systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

17. November 2007
von Tom Levold
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Interaktion, Organisation, Gesellschaft

Am 8. Dezember 2007 jährt sich zum 80sten Mal Niklas Luhmanns Geburtstag. Luhmann, einer der bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts, lehrte von 1968 bis 1992 an der Universität Bielefeld und erarbeitete als soziologischer Systemtheoretiker ein Werk von herausragender Bedeutung. Aus Anlass des Geburtstages von Niklas Luhmann veranstaltet die Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld vom 29.11., 14 h bis 30.11., 15:30 h, eine Tagung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) mit dem Titel„Interaktion, Organisation, Gesellschaft“. Die Referenten, darunter Schüler und Weggefährten des großen Gelehrten wie beispielsweise Rudolf Stichweh oder Alois Hahn, werden sich dabei mit unterschiedlichen Aspekten von Luhmanns Werk auseinandersetzen wie„Weltgesellschaft“,„Zentrum und Peripherie“ oder„Schichtung und Organisation“. Neben den Vorträgen werden im Rahmen des Abendprogramms unter dem Motto„Niklas Luhmann im Fernsehen“ auch Talkshowbeiträge mit Luhmann gezeigt. Weitere Vortragende sind Hartmann Tyrell, Tobias Werron, Michael Bommes, Gesa Lindemann, André Kieserling, Bettina Mahlert und Marcelo Neves. Von Teilnehmerkosten ist auf der website nicht die Rede,
zu der Sie hier gelangen…

15. November 2007
von Tom Levold
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Eigensinn und Seitenwechsel

In einer Doppelbesprechung stellt Rezensent Andreas Manteufel zwei Bücher aus dem Paranus-Verlag in Neumünster vor, der sich besonders bei der Herausgabe von Büchern von und über Psychiatrie-Betroffene einen Namen gemacht hat. Thomas Bock, Mitinitiator der Psychose-Seminare und Leiter der Sozialpsychiatrischen Ambulanz am Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg, hat ein Buch„Eigensinn und Psychose“ geschrieben, in dem er„Noncompliance als Chance“ begreift, wobei er an Fallgeschichten zeigt,„wie man dem ‚Eigensinn‘ der Patienten, ihrem Hadern mit professionellen Anordnungen oder Empfehlungen besser folgen kann (…). Bocks Darstellungsweise ist engagiert, ermutigend, und sie ist ausreichend differenziert, weil auch die Grenzen des Machbaren nicht geleugnet werden. Systemische Kolleginnen und Kollegen werden merken, dass systemischer Geist durch das Buch weht, etwa dort, wo Bock auf die Bedeutung der Kontexterweiterung, des Einbezugs von Angehörigen und der Bereitschaft, positiven Sinn auch unangenehmer Verhaltensweisen von Patienten anzuerkennen, fokussiert. Und zum Glück ist er weit davon entfernt, mit Rezepten zu locken, wie man es denn nun im Konkreten anders machen sollte. (…) Sibylle Prins hat sich mit Menschen unterhalten, die in ihrer Biographie sowohl die Erfahrung eigener psychiatrischer Behandlung als auch die Ausübung eines psychosozialen Helferberufs aufweisen. Besonders interessant an diesem ‚Seitenwechsel‘ sind die Spuren, die eigene Krankheits- und Behandlungserfahrungen in der Auseinandersetzung mit Patienten über Krankheitskonzepte hinterlassen“
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14. November 2007
von Tom Levold
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revue für postheroisches management

Das Management Zentrum Witten um die Gründer Dirk Baecker, Fritz B. Simon und Rudolf Wimmer hat sich in den letzten Jahren neben seinen wissenschaftlichen und beraterischen Tätigkeiten auch mit Büchern und Tagungen um die Verbreitung systemischen Denkens in Organisationen verdient gemacht. So startet z.B. morgen in Berlin die zweite X-Organisationen-Tagung des MZW, die wie auch schon ihr Vorgänger ebenso von inhaltlichen Komplexitätszumutungen wie ausgefeilter ästhetischer Präsentation gleichermaßen geprägt sein wird. Die neueste Schöpfung des Hauses MZW ist eine großformatige Zeitschrift, für die das Gleiche gesagt werden kann, eine aufwändig gestaltete„revue für postheroisches management“, die in einer mutigen 5000er-Auflage zweimal jährlich erscheinen soll. Dem Formbewusstsein, das die Einheit von Form und Inhalt im Blick hat, ist nicht nur ein ansprechendes, für ausgezeichnete Lesbarkeit sorgendes Design sowie eine entsprechend gestaltete website geschuldet (auf der auch einige Beiträge als PDFs zu lesen sind), sondern auch die jeweilige Vorstellung des (wir dürfen vermuten: postheroischen) künstlerischen Werkes eines„featured artists“, das mit ganzseitigen Abbildungen den Texten einen visuellen Kontrast verschafft. Den Anfang macht in der Startnummer Annett Zinsmeister mit (oft erst auf den zweiten Blick, dann aber sicher) atemraubenden Fotos/Montagen von Plattenbau-Fassaden, die den Betrachter auf eine Weise in visuelle Paradoxien von Oberfläche und Tiefe verstricken, als ob sie gemacht worden seien, um das Anliegen der Herausgeber zu verbildlichen.
Dieses Anliegen bestimmt Dirk Baecker in seinem Editorial folgendermaßen:„Eine Zeitschrift, die sich als Revue bezeichnet, rechnet nicht damit, mit neuen Erkenntnissen überraschen zu können. Im Gegenteil, was man hier zu lesen und zu sehen bekommt, hat man alles schon einmal gesehen. Wir möchten dazu einladen, noch einmal hinzuschauen, getreu der Aufforderung von Heinz von Foerster: »Bitte nie zu sagen, ›das ist langweilig, das kenne ich schon‹. Das ist die größte Katastrophe! Immer wieder sagen, ›ich habe keine Ahnung, ich möchte das noch einmal erleben‹.« Wir möchten dazu einladen, noch einmal hinzuschauen und dieses Mal sorgfältiger als bisher die Effekte der Organisation, des Managements und der Gesellschaft miteinander zu verrechnen. Unser Ausgangspunkt ist ein systemischer: Wer glaubt, die Sachverhalte voneinander trennen zu können, irrt; wer sie miteinander vermischt, allerdings erst recht. Wir laden mit dieser Zeitschrift dazu ein, die Differenzen bei der Arbeit zu beobachten. Das gilt für unsere Ausgangsdifferenz zwischen Organisation, Management und Gesellschaft, aber auch für alle anderen Differenzen, die uns interessieren, weil sie einen Beitrag dazu leisten können, dieser (für diese Zeitschrift) ersten Differenz auf die Spur zu kommen.
Vom postheroischen Management sprechen wir, weil das Heroische darin bestand, zugunsten des Gewinns von Tragik und von Komik an den einmal gesetzten Unterschieden festzuhalten. Held ist, wer entweder beeindrucken triumphiert oder großartig scheitert. Alle anderen sind bloß Beobachter, die dem Weltenlauf nichts hinzuzufügen haben, sondern allenfalls die anfallenden Arbeiten erledigen. Im postheroischen Management werden die Beobachter aus ihrer passiven Rolle befreit. Sie werden zu Akteuren. Jeder ihrer Arbeitsschritte ist eine Entscheidung. Helden stören dabei nur. Helden sind Leute, die den Blick für die Gegenwart scheuen und sich stattdessen auf ihre Zukunft, ihre glorreiche Zukunft, konzentrieren. Wir interessieren uns in dieser Revue für die Ressourcen der Beobachtung, um zu besseren Entscheidungen zu kommen. Wir suchen nach einem Management, das in der Lage ist, der Gegenwart und ihren strategischen Möglichkeiten nicht auszuweichen, sondern sich ihr zu stellen. Wir wissen, dass die Praxis des Managements vielfach besser ist als sein, des Managements, Ruf. Wir wissen aber auch, dass Selbstverständnis und Selbstbeschreibung dieser Praxis nur selten gewachsen sind. Mit anderen Worten, wir handeln intelligenter, als wir reden. Unter dem Stichwort des postheroischen Managements versuchen wir, die Managementlehre, das Reden über das Management, auf die Höhe seiner eigenen Praxis zu bringen“
Gut gebrüllt, Löwe! In der ersten Ausgabe findet das Reden über Management neben klugen und theoretischen Erwägungen über die Praxis von Organisationen vorwiegend in Interviews statt, die sich als Revue-Form bestens eignen. Die Lektüre ist anspruchsvoll und vergnüglich zugleich. Möge das Wagnis, in diesen Zeiten ein neues Print-Medium ohne massive Werbeunterstützung der üblichen Verdächtigen auf den Markt zu werfen, von Erfolg gekrönt sein (zumal das Jahresabonnement für ein Magazin dieser Machart mit 40,- € lachhaft günstig ist). systemagazin wird auf die Inhalte der jeweils neuesten Ausgabe aufmerksam machen.
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12. November 2007
von Tom Levold
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Hitler: falsches betriebssystem?

Wie unlängst entdeckte aufsehenerregende Filmdokumente beweisen, versuchte Adolf Hitler gegen Kriegsende offensichtlich, die sich ankündigende Niederlage des Nationalsozialismus der Installation eines falschen Betriebssystems anzulasten. Obwohl kein Zweifel darüber besteht, dass die beanstandete Software bis heute in der Tat in jeder Hinsicht mangelhaft ist, sind sich die Historiker aber darüber einig, dass Hitler auch mit jedem anderen Betriebssystem Deutschland in die gleiche Katastrophe getrieben hätte.

11. November 2007
von Tom Levold
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Diagnose – Ein Desaster?

Kenneth Gergen, einer der bedeutenden Vertreter des Sozialen Konstruktionismus, führte gemeinsam mit Lynn Hoffman und Harlene Anderson, einen„konstruktionistischen Dialog“, der 1997 in Heft 4 der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung abedruckt wurde. Auf der website von Ken Gergen ist der Text auch zu lesen. In der Zusammenfassung heißt es: „Für eine gewisse Zeit waren wir drei tief in der Erforschung der Implikationen einer sozialkonstruktionistischen Sichtweise von Erkenntnis für die therapeutische Praxis engagiert. Von einem konstruktionistischen Standpunkt aus werden unsere sprachlichen Mittel mit denen wir die Welt (und uns selbst) beschreiben und erklären, nicht von irgendetwas heraus abgeleitet oder erklärt. Vielmehr werden unsere sprachlichen Mittel der Beschreibung und Erklärung innerhalb menschlicher Interaktionsprozesse produziert, aufrecht erhalten und/oder aufgegeben. Ferner sind unsere Sprachen konstituierende Merkmale unserer kulturellen Muster. Sie sind in Beziehungen derart eingebettet, dass ein Wechsel der Sprache eine Änderung der Beziehung bedeuten würde. Die Konzeptionen für Romanze, Liebe, Heirat und wechselseitiger Verpflichtung zu verwerfen, würde beispielsweise heißen, die Formen kulturellen Lebens zu verändern; die Sprachen des Gewissens, der Wahlfreiheit oder der Gedankenfreiheit auszulöschen, würde unsere gegenwärtigen Muster von Anerkennung und Schuld – entsprechend unsere Gerichtsbarkeit – bedeutungslos machen. In demselben Maße, wie wir neue Sprachen in unseren Berufen erzeugen und sie in der Kultur verbreiten, bringen wir uns ein in tägliche Beziehungen – zum Guten oder zum Schlechten. Vor diesem Hintergrund möchten wir drei Fragen der Diagnose im Allgemeinen und der Beziehungsdiagnose (relationale Diagnose) im Besonderen betrachten. Wir optieren für das trialogische Gespräch als eine Möglichkeit der Belebung der Praxis (ebenso des Inhalts) konstruktionistischer Betonung der Bedeutungserzeugung durch Beziehung“
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10. November 2007
von Tom Levold
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Aisthesis und Medium

Vom 15. bis 17. November findet an der Universität Kön eine interdisziplinäre Konferenz über„(In-)Differenzen der Beobachtung von Kunstkommunikation“ statt. Im Tagungsprogramm heißt es:„’Was leistet sich die Gesellschaft, indem sie sich Kunst leistete?‘ – So könnte man abgewandelt in Anschluss an ein eine bekannte Formulierung Niklas Luhmanns fragen. Im Zentrum der interdisziplinär ausgerichteten Konferenz steht die Diskussion um das Für und Wider eines dezidiert beobachterabhängigen Standpunkts in der Kunsttheorie und -praxis. Folgt man einem Hauptargument konstruktivistisch-systemischer Konzepte, so wäre ‚Kunst‘ eine Unterscheidung, die ein Beobachter aufgrund von Beobachtungsdirektiven (Formen) am Kunstwerk trifft. Die Einheit des Kunstwerks wäre mitnichten, wie die traditionelle Kunst- und Kulturgeschichte postuliert, im ‚Wesen‘ des Kunstwerks zu situieren, sondern sie bestünde in der Unterscheidung von Formen, die zum Kunstwerk gehören und solchen, die nicht dazu gehören. Mithin wären die Unterscheidungen von Formen die Voraussetzung zur Imagination durch den Beobachter im System Kunst. Eine solche Modellierung von Kunst zeigt, welche hohen Ansprüche an das Kunstwerk gestellt werden müssen, weil es sowohl auf Wahrnehmung (Bewusstsein) als auch auf Kommunikation (soziales System) ausgerichtet ist. Eingedenk unterschiedlicher disziplinärer und paradigmatischer Hintergrundüberzeugungen werden insbesondere folgende Fragen problematisiert:

  • Was bedeutet die Umstellung der Theoriebildung von Identität auf Differenz für unsere Methoden?
  • Wie evoluieren Kunstformen und welche Schlüsse sind im Einzelnen daraus für die Ausdifferenzierung des Kunstsystems ziehen?
  • Wie werden Anlässe für Wahrnehmung in den einzelnen Medien konkret dargeboten und wie können sinnliche Erfahrungen (Wahrnehmung) zur Erkenntnis beitragen?
  • Wie ist die Beschreibung von Kunst ohne Individualkategorien mit den herkömmlichen Ansätzen in der Selbstund Fremdbeschreibung von Kunst vereinbar?

Wer Interesse an diesen Fragestellungen hat, kommt hier
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9. November 2007
von Tom Levold
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Last Call for Papers



Die Vorbereitungen für die Systemische Forschungstagung, die Anfang März 2008 wieder in Heidelberg stattfinden wird, gehen in eine entscheidende Phase. Wie schon an dieser Stelle bekannt gemacht, werden wieder Forschungssymposien einen bedeutsamen Teil der Tagung ausmachen (12 Symposien mit jeweils drei Präsentationen) sein, in denen systemisch ausgerichtet Forschungsprojekte vorgestellt werden können. Zu diesen Symposien können noch Forschungspräsentationen eingereicht werden. Diese Projekte können entweder gerade abgeschlossen worden sein oder sich noch im Work in Progress-Stadium befinden. Ein zweites Call for Papers wurde bis zum 15. Dezember 2007 verlängert. Alle Interessenten sind eingeladen, Präsentationen ihrer systemischen Forschungsprojekte bis zu diesem Termin einzureichen! Für jede Präsentation sind ein 20minütiger Vortrag sowie eine 10minütige Diskussion vorgesehen.
Anmeldungen bitte an Matthias Ochs (Tagungsvorbereitung)

9. November 2007
von Tom Levold
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Soziale Arbeit als konstruktivistische Praxis

In diesem Aufsatz von 1997 fasst Heiko Kleve, Professor für soziologische und sozialpsychologische Grundlagen der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Potsdam, seine Vorstellungen eines postmodernen Verständnisses von Sozialarbeit zusammen, die jetzt in der Systemischen Bibliothek zu lesen sind. In seinem„Beitrag wird Sozialarbeit mit Hilfe der konstruktivistischen Erkenntnistheorie reflektiert. Denn SozialarbeiterInnen sind bei jedem KlientInnenkontakt in erster Linie mit erkenntnistheoretischen Problemen der Beschreibung, Erklärung und Bewertung sozialer Realität konfrontiert. Diese Probleme werden in einen soziologischen und wissenschaftstheoretischen Kontext gestellt, um davon ausgehend, einige praktisch relevante Beschreibungsmöglichkeiten für eine postmodern aufgeklärte Sozialarbeit abzuleiten“. Die von Kleve hinzugezogenen„systemtheoretischen Spielarten des Konstruktivismus“ sind die Pragmatische Kommunikationstheorie, die Kybernetik 2. Ordnung, die Kognitionstheorie, die Differenztheorie und die Soziologische Systemtheorie Niklas Luhmanns.
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8. November 2007
von Tom Levold
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Multiple Family Therapy

Eia Asen, ein deutscher Psychiater und Systemischer Therapeut, der schon seit langer Zeit als klinischer Direktor des Marlborough Family Service in London lebt und arbeitet, ist mit seinem Ansatz eines klinischen Multi-Familien-Settings in den letzten Jahren auch hierzulande durch Vorträge, Workshops und Supervisionen bekannt geworden. Bereits 2001 erschien sein Buch„Multiple Family Therapy: The Marlborough Model and its wider Applications“, das er gemeinsam mit Neil Dawson und Brenda McHugh verfasste und bei Karnac Books erschienen ist. Es ist dem englischen Altmeister Alan Cooklin gewidmet (der eine Einführung verfasst hat) und mit einem Vorwort des Altmeisters Salvador Minuchin versehen. Auch wenn es noch nicht in einer deutschen Übersetzung vorliegt, ist das Buch, wie Rezensent Jürgen Hargens betont,„uneingeschränkt empfehlenswert, anregend und sehr verständlich geschrieben“.
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6. November 2007
von Tom Levold
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„Immer noch der gleiche Heinz“


Lutz Dammbeck hat einen Film„Das Netz“ gemacht, der 2004 bei Arte ausgestrahlt wurde. Für diesen Film hat er auch Heinz von Foerster in Kalifornien besucht und interviewt. Ein Ausschnitt ist bei youtube zu finden und zeigt, welche unglaubliche Energie und Vitalität Heinz von Foerster, der 2002 gestorben ist, auch noch kurz vor seinem Tode zur Verfügung stand.

4. November 2007
von Tom Levold
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Crashkurs Systemtheorie 2. Ordnung

Rolf Todesco, Soziologe an der Zürcher Hochschule Winterthur und vielseitiges Multitalent, hat sich intensiv mit Hyperkommunikation befasst und einige Hyperbücher geschrieben und im Netz veröffentlicht. Hyperbücher sind Argumentationen, die nicht linear aufgebaut sind, sondern durch Binnenverweise (Hyperlinks) jederzeitig einen Sprung zu einem anderen Argument ermöglichen. Auf diese Weise kann sich jede LeserIn den Text auf individuelle Weise erschließen. Dass diese Technik für didaktische Zwecke besonders gut geeignet ist, demonstriert z.B. Todescos„Crashkurs Systemtheorie 2. Ordnung“, die eine gute Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus bietet.
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3. November 2007
von Tom Levold
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Geben und Nehmen

Die Debatte um Hellinger ist in der letzten Zeit ziemlich verstummt. In der Aufstellungsarbeit hat sich die Spreu vom Weizen getrennt, unter all dem Weltanschauungsgetümmel ist eine Methode erkennbar geworden, die – auf angemessene Weise und im richtigen Kontext angewandt – nützliche Anregungen zur Erfassung latenter Sinnstrukturen vermitteln kann. Das ist beruhigend, vor allem aber auch, dass der ideologische Furor der Auseinandersetzung abgeklungen ist, der – wenngleich durch die apodiktischen Heilsbotschaften der Hellinger-Gemeinde initiiert – sich auch auf der Gegenseite nicht weniger heftig artikulierte, was letztlich eine Entdifferenzierung der Diskussion geradezu zwangsläufig machte. Wer sich dieser Entdifferenzierung immer auf bewunderswerte Weise nicht nur entzog, sondern die Diskussion in seiner Doppelfunktion von Aufsteller und kritischer Beobachter stets durch höchst differenzierte Weise bereicherte, ist der Kölner Soziologe und Gruppentherapeut Oliver König. 1997 veröffentlichte er seine„soziologischen Anmerkungen zu einem psychotherapeutischen Konzept“, nämlich„Geben und Nehmen“ in einem Aufsatz in der„Familiendynamik“, in dem die offenkundigen, aber weder von Hellinger noch von anderen Diskutanten explizierten Anschlüsse an die Soziologie des Austausches (hier: in der Familie) herausgearbeitet werden:„Aus soziologischer Sicht stellt sich der in den letzten Jahren bekannt gewordene psychotherapeutische Ansatz Bert Hellingers, der u.a. an die kontextuelle Therapie von Boszormenyi-Nagy anschließt, als Austauschtheorie dar. Die zugrundeliegenden Annahmen spielen eine zentrale Rolle in den Arbeiten der Ethnologen bzw. Soziologen Marcel Mauss und Claude Levy-Strauss, sowie dem mikrosoziologischen Ansatz von George C. Homans sowie den daran anschließenden Rational-Choice Theorien. Beide Varianten von Austauschtheorien sind in der Soziologie sowohl auf das Generationen- wie auf das Geschlechterverhältnis angewandt worden. Zum Abschluss werden die Überlegungen von Hellinger auf dem Hintergrund der dargestellten soziologischen Beiträge interpretiert“ Dieser Aufsatz, dessen Qualität auch daran erkennbar ist, dass er auch ohne Hellinger-Debatte außerordentlich spannend zu lesen ist, ist nun in der Systemischen Bibliothek zu finden.
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