetzung kam ganz allmählich die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und Herkunft hinzu. Die Verbindung von Profession und Person fiel den einen leichter, anderen um so schwerer, forderte dieser Perspektivwechsel doch von jedem Gruppenmitglied die Bereitschaft, das Subjektive der eigenen Herkunft einzubringen und gleichzeitig den Anspruch, wissenschaftlich zu arbeiten, aufrechtzuhalten. Wir ließen uns schließlich alle auf Erinnerungsprozesse ein, die auch den Besuch realer Orte und Personen mit einbezog. So fuhren vier Mitglieder der 6-köpfigen Gruppe nach Polen und besuchten, teils mit ihrer Herkunftsfamilie, teils ohne, bedeutsame Orte, die ihnen oder ihren Eltern einst Heimat bzwe wichtige Station gewesen waren. Eine andere Teilnehmerin der Gruppe reiste auf ihrer Spurensuche mehrfach nach Ostdeutschland und erkundete dort das Wirken ihres Großvaters. Diese Spurensuche nahm auf das persönliche Leben und in einigen Fällen auch auf die Geschwister oder Eltern der Autorinnen Einfluss. Die Erfahrungen aus diesem offenen Pro-
zess flossen in die Gestaltung der Beiträge ebenso ein wie in das gegenwärtige, alltägliche Leben als FamilientherapeutInnen. Ein Resultat war neben der Verknüpfung von persönlicher und beruflicher Identität die Entmythologisierung von Familien- und sozialer Herkunftsgeschichte und von Orten“
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24. März 2007
von Tom Levold
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Impact-Techniken für die Psychotherapie

Danie Beaulieu präsentiert in ihrem Buch Techniken, wie Psychotherapeuten unter Zuhilfenahme von Objekten, Stühlen, Bewegung und anderen nicht-sprachlichen Mitteln Veränderungen bei Klienten anstoßen und die damit verbundenen Erfahrungen besser als bei rein sprachlichen Interventionen verankern können. Dennis Bohlken ist von diesem Buch angetan:„Das vorliegende Buch ist m.E. besonders für diejenigen geeignet, die auf der Suche nach verschiedenen praktischen Methoden unterschiedlicher Therapieschulen sind und ihr Methodenrepertoire erweitern wollen. Danie Beaulieu zeigt in ihrem Buch anhand von Fallbeispielen zahlreiche Impact-Techniken auf, die sich hervorragend und fast 1:1 in die Praxis umsetzen lassen. Rund um ein hervorragendes Praxiswerk!“
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23. März 2007
von Tom Levold
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Zur sogenannten Wissenschaftlichen Anerkennung von Psychotherapieverfahren

Nachdem der„Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie“ einen Entwurf der Neufassung der Verfahrensregeln zur Beurteilung der wissenschaftlichen Anerkennung von Methoden und Verfahren der Psychotherapie („Methodenpapier“) vorgelegt hat, ist von der DGPT eine Stellungnahme veröffentlicht worden, die von Wolfgang Mertens, Professor für klinische Psychologie und Psychoanalyse und Psychologe an der Universität München, verfasst wurde. Auch wenn seine Kritik – wohl aus berufspolitischen Gründen – eher vorsichtig formuliert ist, greifen seine Aussagen im Kern eindeutig das neopositivistische, pseudo-naturwissenschaftliche Wissenschaftsverständnis des Wissenschaftlichen Beirates an, der das Heil der Psychotherapieforschung nach wie vor in RCT-Studien sucht, also in randomisierten Untersuchungen, die den subjektiven Faktor im Forschungsprozess eliminieren sollen:„Üblicherweise wird eine Randomisierung angewandt, um akzessorische Effekte wie Placebowirkungen, suggestive Wirkungen durch die Überzeugtheit eines Arztes von einem Medikament auszuschließen. Es geht also darum, die Wirkung des Verum – also die reine Substanzwirkung zu isolieren. In den psychodynamischen Psychotherapieverfahren ist aber gerade das, was über die Randomisierung ausgeschlossen werden soll, nämlich die Wirkung der persönlichen Beziehung, das Verum. Die Zufallszuweisung von Patienten zu Behandlungs- und Kontrollgruppen widerspricht allen Erkenntnissen von der Wichtigkeit einer freien Therapeutenwahl, bei der zumeist schon in den ersten Minuten eine mehr oder weniger gute Passung zwischen Patienten und Therapeuten zustande kommt, die als eine wichtige prognostische Variable gilt“.
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22. März 2007
von Tom Levold
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bush: sofortiger Abzug aller Truppen aus Irak

Wie die amerikanische Zeitschrift„The Onion“ am 21.3.2007 berichtete, hat der amerikanische Präsident (Foto: White House Gift Shop) den sofortigen Abzug aller Truppen aus dem Irak angeordnet: Über den Iran. Dieser überraschende, strategisch brilliante Schachzug befreit den Präsidenten aus der Defensive, in die er durch die Kongress- und Senatswahlen geraten ist und bietet Aussichten, auch die Krise im Nahen Osten endgültig zu meistern.„Bush said the U.S. Army, which deposed Iran’s longtime enemy Saddam Hussein, should be welcomed with open arms by the Islamic-fundamentalist state. ,And Iran’s so nearby,‘ Bush said. ,It’s only a hop, skip, and a jump to the east.'“ Der Plan, der mit großer Zustimmung rechnen kann, sieht zudem„a minor stopover for refueling and provisional replenishment in Syria“ vor, wie General George Casey ergänzte. Die Reaktionen des Iran werden mit Spannung erwartet.

22. März 2007
von Tom Levold
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Kriegsjournalismus – Friedensjournalismus

Wenn es keine objektive Berichterstattung geben kann, muss man davon ausgehen, dass die Berichterstattung über Konflikte selbst als Teil des Konfliktszenarios wirken und wahrgenommen werden kann. Wilhelm Kempf, Psychologieprofessor und Leiter der Projektgruppe Friedensforschung an der Universität Konstanz, beschäftigt sich in einem Artikel mit dieser Fragestellung:„Friedensjournalismus ist ein relativ junges Forschungsfeld der Psychologie, das sich erst im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts herauskristallisiert hat. Aufbauend auf Ergebnissen der Sozialpsychologie (Gruppenprozesse, Sozialer Einfluss, Konfliktforschung, Einstellungsveränderung), der Propaganda- und Feindbildforschung sowie auf Modellen des Konfliktmanagements und der konstruktiven Transformation von Konflikten, wird untersucht, welche Einflussfaktoren den eskalationsorientierten Bias herkömmlicher Kriegsberichterstattung bedingen und wie dieser in eine de-eskalations- bzw. friedensorientierten Konfliktberichterstattung transformiert werden kann. Der vorliegende Aufsatz skizziert dieses Forschungs- und Entwicklungsprogramm in sechs Abschnitten: (1) Erkenntnisinteresse, (2) Aufgabenstellung, (3) Theoretische Grundannahmen (4) Kriegsdiskurse vs. Friedensdiskurse, (5) Ein Zwei-Stufen-Modell, und (6) Journalistentrainings“
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21. März 2007
von Tom Levold
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Paar- und Familientherapie

Mit diesem schlichten Titel kommt ein groß angelegter, von Michael Wirschung und Peter Scheib herausgegebener Band daher, der 2002 im Springer-Verlag erschienen ist und über„den heutigen Stand paar- und familientherapeutischen Denkens und Handelns“ umfassend informieren möchte:„die Paar- und Familientherapie hat einen Stand fortgeschrittender Professionalisierung erreicht. Sie ist lehr- und lernbar geworden und dazu tragen differenzierte theoretische und methodische Grundlagen sowie eine verbindende (integrative) Praxis bei. Gerade dies soll und muss im Mittelpunkt eines Lehrbuches stehen“ (aus der Einleitung).
Die Rezensenten Bernd Reiners und Wolfgang Loth sind etwas unterschiedlich in ihrer Bewertung dieses Bandes. Reiners betont:„Mit diesem Lehrbuch setzen die Herausgeber nicht nur im Ausmaß (709 Seiten, Großformat) neue Maßstäbe. Zwar scheinen andere Bücher, z. B. das ,Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung‘ von v. Schlippe und Schweitzer dasselbe Thema zu behandeln; tatsächlich verfolgt das hier Beschriebene aber einen vollständig (anderen und) neuen Ansatz: Es wird schulenübergreifend – also nicht allein systemisch – die Paar- und Familientherapie beschrieben, auch um die weitere Zersplitterung der ,Szene‘ zu vermeiden. Hochaktuell und ausschließlich von deutschsprachigen Autoren verfasst gibt es den derzeit besten Überblick
über die Familientherapie“ Für Wolfgang Loth kommt jedoch die Systemische Therapie dennoch ein wenig zu kurz:„Angesichts der fortgeschrittenen Entwicklung ,Von der Familientherapie zur systemischen Perspektive‘ wirkt es dann jedoch etwas irritierend, wenn der Abschnitt ,Praxis‘ nur aus einem einzigen Kapitel besteht (,Vom Erstkontakt zum Behandlungsabschluss‘), in dem die beiden Herausgeber das Konzept des Freiburger Familientherapeutischen Arbeitskreises vorstellen und illustrieren. Nichts gegen diese Konzept, es hat Hand und Fuß, ist seriös, praxistauglich, überprüfbar und überprüft und außerdem sehr anschaulich, umfassend-informativ und anregend beschrieben. Welch schöne Möglichkeit, dies mit anderen Konzepten zu vergleichen. Da jedoch kein anderes Konzept in diesem Kapitel vorkommt, ist diese Möglichkeit hier nicht gegeben. So könnte aus den oben genannten Gründen ein schiefer Eindruck entstehen“
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21. März 2007
von Tom Levold
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Der Lenz ist

Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,
dann im Kalender und dann in der Luft,
und endlich hüllt auch Fräulein Adelgunde
sich in die frischgewaschene Frühlingskluft.

Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze?
Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?
Doch seine Triebe kennen keine Grenze –
dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.

Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:
man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,
und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbe
geblümte Kleid – ja, hat das Gott gewollt?

Die ganze Fauna treibt es immer wieder:
Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid –
die feine Dame senkt die Augenlider,
der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.

Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,
ein Fußtritt trifft den armen Romeo –
mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören …
Und das geht alle, alle Jahre so.

Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline,
stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. –
Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine …
Was will man tun? Man macht es schließlich mit.

Kurt Tucholsky

20. März 2007
von Tom Levold
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Der Blinde und der Lahme

Von ungefähr muß einen Blinden
Ein Lahmer auf der Straße finden,
Und jener hofft schon freudenvoll,
Daß ihn der andre leiten soll.

Dir, spricht der Lahme, beizustehn?
Ich armer Mann kann selbst nicht gehn;
Doch scheints, daß du zu einer Last
Noch sehr gesunde Schultern hast.

Entschließe dich, mich fortzutragen:
So will ich dir die Stege sagen:
So wird dein starker Fuß mein Bein,
Mein helles Auges deines sein.

Der Lahme hängt mit seiner Krücken
Sich auf des Blinden breiten Rücken.
Vereint wirkt also dieses Paar,
Was einzeln keinem möglich war.

Du hast das nicht, was andre haben,
Und andern mangeln deine Gaben;
Aus dieser Unvollkommenheit
Entspringet die Geselligkeit.

Wenn jenem nicht die Gabe fehlte,
Die die die Natur für mich erwählte:
So würd er nur für sich allein,
Und nicht für mich, bekümmert sein.

Beschwer die Götter nicht mit Klagen!
Der Vorteil, den sie dir versagen
Und jenem schenken, wird gemein,
Wir dürfen nur gesellig sein.

Christian Fürchtegott Gellert

19. März 2007
von Tom Levold
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Ohne Text und Kultur. Die Systemtheorie und der ‚cultural turn’ der Literaturwissenschaft

Niels Werber (Foto: Gegeninformationsbuero.de) setzt sich in diesem Text mit der Ablehnung des Kulturbegriffes durch Niklas Luhmann kritisch auseinander:„Die Systemtheorie in der Ausformulierung Niklas Luhmanns und seiner Schule kommt bislang ohne elaborierte Theorien der Kultur und des Textes aus. Texte sind für Luhmann schlicht Medien ,schriftlicher Kommunikation‘ (Gesellschaft der Gesellschaft: 257). Der Begriff der Kommunikation ist zentral, auch der Begriff der Schrift ist wichtig für den evolutionstheoretischen Teil der Systemsoziologie, ein Textbegriff wird dagegen nicht entwickelt; ein Text ist das, was schriftlich oder gedruckt vorliegt. Der Begriff wird rein deskriptiv verwendet und ist für die Systemtheorie in etwa so problematisch wie die Begriffe Äpfel und Birne. C’est ça. Kultur dagegen erfährt etwas mehr Aufmerksamkeit, denn Luhmann hält ,Kultur‘ für ,einen der schlimmsten Begriffe, die je gebildet worden sind‘ (Kunst der Gesellschaft: 398). Auf sein Konto gehe es, so Luhmanns Vorwurf, dass die Ausdifferenzierung der Sozialsysteme vor dem 19. Jahrhundert nicht beobachtet und beschrieben werden konnte, weil Semantiken nicht systemspezifisch in den Blick genommen wurden, sondern system-indifferent als Teil einer integralen Kultur. Statt systemspezifische Selbstbeschreibungen zu entwickeln, wurde Kommunikation auf Kultur bezogen. So heterogene Erscheinungen wie Libertins, Atheismus, Esprit, Etikette, strengster Klassizismus, raffinierte Saucen und Ragouts, Arroganz und Eleganz konnten als Teil der französischen Kultur identifiziert werden und so weiterhin ,Gegenstand für Seinsaussagen‘ bleiben (ebd.). „Der Franzose ist dies oder das.“ Kurzum: Der Kulturbegriff habe die Selbstbeobachtung der Gesellschaft und ihrer Geschichte mit der Differenz von Gesellschaftsstruktur und Semantik verhindert. Dietrich Schwanitz übrigens, auch er ein Systemtheoretiker, übersetzt die Fragestellung des New Historicism in seiner Auseinandersetzung mit Greenblatt umstandslos in genau diese Unterscheidung der Form gesellschaftlicher Differenzierung und ihrem entsprechenden ,semantischem Gelände‘. Dabei geht, wie mir scheint, allerdings genau der spezifische Einsatz des New Historicism verloren, denn statt mit einer schier ,unendlichen Datenfülle ohne vorgegebene Ordnungsmuster‘ zu beginnen, setzt Schwanitz einen bestimmten historischen Stand der Ausdifferenzierung von Funktionssystemen voraus, der von der Literatur beobachtet, um nicht zu sagen: widergespiegelt wird. Die von Schwanitz inszenierte ,Konfrontation von Systemtheorie und New Historicism‘ kann dann natürlich nur mit der Aufzählung der ,Vorteile der Systemtheorie‘ enden“
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18. März 2007
von Tom Levold
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Navigieren, Driften und Wellen schlagen

Unter diesem Titel berichten Ulrike Borst, Fachpsychologin für Psychotherapie und klinische Psychologie, Lehrtherapeutin und Leiterin des Meilener Ausbildungsinstitutes und seit 1995 Leiterin der Unternehmensentwicklung der Psychiatrischen Dienste Thurgau, und Karl Studer, in den Ruhestand gewechselter Spitaldirektor und Chefarzt der psychiatrischen Klinik in Münsterlingen (Schweiz), von ihrem Projekt der Unternehmensentwicklung in der genannten psychiatrischen Klinik aus systemischer Perspektive. In ihrem Resüme halten sie fest: „Qualitätsmanagement-Systeme sind eine gute Basis für die Organisationsentwicklung an Kliniken. Feedbackschleifen sollten in ihrer qualitätsfördernden Wirkung allerdings nicht überschätzt werden. Schlichte Ursache- Wirkungs-Zusammenhänge sind eher selten, chaostheoretische und kybernetische Modelle helfen weiter. Schnelle Veränderungen in die beabsichtigte Richtung sind eher unwahrscheinlich: Befähigung der Mitarbeitenden braucht Zeit und Motivationsarbeit, und das ist der Hauptansatz, um letztendlich die Behandlung der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Diese Befähigung ist «In House» besser erreichbar als durch kostspielige auswärtige Weiterbildungen“
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17. März 2007
von Tom Levold
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Lebensräume für demenzerkrankte Menschen

Rudolf Welter, Umweltpsychologe und Architekt aus Meilen bei Zürich, hat sich als Berater und Begleiter von Projekten einen Namen gemacht, die die Schaffung bzw. Umgestaltung von altersangemessenen Lebensraums zum Ziel haben. systemagazin-Lesern ist er überdies aufgrund seiner außergewöhnlichen literarischen Texte bekannt. Gemeinsam mit dem Architekten Matthias Hürlimann betreibt er seit einiger Zeit eine Beratungsfirma, die sich auf die Begleitung von Planungsprozessen bei der Schaffung bedarfsgerechter Betreuungseinrichtungen für demenzkranke Menschen spezialisiert hat. Gemeinsam mit Katharina Hürlimann-Siebke, Wirtschaftswissenschaftlerin und Wissenschaftsjournalistin, haben beide ein Handbuch zur„Gestaltung von Betreuungseinrichtungen für Menschen mit Demenzerkrankungen“ verfasst und im Selbstverlag herausgebracht, das sich an Behörden, Einrichtungsträger, Heimleitungen, Pflegegruppenleitungen, Architekten, Innenarchitekten und Bauausführende richtet, also an alle, die in solche Planungsprozesse involviert sind. Tom Levold:„Insgesamt ein außerordentlich nützliches, ganz auf die praktische Umsetzung von Projekten durch die skizzierten Zielgruppen ausgerichtetes Buch, das nicht nur ausgezeichnet gestaltet ist, durch zahlreiche großformatige Fotos alter Menschen auch atmosphärisch vermitteln, was Beziehungsqualität für Demenzerkrankte beinhaltet. Eine begefügte CD, auf der das komplette Buch sowie die Materialien im Anhang als PDF abgespeichert ist, erlaubt auch den Zugriff in einer Arbeitssituation, in der die Printausgabe gerade nicht zur Hand ist. Auch wer im Bereich der Altenbetreuung Beratungsfunktionen ausübt, kann von der Lektüre dieses Bandes nur profitieren“
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