systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

1. April 2008
von Tom Levold
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Nachtrag zum ICD-11-Entwurf

Wenn Gesundheit als Ware auf dem Markt gehandelt wird, hat dies Auswirkungen. Welche Wirkungen und Chancen, aber auch Risiken und Nebenwirkungen das für die helfenden Beziehungen hat, diskutieren am 18. und 19.4.2008 im Kulturzentrum PFL Oldenburg (Oldb.) Wissenschaftler, Therapeuten, Anbieter und Nutzer des Gesundheitswesens. Es ist Ziel der Veranstalter, konkrete Visionen mit allen Anwesenden zu entwickeln. systemagazin hat bereits auf diese Tagung hingewiesen. Wie die Veranstalter mitteilen, soll es auch um den hier vorgestellten vorbereitenden Antrag der „Arbeitsgruppe Aktualisierung der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen – ICD 11“ (AAICD-11) gehen und um eine Petition dazu, anhand derer die Veranstalter verdeutlichen wollen, welche Folgen und Nebenwirkungen des„Ökonomisierungswahns“ sie sich nicht in unserem Gesundheitswesen wünschen: z.B. Inflation auf der Seite der Diagnosen.

1. April 2008
von Tom Levold
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Aus der ICD-11-Werkstatt: Neue Störungskategorie

systemagazin ist von interessierter Seite ein internes Arbeitspapier der„Arbeitsgruppe Aktualisierung der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen – ICD 11″ zugespielt worden, die als Zusammenschluss forschender Psychiater und Psychotherapeuten aus dem Bereich namhafter Verbände, Institute und Kliniken mit Schwerpunkt auf dem Gebiet der deutschsprachigen Sozialpsychiatrie damit befasst ist, Vorschläge für eine Aktualisierung des derzeitig gültigen ICD-10-Kataloges zu entwickeln. Die vorliegende, vertrauliche Passage gilt der Einführung einer neuen umschriebenen Störungskategorie im Bereich der bereits bekannten spezifischen Persönlichkeitsstörungen sowie anderen Persönlichkeitsstörungen und anhaltenden Persönlichkeitsänderungen. Diese Kategorien werden im bisherigen ICD-10-Katalog unter den Ziffern F60 – F62 beschrieben und katalogisiert. Die neu zu katalogisierende Störung soll mit „ICD 11 F 62.2 – andauernde Persönlichkeitsstörung nach tief greifender sozioökonomischer Belastung – Ökonomisierungswahn“ überschrieben werden. Da in den letzten Monaten auch im systemagazin eine heftige Debatte um das„Störungsspezifische Wissen“ in der systemischen Therapie zu verzeichnen war, sind alle Leserinnen und Leser herzlich eingeladen, ihre Meinungen und Kommentare über die Einführung dieser neuen Diagnose an dieser Stelle beizusteuern.
Zum Entwurf des neues Störungsbildes…

31. März 2008
von Tom Levold
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Vorabdruck aus Petra Rechenberg-Winters & Esther Fischingers „Kursbuch systemische Trauerbegleitung“

Im April erscheint im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht das„Kursbuch systemische Trauerbegleitung“. Autorinnen sind Petra Rechenberg-Winter, Familientherapeutin, Mediatorin, Supervisorin und Lehrtherapeutin, die als freie Mitarbeiterin an der Christophorus Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit in München tätig ist, und Esther Fischinger, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin sowie Dozentin und Supervisorin im Bereich Hospizarbeit und Palliative Care. Beide sind also mit der Begleitung von sterbenden Kindern und Erwachsenen nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch vertraut. In ihrem Buch stellen sie ihr Konzept systemischer Trauerbegleitung vor. systemagazin freut sich, einen Vorabdruck aus dem dritten Kapitel zu präsentieren, in dem es um die Trauer in der Kinder- und Jugendzeit, in der Lebensmitte und im Alter geht.
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30. März 2008
von Tom Levold
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Ökonomie der Aufmerksamkeit

Georg Franck, Architektur-Professor in Wien, ist einem breiteren Publikum durch seine fulminanten Analysen zur Ökonomie der Aufmerksamkeit und zum„Mentalen Kapitalismus“ bekannt geworden, letzteres meiner Ansicht nach eines der besten Bücher der vergangenen Jahre. In Anlehnung an den Kapitalbegriff bei Marx und Bourdieu entwickelt Franck eine„Politische Ökonomie des Geistes, die darauf aufbaut, dass Beachtung wie Geld knappe Ressourcen darstellen, die nicht nur ausgegeben und eingenommen werden, sondern auch akkumuliert werden können. In einer Mediengesellschaft wie der unsrigen wird das Kapital an Aufmerksamkeit, das angesammelt wird, zur entscheidenden Produktivkraft in Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Medien-Öffentlichkeit. In einem ausführlichen Interview mit Herbert Hrachovec für die„Philosophische Audiothek“ erläutert Franck sein Konzept von Aufmerksamkeitsökonomie, für das man sich die Zeit zum Zuhören nehmen sollte.
Zum Audio-Interview…

27. März 2008
von Tom Levold
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Einige Überlegungen zur randomisierten klinischen Studie („RCT“)

So übertitelt Wolfgang Mertens, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Abteilung Psychoanalyse und psychodynamische Forschung der Ludwig Maximilian-Universität München eine Studie, in der er die Argumente für und wieder den Einsatz randomisierter Studien (RCT – Randomized Controlled Studies) in der Psychotherapieforschung untersucht und die auf der website der DGPT veröffentlicht wurde. Lesenswert ist eine Tabelle, in der Mertens eine Gegenüberstellung die wichtigsten Charakteristika von randomisierten und kontrollierten Studien sowie die Argumente dafür und andererseits die Einwände gegen RCT als alleiniges oder höchstes Effizienzkriterium auflistet. Diese Tabelle spricht für sich selbst! (Abb.: University of Washington)
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26. März 2008
von Tom Levold
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Systemische Therapie

Unter diesem Sammeltitel vereint die aktuelle Ausgabe von systhema Beiträge über unterschiedliche Facetten systemtherapeutischer Praxis. Aus dem Editorial von Hans Schindler:„Das Konstrukt„Teile einer Person/Persönlichkeit“ ist eine hilfreiche Idee für systemische Therapieprozesse mit einzelnen Klientinnen. Dieser Gedanke von Virginia Satir wurde von verschiedenen Autoren unterschiedlich„konstruktivistisch“ aufgegriffen. Gerhard Waterholter stellt gut nachvollziehbar das Konzept und die Praxis von Richard Schwartz vor. Einerseits beeindruckt seine Weiterentwicklung und Differenzierung dieser Idee, andererseits kritisiere ich die ontologische Ausrichtung seines Konzepts: Die Teile sind für ihn nicht nur eine kreative Idee, sondern existieren für ihn wirklich. Helmut Leuders zeigt a. H. einer Falldarstellung, dass diese Teileidee auch in der Praxis mit psychiatrisch diagnostizierten Klientlnnen hilfreich eingesetzt werden kann. Friederike Gölz‘ ressourcenorientierte Kunsttherapie lässt sich im Sinne Steve de Shazers auch als system ische verstehen: Das System sind hier die Klientin / der Klient, der Therapieraum mit den Materialien und den Objekten anderer Klientinnen und der Kunsttherapeut / die Kunsttherapeutin. Jürgen und Hanneke Singer erläutern das Konstrukt Depression und wie in unterschiedlichen therapeutischen Konzepten/Verfahren damit umgegangen wird. Der Bericht von Katharina Walckhoff zeigt, was sich alles verändern kann, wenn wir die Konstrukte in unserem Kopf ändern: Jäger- und Sammler-Typus statt Störungs-Typus ADS. Wie Systemische Therapeutinnen und Beraterinnen Anregungen anderer therapeutischer Weiterbildungen (VT-Seminar) nutzen, zeigt eine Befragung von Hans Lieb. Diese Ergebnisse bestätigen Untersuchungen, dass die allermeisten Therapeutinnen Anregungen unterschiedlicher Schulen nutzen, und nur wenige – der eigenen Einschätzung nach – nach„reiner Lehre“ arbeiten. Dem Artikel von Renate Jegodtka und Peter Luitjens über„Systemtheorie und Praxis“ wünsche ich breite Rezeption. Möge er zu weiteren Diskussionsbeiträgen Anstoß geben“
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25. März 2008
von Tom Levold
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Heinz von Foerster über Gotthard Günther

Am 20.3. wurde an dieser Stelle auf einen recht komplizierten Aufsatz von Walter Ludwig Bühl hingewiesen, in dem dieser sich u.a. mit der Luhmannschen Rezeption von Gotthard Günther auseinandersetzt. Gotthard Günther, Jahrgang 1900, Philosoph und Logiker, emigrierte 1937 mit seiner jüdischen Frau nach Südafrika und 1940 in die USA, nachdem er in Leipzig von 1933 bis 1937 Assistent von Arnold Gehlen gewesen war. Heute ist er in der öffentlichen Wahrnehmung nur einem kleinen Publikum bekannt. In einem hinreißenden Interview, das Heinz von Foerster im Januar 1997 anlässlich eines Vortrages an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit Kai Lorenz und Gernot Grube über seine Begegnung und Zusammenarbeit mit Gotthard Günther führte, wird die Person von Günther auf sehr lesenswerte Weise nahegebracht.
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24. März 2008
von Tom Levold
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Von geheimen Schlachten, galoppierenden Gedanken, inneren Zerreißproben, kostbaren Schätzen und grenzenlosen Weiten

Annette Ziegler aus Wien hat im Jahre 2004 eine schöne Diplom-Arbeit über„Metaphern im Schizophrenie-Diskurs Betroffener und Angehöriger“ geschrieben, die nun auch online zu lesen ist. Es handelt sich dabei nicht nur um eine kundige Einführung in die Metapherntheorie der kognitiven Linguistik nach Lakoff und Johnson, sondern auch um eine beeindruckende empirische Studie über die Metaphern, mithilfe derer Bilder und Metaphern erschlossen werden, die den„Alltagsdiskurs schizophrenie-erfahrener Menschen implizit anleiten“. Die Arbeit ist umfangreich und ausgesprochen lesenswert:„Als Datenmaterial für die Metaphernanalyse dienten ‚natürliche Daten’ – in Büchern und Zeitschriften veröffentlichte Erfahrungsberichte von Schizophrenie-Beteiligten; analysiert wurden 37 Textdokumente Betroffener und 25 Erfahrungsberichte von Angehörigen.
Im Ergebnisteil wird zunächst das Metaphernspektrum Betroffener detailliert beschrieben. Es zeigt sich, dass die rekonstruierten Metaphern die zentralen inhaltlichen Dimensionen der Schizophrenie – das sind Beschreibungen der Schizophrenie selbst, Charakterisierungen der schizophrenen Person, Vorstellungen über hilfreiche Umgangsweisen, Sinnzuschreibungen und Ursachenvorstellungen – jeweils in einem Bild zu verbinden vermögen. Die dargestellten metaphorisch strukturierten Handlungs- und Lösungserwartungen werden insbesondere dann relevant, wenn es um die Implementierung passender Behandlungsangebote geht. Etwa erfordert ein Kriegszustand Kampfgeist, Mitstreiter, Verbündete, Durchhaltewillen – wer Schizophrenie als Irrweg bebildert, braucht Anhaltspunkte, Wegweiser, Begleiter etc.
In einem zweiten Analyseschritt wird auf der Grundlage einer Häufigkeitenanalyse der identifizierten Metaphernfelder die Metaphorisierungspraxis Betroffener und Angehöriger verglichen. Zentrale Be-deutung in den Texten beider Subgruppen kommt solchen metaphorischen Konzepten zu, die Betroffene und Angehörige als ausgelieferte Opfer unausweichlicher und beängstigender Vorgänge mit wenig Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten konstituieren.
Die beiden wichtigsten metaphorischen Modelle sind im Betroffenen- wie im Angehörigendiskurs die Weg- und die Behälter-Metapher. Beide lassen Schizophrenie als Zustand der Abweichung von wichtigen gesellschaftlich und kulturell geteilten Werten und Normen erscheinen: Im Lichte der Weg-Metapher sind schizophrene Symptome als Komplementärerscheinungen zum gesellschaftlichen Ideal des ‚immer weiter’ und ‚immer schneller’ zu verstehen – die Behälter-Metapher kennzeichnet Schizophrenie als einen Zustand, in dem sich die für unser westliches Subjekt-Verständnis fundamentalste Konstante, die Trennung zwischen Subjekt und Objekt, Innen und Außen, aufzulösen beginnt.
Unterschiede zwischen den Sprechergruppen zeigen sich v.a. in Bezug auf die Verortung der Schizophrenie. Angehörige tendieren dazu, die Schizophrenie in der als Behälter gedachten Person zu platzieren. Bei Betroffenen finden sich demgegenüber zahlreiche Metaphern, die die Schizophrenie externalisieren und sie als von der eigenen Person klar getrennten Gegenstand, als von außen kommende bzw. in Gang gesetzte Dynamik erscheinen lassen“
Zum Volltext der Diplomarbeit…

23. März 2008
von Tom Levold
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edition ferkel im systemagazin: frohe ostern


Liebe Leserinnen und Leser,
ein Ostern ohne Vorhölle – kann das gut gehen? Auch die Einführung neuer Sünden durch den Papst macht mir Sorgen. Gelten die etwa auch rückwirkend? Das könnte ja komplett die biografische Sündenökonomie vieler Menschen durcheinanderbringen. Was ist mit Ablass und Beichte von Sünden, die man schon länger begangen hat, aber nie für eine Sünde gehalten hat? Und könnte man jetzt schon in Erfahrung bringen, mit welchen Sünden zukünftig zu rechnen sein wird? Ich bin gespannt und wünsche erst einmal frohe Ostern!
Zum Osterfest tischt systemagazin jedoch weder ein Osterlamm noch ein frisches Zicklein auf, sondern ein ausgewachsenes Ferkel.
Das gepfefferte Ferkel“ ist der Titel eines Buches, das der 2005 verstorbene Heinz Kersting, Mitbegründer und langjähriger wissenschaftlicher Leiter des instituts für systemische beratung ibs in Aachen, als„Lesebuch für Sozialarbeiter und andere Konstruktivisten“ herausgegeben und gemeinsam Theodor M. Bardmann und Hans-Christoph Vogel„zusammengewürfelt“ hat. Im September 2001 ging das das„Gepfefferte Ferkel“ als Online-Magazin ins Internet und hat seitdem über 200 wissenschaftliche, künsterische, poetische, theoretische und praktische Texte veröffentlicht. Nach dem Tode Heinz Kerstings ging die wissenschaftliche Verantwortung für die Gestaltung des gepfefferten Ferkels an Heiko Kleve, Professor für Theorie der Sozialen Arbeit an der Hochschule in Potsdam, über. systemagazin freut sich, in Kooperation mit Heiko Kleve und Georg Nebel, dem Gesellschafter des ibs in Aachen, zu Ehren von Heinz Kersting eine„edition ferkel im systemagazin“ aufzulegen. Im Laufe der Zeit werden die wichtigsten Texte zur Systemischen Theorie und Praxis im systemagazin veröffentlicht werden und die Systemische Bibliothek im systemagazin bereichern. Dafür schon jetzt an dieser Stelle einen herzlichen Dank an Heiko Kleve und Georg Nebel. Natürlich ist das„gepfefferte Ferkel“ auch weiterhin im Internet direkt zugänglich.
Die ferkel-edition wird mit einem Beitrag von Stephan Baerwolff aus Hamburg eingeleitet. Dabei geht es um einen Beitrag zur Psychotherapieforschung aus dem Jahre 2004, der trotz der leicht veränderten Ausgangslage, was die Therapieforschung über die systemische Therapie zu zu sagen hat, immer noch sehr interessant ist.
Zur edition ferkel…

22. März 2008
von Tom Levold
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Konstruktivistische Pädagogik und ihre ideengeschichtliche Fundierung im Deutschen Idealismus

Bereits vor einigen Wochen wurde an dieser Stelle auf eine Arbeit von Stefan Schweizer über die Wurzeln des Konstruktivismus im Deutschen Idealismus hingewiesen. Ebenfalls im Online-Journal„Electroneurobiología“ hat er 2007 eine Arbeit über die ideengeschichtliche Fundierung der konstruktivistischen Pädagogik veröffentlicht:„Der Aufsatz beginnt mit der These, dass einiges
an konstruktivistischem Theoriengut im pädagogisch-didaktischen Diskurs vertreten ist. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Bildungsreform und Bildungsplanreform in Deutschland. Konstruktivistische Theorien sind aber nicht immer als solche kenntlich gemacht. Schreibt sich ein Autor den Konstruktivismus auf die Fahnen, dann trifft er nicht eben selten auf vornehme Distanz oder offene Ablehnung. Dies liegt u.a. daran, dass weder wissenschaftshistorische noch wissenschaftstheoretische Reflexionen hinsichtlich des Konstruktivismus vorkommen. Problematisch ist außerdem, dass die Radikalität konstruktivistischen Gedankenguts häufig Vorstellungen von Beliebigkeit und Willkür evozieren. Diesen Desideraten versucht vorliegender Aufsatz abzuhelfen. Durch
seine wissenschaftshistorischen Ausführungen leistet er einen Beitrag zur wissenschaftshistorischen Plausibilisierung und historischgenetischen Einordnung von Theorienfamilien. Der Deutsche Idealismus, insbesondere Fichte, bedingt aber auch Schelling, sind als Wegbereiter konstruktivistischen Gedankenguts identifiziert. Spezifizierungen nehmen konstruktivistische Erkenntnistheoretiker wie Schmidt und v. Glasersfeld vor. Mario Crocco und Colin Dougall weisen auf noch ältere, aristotelische Wurzeln der Theorie der Autopoiese gemäß der chilenischen Neurobiologen Maturana und Varela hin. Maturana und Varela wurden in einer Kultur sozialisiert, die über vier Jahrhunderte hinweg von der aristotelischen Philosophie und jesuitischem Gedankengut beeinflusst war. Diese Gesichtspunkte sind bisher in vorliegendem Forschungsprogramm des Autors noch nicht berücksichtigt. Nichtsdestoweniger, die mit dem konstruktivistischen Paradigma konvergierende systemtheoretisch-kybernetische Theorie der Autopoiese eignet sich hervorragend zur Verdeutlichung und kritischen Reflexion der wissenschaftstheoretischen Implikationen der (konstruktivistisch ausgerichteten) Selbstorganisationstheorie“
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21. März 2008
von Tom Levold
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Hartwig Hansen: Wie viel Weihnachten steckt mittlerweile in Ostern?

Sie haben recht. Ich finde auch: das ist eine bescheuerte Frage! Ich hörte sie gestern im Autoradio auf dem Weg zur Arbeit. Es folgte die Ankündigung des Moderators mit sonorer Stimme: „Das klären wir in ein paar Minuten.“ (Wie bescheuert ich auch diesen zweiten Satz finde, klären wir in ein paar Minuten.)
Nach der Werbepause mit „Alltours-Frühbucherrabatt“ und „Auf alles 20%! Außer Tiernahrung“ wurde dann referiert, dass nicht nur die Süßigkeitenindustrie bemüht sei, das Osterfest zu einem ähnlichen Umsatzkracher wie Weihnachten zu machen, mit speziellen Hasen- und Eierkreationen und der suggestiven Frage: Warum nicht auch mal das neueste Handy ins Moosnest legen?
Ein pfiffiger Versandhandel böte einen zusammensteckbaren, wieder verwendbaren „Osterbaum“ inklusive 20 formschönen Farbeiern an – für lächerliche 198,- Euro, und es läge voll im Trend, dass es jetzt neben dem angestaubten Adventskalender einen Osterhasenkalender mit 30 Türchen gäbe. Von Osterliedern für die Kleinen und glänzenden Osterkerzen ganz zu schweigen.
Das alles ist schon albern genug, aber ich will zurückkommen auf die Einstiegsfrage und damit zum eigentlichen Kern meiner Besorgnis. Sie lautete: Wie viel Weihnachten steckt mittlerweile in Ostern?

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20. März 2008
von Tom Levold
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Luhmanns Flucht in die Paradoxie

Walter Ludwig Bühl, geb. 1934, Philosoph und Soziologe, der von von 1974-1996 einen Lehrstuhl für Soziologie u.a. mit den Arbeitsschwerpunkten Soziologische Theorie, Wissens- und Wissenschaftssoziologie an der Universität München innehatte, geht in diesem Aufsatz mit Niklas Luhmann ins Gericht, der auf website vordenker.de zu lesen ist. Er kritisiert vor allem dessen„Versuch (…), eine Soziologie und Gesellschaftstheorie zu rechtfertigen (oder wenigstens zu ,plausibilisieren‘), die von der Entparadoxierung selbst erzeugter Paradoxien lebt“. Als Kenner der Philosophie Gotthard Günthers, der für seinen Entwurf einer polykontexturalen Logik bekannt geworden ist und von Luhmann ausgiebig zitiert wird, polemisiert Bühl gegen Luhmann:„Im übrigen aber mißdeutet er Günther in allen wesentlichen Konstruktionselementen so gründlich, daß die Berufung auf ihn nur als Ausdruck der Mißachtung verstanden werden kann“. Das ist harter Tobak, aber für alle lesenswert, die sich mit den philosophischen Grundlagen der Theoriekonstruktion Luhmanns auseinandersetzen wollen.

Zum vollständigen Text von Walter L. Bühl