systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

27. April 2007
von Tom Levold
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Katathym Imaginative Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen

Das Katathyme Bilderleben wurde in den 50er Jahren von Hans Carl Leuner als Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe Imaginationen und Tagträume psychotherapeutisch bearbeitet werden können. Aufgrund der eher tiefenpsychologischen Ausrichtung Leuners ist der Gewinn dieser Vorgehensweise auch für systemisch orientierte Therapeutinnen und Therapeuten nicht ohne weiteres ersichtlich. Das vorliegende Buch über Katathym Imaginative Psychotherapie (wie das Verfahren heute heißt) mit Kindern und Jugendlichen bietet eine aktuelle Einführung in den Ansatz mithilfe zahlreicher Fallbeispiele. Alexander Trost schreibt in seiner ausführlichen Rezension:„Dies ist ein einzigartiges Werk, das trotz seines für Systemiker etwas sperrigen Titels gerade in deren Kreisen Beachtung verdient. … Mir erscheint besonders bedeutsam, dass in der KIP ein ausgesprochen enger und ressourcenbetonter Feedbackprozess analog dem Pacing und Leading der Hypnotherapie M.H. Ericksons gegeben ist. … Besonders illustrativ für den Leser sind die lebendigen, und die eigene Imagination anregend geschriebenen Kasuistiken, angereichert mit einer Fülle von Zeichnung der Kinder und Jugendlichen. Hier wird die Methode auch zwischen den Buchdeckeln zum Leben erweckt und es wird deutlich, wie sinnvoll und synergetisch die katathymen Imaginationen mit bindungstheoretisch fundierten, strukturgebenden, und systemisch-familientherapeutischen Ansätzen zu verbinden sind“
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26. April 2007
von Tom Levold
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Inklusion und Exklusion

Rudolf Stichweh macht sich in einem Aufsatz mit dem Titel„Inklusion und Exklusion in der Weltgesellschaft – Am Beispiel der Schule und des Erziehungssystems“ Gedanken über das Verhältnis von Ein- und Auschließung aus sozialen Interaktionssystemen. Er beginnt dabei mit der ereignishaften Inklusion bzw. Exklusion von Schülern im Unterricht und landet schließlich doch bei der globalisierten Weltgesellschaft. Sein abschließendes Resümee dabei:„Es handelt sich bei Inklusion und Exklusion um eine Gegenbegrifflichkeit, in der einer der beiden Begriffe der Unterscheidung die Unterscheidung dominiert und den ihm gegenüberstehenden Begriff einschließt. In diesem Fall ist dies der Begriff der Inklusion, weil auch die noch so zugespitzten Exklusionen zugleich in die Form einer Inklusion gebracht werden müssen. Das ist nicht unbedingt eine optimistische Folgerung, weil, wie sich am Fall des Gefängnisses leicht zeigen lässt, die in die Exklusion eingebauten Institutionen der resozialisierenden Inklusion sich vielfach als problemverschärfend erweisen. Aber es ist eine Folgerung, die in zwei Hinsichten Spezifika der Weltgesellschaft sichtbar macht: Erstens führt sie uns einmal mehr vor Augen, wie sehr die Weltgesellschaft ein System ist, das ohne ein soziales Außen operiert, weil es auch die in ihm vollzogenen Ausschlüsse in neuen Formen wieder in sich inkorporiert. Zweitens weist diese Folgerung auf die Dynamik der Weltgesellschaft der Moderne hin. Die brasilianische Favela, die Luhmanns Überlegungen zu Inklusion und Exklusion inspiriert hatte, ist vermutlich nicht, wie Luhmann dies noch gedacht hatte, ein stabil abgesonderter Exklusionsbereich; sie ist vielmehr mitten in der Gesellschaft und mitten in den Städten (in Rio de Janeiro auf den Hügeln innerhalb der Stadt) ein Zentrum des Hervorbringens immer neuer und vielfach devianter Inklusionen und Vernetzungen. Sie unterläuft die funktionale Differenzierung und setzt sie lokal außer Kraft (wie dies die Kurzschlüsse kriminellen Handelns auch anderswo vielfach tun). Aber sie speist das, was sie erfindet, wieder in die Gesellschaft und in deren globale Funktionssysteme ein“
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25. April 2007
von Tom Levold
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Lieber Wolfgang Schäuble,

zugegeben – Ihr Plan, die Fingerabdrücke aller Deutschen in einer Datei zu sammeln, war gar nicht so schlecht, auch wenn das nun schon wieder vom Tisch ist. Aber Kopf hoch. Was sind schon Fingerabdrücke? Das ist doch, mit Verlaub, Technik von gestern. Fingerabdrücke sammelt man doch schon seit fast hundert Jahren. Das ist doch nichts, mit dem sich ein deutscher Innenminister in das Buch der Geschichte einschreibt. Mitten im Leben.
Versuchen Sie es doch mal mit etwas Modernerem. Der Fingerabdruck hilft Ihnen doch nur, Täter zu fangen, wenn sie ihre Tat schon begangen haben, richtig? Und Ihr Wunsch ist doch, die Täter schon zu erwischen, wenn sie noch gar nicht mit der Tat begonnen haben, oder? So verstehen wir jedenfalls Ihr Konzept von präventiver Schuldvermutung. Da hätten wir was für Sie. Die Firma Microsoft hat ja soeben eine neue Version ihres Betriebssystems auf den Markt geworfen, die (mit Hilfe amerikanischer Geheimdienste programmiert!) sicherstellt, dass die Rechner derjenigen Benutzer, die irgendwelche illegalen Programme, Musiktitel etc. auf ihrer Festplatte speichern, mal eben in bestimmten Funktionen vom Hersteller des Betriebssystems stillgelegt werden. Klingelt‘s schon?
Was halten Sie von der Idee, allen Bundesbürgern – am besten gleich nach der Entbindung – einen Chip ins Gehirn einzupflanzen, der es nicht nur erlaubt, alle illegalen Gedanken und Gefühle der Probanden rechtzeitig zu identifizieren, sondern auch noch rechtzeitig (bei entsprechendem Tatvorsatz) die jeweils relevanten motorischen oder geistigen Funktionen per Funksignal einfach stillzulegen? Das würde die Kriminalitätsrate minimieren und die Unschuldsvermutung wieder ein wenig leichter machen. Sprechen Sie doch mal mit den Leuten von Microsoft. Vielleicht können die Ihnen da was basteln.
Und wenn Ihre politischen Partner noch nicht so weit sind: kämpfen Sie wenigstens dafür, jedem Bürger als Tattoo einen Barcode mit seinen persönlichen Daten auf die Stirn brennen zu können. Verbrecher lieben Tattoos, weil das so cool aussieht. Darüber hinaus ist es ein preiswertes Mittel zur Verbrecherjagd. Denn Barcode-Scanner sind nicht nur schon für ein paar Euro zu haben, sondern können auch überall diskret angebracht werden. Ist das nichts?
Eine schöne neue Welt wünscht Ihnen schon jetzt
Ihr systemagazin

24. April 2007
von Tom Levold
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Systemtheorie im klinischen Kontext

Felix Tretter ist klinischer Psychologe, Nervenarzt und leitender Arzt der Suchtabteilung im Bezirkskrankenhaus München Haar. Bei Pabst hat er 2005 eine umfangreiche Studie zur„Systemtheorie im klininischen Kontext“ veröffentlicht, die Rezensent Andreas Manteufel eher kritisch beurteilt:„Sehr ausführlich bereitet Tretter die systemwissenschaftliche Zugangsweise in den ersten drei Einführungskapiteln vor, bis hin zur philosophischen Reflexion. Dem Lesevergnügen entgegen wirken dürfte für viele die methodische Einschränkung auf des Autors Lieblingskind, die Computersimulation. Man gewinnt den Eindruck, dass die vielen Beispiele mehr über die Begrenzungen dieser Methode aussagen, als über ihren Erkenntnisgewinn. Unermüdlich ermutigt Tretter seine Leser, sich einer basalen Mathematik furchtlos zu stellen. Dank des Services im Anhang dürfte ihm das gelingen“
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23. April 2007
von Tom Levold
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Lösungsfokussierte Therapie

Im Heft 1 des Psychotherapie Forum erschien 1999 ein Artikel von Peter Kaimer über„Lösungsfokussierte Therapie“, die er von der„Lösungsorientierten Therapie“ unterscheidet. Der Text ist auf seiner Website auch online zu lesen. Zum benannten Unterschied schreibt er:„Der Titel “Lösungsfokussierte Therapie” ist erklärungsbedürftig. Im anglo-amerikanischen Raum wird seit einiger Zeit, zumindest wenn man die Diskussionen im Internet beobachtet, zwischen lösungsorientiert und lösungsfokussiert unterschieden. Diese Unterscheidung schlage ich auch hier vor. Der Unterschied zwischen Lösungsorientierter und Lösungsfokussierter Therapie liegt einerseits in der Radikalität bezüglich der aktiven Thematisierung von präsentierten Problemen durch die Therapeut/inn/en. Während Lösungsorientierte Therapie hier eine eher “weiche” Linie verfolgt und durchaus bereit ist, das Problemverständnis zu vertiefen, verzichtet Lösungsfokussierte Therapie darauf weitgehend (wobei es vielleicht korrekter wäre zu sagen, dass sie der Versuchung widersteht…). Andererseits kommt bei lösungsorientierter Therapie aber auch der durch die Therapeutin initiierte Einsatz von therapeutischen Techniken, wie sie traditionell von verschiedensten Schulen beschrieben wurden, zur Anwendung (überzeugend verkörpert durch die Arbeit von Bill O’Hanlon …). Damit entspricht diese Richtung auch eher dem Bild, das man sich von einem expertenorientierten Therapieangebot macht, wo erprobte Techniken als Mittel zur Veränderung des Problemzustandes angeboten werden. Mit dem Begriff Lösungsfokussiert beziehe ich mich speziell auf die Konzeption des Brief Family Therapy Center (BFTC- in Milwaukee, Wisconsin, USA), welche vor allem durch die Arbeiten und weltweiten Workshops von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg (…) verbreitet wurden und die im folgenden ausführlich dargestellt werden soll“
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22. April 2007
von Tom Levold
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Systemische Beratung in Organisationen

An der Arbeitseinheit für Medien- und Organisationspsychologie der Universität des Saarlandes (Leitung Prof. Dr. phil. Peter Winterhoff-Spurk) ist aus einem Seminar in Organisationspsychologie im Sommersemester 2005 ein umfassender 148 Seiten starker Reader über„Systemische Beratung in Organisationen“ entstanden, der als PDF online veröffentlicht worden ist. Er orientiert sich stärker an Geschichte, Philosophie und Methodologie der Systemischen Therapie als beispielsweise an der Organisationstheorie, fasst aber die Grundsätze systemischer Theorie und Praxis gut zusammen, ist gut lesbar und bietet eine schöne Orientierung für alle, die sich mit dem Systemischen Ansatz erstmals auseinandersetzen wollen.
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21. April 2007
von Tom Levold
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Ergebnisqualität systemischer Therapie

Unter diesem Titel verfassten Hugo Stefan Grünwald, Uta Hegemann, Tony Eggel und Leo Anthenien 1999 einen„Praxisbericht aus der ambulanten psychiatrischen Grundversorgung des Psychiatriezentrums Oberwallis (PZO) in Brig, Schweiz“, der in der Systemischen Bibliothek zu finden ist:„Die Wirksamkeit von systemischen Therapien wurde mittels eines Qualitätssicherungssystems (QSS) – bestehend aus verschiedenen Selbst- und Fremdeinschätzungsinstrumenten – überprüft. Die 23 untersuchten systemischen Therapien wurden von 5 Therapeuten am Psychiatriezentrum Oberwallis durchgeführt. Ihre durchschnittliche Dauer betrug 10 Sitzungen. Die Mehrheit der 20- bis 40-jährigen Patienten lebte mit ihrem Partner/Partnerin und Kindern zusammen. Die häufigste Erstdiagnose umfasste neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen. Die Patienten zeigten zu Therapiebeginn bei allen 12 Skalen des SCL-90-R auffällige Werte. Sowohl bei den Patienten als auch bei den Systemmitgliedern konnte nach Therapieende im Durchschnitt eine signifikante Besserung der psychischen Belastung festgestellt werden. Bei Therapieaustritt beurteilten im Durchschnitt sowohl Patienten als auch Systemmitglieder die Paar- bzw. Familienbeziehung als verbessert. Bei allen Patienten wurden am Ende der Therapie in den individuellen Problemen, der Entspannung, in Gelassenheit und Optimismus signifikante Veränderungen festgestellt“
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20. April 2007
von Tom Levold
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Rettung der Menschheit

„Ist die Menschheit angesichts des drohenden Kollapses der globalen Ökosysteme und der wieder (wie oft eigentlich noch?) wachsenden militärischen Bedrohung noch zu retten? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Die Wahrscheinlichkeit einer Rettung scheint von Stunde zu Stunde immer geringer zu werden“ So eröffnet Klaus Mücke sein Editorial als Gastherausgeber der neuesten Ausgabe der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung. Von der Rettung der Menschheit ist aber eigentlich nur im Eröffnungsbeitrag von Klaus Mücke selbst die Rede, der sich an die LeserInnen selbst wendet und sich dabei in gewisser Weise des Predigt-Formates bedient:„Wenn Sie den Kontextbezug Ihrer Lebensziele auf das gesamte Universum, das alles Leben auf diesem Planeten hervorgebracht hat, erweitern, können Sie kaum fehlgehen! Sie erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihr in dieser Hinsicht zielorientiertes Handeln für die Menschheit, für Ihr Heimatland, für Organisationen, denen Sie angehören, für Ihre Familie und für Sie selbst positiv auswirkt. Erst dieser Kontextbezug Ihrer Lebensziele ist eine wesentliche Voraussetzung für Sinnerfüllung und Glückserleben“ (S. 82). Ich werd’s versuchen.
Fritz B. Simon konzentriert sich auf die Möglichkeiten der effektiven gewaltfreien Einflussnahme auf gesellschaftliche Verhältnisse am Beispiel der subversiven Kampagnen von Greenpeace und versucht, die Kraft der Subversion auch systemtheoretisch zu reformulieren. Ludwig Paul Häußner macht in einem Beitrag über die selbstständige Schule den Vorschlag, die Bildungsfinanzierung von der Föderung von Schulen auf die Förderung von Subjekten in Form von Bildungsgutscheinen umzustellen und so einen Qualitätswettbewerb von Bildungsanbietern in Gang zu setzen. Wilhelm Rotthaus reflektiert noch einmal die veränderten Bedingungen für Kindheit, die Kinder zwingt, erwachsener zu sein und gleichzeitig Erwachsenen ermöglicht, kindlicher zu sein. Diese veränderten Bedingungen werden auf ihren Zusammenhang mit dem Wandel der Anforderungen an selektive Aufmerksamkeit, Konzentration und Impulskontrolle untersucht.
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19. April 2007
von Tom Levold
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Menschenleben heißt Sterbenlernen

Hubert Markl, emeritierter Professor für Biologie an der Universität Konstanz und ehemaliger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Max-Planck-Gesellschaft, hat im neuen Merkur einen bemerkenswerten Aufsatz mit dem Titel„Menschenleben heißt Sterbenlernen“ verfasst, der sich mit der Todesverleugnung in unserer Gesellschaft beschäftigt:„Die derzeitige Debatte über unsere demographische Wirklichkeit dringt unaufhaltsam aus Forschungsinstituten und Hörsälen in die Medien und erobert die Köpfe derer, die doch längst zugleich Verursacher und Opfer dieser Entwicklung sind. Viele meinen, sich nur um Altersversorgung, Rentensicherheit und Pflegenotstand ängstigen zu müssen. Andere flüchten vor der Wirklichkeit in Nachwuchssehnsüchte oder Schönrederei des Alterns. Aber wer die Menschheit auf längere Sicht überleben lassen will, kann nicht deren weiteres unbegrenztes Wachstum erträumen; und er weiß auch, daß der demographische Übergang in den bevorstehenden Generationen eine Sterbewelle an Alten zur Folge haben wird, die der – zumeist infektionskrankheitsbedingten – Sterbewelle der Jüngsten in früheren Jahrhunderten nicht nachsteht und dennoch nur scheinbar gleicht. Denn wo diese grausam, aber schnell für die unvermeidliche Populationsbegrenzung durch den frühen Tod von Kindern sorgte, die kaum ins Bewußtsein einer Gemeinschaft getreten waren, bringt es der medizinische Fortschritt im Verein mit humanitärer Gesinnung mit sich, daß das Sterben der vertrauten und mitten im Leben der Gesellschaft stehenden Alten viel grausamer hinausgezögert und bis zur Unerträglichkeit verlängert wird. Verbunden wird dies mit dem Todesbekämpfungswahn eines gewichtigen ökonomischen, aber karitativ einherkommenden Sektors, der sich auch an notwendiger Pflege, Betreuung und Behandlung geschickt zu bereichern weiß, während er dabei immer nur von Gottesfurcht und Menschenliebe redet und manchmal geradezu von erhabener Moral trieft (aber oft auch tatsächlich von ihr überzeugt ist)“
Der Beitrag mündet in ein nachdrückliches Plädoyer für die unveräußerbare Verfügung des mündigen Bürgers über sein eigenes Leben und seinen eigenen zukünftigen Tod, gerade auch bestimmt für den Zeitpunkt, in dem er diese Verfügung selbst nicht mehr in eigene Hände nehmen kann:„Es grenzt schon ans Groteske, wenn Grundgesetz und Staat den eigenen Willen von Bürgern in Vermächtnissen und Stiftungswillensbekundungen bis weit über den individuellen Tod hinaus schützten, die Eigenverfügung über Leib und Leben des Einzelnen selbst jedoch für minder beachtlich fänden – eine andere Art, Eigentum über Leben zu beanspruchen, selbst wenn der Einzelne dies als lästiges Verhängnis und Übel empfinden sollte. Wer Selbsttötung aus freier Entscheidung wie eine Geisteskrankheit diffamiert, versucht dem Menschen Würde und Freiheit zu rauben, wenn diese sich gerade im Extremfall bewähren müssen“
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18. April 2007
von Tom Levold
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Kritik der Literatur über die Erblichkeit von Schizophrenie

Der Sammelband über„Schizophrenie und Familie“ aus dem Jahre 1960, der Ende der 60er Jahre von Jürgen Habermas und Niklas Luhmann in der deutschen Übersetzung herausgebracht wurde, ist längst ein Klassiker der Familientherapie-Literatur und gehört zum Kern systemischer Geschichte. Eine Anschaffung empfiehlt sich also für alle, die sich für die Ursprünge der gegenwärtigen Entwicklungen im systemischen Feld interessieren. Der Beitrag von Don D. Jackson, Mitbegründer und Spiritus Rector der Palo Alto Gruppe, zur„Kritik der Literatur über die Erblichkeit von Schizophrenie“ ist auch online zu lesen.
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17. April 2007
von Tom Levold
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Lieber Herr Oettinger,

wir sind – offen gestanden – ein bisschen enttäuscht von Ihnen. Da haben Sie in der letzten Woche mit einer aufrechten Rede Ihren Parteifreund Hans Filbinger zu Grabe getragen und sich damit endlich einmal in der Bundesrepublik auch bei denen bekannt gemacht, die gar nicht wussten, dass es Sie gibt. Und nun dieser Fallrückzieher. Angst vor dem Feind in den eigenen Reihen. Fahnenflucht! Wissen Sie, was Herr Filbinger noch nach Kriegsende mit einem wie Sie gemacht hätte? Gar nicht auszudenken. Also denken Sie lieber noch mal über Ihre Entschuldigung nach. Denn was letzte Woche noch Recht war, kann schließlich heute nicht Unrecht sein.
Mit besten Grüßen

Ihr systemagazin

17. April 2007
von Tom Levold
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„Survival kit“ für die abenteuerlichen Reisen zwischen Familie und Beruf

Matthias Lauterbach ist in der letzten Zeit durch seine beraterischen und publizistischen Aktivitäten in Sachen Gesundheitscoaching verstärkt in der Öffentlichkeit präsent gewesen. In seinem Aufsatz für die Systemische Bibliothek beschäftigt er sich auf angenehm zu lesende und nachdenklich machende Weise mit der Balance von Arbeit und Leben, neudeutsch auch gerne Work-Life-Balance genannt. Wir sind Lauterbach zufolge ständig auf der Reise zwischen den unterschiedlichen Welten und dabei ist insbesondere die Bewältigung der Übergänge von Interesse. Hierfür„survival kits“ zu entwickeln ist sein Anliegen:„Survival kits nimmt man auf Reisen mit, um für den extremen Notfall gerüstet zu sein (Flugzeugabsturz in der Sahara, Reifenpanne am Nordpol…). Je nach Sicherheit des Reiselandes und der Reiseart und je nach dem Absicherungsbedürfnis des Reisenden kommt das Kit zum Einsatz. Wenn wir die unterschiedlichen Lebenswelten wie Arbeitswelt, Familie, Hobby etc., die von Menschen bevölkert werden, mit geographischen Metaphern beschreiben, bietet sich das Reisen als Metapher für den ständigen Wechsel der Menschen zwischen diesen Welten an. Das ist auch nicht abwegig, da viele Menschen tatsächlich zwischen diesen Welten reisen, seien es Arbeitswege oder die Wege zu einem entfernt stattfindenden Bundesligaspiel. In diesem Bild bleibend stellen sich Fragen nach den notwendigen Vorbereitungen für diese Reisen, nach der Ausstattung, dem Kartenmaterial, den Schutzimpfungen etc. und nicht zuletzt nach der inneren, seelischen Vorbereitung und der Konzentration auf die Reise“
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16. April 2007
von Tom Levold
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Hirnforschung und psychische Störungen

Die 200. Rezension, die im systemagazin veröffentlicht wird, stammt von Andreas Manteufel. Er bespricht ein Buch von F. Scott Kraly mit dem Titel„Brain Science and Psychological Disorders: Therapy, Psychotropic Drugs, and the Brain“. Andreas Manteufel ist ein wenig ambivalent:„Um es gleich zu sagen: Das vorliegende Werk glänzt nicht mit neuen Erkenntnissen oder originellen Einsichten, ist aber ein didaktisch und sprachlich gut gestaltetes Buch, das auch Leser mit wenigen Vorkenntnissen in eine schwierige Thematik einführt. Zum Beispiel verbinden kleine Fallvignetten den Text immer wieder mit der klinischen Praxis“ Sein Resümee:„Die Stärke des Buches liegt im Informationsgehalt auf sprachlich einfachem und klarem Niveau. Der Hinweis auf Komplexität und das Nicht-Wissen in der Neurobiologie ist verdienstvoll. Doch die hemdsärmelige Übernahme des pharmakologischen Wirkmodells und der unhinterfragte Pragmatismus (Hauptsache: Gehirnprozesse gezielt verändern) hinterlassen einen unangenehmen Beigeschmack“
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