systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

10. November 2007
von Tom Levold
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Aisthesis und Medium

Vom 15. bis 17. November findet an der Universität Kön eine interdisziplinäre Konferenz über„(In-)Differenzen der Beobachtung von Kunstkommunikation“ statt. Im Tagungsprogramm heißt es:„’Was leistet sich die Gesellschaft, indem sie sich Kunst leistete?‘ – So könnte man abgewandelt in Anschluss an ein eine bekannte Formulierung Niklas Luhmanns fragen. Im Zentrum der interdisziplinär ausgerichteten Konferenz steht die Diskussion um das Für und Wider eines dezidiert beobachterabhängigen Standpunkts in der Kunsttheorie und -praxis. Folgt man einem Hauptargument konstruktivistisch-systemischer Konzepte, so wäre ‚Kunst‘ eine Unterscheidung, die ein Beobachter aufgrund von Beobachtungsdirektiven (Formen) am Kunstwerk trifft. Die Einheit des Kunstwerks wäre mitnichten, wie die traditionelle Kunst- und Kulturgeschichte postuliert, im ‚Wesen‘ des Kunstwerks zu situieren, sondern sie bestünde in der Unterscheidung von Formen, die zum Kunstwerk gehören und solchen, die nicht dazu gehören. Mithin wären die Unterscheidungen von Formen die Voraussetzung zur Imagination durch den Beobachter im System Kunst. Eine solche Modellierung von Kunst zeigt, welche hohen Ansprüche an das Kunstwerk gestellt werden müssen, weil es sowohl auf Wahrnehmung (Bewusstsein) als auch auf Kommunikation (soziales System) ausgerichtet ist. Eingedenk unterschiedlicher disziplinärer und paradigmatischer Hintergrundüberzeugungen werden insbesondere folgende Fragen problematisiert:

  • Was bedeutet die Umstellung der Theoriebildung von Identität auf Differenz für unsere Methoden?
  • Wie evoluieren Kunstformen und welche Schlüsse sind im Einzelnen daraus für die Ausdifferenzierung des Kunstsystems ziehen?
  • Wie werden Anlässe für Wahrnehmung in den einzelnen Medien konkret dargeboten und wie können sinnliche Erfahrungen (Wahrnehmung) zur Erkenntnis beitragen?
  • Wie ist die Beschreibung von Kunst ohne Individualkategorien mit den herkömmlichen Ansätzen in der Selbstund Fremdbeschreibung von Kunst vereinbar?

Wer Interesse an diesen Fragestellungen hat, kommt hier
zur Tagungswebsite…

9. November 2007
von Tom Levold
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Last Call for Papers



Die Vorbereitungen für die Systemische Forschungstagung, die Anfang März 2008 wieder in Heidelberg stattfinden wird, gehen in eine entscheidende Phase. Wie schon an dieser Stelle bekannt gemacht, werden wieder Forschungssymposien einen bedeutsamen Teil der Tagung ausmachen (12 Symposien mit jeweils drei Präsentationen) sein, in denen systemisch ausgerichtet Forschungsprojekte vorgestellt werden können. Zu diesen Symposien können noch Forschungspräsentationen eingereicht werden. Diese Projekte können entweder gerade abgeschlossen worden sein oder sich noch im Work in Progress-Stadium befinden. Ein zweites Call for Papers wurde bis zum 15. Dezember 2007 verlängert. Alle Interessenten sind eingeladen, Präsentationen ihrer systemischen Forschungsprojekte bis zu diesem Termin einzureichen! Für jede Präsentation sind ein 20minütiger Vortrag sowie eine 10minütige Diskussion vorgesehen.
Anmeldungen bitte an Matthias Ochs (Tagungsvorbereitung)

9. November 2007
von Tom Levold
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Soziale Arbeit als konstruktivistische Praxis

In diesem Aufsatz von 1997 fasst Heiko Kleve, Professor für soziologische und sozialpsychologische Grundlagen der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Potsdam, seine Vorstellungen eines postmodernen Verständnisses von Sozialarbeit zusammen, die jetzt in der Systemischen Bibliothek zu lesen sind. In seinem„Beitrag wird Sozialarbeit mit Hilfe der konstruktivistischen Erkenntnistheorie reflektiert. Denn SozialarbeiterInnen sind bei jedem KlientInnenkontakt in erster Linie mit erkenntnistheoretischen Problemen der Beschreibung, Erklärung und Bewertung sozialer Realität konfrontiert. Diese Probleme werden in einen soziologischen und wissenschaftstheoretischen Kontext gestellt, um davon ausgehend, einige praktisch relevante Beschreibungsmöglichkeiten für eine postmodern aufgeklärte Sozialarbeit abzuleiten“. Die von Kleve hinzugezogenen„systemtheoretischen Spielarten des Konstruktivismus“ sind die Pragmatische Kommunikationstheorie, die Kybernetik 2. Ordnung, die Kognitionstheorie, die Differenztheorie und die Soziologische Systemtheorie Niklas Luhmanns.
Zur Systemischen Bibliothek…

8. November 2007
von Tom Levold
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Multiple Family Therapy

Eia Asen, ein deutscher Psychiater und Systemischer Therapeut, der schon seit langer Zeit als klinischer Direktor des Marlborough Family Service in London lebt und arbeitet, ist mit seinem Ansatz eines klinischen Multi-Familien-Settings in den letzten Jahren auch hierzulande durch Vorträge, Workshops und Supervisionen bekannt geworden. Bereits 2001 erschien sein Buch„Multiple Family Therapy: The Marlborough Model and its wider Applications“, das er gemeinsam mit Neil Dawson und Brenda McHugh verfasste und bei Karnac Books erschienen ist. Es ist dem englischen Altmeister Alan Cooklin gewidmet (der eine Einführung verfasst hat) und mit einem Vorwort des Altmeisters Salvador Minuchin versehen. Auch wenn es noch nicht in einer deutschen Übersetzung vorliegt, ist das Buch, wie Rezensent Jürgen Hargens betont,„uneingeschränkt empfehlenswert, anregend und sehr verständlich geschrieben“.
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6. November 2007
von Tom Levold
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„Immer noch der gleiche Heinz“


Lutz Dammbeck hat einen Film„Das Netz“ gemacht, der 2004 bei Arte ausgestrahlt wurde. Für diesen Film hat er auch Heinz von Foerster in Kalifornien besucht und interviewt. Ein Ausschnitt ist bei youtube zu finden und zeigt, welche unglaubliche Energie und Vitalität Heinz von Foerster, der 2002 gestorben ist, auch noch kurz vor seinem Tode zur Verfügung stand.

4. November 2007
von Tom Levold
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Crashkurs Systemtheorie 2. Ordnung

Rolf Todesco, Soziologe an der Zürcher Hochschule Winterthur und vielseitiges Multitalent, hat sich intensiv mit Hyperkommunikation befasst und einige Hyperbücher geschrieben und im Netz veröffentlicht. Hyperbücher sind Argumentationen, die nicht linear aufgebaut sind, sondern durch Binnenverweise (Hyperlinks) jederzeitig einen Sprung zu einem anderen Argument ermöglichen. Auf diese Weise kann sich jede LeserIn den Text auf individuelle Weise erschließen. Dass diese Technik für didaktische Zwecke besonders gut geeignet ist, demonstriert z.B. Todescos„Crashkurs Systemtheorie 2. Ordnung“, die eine gute Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus bietet.
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3. November 2007
von Tom Levold
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Geben und Nehmen

Die Debatte um Hellinger ist in der letzten Zeit ziemlich verstummt. In der Aufstellungsarbeit hat sich die Spreu vom Weizen getrennt, unter all dem Weltanschauungsgetümmel ist eine Methode erkennbar geworden, die – auf angemessene Weise und im richtigen Kontext angewandt – nützliche Anregungen zur Erfassung latenter Sinnstrukturen vermitteln kann. Das ist beruhigend, vor allem aber auch, dass der ideologische Furor der Auseinandersetzung abgeklungen ist, der – wenngleich durch die apodiktischen Heilsbotschaften der Hellinger-Gemeinde initiiert – sich auch auf der Gegenseite nicht weniger heftig artikulierte, was letztlich eine Entdifferenzierung der Diskussion geradezu zwangsläufig machte. Wer sich dieser Entdifferenzierung immer auf bewunderswerte Weise nicht nur entzog, sondern die Diskussion in seiner Doppelfunktion von Aufsteller und kritischer Beobachter stets durch höchst differenzierte Weise bereicherte, ist der Kölner Soziologe und Gruppentherapeut Oliver König. 1997 veröffentlichte er seine„soziologischen Anmerkungen zu einem psychotherapeutischen Konzept“, nämlich„Geben und Nehmen“ in einem Aufsatz in der„Familiendynamik“, in dem die offenkundigen, aber weder von Hellinger noch von anderen Diskutanten explizierten Anschlüsse an die Soziologie des Austausches (hier: in der Familie) herausgearbeitet werden:„Aus soziologischer Sicht stellt sich der in den letzten Jahren bekannt gewordene psychotherapeutische Ansatz Bert Hellingers, der u.a. an die kontextuelle Therapie von Boszormenyi-Nagy anschließt, als Austauschtheorie dar. Die zugrundeliegenden Annahmen spielen eine zentrale Rolle in den Arbeiten der Ethnologen bzw. Soziologen Marcel Mauss und Claude Levy-Strauss, sowie dem mikrosoziologischen Ansatz von George C. Homans sowie den daran anschließenden Rational-Choice Theorien. Beide Varianten von Austauschtheorien sind in der Soziologie sowohl auf das Generationen- wie auf das Geschlechterverhältnis angewandt worden. Zum Abschluss werden die Überlegungen von Hellinger auf dem Hintergrund der dargestellten soziologischen Beiträge interpretiert“ Dieser Aufsatz, dessen Qualität auch daran erkennbar ist, dass er auch ohne Hellinger-Debatte außerordentlich spannend zu lesen ist, ist nun in der Systemischen Bibliothek zu finden.
Zur Systemischen Bibliothek geht es hier entlang…

2. November 2007
von Tom Levold
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Das Tun des Einen ist Das Tun des Anderen

Helm Stierlin, der im vergangenen Jahr 80 geworden ist, veröffentlichte kurz nach seiner Rückkehr aus den USA 1976 bei Suhrkamp einen Band mit diesem Titel, der auch heute noch in der Reihe der Suhrkamp-Taschenbücher erhältlich ist. Auch wenn wir es hier ohne Zweifel schon aus ideengeschichtlichen Gründen mit einem Klassiker zu tun haben, lässt sich dieses Buch doch nicht ohne Weiteres als ein Klassiker der Familientherapie oder gar der Systemischen Therapie bezeichnen. Allerdings markiert es rückblickend betrachtet einen wichtigen Perspektivenwechsel: Psychotherapie wird hier in erster Linie als wechselseitiges Beziehungsgeschehen und nicht mehr als einseitige„Behandlung“ gedacht. Dieser vor allem philosophisch und nicht medizinisch-psychologisch begründete Perspektivenwechsel des Autors hatte Folgen: das spätere Wirken Stierlins als Begründer des so genannten Heidelberger Modells der Familientherapie spielte eine außerordentlich bedeutsame Rolle für die Entwicklung des systemischen Feldes hierzulande. Die ist allerdings in diesem Buch noch längst nicht abzusehen.
Zur vollständigen Klassiker-Rezension…

1. November 2007
von Tom Levold
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Amtshilfe: Desparately seeking Steve (and Gianfranco)

Der Carl-Auer-Verlag ist in Nöten. Für die deutsche Übersetzung eines der letzten Bücher von Steve de Shazer, das im Frühjahr 2008 erscheinen wird, benötigt der Verlag dringend ein brauchbares Foto von Steve aus den letzten Jahren, das über eine ausreichende Auflösung für den Druck verfügt. Wer Steve bei einem Workshop oder Vortrag fotografiert hat und bereit ist, dem Verlag das Bild zur Verfügung zu stellen, kann sich direkt mit Beate Ulrich vom Verlag in Verbindung setzen oder an das systemagazin schreiben.
Nachtrag um 20:10 h: Ein ordentliches Bild von Gianfranco Cecchin für gleichen Zweck an die gleiche Adresse wäre ebenfalls erwünscht 🙂

31. Oktober 2007
von Tom Levold
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Learning and Teaching Systemic Therapy

Mit diesem Schwerpunkt erscheint das letzte Heft des aktuellen Jahrgangs des englischen Journal of Family Therapy. Nachdem bereits das Augustheft 2005 diesem Thema gewidmet war, finden sich hier eine ganze Reihe neuer Arbeiten zum Thema, wobei vor allem neue Ideen für die Vermittlung systemtherapeutischer Theorie und Praxis gefragt waren. Der Gastherausgeber David Cottrell schreibt in seinem Editorial:„We are publishing a range of short papers describing ways to engage with new groups of trainees, brief introductions of other disciplines to systemic ideas or the use of systemic ideas to te ach students from other disciplines about other topics; far example, government policies or theories of change. We see more writing and teaching about the use of self these days and this is reflected in aseries of articles about exercises that encourage trainees to explore different aspects of their selves. There are articles about the use of new technologies, about training in diversity and about assessment. What many of these articles seem to have in common is adesire to create links between systemic theory and practice and the theary and practice of learning and teaching. Ideas about the importance of the learning context, the co-construction of knowledge and the centrality of reflection will be as familiar to teachers as to systemic practitioners. A central cancern is to develop teaching techniques that are congruent with the cantent of what is being taught“ Darüberhinaus sind im Zeitschriftenarchiv des systemagazins ab sofort die bibliografischen Angaben des kompletten Jahrgangs 2003 des Journal zu finden.
Zu den vollständigen abstracts…

30. Oktober 2007
von Tom Levold
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Danach

Es wird nach einem happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.
Man sieht bloß noch in ihre Lippen
den Helden seinen Schnurrbart stippen-
da hat sie nun den Schentelmen.
Na,und denn-?

Denn jehn die beeden brav ins Bett
Naja…..diß is ja auch janz nett.
A manchmal möchte man doch jern wissen:
Wat tun se, wenn se sich nich kissen?
Die könn ja doch nich immer penn…..!
Na, und denn-?

Denn säuselt im Kamin der Wind.
Denn kricht det junge Paar ’n Kind.
Denn kocht se Milch. Die Milch looft üba.
Denn macht er Krach.Denn weent sie drüba.
Denn wolln sich beede jänzlich trenn…..
Na, und denn-?

Denn is det Kind nich uffn Damm.
Denn bleihm die beeden doch zesamm.
Denn quäln se sich noch manche Jahre.
Er will noch wat mit blonde Haare:
vorn doof und hinten minorenn….
Na, und denn-?

Denn sind se alt.
Der Sohn haut ab.
Der Olle macht nu ooch bald schlapp.
Vajessen Kuß und Schnurrbartzeit-
Ach, Menschenskind,wie liecht det weit!
Wie der noch scharf uff Muttern war,
det is schon beinah nich mehr wahr!
Der olle Mann denkt so zurück:
wat hat er nu von seinen Jlück?
Die Ehe war zum jrößten Teile
vabrühte Milch und Langeweile.
Und darum wird beim happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.

Kurt Tucholsky alias Theobald Tiger 1930

29. Oktober 2007
von Tom Levold
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Paartherapeutische Interventionen

Mohammend El Hachimi und Liane Stephan haben einen alphabetisch geordneten Katalog paartherapeutischer Interventionen zusammengestellt, der als Tool-Sammlung für Therapeuten und Berater im Carl-Auer-Verlag erschienen ist. Dennis Bohlken hat das Buch rezensiert und fasst zusammen: Das vorliegende Buch ist für diejenigen geeignet, die auf der Suche nach verschiedenen praktischen und ,bewegenden‘ Methoden der Paartherapie sind und ihr Methodenrepertoire erweitern wollen. Mohammed El Hachimi und Liane Stephan bieten in ihrem Buch eine wahre Fülle an Techniken und Übungen auf, die für die Umsetzung in der Praxis gedacht sind. LeserInnen, die einen konzeptuellen Zugang zur Theorie und Praxis der Paartherapie suchen, werden hier nicht bedient. Um die Übungen effektiv einsetzen zu können, bedarf es aber sicherlich einiger Erfahrung auf Seiten der Nutzer. Ohne in einen guten paartherapeutischen Prozess eingebunden zu sein, könnte die eine oder andere Übung auch einen entgegengesetzten Effekt erzielen“
Zur vollständigen Rezension