systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

6. September 2007
von Tom Levold
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Noch mehr Landkarten :-)

Michael White ist ein großartiger Autor – und Wolfgang Loth ist ein großartiger Rezensent. Im Mai ist Michael Whites neues Buch mit dem Titel„Maps of Narrative Practice“ erschienen und systemagazin freut sich über die sehr ausführliche und tiefgehende Besprechung von Wolfgang Loth, die diesem Buch hoffentlich auch hierzulande ein breites Publikum beschert:„Das Dekonstruieren vorgegeben erscheinender Verhältnisse und Beschränkungen ist die Leitlinie. Die Idee eines isolierten Selbst findet in diesem Ansatz keinen Anklang. Identität gilt als sozialer Prozess, ein fortwährendes Erschaffen neuer Momente von erfahrener Lebenswirklichkeit. Zugehörigkeit, aufeinander Verweisen und sich Berücksichtigen sind dann Ausdrucksformen von Identität. Bedeutsamkeit ist dann keine Erhöhung über andere, sondern Erfahren von Zugehörigkeit und Wert im Leben von anderen. Trotz der Distanz, die dieser Ansatz und dieses Vorgehen zu Fachwissen über andere hält, zu Diagnosen also, zu Störungsbegrifflichkeiten, Therapieplänen und erst recht zu Therapiemanualen, wirkt Whites Vorgehen in keiner Weise abgehoben oder beliebig. Im Gegenteil, obwohl White sich in Gesprächen explizit als jemanden bezeichnet, der sich nicht auf Diagnosen einlasse, und obwohl sich das Konzept des „rich story development“ kaum mit den eingrenzenden Bemühungen jeglicher Diagnose zusammenbringen lässt, trotz alledem wirkt sein Vorgehen dermaßen passend auch und gerade im Hinblick auf geäußerte Klagen und Beschwerden, dass es schon erstaunt. (…) Ich bin beeindruckt von diesem Buch, von der Klarheit seiner Sprache, seiner Unmittelbarkeit, vom Feingefühl, das im beschriebenen Wirken des Autors an jeder Stelle erkennbar wird, von seiner politischen Bewusstheit, von seiner Genauigkeit und Einfachheit. Ein bewegendes Buch. Ich empfehle es sehr“
Zur vollständigen Besprechung (übrigens die 230ste im systemagazin) …

5. September 2007
von Tom Levold
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Landkarten für die USA

Ein Fünftel der Einwohner der USA ist nicht in der Lage, die Lage der USA auf einer Weltkarte zu bestimmen. Wie das Online-Magazin Telepolis berichtet, wurde nun die Ursache dieses Problems bekannt. Bei der Wahl zur„Miss Teen“ stellte die Kandidatin von South Carolina, Lauren Caitlin Upton, fest, dass die Bürger der USA einfach zu wenig Landkarten haben. Das ist nicht nur äußerst überraschend, sondern auch äußerst positiv, haben wir es hier doch endlich einmal mit einem USA-Problem zu tun, das lösbar erscheint. Sofort hat sich eine wunderbare Initiative gebildet, die unter dem Titel „Maps for Us. The Children of America need Maps“ die Bürger der Welt bittet, den Amerikanern mit Landkarten aller Art zu helfen. Dieser Bitte wird fleißig nachgekommen. Bei Erfolg könnte sogar der alten Forderung zum Durchbruch verholfen werden, dass amerikanische Präsidenten nur die Invasion von Ländern befehligen dürfen, die sie auch zweifelsfrei auf einer Weltkarte bestimmen können. Helfen Sie mit! Mailen Sie Karten!

4. September 2007
von Tom Levold
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Was wir vom Lernen zu wissen glauben

Unter diesem Titel ist 2003 in„Report. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung“ ein Aufsatz des immer faszinierenden und klugen Siegfried J. Schmidt (Foto: Halem-Verlag) erschienen, der sich mit den schwierigen Lernverhältnissen beschäftigt. Damit sind für ihn schwierige Beobachtungsverhältnisse gemeint, schwierige Orientierungsverhältnisse, schwierige Beeinflussungsverhältnisse, schwierige Wissensverhältnisse und schwierige Entscheidungsverhältnisse. Der Aufsatz beginnt folgendermaßen:„Kultürlich – ich borge diesen Ausdruck von P. Janich – wissen wir, was ,Lernen‘ ist. Schließlich gehen wir jeden Tag damit um, schreiben es uns und anderen zu oder ab, besuchen besondere Orte des Lernens wie Schulen, Bibliotheken, Universitäten usw. Wir gehen mit diesem Begriff im Alltag ebenso sicher um wie mit anderen wichtigen Begriffen, wie z. B. Gedächtnis und Verstehen, Wissen und Kultur, Kommunikation und Wirklichkeit, und das ohne Explikation und Definition – oder gerade deswegen? Wissenschaftliche Bemühungen um eine zumindest inreichende Definition solcher Begriffe tun sich da viel schwerer. Verschiedene Disziplinen bieten sehr unterschiedliche Definitionen von Lernen an, die sich nicht zu einer kohärenten Gesamtdefinition synthetisieren lassen. Das verwundert den Beobachter solcher Bemühungen auch keineswegs; hat doch jede Disziplin bei der Verwendung dieses Begriffs einen anderen Referenzbereich im Blick, der von physiologischen über psychologische bis hin zu sozialen, kulturellen und ökonomischen Aspekten reicht. Mit anderen Worten, jede Disziplin selektiert mit Hilfe des Begriffs Lernen andere Phänomenbereiche, die dann als ,Lernen‘ konzipiert werden. Im Unterschied zu solchen einzelwissenschaftlichen Versuchen, inhaltlich bestimmen zu wollen, was Lernen ,ist‘, soll im Folgenden darüber nachgedacht werden, wie wir über ,Lernen‘ reden und welche Plausibilität ein solcher Diskurs erreichen kann“
Zum vollständigen Aufsatz…

3. September 2007
von Tom Levold
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Die anderen Seiten der Krise: Bindungen, Gewohnheiten schaffen Sicherheit und zugleich Freiraum

Für das systemagazin hat Gerda Mehta aus Wien einen Artikel über den Umgang mit Krisen verfassst, der in der Systemischen Bibliothek zu finden ist:„Biografien verlaufen bei vielen Menschen nicht geradlinig oder vorhersehbar. Sie sind zwischenmenschlich oft schwierig mit den Nächsten abzustimmen. Das schafft Spannungen in Familien, Gemeinschaften und Gesellschaften. Politische, ökonomische und technische Errungenschaften reichen in ihrem Einfluß tief in unsere Persönlichkeit hinein. Historische, gesellschaftliche, berufliche, familiäre und biografisch bedingte Umbrüche fordern von uns Umorientierungen. Diese sind nicht immer willkommen. Wir wollen uns manchmal dem schier unabwendbaren, auf uns Zukommendem widersetzen. Wir werden zu Umbrü­chen gezwungen, die wir nicht akzeptieren wollen. Dies hinterlässt seelische Narben. Wenn auch nur kleine Chancen des Anhaltens des Befürchteten gesehen werden, fühlt sich das wie eine Krise an. Krise bringt eine rebellische Energie mit sich. Sie macht deutlich, was Menschen wollen oder eben gerade nicht wollen und akzeptieren. Widerstand stellt sich wie automatisch ein. Zur Begleitung von Menschen, die in Krisen geraten, braucht es vor allem Feinfühligkeit zur (Wieder)Erlangung des Notwendigen und beim Aufspüren des auch unter anderen Umständen wieder Möglichen. Aus der Hand nehmen und Retten sind nicht immer sich positiv auswirkende, nachhaltig akzeptable Interventionen“
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2. September 2007
von Tom Levold
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Das unbehagen in der (psychotherapie-)kultur

Das Motiv des Symposiums „Das Unbehagen in der (Psychotherapie-) Kultur“, das am 17./18. März 2006 in Bonn stattfand, war einfach wie nachdrücklich: es ging um die Überwindung der psychotherapeutischen Schulen und gegen die politischen und wissenschaftlichen Trends einer mehr und mehr empiristischen Psychotherapie. Doch dann geriet das Symposium mitten ins Zentrum psychotherapie-politischer Turbulenzen. Zeitgleich war der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (G-BA) mit der Neukonzipierung der Psychotherapierichtlinien befasst, in der es um nicht weniger ging, als den Verfahrensbegriff der Psychotherapie zugunsten von „Methoden und Techniken“ aufzulösen. Zudem sollte die Anerkennung dieser selektiven Methoden und Techniken an die Wirksamkeit bei häufig vorkommenden psychischen Störungen gekoppelt werden. Hier sahen sich die Teilnehmer des Symposiums in ihrer psychodynamischen, humanistischen oder systemischen Tradition aufgerufen ein Zeichen zu setzen. Sie setzten die „Bonner Erklärung“ auf, die sich gegen das Vorhaben des G-BA wendet. In den darauf folgenden Wochen unterzeichneten mehr als 3.000 Psychotherapeuten diese Erklärung – etwa 10% der gesamten Psychotherapeutenschaft! Darin wenden sich die Unterzeichner im Kern „gegen die Zergliederung von Psychotherapieverfahren in Verfahren, Methoden und Techniken und gegen die ausschließende, diagnosebezogene Zuordnung von Psychotherapieverfahren“. Der vorliegende Tagungsband ist somit das Kompendium einer Psychotherapiekultur – gegen jenes Effizienzdenken in der Psychotherapie, das fern ganzheitlicher Zusammenhänge agiert. Die vielgestaltigen Referatsthemen bündeln sich in einem der Grundthemen von Psychotherapie: systemische Perspektive versus mechanistisches Naturverständnis. Es geht u.a. um jene Aspekte, die aktuell das Selbstverständnis von Psychotherapie ausmachen und zukünftig zur Integration der Therapieverfahren beitragen können.
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1. September 2007
von Tom Levold
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neue Wege der Terrorabwehr


Bundesinnenminister Schäuble, der in den letzten Tagen unter heftige Kritik geraten war, hat seine Pläne zur Online-Durchsuchung fallen gelassen. Stattdessen hat er gestern auf einer Pressekonferenz eine wesentlich ausgereiftere Alternative vorgestellt. Ab heute, dem 1.9.2007 werden per Erlass des Innenministeriums bei allen Bürgern, die terroristischer Aktivitäten oder der Zugehörigkeit zu verbrecherischen Organisationen verdächtig sind, vorhandene Computer beschlagnahmt und durch ein eigens entwickeltes Rechnermodell ausgetauscht, das den Verdächtigen kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Diese Rechner (s. Abb.) sind mit moderner Apfel-Software ausgerüstet, beherrschen die vier Grundrechenarten und verfügen, so Schäuble, über ein einfaches Deutschlernprogramm, was die Kommunikation mit den Verdächtigen erleichtern soll, die in der Regel einen Migrationshintergrund haben. Der Rechner ist mit dem Internet verbunden, allerdings ist das eingebaute E-Mail-Programm auf den Empfang von Behörden-E-Mails des Innenministeriums beschränkt, die zukünft nicht mehr eigens gefälscht werden müssen. Wird eine beliebige Internet- oder E-Mail-Adresse eingegeben, wird automatisch die extra für diesen Kundenkreis neu eingerichtete Vermittlungsstelle des Innenministeriums angewählt, die mit altbewährten Fachkräften besetzt worden ist (s. Foto). Diese so einfachen wie genialen Maßnahmen machen den Einsatz von gefälschten E-Mails oder die komplizierte Entwicklung von Spionage-Software ab sofort überflüssig. Entsprechend groß ist die positive Resonanz auf diese neue Vorgehensweise in der Verbrechensbekämpfung bei den Regierungsparteien wie in der Opposition. Der erste Rechner dieser Baureihe wurde übrigens dem Bundesinnenminister persönlich ausgehändigt, der die einfache Bedienbarkeit gelobt hat:„Ich freue mich, dass ich jetzt jederzeit sofort mit meinem Amt verbunden werde und Bedienungsfehler kaum noch möglich sind!“

31. August 2007
von Tom Levold
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The Deconstructive and Reconstructive Faces of Social Construction

In der allerneuesten Ausgabe von FQS, dem unbedingt lesenswerten (und dem Konzept der konstenfreien Open-Source-Bewegung aktiv verpflichteten) Online-Magazin„Forum Qualitative Sozialforschung“ erschien gestern (aber schon unter dem Datum Januar 2008) ein interessantes Interview mit einem der bedeutsamsten Begründer des Sozialen Konstruktionismus, Kenneth Gergen. Das Interview führte César A. Cisneros-Puebla im Oktober 2005 während eines Psychologie-Kongresses in Mexiko in angenehmer Atmosphäre:„Our interview took place in the lobby of the hotel where Kenneth and his wife Mary were staying. During the interview Kenneth and I sipped our drinks while a pianist provided pleasant background music“ Zum Interview selbst, das in englischer Sprache zu lesen und mit einer Einführung von Robert B. Faux versehen ist, heißt es im abstract:„In his eloquent and unambiguous style Gergen speaks out about critical realism, rationality, truth claims, grounding and other scientific and human beliefs. Firmly based in the constructionist perspective of ethics, Gergen leads us to examine relevant epistemological questions such as solipsism and the value of prediction, the searching for foundations, and the radical and retro pendulum in the sociology of knowledge. The ‚conversational reality‘ performed in this piece is just a small part of our cultural complexity“
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30. August 2007
von Tom Levold
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Da lacht der Taliban

Lieber Wolfgang Schäuble,
Ihre Idee, mit Hilfe gefälschter Behörden-E-Mails Schnüffel-Software auf die Rechner des organisierten Verbrechens zu installieren, finden wir hinreißend. Auf so etwas muss man erst einmal kommen. In den USA nennt man so etwas wohl„intelligence“. Immerhin. Allerdings finden wir es nicht ganz so schlau, diese Idee auch noch in der Öffentlichkeit auszuposaunen. Wo doch ohnehin schon ein gewisser Anteil der Bevölkerung öffentliche Verlautbarungen für irgendwie gefälscht hält. Das fördert sicherlich nicht das Vertrauen in Behörden-E-Mails. Deshalb möchten wir Ihnen dringend empfehlen, besonders gute Betreffzeilen zu erfinden, um Terroristen und andere Verbrecher dazu zu bringen, die von Ihnen versandten E-Mails trotz des verdächtigen Absenders zu öffnen.„Ficken wie ein Weltmeister“,„Legal Software Sales“ oder„60 minutes and $500, keep your winnings“ haben ohnehin keine Chancen mehr, dem Daten-Papierkorb zu entrinnen. Wir möchten Ihnen und Ihrer Fälscherwerkstatt daher ein paar Tipps geben, wie Sie Ihre Zielgruppe dazu bringen können, Ihre Mails trotzdem zu öffnen. Wie wär‘ es mit„In’s Paradies mit Selbstmordattentaten in 3 Sekunden“,„Neues Handbuch der Schutzgelderpressung“,„Wie bombe ich mich ins Innenministerium?“ oder„Da lacht der Taliban“?

29. August 2007
von Tom Levold
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Kurz(zeit)coaching mit Langzeitwirkung

Insoo Kim Berg, die am 10. Januar dieses Jahres verstarb, hat im Jahre 2005 gemeinsam mit dem Baseler Coach Peter Szabó ein kompaktes Buch über„Brief Coaching for Lasting Solutions“ verfasst, das im Jahre 2006, von Brigitte und Hartwig Eckert ins Deutsche übersetzt, im verlag modernes lernen unter dem Titel„Kurz(zeit)coaching mit Langzeitwirkung“ erschien. Thomas Webers hat es rezensiert und stellt fest:„Wirksames Coaching muss weder lang noch kompliziert sein. Die Wirksamkeit des Coaching zeigt sich schließlich einfach darin, dass die Kunden ihre Ziele so rasch wie möglich erreichen und sie sich dabei selber weiter entwickeln können. Genau dies zeigen Szabó und Berg in ihrem Buch auf. Sie geleiten die Leser Schritt für Schritt durch den Coaching-Prozess, beschreiben die einzelnen Phasen, zeigen auf, was es zu beachten gilt, demonstrieren an Fallbeispielen, wie es funktioniert und wie Kurz(zeit)coaching und Langzeitwirkung zusammengehen. … Die Darstellung ist sehr praxisnah und pragmatisch orientiert. Wissenschaftliche Tieferlegungen fehlen, dafür wird Schritt für Schritt – auch an Auszügen von Gesprächsprotokollen – gezeigt, wie der Coach lösungsorientiert vorgeht. Kleine Vignetten mit Sprichwörtern oder Zitaten sowie Textkästen mit Tipps, Fallbeispielen oder Reflexionsfragen lockern den Text auf und machen das Buch angenehm lesbar“
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28. August 2007
von Tom Levold
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Die „Wirklichkeit der Person“. Über ein radikales Ausschöpfen des personenzentrierten Ansatzes

Unter diesem Titel hat Christiane Geiser 1999 eine Arbeit veröffentlicht, die auf einem Vortrag basiert und in der sie konstruktivistische und systemische Konzepte mit dem personenzentrierten Ansatz von Carl Rogers in Beziehung setzt. Der Aufsatz erschien in den GFK-Texten und ist auch online zu lesen. Im abstract schreibt sie:„Die Frage, was denn nun ‚wirklich‘ sei, würde der Konstruktivist Heinz von Foerster als eine der ‚unentscheidbaren Fragen‘ bezeichnen, mit deren Beantwortung wir nichts über ‚die Wirklichkeit‘ aussagen, aber viel über unsere grundlegenden Annahmen und Glaubenssysteme und deren Einfluss auf unsere Praxis. Carl Rogers, der Begründer des personzentrierten Ansatzes, hat sich eindeutig für eine Antwort entschieden. Er plädiert in seinem Lebenswerk unermüdlich für diesen allerersten Schritt der radikalen Toleranz: immer zuerst zu akzeptieren und zu verstehen versuchen, wie die individuelle Wirklichkeitskonstruktion und das Selbst- und Weltverständnis des anderen aussehen. Dann ebenso sorgfältig zu beobachten, wie ich selber meine ‚Wirklichkeiten‘ hervorbringe. Dann – erst dann! -‚weitergehen‘: sich in einem dialogischen Akt zueinander in Beziehung setzen, zum Zweck von Veränderung, Heilung und Wachstum in der Psychotherapie, zum Zweck von Konsensfindung und Kreativität im politischen und sozialen Feld. Ich plädiere in diesem Vortrag dafür, diese verschiedenen Wirklichkeiten ganz auszuschöpfen (vor allem auch ihre körperliche Dimension) und darüber hinaus den traditionell individuumzentrierten Charakter des personzentrierten Ansatzes auszudehnen: eine Blickwinkel-Korrektur von der Egozentrik zur Relationalität und eine Revision des Selbst-Begriffs können der ‚Wirklichkeit‘, in der wir im ausgehenden 20. Jahrhundert leben, dienlich sein“
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26. August 2007
von Tom Levold
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Frauenkörper – Männerblicke

Wie oft hatten Sie eigentlich diesen Sommer Gelegenheit, sich in der Sonne zu bräunen? Oder sich Bräunende zu beobachten? Oder dabei beobachtet zu werden? Wenn die Antwort„häufig“ lautet, wird es nicht gerade hierzulande gewesen sein. Die irreführende Geschlechtsneutralität der einleitenden Fragen täuscht übrigens darüber hinweg, dass das Oben-ohne in der Sonne liegen und das Betrachten dieser Tatsache durchaus ein Gender-Phänomen ist, was den Titel des Buches„Frauenkörper – Männerblicke“ rechtfertigt (auch wenn es natürlich auch einen Gegenpart„Männerkörper – Frauenblicke“ geben dürfte). Der brillante französische Soziologe Jean-Claude Kaufmann, der auch schon wunderbare mikrosoziologische Studien über die schmutzige Wäsche im Haushalt, das Kochen und „den Morgen danach“ verfasst hat, hat über„die Soziologie des Oben-ohne“ ein Buch verfasst, das wie seine anderen Werke im Universitätsverlag Konstanz erschienen ist, mittlerweile in der zweiten Auflage. Oliver König, der selbst ein soziologisches Werk über Nacktheit veröffentlicht hat (das man bei ihm selbst übrigens noch beziehen kann), hat das Buch rezensiert:„’Aber das Oben-Ohne, also wirklich‘ …, das fanden nicht nur viele der Befragten, sondern das werden auch viele aus der akademischen Zunft denken, während sie aus maximaler Entfernung vom Strand, Ort der besagten Handlung, durch die Fenster ihrer tristen Büros schauen. Denn darum geht es, oberflächlich betrachtet: Um den Körper der Frau, genauer um ihren nackten Busen, sein Volumen, seine Höhe und Beweglichkeit, und um die Kunst, vor allem der Männer, zu sehen, ohne zu sehen. Kaufmann zog mit fünf seiner MitarbeiterInnen aus, um an den Stränden der Bretagne und der Normandie sowie auf den Liegewiesen einiger städtischer Parks ca. 300 Frauen und Männer zu befragen, einzeln oder in Gruppen, geschlechtshomogen oder -heterogen, als Paare, als Familien mit Kindern und Großeltern. (…) Zwar sei es nicht das Ziel dieser Arbeit gewesen, ‚die Befragten zu entlarven‘, zugleich wird, ähnlich wie in ‚Schmutzige Wäsche‘, der Leser schon in der Einleitung gewarnt: ‚Ob Mann oder Frau, sein Blick auf das andere Geschlecht könnte sich weit über den Strand hinaus verändern‘. Allerdings wird die Praxis wahrscheinlich beharrlicher sein, als hier angenommen. Und wäre sie es nicht, so würde Kaufmann damit seine eigene Theorie widerlegen. Dennoch: Das Lesevergnügen war ungebrochen und der Strand war auch nicht weit“
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25. August 2007
von Tom Levold
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Depressionsbarometer

Im Jahre 2005 startete Fritz B. Simon eine Initiative des Management Zentrums Witten MZW mit dem Ziel, eine Art Gemütsklima-Index für Deutschland zu erstellen. Dafür wurde eine Internetseite eingerichtet, auf der man seine eigene Gemütslage einschätzen konnte, das Ergebnis war dann ein persönlicher Index sowie ein Gesamtindex für alle Teilnehmer. Nun, zwei Jahre und ein Aufschwung später, geht das Depressionsbarometer in eine neue Runde. Seit dieser Woche wird der deutschlandweite Depressionsindex wieder angezeigt. Auf der nur geringfügig überarbeiteten Website versprechen die Initiatoren:„Das Team von idalab und der MZW Gmbh wird die aktuellen Daten auswerten, um herauszufinden ob der konjunkturelle Aufschwung die Stimmung im Lande nachweislich verbessert. Dazu in Kürze mehr“ Schon jetzt wird deutlich, dass die Stimmung der website-Besucher nicht nicht allzu depressiv ist. Lassen wir uns überraschen.
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24. August 2007
von Tom Levold
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Organisationsberatung

„Die Beratungsbranche steht unter Druck. Klischeehaft werden die aus einer betriebswirtschaftlichen Richtung stammenden Strategie- und Organisationsberater als «Nieten in Nadelstreifen» oder «Versager im Dreiteiler» bezeichnet. Die eher aus der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Gruppendynamik und der Arbeits- wissenschaft kommenden Prozessberater werden dagegen als «Psychotherapeuten im Unternehmen» diskriminiert“ Diese Einschätzung ist Ausgangspunkt eines Aufsatzes des Organisations- und Beratungswissenschaftlers Stephan Kühl, der in Heft 3/2005 der Zeitschrift„Organisationsentwicklung“ erschienen ist. Kühl geht es darum,„Konturen eines dritten Weges jenseits von betriebswirtschaftlicher Beratung und systemischer Prozessberatung“ aufzuzeigen.
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