systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

25. Mai 2007
von Tom Levold
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Luhmanns politische Soziologie

Thomas Krumm bespricht zwei Sammelbände, die sich mit der politischen Soziologie Luhmanns befassen und konstatiert eine grundlegende Ambivalenz in der Rezeption Luhmanns durch die Politikwissenschaften:„Wissenschaftliche Paradigmenwechsel vollziehen sich bekanntermaßen weniger kumulativ als eruptiv. Eine solche eruptive Umwertung politikwissenschaftlicher Forschungsbestände könnte auch Luhmanns politische Soziologie darstellen, die in der posthum erschienenen ,Politik der Gesellschaft‘ Höhepunkt und Abschluss gefunden hat, wenn es nicht immer wieder zu ,Immunreaktionen‘ der Politikwissenschaft gegen systemtheoretisches Subsumieren kommen würde. Mit den beiden aus der Berliner Luhmann-Tagung der DVPW im März 2001 hervorgegangenen Sammelbänden liegt nun ein umfassender Überblick über Stand und Perspektive der Rezeption systemtheoretischen Denkens durch die Politikwissenschaft wie auch über die dadurch ausgelösten Abstoßungsreaktionen vor. Solche ,Immunreaktionen‘ der Politikwissenschaft sind wohl dahingehend zu interpretieren, dass sie nicht recht weiß, ob systemtheoretisches Denken etwas Eigenes oder etwas Fremdes ist“

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24. Mai 2007
von Tom Levold
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Mary Douglas gestorben


Am 16. Mai 2007 ist die englische Sozial-Anthropologin Mary Douglas im Alter von 86 Jahren gestorben. Mary Douglas untersuchte die Art und Weise, in der Menschen ihrer Realität Bedeutung geben und wie sehr diese Realität durch kulturelle Symbole zum Ausdruck gebracht wird. Sie ging davon aus, dass Menschen Bedeutung in einem aktiven Prozess erschaffen und auf diese Weise ihre Kultur und Gesellschaftsform aufrechterhalten. In ihren Büchern versuchte sie, Muster der Generierung von symbolischen Ordnungen aufzuzeigen und zu analysieren. Sie brachte damit soziologische und ethnologische Perspektiven auf spannende und sehr originelle Art in Verbindung. Ihre wichtigsten Veröffentlichungen sind„Reinheit und Gefährdung“ sowie„Ritual, Tabu und Körpersymbolik“, die beide im Suhrkamp-Verlag auch auf Deutsch erschienen sind. Rosmarie Welter-Enderlin hatte Mary Douglas 2001 eingeladen, auf dem Zürcher Kongress über ihre Untersuchungen von Ritualen zu sprechen – Mary Douglas hatte abgelehnt, da sie angesichts ihres Alters von 80 Jahren noch eine ihr wichtige Arbeit zu Ende bringen und dafür alle Kraft einsetzen wollte. Wie sehr sie auch im hohen Alter noch eine unglaubliche Präsenz ausstrahlt, ist in einem Interview zu sehen, das der englische Anthropologe Alan McFarlane dankenswerterweise mit Mary Douglas kurz vor ihrem 85. Geburtstag geführt hat, und in dem er mit ihr über ihr Leben und ihre wissenschaftliche Entwicklung spricht. Einen Ausschnitt aus diesem Interview wird hier gezeigt, das vollständige Interview (von ca. 1,5 Std.), inklusive einer Zusammenfassung auf Englisch finden Sie hier…

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23. Mai 2007
von Tom Levold
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Nachruf auf Tom Andersen

Michael Schlicksbier-Hepp, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie im Reinhard-Nieter-Krankenhaus Wilhelmshaven hat einen ausführlichen Nachruf auf Tom Andersen verfasst, den er freundlicherweise dem systemagazin zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat:„Ich kannte ihn als beeindruckenden Vortragenden und Lehrer von einigen Workshops, die wir in unserer Klinik veranstaltet haben. Seine besondere Art des konzentrierten Zuhörens strahlte eine warme Präsenz sowohl für seine Klienten wie für seine Mitarbeiter aus. Mit absoluter Aufmerksamkeit hörte er auf das gesprochene Wort und beobachtete er auch die nonverbalen Botschaften, die Haltungen und die Anspannung der Mimik. Er bezog sich im Gespräch mit den Klienten und in der Reflektion des Gespräches mit Kollegen vor den Klienten stets auf das, was gesagt wurde und verzichtete auf die Ausbreitung von Spekulationen, die den Klienten zum Objekt machten. So waren ihm psychiatrische Diagnosen auch sehr suspekt und er warnte vor ihren eingrenzenden und verstümmelnden Auswirkungen. Stattdessen ermutigte er seine Gesprächspartner durch taktvolle, aber auch nahegehende Fragen, die ihnen wichtigen Gefühle, Erlebnisse und Bedürfnisse in Worte zu fassen und mit ihm über ihre Bedeutung dieser Wort zu sprechen“
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21. Mai 2007
von Tom Levold
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Mobiles Coaching (das Raumgefühl, die Jurte und die Praxis)

Unter diesem Titel veröffentlicht ein neuer systemagazin-Autor, der Religionswissenschaftler und freiberufliche Berater Robert Kötter aus Köln/Bonn in der Systemischen Bibliothek Betrachtungen über den fixen und mobilen Raum für Beratung und Coaching, inspiriert von Heidegger, Buckminster Fuller, Otl Aicher, Gilles Deleuze und nomadischen Völkern:„Aus der Beschäftigung mit mobilen Räumen entwickele ich eine Skizze von mobilem Coaching. Durch Beispiele aus der Philosophie, aber auch aus nomadischen Kulturen entwickle ich Mobilität als ein tragbares Konzept für psycho-soziale Arbeit. Dabei steht die Frage: „Wie kann Vertrauen und Geborgenheit an einem Ort geschaffen werden, der den Gesprächspartnern neu ist?“ im Vordergrund. Es zeigt sich, dass Rituale eine wichtige Rolle bei der Beantwortung dieser Frage spielen können“
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19. Mai 2007
von Tom Levold
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Tom Andersen gestorben

Tom Andersen, der norwegische Psychiater und Psychotherapeut, ist am vergangenen Dienstag – offenbar nach längerer Krankheit – im Alter von 70 Jahren plötzlich verstorben. Er wäre am 2. Juni 71 Jahre alt geworden. Andersen ist in der systemischen Szene mit seiner Entwicklung des„reflecting Teams“ berühmt geworden, eines Praxiskonzeptes, dass die Vielzahl möglicher Stimmen in einen Beratungsprozess hineinzuholen erlaubt und weithin angewendet wird.
Ferdinand Wolf schreibt über Andersen im Personenlexikon der Psychotherapie: Er„absolvierte nach einer Gymnasialausbildung das Studium der Allgemeinmedizin, das er 1961 abschloss. In weiterer Folge spezialisierte er sich auf den Bereich der Psychiatrie und erhielt schließlich eine Professur für Sozialpsychiatrie an der Universität von Tromsö in Nordnorwegen… In seiner Eigenschaft als Sozialpsychiater und Supervisor beschäftigte sich Tom Andersen von je her mit der praktischen Arbeit von Sozialarbeitern, Kinderschwestern, Physiotherapeuten und Ärzten in Gebieten mit unterentwickelter Infrastruktur. Gleichzeitig bemühte er sich, sein theoretisches und methodisches Repertoire zu erweitern. Dabei stieß er einerseits auf die Physiotherapeutin Aadel Bülow-Hansen, eine Mitarbeiterin des in Norwegen populären Psychiaters Trygve Braatoey. Bülow-Hansen beeindruckte Andersen mit ihren Beobachtungen über Spannungszustände bei physisch oder emotional belasteten Personen und deren Behandlung. Daneben begann er sich mit Gregory Batesons öko-systemischen Ansätzen, den biologischen Theorien Humberto Maturanas, von Foersters und von Glasersfelds kybernetisch-konstruktivistischen Gedanken und den Arbeiten der Mailänder Gruppe um Mara Selvini-Palazzoli auseinanderzusetzen. Ein wesentlicher Impuls ging jedoch von seinen in den 1980er und frühen 1990er Jahren erfolgten Begegnungen mit Harold A. Goolishian vom Galveston Family Institute in Texas aus. Besonders der Ansatz des„Problemdeterminierten Systems“ half ihm im Rahmen seiner praktischen und supervisorischen Tätigkeit beim Verständnis des Umgangs mit sogenannten„still stehenden“ Systemen. D.h., Goolishians Hypothese, das ein Problem ein System konstituiert und nicht umgekehrt, führte bei Anderson zu weitreichenden Schlussfolgerungen. Er ging … dazu über, den Therapeuten und dessen Sicht-, Kommunikations- und Interventionsweisen bezüglich der Klienten … zu hinterfragen und ihm ein„beobachtendes System“ als paradigmatische Alternative anzubieten. Dieses„beobachtende System“ sollte sein Hauptaugenmerk auf die im Hier-und-Jetzt stattfindenden positiven Bemühungen richten. Weiters sollten diagnostische Bewertungen vermieden und positive Zukunftsszenarien und Ideen generiert werden. Da es sich dabei um Konversation in Form von Reflexion handeln sollte, wurde von Andersen dafür der Begriff des„Reflektierenden Teams“ eingeführt, der von da an untrennbar mit seinem Namen verbunden ist. In der Folge seiner Publikationen verbreitete sich dieser Ansatz sowohl in Europa als auch in Amerika und zählt mittlerweile zum Standard systemischer Methodik“
In einer älteren Ausgabe der Zeitschrift„New Therapist“ ist ein Bericht von John Soderlund zu finden, der Andersen auf einer Workshopreise in Südafrika begleitet und interviewt hat.
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16. Mai 2007
von Tom Levold
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Liebe Globalisierungsgegner

natürlich können wir Eure Aufregung darüber, dass in Mecklenburg-Vorpommern Massengefängnisse zur vorbeugenden Inhaftierung von Gewalttätern eingerichtet werden sollen, ein bisschen verstehen. Gefängnisse haben keinen guten Ruf, einverstanden. Aber seht das Ganze trotzdem mal von der sportlichen Seite. Im letzten Jahr haben wir der Welt gezeigt, wir toll wir Deutschen feiern können. Und weil wir nicht jedes Jahr eine Fußball-WM in unser Land bekommen können, müssen wir in diesem Jahr eben aus dem G8-Gipfel das Beste machen. Unser Innenminister, der Wolfgang Schäuble, hat nämlich mit seinem Freund, dem Gerhard Meyer-Vorfelder, gewettet, dass nach dem G8-Gipfel in der Welt keiner mehr an die WM denken wird. Und da ist er doch schon auf dem besten Wege! Aber wenn Ihr denkt, das richtet sich gegen Euch, denkt Ihr verkehrt. systemagazin verfügt über vertrauliche Informationen, dass es sich hier um eine Gefahrenabwehr der besonderen Art handelt. Schäuble hat sich nämlich als Vorsitzender der„Kreativen Projektgruppe der Mehrheitslinie“ (KPDML) innerhalb der CDU vorgenommen, während des G8-Gipfels George W. Bush und seine gesamte Entourage vorbeugend in Gewahrsam zu nehmen, um zu verhindern, dass die USA gewaltsam in den Iran einmarschieren. Dieser Eingriff wird durch das mecklenburg-vorpommersche Sicherheits- und Ordnungsgesetz abgedeckt. Weil die Ingewahrsamnahme für die Betroffenen kostenpflichtig ist, tut er damit nicht nur etwas für den Weltfrieden, sondern bekommen das ganze Geld auch noch von den USA erstattet. Und die können sich gleich einen neuen Präsidenten wählen. Schäuble hat an alles gedacht: weil die Haft in MeckPomm nur 10 Tage dauern darf, sind bereits osteuropäische Geheimknäste zur Weiterverarbeitung gebucht worden – auch die entsprechenden Überfluggenehmigungen sind bereits erteilt. Pfiffig, oder? Nur: das alles darf unser Minister natürlich nicht laut sagen, denn sonst würde Bush gar nicht erst in Heiligendamm auftauchen. Also regt Euch weiter auf, aber verliert nicht die Nerven – es ist nur eine Übung für eine gute Sache.

Euer systemagazin

15. Mai 2007
von Tom Levold
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Integrative Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen

systemagazin begrüßt Birgit Kreipe aus Berlin als neue Autorin. Sie rezensiert ein Buch des Heidelberger Professors für klinische Psychologie Peter Fiedler:„Die Überzeugung, ihre KlientInnen mit einer solchen Diagnose zu verunsichern, dauerhaft zu pathologisieren und zu stigmatisieren, hat viele TherapeutInnen, vor allem in der Vergangenheit, die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung als Bestandteil der eigenen Arbeit verwerfen lassen. Fiedler diskutiert Auswege aus diesem Dilemma, wobei er u.a. die Kommunikation mit den KlientInnen über die Diagnose, Respekt und positive Konnotationen als Bestandteile einer hilfreichen und therapiefördernden Metakommunikation als Alternative zum „Abbruch“ der Kommunikation vorschlägt, die nach Jaspers eine „Diagnose“ eines Menschen unvermeidlich herbeiführt. … Insgesamt ist das Buch lohnend und aufschlussreich für alle, die mit PS arbeiten, für Ausbildungskandidaten und erfahrene TherapeutInnen, es ist aber auch lesbar und verständlich für Betroffene und Nicht- Professionelle. Die ausdrücklich schulenübergreifende, wertschätzende, respekt – und ressourcenorientierte Haltung zum Thema wünscht man sich automatisch bei allen integrativ arbeitenden TherapeutInnen und Beraterinnen“
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14. Mai 2007
von Tom Levold
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Der kleine Unterschied?

Unter diesem Titel veröffentlichten Maria Eißing, Dieter Wälte und Friedebert Kröger 1999„Eine Untersuchung zur geschlechtstypischen Wahrnehmung in Essstörungs- und nichtklinischen Familien“, die in der Systemischen Bibliothek zu lesen ist.„Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage der Bedeutsamkeit des Geschlechts für die wechselseitige Wahrnehmung in der Familie. Die Ausprägungen geschlechtstypischer Wahrnehmungsunterschiede in Essstörungsfamilien (N=76) werden dabei nichtklinischen Vergleichsfamilien (N = 37) gegenübergestellt. Die systemisch- und feministisch-familientherapeutischen Ansätze bilden den theoretischen Hintergrund dieser Untersuchung. Die Beschreibung des familiären Beziehungsfeldes erfolgte mit Hilfe des SYMLOG-Methodeninventars aus Selbst- und Fremdsicht. Das familiäre Interaktionsgeschehen wird dargestellt unter drei Aspekten: Einflussnahme, Zielorientierung und Zuneigung. Entgegen den Erwartungen finden sich keine bedeutsamen geschlechtstypischen Unterschiede auf der Ebene der Einflussnahme, dagegen zeigen sich signifikante Unterschiede bei der Zielorientierung und Zuneigung. Die Wahrnehmungsmuster scheinen ubiquitär zu sein, da sie diagnoseübergreifend auftreten“
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12. Mai 2007
von Tom Levold
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Lieber Heiliger Vater

wir gratulieren zu Deinem Brasilienbesuch und sind glücklich, dass es in dieser unseligen Welt wieder einen Heiligen mehr gibt! Dass es sogar ein echter Brasilianer sein würde, wer hätte das gedacht? Ein wunderbares Gastgeschenk! Antonio Galvão konnte, wie wir hören, an mehreren Orten gleichzeitig anwesend sein, zukünftige Ereignisse vorhersehen und – wenn er betete – über dem Boden schweben. Wahnsinn. Noch toller ist, dass er den Menschen zu ihrem Glück verholfen hat, indem er Gebete und Fürbitten auf Zettel schrieb, diese zu winzigen Papierkügelchen zusammenrollte und die Bittsteller anwies, die Kügelchen zu schlucken. Und das klappte. Für eine Heiligsprechung – finden wir – ist das völlig ausreichend. Schließlich ging es um eine faire Geste gegenüber Brasilien. Allerdings fragen wir uns, ob Du nicht doch noch ein wenig intensiver hättest recherchieren sollen. Unter uns, die Geschichten um Antonio Galvão sind doch alles Märchen. In Wirklichkeit hieß der erste Brasilianer, der an mehreren Orten gleichzeitig war, die nächsten Spielzüge regelmäßig vorhersehen konnte und über dem Boden schwebte, auch ohne zu beten: Pelé. Außerdem hielt er sich nicht mit Papierkügelchen auf, sondern schoss richtige Lederkugeln ins Tor – und machte damit mehr Menschen glücklich als Antonio Galvão in seinem ganzen Leben. Nicht nur in Brasilien, sondern auch in Deutschland. Zum Beispiel im Ruhrgebiet, wo Pelé seit 2005 Ehrenmitglied bei Rot-Weiss Essen ist. Zur Erinnerung: Was sagte Gott, als er das Ruhrgebiet erschaffen hatte?„Essen ist fertig“. Pelé hat das verstanden, Du offenbar noch nicht. Aber vielleicht tun wir Dir ja auch unrecht und Dein Plan steht bereits fest: die Heiligsprechung von Pelé beim Abschlussgottesdienst vor Deinem Abflug nachhause. Dafür betet innigst

Dein systemagazin

11. Mai 2007
von Tom Levold
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Beziehungs-Skripte

Die„Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung“ hat seit den frühen 90er Jahren eine Reihe von interessanten Arbeitspapieren erstellt, die sämtlich online zu lesen sind. Ein Arbeitspapier mit dem Titel„Beziehungs-Skripte““beschäftigt sich mit verschiedenen Fragen, die alle um das Phänomen der (Zweier)Beziehung kreisen, was immer nun eine Beziehung auch sein mag. Wir wissen, daß der Begriff Beziehung kaum zu definieren ist. Auch über innere, äußere oder soziale Merkmale kann nicht hinreichend beschrieben werden, was eine Beziehung denn nun „wirklich“ ausmacht.Wir gehen aber davon aus, daß Vorstellungen von Beziehungen kommunal so stereotypisiert sind, daß es hier nicht zu allzu großen Einschätzungsunterschieden hinsichtlich einer Begriffsbestimmung kommen wird. Die Stereotypisierung ist unserer Ansicht nach sogar derart generalisiert, daß sie sowohl in heterosexuellen als auch in homosexuellen Beziehungen die Interaktionen zwischen den Liebenden
definiert. Somit sind die Unterscheidungen „Er“-„Sie“ in den folgenden allfälligen Beispielen nicht
als Bezeichnungen für die jeweilige biologische Geschlechtszugehörigkeit zu verstehen, sondern als
Rollenstereotyp. Wir verlassen uns also darauf, daß der geneigte Leser und die geneigte Leserin eine hinreichende Vorstellung von demWort „Beziehung“ haben, die sie in glücklicherWeise in den Stand setzen wird, die in diesem Arbeitspapier gesammelten Sprachfiguren über Beziehungen mit Genuß und Gewinn zu lesen“ Wie die Autoren beteuern, ist dieses Arbeitspapier„genau das Richtige für alle Liebenden dieser Erde. Hier wird das Universum von Mythen und Sagbarkeiten gesammelt, das in einer Liebesbeziehung angesagt ist. Hier kann wirklich jede noch was lernen. Ein Arbeitspapier für Glückliche und Unglückliche!“
Der Link zum Text…

10. Mai 2007
von Tom Levold
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Radikaler und gemäßigter Konstruktivismus

Jürgen Hargens nimmt ein Zitat aus dem jüngst an dieser Stelle rezensierten Band von Kirsten von Sydow et al. über„Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie / Familientherapie“ zum Anlass, über die dort aufgestellte These, dass„sich inzwischen in der Systemischen Therapie / Familientherapie größtenteils eine gemäßigt konstruktivistische Haltung durchgesetzt“ habe, nachzudenken. systemagazin veröffentlicht seinen kurzen Beitrag, der als Diskussionsanregung verstanden sein will, in der Systemischen Bibliothek. Erwiderungen und Stellungsnahmen sind herzlich willkommen. Hargens schreibt:„(ich) gehe … davon aus, dass jede Wirklichkeit konstruiert und ihr dann Bedeutung zugeschrieben wird – z.B. die hier vorgetragene Unterscheidung zwischen „hart“ und „weich“. Wobei der radikale Konstruktivismus deutlich darauf hinweist, dass ich, der konstruiert, nicht nur für meine Konstruktion die Verantwortung trage, sondern auch für die daraus entstehenden Folgen/Konsequenzen. Und – so verstehe ich den radikalen Konstruktivismus – meine Konstruktion kommt dadurch ,in ihre Existenz‘, dass ich sie benenne – versprachliche“
Zum Diskussionsbeitrag …

9. Mai 2007
von Tom Levold
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Luhmann und Adorno

Katrin Ischinsky hat 2002 an der Universität Essen über„Die andere Seite der Form. Über das Verhältnis von Kunstwerk und Theorie im Theoriedesign von Adorno und Luhmann“ promoviert. Die Arbeit kann im Netz heruntergeladen werden. Ausgangspunkt der Autorin ist die These,„dass zwei in ihren Überlegungen so unvereinbar geltende Theoretiker wie Adorno und Luhmann in ihren zentralen Aussagen über die Funktion der Kunst zu gleichen Ergebnissen kommen. Sowohl Adorno als auch Luhmann werten die Kunst als diejenige gesellschaftliche Instanz, der allein es möglich ist, eine Beschreibung der ansonsten unerreichbaren Gesellschaft vorzunehmen. Bei Adorno widersetzt sich die Kunst dem UNIVERSELLEN VERBLENDUNGSZUSAMMENHANG der Gesellschaft, indem sie sich als Negation der bestehenden Verhältnisse präsentiert. Die Kunst steht in der ÄSTHETISCHEN THEORIE einer Wirklichkeit gegenüber, in der alles funktionalisiert, austauschbar und beliebig ist. Keine andere Sicht auf die Welt ist mehr möglich als die in den Kategorien von Funktionen. Diesem Verblendungszusammenhang widersetzt sich die Kunst. In den Modalitäten eines Antisystems beschreibt sie die gesellschaftlichen Zustände des Systems KULTURINDUSTRIE in ihrer Gesamtheit und gibt im Zuge dessen den Blick auf die der Kulturindustrie zu Grunde liegenden Operationen frei. Im Fall von Luhmann durchbricht die Kunst die Polykontexturalität der systeminternen Beobachtungen. Die Kunst präsentiert sich im Kontext der Systemtheorie als Paradigma der modernen Gesellschaft, denn sie verwirklicht in Gestalt des Kunstwerks in der Gesellschaft deren eigene Grundlagen in der Dynamik einer spezifischen Kommunikation. Die Kunst gibt den Blick auf all jene universell angelegten systemischen Operationen frei, die in ihren Vollzügen für die Gesellschaft selbst stets unbeobachtbar bleiben“
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8. Mai 2007
von Tom Levold
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Köhler begnadigt

Bundespräsident Horst Köhler ist nach seiner Entscheidung im Falle Christian Klar überraschend von CSU-Generalsekretär Markus Söder begnadigt worden. Söder gab heute in München auf einer Pressekonferenz bekannt, dass er sich damit nicht leicht getan habe. Immerhin gehe es um eine Entscheidung,„mit der in der Tat sehr viele Menschen in Deutschland, aber vor allem in der Union schwerste Bedenken haben“. Allerdings habe er sich bei einem persönlichen Besuch bei Herrn Köhler davon überzeugen können, dass dieser seine zögernde Haltung im Falle Klar mittlerweile aufgegeben habe und aufrichtig bereue. Söder begründete seine Entscheidung mit den Worten:„Weil der Rechtsstaat allen eine Chance zur Resozialisierung geben muss, kann ich das auch dem Bundespräsidenten nicht vorenthalten“ Auf Nachfrage wollte Söder auch nicht ausschließen, dass Köhler bei entsprechender Führung die Kandidatur für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident zugestanden werden könnte.