systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

5. Juli 2007
von Tom Levold
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Verhaltenstherapie, Systemtheorie und die Kontrolle menschlichen Verhaltens

Einen„Beitrag zur Paradigmadiskussion in der Psychotherapie“ nennt Hans Lieb seine Arbeit über Kontrollannahmen in der Verhaltenstherapie und der systemischen Therapie:, die heute in der Systemischen Bibliothek erscheint:„Die wissenschaftlichen Grundlagen und die Menschenbildannahmen der Verhaltenstherapie auf der einen und der Systemtheorie auf der anderen Seite werden im Hinblick auf die Frage einander gegenübergestellt, wie sie sich die Möglichkeit der Kontrolle menschlichen Verhaltens vorstellen. Es wird behauptet, technologische Kontrolle von Verhalten war eines der Hauptziele für die Entwicklung der Verhaltenstherapie. Die Systemtheorie, insbesondere in ihrer Form der Kybernetik II. Ordnung, kommt demgegenüber zum Schluss, die Vorstellung einer Kontrolle menschlichen Verhaltens sei ein epistemologischer Irrtum. Anschließend werden Überlegungen angestellt, wie beide Sichtweisen (Kontrollparadigma – kybernetisches Paradigma) gleichzeitig ihren Platz in psychotherapeutischen Prozessen haben können“
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4. Juli 2007
von Tom Levold
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Gehirn & Organisation

Vom 21.-22. Juni fand in Wiesloch eine Tagung des u.a. von Bernd Schmid und Gerald Hüther begründeten forum humanum mit dem Titel „Gehirn & Organisation – Betrachtungsweisen im Dialog“ (Foto von links nach rechts: Gerald Hüther, Franz Inderst, Bernd Schmid, Harald Welzer) statt. Markus Schwemmle aus München hat einen Tagungsbericht verfasst:„Nun ist die Tagung schon einige Tage vorüber und trotzdem ist sie ganz gegenwärtig. Vielleicht hat dies mit den Referenten der gut organisierten Auftaktveranstaltung und dem vorab gestarteten Dialog im Internet zu tun? Das forum humanum wurde als ein nicht kommerziell motiviertes Bündnis zur Neubelebung von Kreativität und Gestaltungskraft in menschengerechten Organisationen im Januar 2004 gegründet. Mitwirkende sind erfahrene Wissenschaftler und Praktiker, die sich nun das erste Mal im Dialog der Betrachtungsweisen von Gehirn und Organisation mit wesentlichen Themen öffentlich auseinander setzten“
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3. Juli 2007
von Tom Levold
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Evaluitis


Bruno Frey hat den Lehrstuhl für„Theorie der Wirtschaftspolitik und Außermarktliche Ökonomik“ an der Universität Zürich. Auf seiner Website sind über 300 Online-Texte zu lesen, die meisten allerdings in englischer Sprache. Ein ausgezeichneter Beitrag über die verborgenen und gewöhnlich vernachlässigten Kosten fortdauernder Evaluationen in Wirtschaft und Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen ist auch dabei. Diese Art der Evaluation bezeichnet Frey als Krankheit„Evaluitis“:„In soweit diese Kosten nicht berücksichtigt werden, wenn darüber entschieden wird, ob eine Evaluation durchgeführt werden sollte (falls darüber überhaupt noch entschieden wird), wird der Nettonutzen dieses Instrumentes systematisch überschätzt. In diesem Falle werden zu viele und zu intensive Evaluationen durchgeführt als gesellschaftlich sinnvoll wäre. Insofern lässt sich „Evaluitis“ als eine Krankheit bezeichnen. Ich möchte jedoch deutlich machen, dass dies kein Argument gegen Evaluationen an sich ist; in manchen Fällen sind sie notwendig und sinnvoll. Allerdings wird nicht die Auffassung geteilt, die heutigen Evaluationen seien zwar mangelhaft, sollten aber einfach verbessert werden. Die hier vorgebrachten Einwände sind grundsätzlich und lassen sich nicht einfach beseitigen, indem die Evaluationen differenzierter werden. Verbesserte, und damit intensivere Evaluationen können möglicherweise die hier aufgeführten fundamentalen Probleme sogar noch verschlimmern. … Das Instrument der Evaluation verändert das Verhalten der davon betroffenen Personen in systematischer und auch unbeabsichtigter Weise. Es darf somit nicht davon ausgegangen werden, dass sich Individuen (und entsprechend auch Institutionen) infolge einer Evaluation ihr Verhalten in der von den Evaluierten
gewünschten Weise verändern, vor allem zielorientierter und effizienter arbeiten. Vielmehr werden auch unerwünschte Verzerrungen im Verhalten ausgelöst: (A) Eine Konzentration auf das, was gemessen wird; (B) Eine Verdrängung intrinsischer Arbeitsanreize, wodurch vor allem die Originalität betroffen wird; und (C) Eine Manipulation der Kennziffern“
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2. Juli 2007
von Tom Levold
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systeme 1/2007

Schlägt man das neue Heft der systeme auf, wird einem noch einmal angesichts der sechs Nachrufe (auf Insoo Kim Berg, Lyman Wynne, Ivan Boszormenyi-Nagy, Jay Haley, Paul Watzlawick und Tom Andersen) der Verlust deutlich, den die systemische Szene im ersten Halbjahr 2007 erlitten hat. Im Vordergrund des Heftes stehen aber zwei Beiträge über therapeutische Perspektiven im Umgang mit Paargewalt. Arlene Vetere und Jan Cooper fokussieren in ihrem Ansatz auf„Risiken, Verantwortung und Zusammenarbeit“. Haim Omer schreibt in einem gemeinsamen Artikel mit Shlomo Belfer & Lital Mellinger über„Gewaltlosen Widerstand bei der Behandlung geschlagener Frauen“. Peter Kaimer steuert „Überlegungen zur Supervision aus sozialkonstruktivistischer und lösungsfokussierter Sicht“ bei. Die Diskussion über das Lehrbuch von Schweitzer und Schlippe wird auch hier mit einer ausführlichen Kritik von Wolfgang Loth („Anerkannte Störungen. Einige Überlegungen zur Selbstvergewisserung Systemischer Therapie“) geführt.
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1. Juli 2007
von Tom Levold
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Fritz Simon über das Lehrbuch II

Die„Systemische Kehrwoche“ gibt es in der bisherigen Form, in der jeweils ein Autor für eine Woche seine persönlichen Gedanken dem Blog-Publikum mitgeteilt hat, nicht mehr. Stattdessen sind nun alle Autoren des Carl-Auer-Verlages eingeladen, den Blog für Meinungen, Ideen, Diskussionsbeiträge usw. zu nutzen. Fritz B. Simon macht mal wieder den Anfang und nimmt zur Diskussion um das Lehrbuch II von Schweitzer und Schlippe Stellung:„In meiner therapeutischen Arbeit verwende ich Diagnosen in der Regel nicht und brauche sie auch nicht für die Arbeit mit Familien, Patienten oder Kunden. Wo Diagnosen mir aber unverzichtbar erscheinen, ist die Kommunikation mit Kollegen. Erst sie sorgen für die Anschlußfähigkeit im wissenschaftlichen und berufspolitischen Feld. Das Problem besteht darin, dass es einfach nicht wahrgenommen wird, wenn jemand erfolgreich systemisch mit “schweren Fällen” arbeitet, ohne eine entsprechende Diagnose zu verwenden“
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1. Juli 2007
von Tom Levold
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Liebe im Fokus der Paartherapie

systemagazin bringt heute zwei Rezensionen von Wolfgang Traumüller, Pfarrer und systemischer Therapeut aus Worms zum Thema Paartherapie. Er stellt Astrid Riehl-Emdes Buch„Liebe im Fokus der Paartherapie“ vor, das 2003 bei Klett-Cotta erschienen ist:„Die Verfasserin führt mit ihren Buch die seit längerem begonnene, erfreuliche Linie Jürg Willis u.a. fort, Beziehungen nicht mehr ausschließlich pathologie- und defizit-, sondern ressourcenorientiert zu sehen und den Fokus wesentlich auf das zu richten, was sie zustande bringt und zusammenhält. Dafür ist ihr zu danken. Komplexe Forschungslagen sind kenntnisreich und auf die wesentlichen Züge beschränkt dargestellt. Neue Einsichten sind daher nicht zu vermeiden und gute Lesbarkeit ist garantiert“
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Die zweite Rezension gilt Arnold Retzers Buch über„Systemische Paartherapie“, welches bereits 2005 von Rudolf Klein fürs systemagazin besprochen wurde:„Ein außergewöhnliches Buch, zweifellos von einem der ersten und besten Köpfe unter den Vertretern der systemischen Zunft, das kurz nach seinem Erscheinen bereits die 2. Auflage erlebt! Der Leser sei gleich gewarnt. Denn womit auch zu rechnen ist, ist Sex, sind Affären und Konflikte. Und wer aus der spritzigen und witzigen Lektüre dieses neuen Wurfes des Heidelberger Altmeisters der Systemischen Therapie unverändert hervor zu gehen meint, der wird mit sich viel Arbeit haben! Besser und bequemer wäre es allemal, er ließe das Buch genüsslich an und in sich arbeiten“
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30. Juni 2007
von Tom Levold
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Matthias Ochs zur Lehrbuch II-Diskussion

Die kontroverse Diskussion um das Lehrbuch II von Schweitzer und von Schlippe hält an. Matthias Ochs aus Heidelberg, der auch an der Erstellung dieses Buches beteiligt war, verteidigt die Konzeption des Bandes. Erfreulich, dass es endlich eine öffentliche Debatte über die unterschiedlichen Positionen im Hinblick auf die Zukunft der systemischen Therapie gibt. systemagazin freut sich, dafür ein Forum zur Verfügung zu stellen. Matthias Ochs über die Gründe für das Einlassen auf das„störungsspezifische Spiel“ (Antworten werden gerne entgegengenommen):„Auch wenn hinlänglich bekannt ist, dass jenseits des Kontextes der kontrollierten experimentellen Psychotherapieforschung störungsspezifische monosymptomatische Patienten nicht in allzu großer Schar anzutreffen sind, sprechen m.E. mindestens zwei Gründe für einen teilweisen Einstieg von SystemikerInnen ins „störungsspezifische Spiel“: Zum einen profan monetäre und zum anderen inhaltliche Gründe – die aber auch beide irgendwie wieder zirkulär zusammenhängen. Der erste Grund: Da man als SystemikerInnen auch sein Geld verdienen muss, sollten sie sich nicht konzeptionell von der ambulanten und stationären kassenfinanzierten Patientenversorgung abkoppeln: Nicht alle systemischen TherapeutInnen können sich in Führungskräftecoachs und Organisationentwickler verwandeln, in den immer weniger werdenden Beratungsstellen unterkommen oder sich freiberuflich in finanzieller Hinsicht hinreichend etablieren – und auch die Jugendhilfe ist kein systemisches Stellenfass ohne Boden. Der andere Grund: Wie soll sich systemische Psychotherapie weiterentwickeln, wenn SystemikerInnen es gar nicht mehr mit etwa der großen Population an ganz normalen Wald-und-Wiesen-Kassenpatienten mit Angsterkrankungen, Depressionen und psychosomatischen Problemen, die erst gar nicht in der schicken krankheits- und störungsfreien systemischen Privatpraxis auftauchen, zu tun haben?“
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29. Juni 2007
von Tom Levold
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Management: das A und O des Handwerks

Fredmund Malik ist Mitbegründer und Leiter des Management Zentrum St. Gallen, das sich einer systemischen Perspektive verpflichtet fühlt. Winfried Weber rezensiert sein neuestes Managementbuch, das in diesem Frühjahr bei Campus erschienen ist:„Die Komplexität moderner Unternehmen in den Griff zu bekommen, ist die zentrale Frage des Managements des 21. Jahrhunderts. Malik beweist in seinem Buch, dass es Sinn macht, mit dem abendländischen Wissen über Komplexität im Hintergrund, sich auf die Paradoxie des Vereinfachens und Verkomplizierens einzulassen. Malik nimmt den Satz Drop your tools von Karl E. Weick ernst und wendet ihn auch für das kybernetische und systemische Management an. Malik schöpft dabei auch aus einer fruchtbaren Quelle, aus dem Denken von Peter F. Drucker, dem er sein Buch widmet. Druckers Mut bestand darin, jedes Managementmodell einzig und allein an der Wirksamkeit in der Praxis zu messen. Management ist Handwerk und Praxis, eher Kunst als Wissenschaft, reine Konstruktion und keinesfalls mehr im Ursache-Wirkungs-Modus anwendbar. Lassen wir uns überraschen, wie Maliks Injunktionen, seine To-Do-Listen, was wann zu tun ist, wie Maliks systemisch reflektiertes Managementmodell in der Paradoxie ganz klarer sozialer (und nicht ökonomischer) Regeln die Praxis des Managens verändert“
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27. Juni 2007
von Tom Levold
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Liebe und Lust

Unter dieser Überschrift hat Astrid Riehl-Emde, Paartherapeutin und stellvertretende Leiterin am Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie in Heidelberg, 2003 einen Vortrag bei den Lindauer Therapiewochen gehalten, der auch online zu lesen ist:„Sexualität kann zu einem prototypischen Weg persönlichen Wachstums offenbar dann werden, wenn Paare das Risiko eingehen, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu verlassen. Dabei geht es ganz wesentlich um das Spannungsfeld von ungelebter Phantasie und gelebtem Verhalten, wie ein neuer sexualtherapeutischer Ansatz zeigt (Schnarch; Clemen). Inhaltlich und emotional stehen Paare dabei vor der angstmachenden Herausforderung, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer beiden sexuellen Spektren neu auszubalancieren. Es geht um die Nutzung eines Entwicklungspotentials, das in der sexuellen Differenz liegt, also genau in dem Segment des erotischen Potentials, das bisher nicht miteinander geteilt bzw. gelebt wurde. Lebendige sexuelle Lust und Leidenschaft haben also – bei aller Unberechenbarkeit – auch etwas mit individueller Differenzierung zu tun. Es ist dabei keineswegs das Ziel, die beiden Spektren deckungsgleich zu machen, allenfalls den gemeinsamen Bereich etwas zu vergrößern. Es geht v.a. darum, wieder ein Bewußtsein dafür zu schaffen, daß das sexuelle Spektrum jeder Person noch mehr umfaßt als das, was geteilt wird. Es wird also etwas „gezündelt“ mit der Fremdheit beider Partner. Die Paradoxie der gemeinsamen erotischen Entwicklung – gleichsam eine Schwellensituation und ein zentrales Element von Beziehungswandel, nicht nur von erotischer Entwicklung – besteht darin, daß die bisherige Gemeinsamkeit (der Kompromiß) erst einmal aufgekündigt werden muß, damit sie auf einer anderen Ebene neu entwickelt werden kann. Dieser Entwicklungsschritt geht mit Risiken einher, ist faszinierend und ängstigend zugleich, und oftmals überwiegt die Angst vor dem Verlassen der sicheren Basis. Deswegen wird ein solcher Schritt meist nicht freiwillig gemacht, sondern ausgelöst durch äußere Ereignisse/Krisen, denen man nicht mehr ausweichen kann. Es gilt zu Recht als Risiko, daß das Trennende die Gemeinsamkeit überwiegen kann“
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25. Juni 2007
von Tom Levold
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Michael Hoyt: The Present is a Gift

„Der Kreis derjenigen, denen Michael Hoyt hierzulande ein Begriff ist, dürfte bislang noch umgrenzt sein, am ehesten zu finden bei denen, die sich im Bereich ressourcen- und lösungsorientierter Kurztherapien auskennen. Dies könnte daran liegen, dass sein Wirken mehr „der Sache“ dient als dem Marketing für eine mit seinem Namen verknüpfte Schule“, findet Rezensent Wolfgang Loth, und ist der Meinung, dass diesem Umstand schnell Abhilfe zuteil werden sollte. systemagazin bringt einen ausführlichen Rezensionsaufsatz von drei Hoyt-Büchern anlässlich seines letztes Werkes mit dem Titel„The present is a gift: mo‘ better stories from the world of brief therapy“, das in einem Selbstverlag erschienen ist:„In diesem, dem bislang neuesten Band versammelt Hoyt wieder eine Reihe von Buch- und Zeitschriftenbeiträgen, darunter auch wieder einige Interviews. Der in den bisher vorgestellten Bänden zum Tragen gekommene Geist setzt sich nahtlos fort und lässt eine ungemein ansprechende und anregende tour d’horizon zu Fragen narrativer Therapien entstehen. Selten habe ich so einleuchtende – ich möchte fast sagen: befreiende – Beiträge über Gegenübertragung oder Rehabilitation gelesen wie hier. Gegenübertragung diskutiert Hoyt unter der Überschrift „Beziehung: das zweischneidige Geschenk der Präsenz“. Das ursprüngliche „Vorsicht!“ des Gegenübertragungskonzepts wird ergänzt durch einen Blickwinkel, der die Möglichkeiten der Humanität und Kreativität in helfenden Beziehungen betont. Und wie könnte ein narrativ-konstruktionistischer Beitrag über Rehabilitation besser überschrieben sein als mit „Einige Dinge, die ich von FreundInnen und KlientInnen über Empowerment und Rehabilitation gelernt habe“?! Hier entwickelt sich ein in sich stimmiger, ermutigender und glaubwürdig das Zusammenwirken beschreibender Gedankengang. Allein diese beiden Beiträge lohnten das Buch.
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23. Juni 2007
von Tom Levold
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Vaterverlust und männliche Triade

Unter diesem Titel befasst sich Joachim Modes, Psychotherapeut aus Radolfzell am Bodensee, 1998 mit der„Bedeutung des Vaterverlustes in der Rekonstruktion von männlichen Biographien“. Sein Buch ist im LIT-Verlag erschienen. In der System Familie erschien 1999 ein gleichnamiger Aufsatz, der in der Systemischen Bibliothek online zu lesen ist:„Entlang der Rekonstruktion von drei Fallmonographien von Söhnen (geboren 1925), die ihren Vater vor der Pubertätszeit verlieren, wird gezeigt, welche Coping-Konstrukte diese bei ihrer Biographiegestaltung entwickeln. Für die Verarbeitung dieses sozialisatorischen Bruches zeigt sich, dass die Transformation der Bedeutung des Vaters zu a) einem überbedeutsamen Anderen und b) die Unabgeschlossenheit der „männlichen Triade“ (Vater-Sohn- Mann) die Problematik der Vaterdefizienz biographisch überformen. Hieraus ergibt sich eine Veränderung des Traumaverständnisses für den Sohn: nicht der Verlust des erlebten Vaters ist primär determinierend, sondern der Mangel an vaterrepräsentierter vorweggenommener Zukünftigkeit erschwert die geschlechtliche Identifikation und die sozialisatorische Autonomisierung. Daraus ergibt sich die Hypothese, dass Momente von Vaterhaftigkeit gegeben sein bzw. entwickelt werden müssen, an denen die männliche Triade der vaterdesertierten Söhne synchronisiert werden kann“
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22. Juni 2007
von Tom Levold
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Der Blickwinkel machts… Fortführung der Lehrbuch-Diskussion

In der Diskussion des Lehrbuches über störungsspezifisches Wissen hat sich jetzt auch Jürgen Hargens mit einem Beitrag zu Wort gemeldet. Er schreibt u.a.:„Natürlich – da stimme ich Lothar Eder zu – auch systemische PsychotherapeutInnen arbeiten nicht außerhalb sozial konstruierter Wirklichkeiten. Für mich lässt die Perspektive, mit der ich schaue, Unterschiedliches zu. Und ich bedaure, dass die systemische Idee in meinen Augen mit der Anpassung (mir fällt kein „passenderes“ Wort ein) an den ICD-10, mit der Orientierung an traditionellen Überzeugungen dabei sein könnte (oder schon ist), Wesentliches ihres Grundverständnisses aufzugeben. Wenn Lothar Eder anmerkt, es sei ein gutes Ziel, „systemisches Denken und Handeln in den Chor der Psychotherapieverfahren einzubringen“, dann stimme ich ihm zu, doch was, wenn der bestehende Chor klare Bedingungen stellt? Was geschieht, wenn im Chor nur klassische Stücke gesungen werden und die Neumitglieder moderne Komponisten singen wollen? Und wieso gibt es nur den einen Chor? Und was ist, wenn ich lediglich zum Chorgesang tanzen möchte? Anders gesagt – ich finde an der ganzen Debatte sehr hilfreich, dass sie wieder grundsätzliche Fragen aufwirft, zum einen die grundsätzliche Frage, was systemisches Denken ausmacht (und ob bzw. inwieweit es sich in andere Konzepte einbinden lässt) und zum anderen die berufspolitische Frage, wie welches Ziel im politischen Feld erreicht werden soll. Und das Ziel ist mir unklar – Anerkennung um jeden Preis?“
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21. Juni 2007
von Tom Levold
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Ein Blick in Luhmanns Zettelkasten

Im Medien-Blog media-ocean des Medienwissenschaflers Steffen Büffel bin ich auf dieses schöne Luhmann-Video bei youtube gestoßen, in dem Niklas Luhmann seinen Zettelkasten vorführt. Das Ganze ist ein Ausschnitt aus einer Fernsehdokumentation von 1973 von Thomas Strauch und Ulrich Boehm für die ARD („Niklas Luhmann – Beobachter im Krähennest“), die auch heute noch als Video erhältlich ist (s. nebenstehenden Link).