systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

23. November 2009
von Tom Levold
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Rückbau des Psychotherapeutenrechts – Bundessozialgericht blockiert Psychotherapieentwicklung

Wie die Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie in einer Pressemitteilung schon am 12.11. mitteilte, hat der„6. Senat des Bundessozialgerichts am 28.10.2009 die Klagen eines übergangsrechtlich approbierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten auf Eintragung in das Arztregister mit der Fachkunde in der Gesprächspsychotherapie sowie einer bedarfsunabhängig zugelassenen Psychologischen Psychotherapeutin auf die Erteilung einer Abrechnungsgenehmigung für Gesprächspsychotherapie zurückgewiesen. Aus der Berichterstattung des Bundessozialgerichts („Weiterhin kein Zugang von Gesprächspsychotherapeuten zur vertragsärztlichen Versorgung“), des Gemeinsamen Bundesausschusses („Bundessozialgericht: Keine Gesprächspsychotherapie auf Kassenkosten“) und der Bundespsychotherapeutenkammer („Gesprächspsychotherapie: Bundessozialgericht lehnt Revisionen ab“) sowie aus weiteren Pressemeldungen erwächst der Eindruck, nur die Gesprächspsychotherapie und die Gesprächspsychotherapeuten seien betroffen. Die Urteile greifen aber weitreichend in das Psychotherapeutenrecht und die Psychotherapieentwicklung in Deutschland mit rechtlich nicht nachvollziehbaren Begründungen ein“ Der vollständige Artikel
finden Sie hier als PDF-Download…

22. November 2009
von Tom Levold
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MAL SEHEN

OB
ICH
IN DEN
HIMMEL
ODER
DIE
HÖLLE
KOMMEN WERDE
IST OFFEN

LETZTLICH
IST
ES EGAL

BEI
MEINEM
GLÜCK
BLEIBT
DER
FAHRSTUHL
SOWIESO
AUF DEM WEG
DAHIN
STECKEN

(Jens Borrmann,„Wasserflecken„)

21. November 2009
von Tom Levold
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Im Goldenen Hecht. Über Konstruktivismus und Geschichte

„Im Goldenen Hecht“ ist ein Restaurant in Heidelberg. 1996 haben hier anlässlich der Tagung„“Die Schule neu erfinden“ die Wiener Historiker Karl-Heinz Müller und Albert Müller mit Heinz von Foerster gesessen und ein Gespräch über„Konstruktivismus und Geschichte““ geführt. Wie alle Gespräche mit Heinz von Foerster ist auch dieses wunderbar zu lesen und amüsant. Es erschien in Heft 8 (1997) der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften und ist auch im Internet zu lesen.
Zum vollständigen Text…

20. November 2009
von Tom Levold
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Für immer jung? Wechseljahre aus ganzheitlicher Sicht

Das Buch von Carmen Alice Kistgen, Gynäkologin, Ärztin für Naturheilverfahren und Systemische Beraterin, hat ein Ratgeberbuch über die Wechseljahre aus ganzheitlicher Sicht geschrieben, das im Sommer im Klett-Cotta-Verlag erschienen ist. Das Buch soll dazu einladen, »Alter« und »altern« aus ganzheitlicher Sicht zu betrachten und eigenständige Sichtweisen darüber zu entwickeln. Was bedeuten Schönheit und sexuelle Attraktivität für uns? Wie gehen wir mit körperlichen Symptomen um und lernen, achtsam auf unseren Körper zu hören? Was sind unsere Wünsche, Herausforderungen und Stärken in dieser Lebensphase? Rudolf Klein hat den Band für systemagazin rezensiert:„Das Buch weckt aufgrund des Titels vor allem die Assoziation, für Frauen geschrieben worden zu sein. Sehr schnell wird jedoch vor allem im ersten Teil deutlich, dass die Autorin auch den Mann mit seinen Wechseljahren zu berücksichtigen weiß. Viele Informationen über Veränderungen körperlicher Vorgänge waren mir – typisch Mann – nur ungefähr bekannt oder gar gänzlich unbekannt. Die Lektüre hat sich gelohnt“
Zur vollständigen Rezension…

18. November 2009
von Tom Levold
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Westerwelle für den Friedensnobelpreis 2010 vorgeschlagen

Der ehemalige FDP-Generalsekretär und jetzige Bundesminister für Abwicklungshilfe Dirk Niebel hat den Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Guido Westerwelle, für den Friedensnobelpreis 2010 nominiert (Foto: FDP). Auf einer Pressekonferenz im Thomas-Dehler-Haus erklärte er:„Unser bereits sehr beliebter Außenminister sollte für seine enormen zukünftigen Verdienste um die endgültige Lösung des Nahost-Konfliktes und seine zahlreichen Aktivitäten zur Überwindung von Sprachproblemen in der Welt endlich die Anerkennung erhalten, die er verdient. Seine Arbeit muss sich wieder lohnen. Und welcher Lohn könnte schöner sein als der Friedensnobelpreis?“ Auf die  Frage eines Journalisten, was Westerwelle denn bislang überhaupt dafür geleistet habe, anwortete Niebel schlagfertig:„Der Nobelpreis ist ja – wie wir im Falle des amerikanischen Präsidenten sehen konnten – zu einer Option auf die Zukunft geworden. Und glauben Sie mir, mit Zukunftsspekulationen liegen wir von der FDP ganz vorne. Was liegt also näher, als den Nobelpreis als Optionsschein auf unsere Zukunft zu sehen?“ Niebel zufolge soll Westerwelle zur endgültigen Überwindung der internationalen Verständigungsprobleme bereits einen Englisch-Kursus gebucht haben, der ihm viel Freude bereite („It is Germany here“). Wie Niebel durchblicken ließ, kann er sich auch selbst vorstellen, in Zukunft einmal für die erfolgreiche Abwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Abwicklungsländern den Friedensnobelpreis zu erhalten. Nur, so der Minister wörtlich:„Selbst vorschlagen möchte ich mich dann natürlich nicht“.

16. November 2009
von Tom Levold
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Alles im Griff? Umgang mit Risiko, Kontrollideen und Steuerung in Wirtschaft und Gesellschaft

Alles im Griff? Zu diesem Thema diskutierten mit Susanne Kaufmann vom SWR2-Forum am 07.10.2009 Torsten Groth (Soziologe vom Management Zentrum Witten Berlin), Prof. Dr. Ortwin Renn (Risikoforscher von der Universität Stuttgart) und Dr. Bernd Sprenger (Facharzt für Psychotherapie in Berlin) auf anregende und anhörenswerte Weise. Die Sendung ist als mp3-Datei auch im Internet noch zu hören/herunterzuladen.
Und zwar hier…

15. November 2009
von Tom Levold
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Tod

WENN
ICH
NUR
EIN GEDICHT
DANACH
SCHREIBEN
KÖNNTE

ALLE
GESPROCHENEN
WÖRTER
STÄNDEN
ZUR
AUSWAHL

ALLE GELEBTEN
GEFÜHLE
OBEN
DRAUF

DER
RÜCKSPIEGEL
REICH GEFÜLLT
MIT
DEM LEBEN
DAVOR

(Jens Borrmann,„Wasserflecken„)

14. November 2009
von Tom Levold
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Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung


„Mit wenigen Ausnahmen hat sich die soziologische Systemtheorie bisher nur wenig mit den methodologischen Fragen der rekonstruktiven Sozialforschung auseinander gesetzt. Die Leitunterscheidung zwischen Theorie und Empirie scheint hier eine unsichtbare Grenzlinie zu ziehen, die habituell nur schwer zu überbrücken ist. Auf der einen Seite begibt sich der Systemtheoretiker nicht gerne in die Niederungen der Probleme der Dateninterpretation, und auf der anderen Seite vermeidet es der qualitative Forscher unter der Last seiner Forschungspraxis, sich mit theoretischen Modellen zu beschäftigen, die eine andere Theoriesprache verwenden als die mehr oder weniger bewährten Traditionen. Sowohl die Systemtheorie als auch die rekonstruktive Sozialforschung haben mittlerweile ihre Kinderkrankheiten überwunden und haben schon längst begonnen, sich in der sozialwissenschaftlichen Forschungslandschaft zu institutionalisieren. Im Folgenden möchten wir versuchen, zwischen bei den eine Brücke zu bauen, die jeweils auf beiden Seiten Neues sehen lässt“ So beginnt das erste Kapitel in Werner Vogds spannendem Buch über„Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung“, dem er den Untertitel„eine empirische Versöhnung unterschiedlicher theoretischer Perspektiven“ beigegeben hat. Und diese Perspektiven umfassen so verschiedene Konzepte wie die Rahmentheorie Goffmans, das Habitus-Konzept Bourdieus, die Theorie expressiver Vernunft Robert Brandoms u.a., vor allem aber die Arbeiten von Ralf Bohnsack, dessen„Dokumentarische Methode“ Vogd für ein Schlüsselkonzept hält, das die angestrebte Versöhnung voranbringen könnte. Auch wenn Rezensent Andreas Eickhorst konstatiert, dass das Buch ohne Vorkenntnisse des bearbeiteten Feldes nicht leicht zu lesen ist, ist es doch für jeden theorieinteressierten Leser, der nach der Praxisrelevanz von Systemtheorie fragt, von allerhöchstem Interesse. Vogd hat lange an der FU in Berlin gearbeitet, wo er sich auch mit einer Arbeit über ärztliche Entscheidungsfindung im Krankenhaus habilitiert hat, deren Ergebnisse auch als empirische Basis in das vorliegende Buch eingeflossen sind. Erschienen ist es schon 2005 im Verlag Barbara Budrich, zur Zeit ist es leider nur als e-book erhältlich, eine Neuauflage der Print-Version wäre unbedingt wünschenswert.
Zur ausführlichen Rezension geht es hier …

13. November 2009
von Tom Levold
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Die Grundfunktionen der Familie

2000 hat Fritz B. Simon für die„System Familie“ die Grundfunktionen der Familie aus systemtheoretischer Sicht skizziert. Der Beitrag ist in der Systemischen Bibliothek im systemagazin zu lesen. Im abstract heißt es:„Die Funktion der Familie kann im Rahmen einer Theorie autopoietischer Systeme als die einer Grenze zwischen der Gesellschaft und einer organischen Umwelt verstanden werden. Mit dem Namen Familie werden dem heutigen Sprachgebrauch nach 2 unterschiedliche Typen von Systemen bezeichnet: ein soziales und ein biologisches System. Ob die familiäre Interaktion biologisch oder kommunikativ zu erklären ist, bleibt für den Beobachter in weiten Bereichen unentscheidbar. Dies eröffnet den Raum dafür, das innerfamiliäre Verhalten von Familienmitgliedern (auch und gerade das Symptomverhalten) sowohl als biologisch als auch als sozial bedingt zu erklären (und in der Folge davon, auch biologisch und/ oder sozial zu therapieren). Die heutige Familie erfüllt eine paradoxe Funktion: In ihr werden „nicht gesellschaftsfähige“, aus dem öffentlichen Raum ausgegrenzte Verhaltens- und Kommunikationsweisen realisiert, die als Elemente der familiären Kommunikation in die Gesellschaft integriert werden“
Zum vollständigen Text…

12. November 2009
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Niklas Luhmann

„Unterscheidungen verstehen sich nicht von selbst. Sie müssen gemacht werden. Das heißt auch: sie können gewählt werden. Man macht die eine oder die andere Unterscheidung, um etwas bezeichnen zu können. Jede Bezeichnung setzt eine Unterscheidung voraus – auch dann, wenn das, wovon sie etwas unterscheidet, gänzlich unbestimmt bleibt. Sagt man Sokrates, so meint man Sokrates und niemanden sonst. In diesem Falle fällt das, wovon das Bezeichnete unterschieden wird, mit dem zusammen, wovon die Unterscheidung selbst unterschieden wird. In anderen Fällen kommt diese Unterscheidung der Unterscheidung hinzu. Zum Beispiel wird etwas als groß bezeichnet, um es von Kleinem zu unterscheiden, nicht dagegen von etwas Leisem (laut/leise) und oder etwas Langsamem (schnell/langsam). Ungeachtet dieses Unterschiedes von unterscheidenden Unterscheidungen und nichtunterscheidenden Unterscheidungen, den wir hier nicht weiter verfolgen wollen (Fußnote: Und zwar: um den Paradoxieverdacht zu vermeiden, der aufkommen könnte, wenn man fragt, ob dieser Unterschied selbst eine unterscheidende oder eine nichtunterscheidende Unterscheidung ist. »Unterschied« (in Unterscheidung von »Unterscheidung«) dient uns mithin als Paradoxieabwehrbegriff. Natürlich nur: im Moment), kommt eine Unterscheidung nur vor, wenn sie gemacht wird. Wenn sie nicht gemacht wird, wird sie nicht gemacht. Sie ist nur eine Operation, hat also einen über Zeit vermittelten Bezug zur Faktizität. Sie realisiert sich selber, allerdings nur für einen Moment, und sie muß sich dann am Bezeichneten ihrer Kontinuierbarkeit und ihrer Wiederholbarkeit versichern, um sich zu de-arbitrarisieren. Wir wollen eine Operation, die etwas unterscheidet, um es zu bezeichnen, Beobachtung nennen. Ohne Unterscheidungen sind Beobachtungen nicht möglich. Mit Unterscheidungen geraten sie unter die Bedingungen der Zeit, das heißt: in den Bann der Frage, ob eine De-arbitrarisierung gelingt oder nicht. Wenn sie gelingt, nimmt man an, daß die Operation der Beobachtung weltad-adäquat läuft. Wenn sie gelingt, nimmt man außerdem an, daß das Problem der Paradoxie geschickt vermieden ist. Sehr zu Unrecht, wie eine genauere Analyse immer wieder zeigen kann“ (In: Anfang und Ende: Probleme einer Unterscheidung. In: Luhmann, Niklas / Schorr, Karl Eberhard (Hrsg.): Zwischen Anfang und Ende. Fragen an die Pädagogik. Frankfurt a.M. 1990, Suhrkamp, S. 11f)

11. November 2009
von Tom Levold
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Zusammenfassung

Ich fasse zu, an, auf,
die Gelegenheit fasse ich
in Worte, ins Auge, in Verse, beim Schopf,
ich befasse mich, bin der Auffassung,
dass ich gefasst bin, auf alles gefasst.

Aber das ist nicht alles.

Es ist nur die Rohfassung.
Ich bewahre sie, fasse mich,
fasse mich kurz, in Geduld,
fasse Hass, Fuß, Zutrauen,
Essen, Mut, einen Vorsatz,
eine Brille, einen Entschluss.

Wie die Glühbirne ringe ich
nach Fassung, kann mich vor Freude,
vor Uberraschung kaum fassen.

Aber das ist nicht alles.

Manches entgeht mir, ich
schlüpft durch, es entzieht sich,
ist weg. Schon bin ich aus der Fassung
gebracht, kann mir kein Herz mehr,
keinen klaren Gedanken, lasse,
was nicht zu fassen ist, fallen,
falle, lasse mich fallen, alles,
was der Fall ist, lasse ich,
ein Fass ohne Boden, auf sich beruhn.

(Aus dem Gedichtsband„Zukunftsmusik“ von Hans Magnus Enzensberger, der heute 80 Jahre alt wird)