systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

23. Februar 2010
von Tom Levold
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Vom Umgang mit Innovation in organisierten Sozialsystemen

Heinrich W. Ahlemeyer (Foto: systema.de) ist Organisationssoziologe und systemischer Unternehmensberater. In seinem Aufsatz„Mehr des Neuen statt mehr desselben? Vom Umgang mit Innovation in organisierten Sozialsystemen“, der 1997 in„Sozialwissenschaften und Berufspraxis“, erschienen ist und den er Niklas Luhmann zum 70. Geburtstag gewidmet hat, argumentiert er, dass ein immer mehr des Neuen zum bekannten Grundmuster des more of the same geworden ist, und versucht auf dieser Grundlage, Auswege aus der rigiden Schleife zwischen hysterischer Neuerung und einem Furor des Bewahrens zu skizzieren:„Durch (die) radikalen und raschen Veränderungen ihrer Organisation fühlen sich viele – Mitarbeiter und Führungskräfte gleichermaßen – überfahren, überfordert und überflüssig gemacht. Sie sehen ihre bisherige Leistung abgewertet. Viele sind verletzt und verstört. Nicht wenige finden sich nicht mehr zurecht. Diese weitreichenden Veränderungen schaffen in den Unternehmen eine neue Differenz: zwischen denen, die sich für diese Veränderungen engagieren und sie aktiv vorantreiben, als Angehörige des Managements oder als Mitglieder innovativer Projektgruppen, und denen, die sie passiv erleiden, die sich nicht informiert, verschoben und in die Veränderung hineingezwungen fühlen. Diese Differenz zwischen den aktiven Protagonisten und den passiven Erleidern (soll man sagen: Tätern und Opfern?) spiegelt sich in einer zweiten Differenz, die sich in vielen Unternehmen in der internen Beobachtung nach vorne schiebt: die zwischen Gewinnern und Verlierern; solchen, die einen Zuwachs an Einfluß-, Lern- und Gestaltungs- und Karrierechancen erleben und solchen, die die Gegenwart fast nur noch als Verlust erleben, vor allem als Verlust elementarer Sicherheiten des Alltags und der positiven Erwartungssicherheit, die ihnen ihre Organisationen gestern noch gab und deren Andenken sehr lebendig ist. Während viele Organisationen also durchaus erfolgreich auf Wandel einstellen, kommen die in ihnen lebenden und arbeitenden Menschen mit Tempo und Radikalität des organisatorischen Wandels nicht mehr mit. In einer Organisationswelt, die ständig Verlust macht, breitet sich eine Sehnsucht nach Dauer und Sicherheit, die weniger von den Mechanismen der Organisation als von den darin arbeitenden Menschen ausgeht“
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22. Februar 2010
von Tom Levold
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Systemtheorie und Soziale Arbeit/Sozialpädagogik

Als Studientext an der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit in Dresden ist 2002 dieses Arbeitspapier von Harald Wagner erschienen, das einige Grundfragen der Systemtheorie für sozialarbeiterische Diskurse erschließen will:„So wie jede andere anspruchsvolle Profession bedarf auch die Sozialarbeit einer angemessenen Reflexionswissenschaft. Arbeitsfelder – zumal im internationalen Vergleich – und zum Tragen kommende Methoden innerhalb der Sozialarbeit sind sehr weit angelegt und vielgestaltig. Eine einheitliche Bezugswissenschaft ist angesichts dieser Breite und Diversität (noch) nicht in Sicht. Damit aber dennoch gemeinsame Diskurse möglich sind und zugleich der Anspruchscharakter der auftauchenden Komplexität gewahrt bleibt, gilt es zumindest sinnvolle Theorieklärungen vorzunehmen. In diesem Beitrag – der auf der Durchführung eines Seminars für Masterstudenten an der Universität Vilnius im September 2001 beruht – sollen dazu die Möglichkeiten der Systemtheorie angefragt und strukturbildend benutzt werden. Somit werden hier wichtige Begriffe, Zusammenhänge und Deutungskapazitäten der Systemtheorie einerseits an ihrer eigenen Entwicklung, andererseits in ihrem Bezug zur Sozialarbeit dargestellt“

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21. Februar 2010
von Tom Levold
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Looking beyond the clinic

Das britische„Journal of Family Therapy“ erscheint im neuen Jahrzehnt mit einem anderen farblichen Outfit, ein Wechsel von grün zu lila. Das Eröffnungsheft ist den Anwendungsbereichen vorbehalten, die über die psychotherapeutische Praxis hinausreichen, aber deren Erfahrungen und Konzepte aufgreifen. Herausgeber Mark Rivett schreibt in seinem Editorial:„This issue of the Journal provides an antidote to the narrower, purely clinical focus. It is an invitation to explore the boundaries of systemic practice in a number of innovative contexts. These contexts range from narrative practices with refugee women (Blackburn); to systemic work in learning disability services (Haydon-Laurelut and Nunkoosing); and to the use of biofeedback monitors in schools (McHugh et al.). The two articles sandwiched between this array take European family therapists on an even longer journey. They describe systemic practice in a war-torn country (Charlés) and in trauma-response teams who travel around the globe (Mendenhall and Berge)“ Neben dem aktuellen Heft ist jetzt auch der komplette Jahrgang 2000 von JOFT im Zeitschriftenarchiv des systemagazins erfasst.
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19. Februar 2010
von Tom Levold
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Neue Krankheiten in Sicht

Stephan Schleim berichtet in einem informativen und kritischen Artikel für das online-Journal Telepolis über den Stand der Überarbeitung des DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der American Psychiatric Association, dessen 5. Fassung 2013 herauskommen soll und dessen Entwurf nun online zur Diskussion gestellt wird:„Eine wesentliche Änderung der kommenden Fassung besteht nun darin, dass mit der vorherrschenden Alles-oder-nichts-Mentalität der Symptome gebrochen wird. Hatte ein Patient beispielsweise fünf von neun Symptomen einer Depression nach DSM-IV-TR, dann galt er als depressiv; waren es hingegen nur vier, dann nicht. In Zukunft sollen diese strengeren Kriterien durch Skalen ersetzt werden. Auf ihnen kann zum Ausdruck gebracht werden, wie stark ein bestimmtes Symptom ausgeprägt ist. In der Fachwelt nennt man dies den„dimensionalen“ Ansatz psychiatrischer Erkrankungen. Laut der Science-Meldung hat das den Vorteil, den verschiedenen Störungen eines Patienten gerecht zu werden. Eine einzige, bestimmte Erkrankung liege nur in wenigen Fällen vor. Kritisch könnte man aber fragen, ob ein Patient dann in Zukunft 60 Prozent depressiv, 30 Prozent angstgestört und 10 Prozent schizophren sein kann und was das bedeutet? Der neue Ansatz könnte auch dazu führen, dass die Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit weiter verschwimmt. Wenn der Schwellenwert für eine klinische Diagnose nicht erreicht wird, ist man dann nicht immerhin„etwas“ depressiv? Und reicht das dann schon für eine Behandlung oder nicht?“.
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18. Februar 2010
von Tom Levold
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Spätrömische Dekadenz

Der Vorsitzende der FDP, Guido Graf Westerwelle, konnte gestern auf der Bundespressekonferenz seine Vorwürfe an die Hartz IV-Empfänger mit aktuellem Bildmaterial untermauern und verwahrte sich gegen Vorwürfe, mit seiner Aussage, wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspreche, lade zu spätrömischer Dekadenz ein, an der Wirklichkeit vorbeigegangen zu sein. Alle Aussagen zum Sozialschmarotzertum seien gründlich recherchiert, wie das präsentierte Foto beweise. Bei der Aufnahme handele es sich um eine typische Hartz-IV-Party, wie sie derzeit vor allem in den Neuen Bundesländern in Mode gekommen seien.„Während Hartz IV-Empfänger auf Kosten der Steuerzahler staatliche Gelder auf Orgien verprassen, fragen sich unsere Leistungsträger, ob sich ihre Arbeit überhaupt noch lohnt“, betonte der Außenminister. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass schon mehrfach Top-Managern der Zutritt zu solchen Parties verweigert worden. Das sei eine„ziemlich sozialistische Entwicklung in dieser Republik“. Auf die Frage nach seinen Quellen räumte Westerwelle ein, er habe von einem ungenannt bleiben wollenden Informanten eine Daten-CD mit Fotos, Adressen und Nummern von Schweizer Konten erhalten, auf denen offenbar in großem Stil Hartz-IV Gelder angelegt worden seien. Auf der CD seien noch zahlreiche ähnliche Abbildungen zu finden und er behalte sich vor, weiteres Belastungsmaterial im zukünftigen Verlauf der Debatte zu veröffentlichen.

17. Februar 2010
von Tom Levold
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Zur Komplexität von Entscheidungssituationen

Noch im Jahre 2009 erschien Heft 1/09 von„Soziale Systeme“, das nun mit einer kleinen Verzögerung auch im systemagazin vorgestellt wird. Es wartet mit einem besonderen Knüller auf, nämlich einem bislang unveröffentlichten Text von Niklas Luhmann über die„Komplexität von Entscheidungssituationen“ aus dem Jahre 1973. Günther Ortmann, David Seidl, Elena Esposito und Helmut Willke kommentieren den Text und nehmen auf die zahlreichen Theorie-Modifikationen Bezug, die der Entscheidungsbegriff bei Luhmann in den Jahren nach 1973 durchlaufen hat:„Pfadabhängigkeit gibt es auch beim Basteln, sogar beim Basteln an Theorien. Das ist an Luhmann gut zu studieren, der seinen Entscheidungsbegriff jeweils nach Maßgabe theoriearchitektonischer Umbauten geändert hat“ (G. Ortmann). Freundlicherweise stellt der Verlag den Luhmann-Text auch online zur Verfügung. Das aktuelle Heft kann man hier bestellen. Neben der Diskussion des Luhmann-Textes, die allen zu empfehlen ist, die sich aus systemischer Perspektive theoretisch oder praktisch mit Organisationen befassen, enthält die Ausgabe noch Beiträge über„Theoriearbeit und Empirie in der Organisationsforschung“ (Werner Vogd),„Militär der Politik“ (Tobias Kohl),„Das medizinische System“ (Gunnar Stollberg) sowie zwei englischsprachige Beiträge über Perspektiven Lateinamerikanischer Soziologie (Mascareño & Chernilo) und Selbstreferentielle Technologie (Attila Marton).
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17. Februar 2010
von Tom Levold
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zitat des Tages: Heinrich Heine (Heute vor 154 Jahren gestorben)

„Die deutschen Zensoren — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — Dummköpfe — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — –“ (Aus:„Ideen. Das Buch Le Grand. Kapitel XII“. Abb.: Wikipedia)

16. Februar 2010
von Tom Levold
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Die Entwicklung des Säuglings, das Werden der Person und die Entstehung des Bewusstseins

Auch in diesem Frühjahr wartet systemagazin mit einigen Vorabdrucken aktueller Fachbücher auf. Bevor wir aber an der Frühjahrskollektion schnuppern können, gibt es hier noch einen Nachtrag vom letzten Herbst. Die ursprünglich im September vorgesehene Veröffentlichung eines Auszugs aus Louis W. Sanders Buch „Die Entwicklung des Säuglings, das Werden der Person und die Entstehung des Bewusstseins“ aus dem Klett-Cotta-Verlag hat sich bis heute hinausgezögert, weil zuvor noch die Rechte des amerikanischen Verlages eingeholt werden mussten. Dies ist aufgrund der dankenswerten Initiative von Klett-Cotta mittlerweile geschehen, dem an dieser Stelle gedankt sei. Im systemagazin können Sie das Kapitel 12 des Autors, der zu den bekanntesten psychoanalytischen Entwicklungspsychologen der USA gehört, lesen:„Anders Denken. Prinzipien des Prozessverlaufs in lebenden Systemen und die Spezifität des Erkanntwerdens“.
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15. Februar 2010
von Tom Levold
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Einsturz der Umfragewerte für die FDP: Programmmitarbeiter gesteht Materialdiebstahl

Im Zuge der Ermittlungen zum Einsturz der FDP-Umfragewerte gibt es offenbar ein erstes Geständnis. Dabei hat ein Mitarbeiter der Koalitions-programmkommission eingeräumt, in den Programmbeton keine ausreichende Zahl an Sozialelementen eingeflochten zu haben, wie der “Kölner Stadt-Anzeiger” (KSTA) berichtet. Die eingesparten Sozialelemente seien dann an einen Hartz IV-Shop verkauft worden. Ob das Fehlen des für die Stabilität notwendigen Materials nun aber die tatsächliche Ursache für den Absturz ist, wird noch diskutiert. Bei der Bundesregierung als Bauherrn will man einen Zusammenhang mit dem Unglück nicht ausschließen. Es sei “denkbar”, dass die Verbindung zwischen den Programmelementen der Koalition “mangels eingeflochtener Sozialelemente nicht kraftschlüssig erfolgt ist und damit dem Wählerdruck kein ausreichendes Widerlager bietet”. Bei Polizei und Staatsanwaltschaft geht man laut KSTA hingegen davon aus, dass die nicht angebrachten Sozialelemente nicht ursächlich für den Absturz Umfragewerte waren. Dabei stützt man sich darauf, dass das vermutete Leck in der Programmkonstruktion etwa zehn Meter unter der Stelle mit den eingesparten Sozialelementen liegen soll. Zudem soll das Programm der FDP schon immer weitgehend frei von Sozialelementen gewesen sein, was manchen Wählern offensichtlich verborgen geblieben sei. Der beschuldigte Mitarbeiter entschuldigte sein Verhalten damit, dass es sich ausschließlich um Sozialelemente gehandelt habe, die aus reinen Wahlkampfgründen in das Programm eingearbeitet worden seien. Ein echter Schaden für die Programm könne daher nicht entstanden sein, da dieses grundsätzlich auch ohne Soziales auskomme. Allerdings müsse dann wahrscheinlich auf eine Anreicherung von bis zu 15 % verzichtet werden.

14. Februar 2010
von Tom Levold
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Trotz Alledem – Formen von Resilienz

Satuila Stierlin interessiert sich seit jeher für Geschichte und Geschichten, als Familientherapeutin natürlich besonders für Familiengeschichten. Ihr Buch „‚Ich brannte vor Neugier!‘ Familiengeschichten bedeutender Familientherapeutinnen und Familientherapeuten“ gibt davon einen Eindruck. In der systemischen Szene haben sie viele in ihren zahlreichen Familienselbsterfahrungs-Seminaren und ihren Tagungs-Workshops zum Thema Familiengeschichte kennen lernen können. Gemeinsam mit Bianca Herlo, die für Regie, Kamera und Schnitt verantwortlich zeichnet, hat sie 2007 in Eigenproduktion eine DVD geschaffen, auf der sie drei Menschen vorstellt, die mit unterschiedlichen Schicksalen umgehen mussten und davon auf beeindruckende Weise erzählen: „Ob es sich um das Überleben des Holocaust, den Kampf um Anerkennung von Homosexualität, eine progressive Krankheit oder den Tod eine nahestehenden Person handelt, sie alle verbindet eines: die Fähigkeit, seelische Schocks und traumatische Erfahrungen zu überwinden“.
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13. Februar 2010
von Tom Levold
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ADHS – Frühprävention statt Medikalisierung

Schon vor einiger Zeit erschien dieser Sammelband zum Thema ADHS, herausgegeben im Rahmen der Schriftenreihe des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt am Main und daher natürlich primär (aber nicht nur) aus einer psychoanalytischen Perspektive verfasst. Peter Luitjens empfiehlt es auch der systemisch orientierten Leserschaft:„fachlich fundierte Unterstützung für eine Position, die im Umgang mit ADHS den vermeintlich kurzen Lösungsweg über Medikation vermeiden will zugunsten eines individuell passenden längeren Wegs. Wenn die Gesellschaft insgesamt diesen langen Weg einschlagen wollte, würde sie sich unterwegs in eine andere verwandeln können. Auch wenn die Auseinandersetzung mit psychoanalytischen Ansätzen nicht mein persönliches Interesse trifft, halte ich es für ein wichtiges Buch zum Thema ADHS und empfehle es ausdrücklich“
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12. Februar 2010
von Tom Levold
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Prof. Dr. Jürgen Kriz wird mit Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet

Wie die Universität Osnabrück in einer Presseerklärung mitteilt, wird Jürgen Kriz heute mit einer Feier in den Ruhestand verabschiedet:„Seine Forschungsinteressen sind sehr weit gespannt. So hat der Psychologe Prof. Dr. Jürgen Kriz von der Universität Osnabrück Bücher über die verschiedenen Psychotherapierichtungen veröffentlicht, aber auch über Statistik, Forschungsmethoden, Datenverarbeitung oder Wissenschaftstheorie. In den letzten Jahren hat er sich vor allem mit der Frage beschäftigt, wie wir unsere hoch komplexe Welt ordnen. Solche Ordnungsprozesse dienen sowohl auf individueller als auch auf sozialer Ebene der Orientierung. Hier begegnen uns die Ordnungen als wissenschaftliche Theorien oder als Alltagserklärungen. Diese Prozesse können aber auch leidvoll, »pathologisch«, werden. Sie sind dann Gegenstand von abweichendem Verhalten, Psychopathologie und Therapie. Anlässlich seiner Emeritierung laden der Fachbereich Humanwissenschaften und das Institut für Psychologie für Freitag, 12. Februar, zur feierlichen Verabschiedung des renommierten Wissenschaftlers.
Kriz, 1944 in Ehrhorn/Soltau geboren, studierte Psychologie, Pädagogik und Philosophie sowie Astronomie und Astrophysik in Hamburg und Wien. In seiner 1969 erschienenen Dissertation befasste er sich mit der Entscheidungstheorie. In den folgenden Jahren war Kriz unter anderem in Wien, Hamburg und Bielefeld tätig, wo er 1972 mit nur 27 Jahren eine Professur für Statistik an der Fakultät für Soziologie erhielt. Bereits 1974 folgte er dem Ruf auf einen Lehrstuhl für »Empirische Sozialforschung, Statistik und Wissenschaftstheorie« an die Universität Osnabrück. 1980 wechselte er in den seinerzeit neugegründeten Fachbereich Psychologie, und lehrt seitdem (bis 1999 parallel zur Methodenprofessur in den Sozialwissenschaften) Psychotherapie und Klinische Psychologie. Darüber hinaus ist der international renommierte Wissenschaftler auch als Psychologischer Psychotherapeut tätig. In dieser Eigenschaft war er von 2000 bis 2010 Delegierter in der Niedersächsischen Psychotherapeutenkammer. Zwischen 2005 bis 2009 gehörte er dem »Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie« an – einem Gremium aus sechs psychologischen und sechs ärztlichen Professoren, das in Berlin die Weichen für die Psychotherapie in der Bundesrepublik stellt.
Zahlreiche Publikationen machten Kriz über die engen Fachkreise hinaus bekannt. So wurde sein 1985 erstmalig erschienenes Standardwerk über die verschiedenen Psychotherapieansätze bereits zum sechsten Mal neu aufgelegt. Insgesamt hat Kriz mehr als 20 Bücher (Gesamtauflage über 100.000 Exemplare) und rund 250 wissenschaftliche Beiträge verfasst. Übersetzungen liegen in Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Tschechisch und Lettisch vor. Zahlreiche Gastprofessuren führten den Wissenschaftler untern anderem in die USA, nach Riga, an die ETH und Universität Zürich und besonders oft nach Wien, wo er unter anderem 2003 die renommierte internationale »Paul-Lazarsfeld-Gastprofessur« innehatte.
Kriz ist Träger des Viktor-Frankl-Preises der Stadt Wien sowie Ehrenmitglied mehrerer psychotherapeutischer Fachgesellschaften. Er fungiert als Herausgeber zahlreicher Bücher und Buchreihen sowie als Beirat etlicher Fachzeitschriften. Sein aktuelles Projekt ist eine 40-bändige Psychologie-Reihe, die er, unterstützt von einem wissenschaftlichen Beirat, herausgibt. Der erste Band erschien Anfang dieses Jahres.
Auf der Verabschiedung werden neben Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing. Claus Rollinger, dem Dekan des Fachbereichs Humanwissenschaften, Prof. Dr. Hartmut Remmers, und der Dekanin des Fachbereichs Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Andrea Lenschow, unter anderem auch der Präsident der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen, Dr. Lothar Wittmann, sowie der Präsident der Deutschen Psychologischen Gesellschaft für Gesprächspsychotherapie, Prof. Dr. Jochen Eckert, sprechen. Die Abschiedsvorlesung von Prof. Kriz trägt den Titel »Die Notwendigkeit der humanistisch-systemischen Perspektive in der Psychologie«. »Mit Prof. Kriz verlässt ein Kollege das Institut, der von Anfang an maßgeblich am Aufbau der Psychologie in Osnabrück beteiligt war. Eine besondere Stärke von Jürgen Kriz lag darin, dass seine Arbeit für Studierende und Kollegen immer wieder Anregungen und Impulse lieferte und nach außen große Anziehungskraft für wissenschaftlich wie praktisch Tätige sowie Studieninteressierte entfaltete«, so der Leiter des Instituts für Psychologie der Universität, Prof. Dr. Karl Heinz Wiedl, der ebenfalls ein Grußwort sprechen wird“

Lieber Jürgen, in der Gewissheit, dass der Begriff Ruhestand bei Dir nur eine relative Bedeutung haben kann, wünsche ich Dir eine schöne Feier und einen gelungenen Abschied – und uns allen im systemischen Feld von Dir weiterhin viele Anregungen, kritische Überlegungen und Beiträge zur Fortentwicklung des Feldes.
Herzlich, Tom Levold

11. Februar 2010
von Tom Levold
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Steinbach: „Ab heute wird zurückgeschossen“

Wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, wird die Bundesvorsitzende des Bundesverbandes der Durchtriebenen, Erika Steinbach, heute pünktlich um 11.11 h in das Bundeskanzleramt einmarschieren und das Amt der Bundeskanzlerin übernehmen. Zuvor waren die Verhandlungen über ihren Sitz im Stiftungsrat der Stiftung„Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ gescheitert. Steinbach hatte als Bedingung für ihren Verzicht auf den Stiftungssitz unter anderem gefordert, das Einspruchsrecht der Bundesregierung bei der Bestellung der Stiftungsratsmitglieder abzuschaffen. Das Stiftungsgesetz wäre entsprechend zu ändern. Die BdV-Chefin lehnte in einem Interview mit der„Rheinischen Post“auch einen Kompromiss ab, nach dem die Bundesregierung die Bestellung nur verweigern kann, wenn alle Mitglieder des Kabinetts gegen die Kandidatur sind. Steinbach sagte im Interview:„Unsere Forderung nach einem Verzicht [der Regierung, C.S.] auf das Vetorecht ist nicht verhandelbar“ Sie wolle„alle Möglichkeiten ausschöpfen“, um das Recht des Bundesverbandes der Vertriebenen (BdV) durchzusetzen, die vom ihm ausgewählten Mitglieder des Beirats der Stiftung„Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ zu benennen. Die CDU-Politikerin wies den Vorwurf der Erpressung zurück.„Der Bund der Vertriebenen hat es nicht nötig zu erpressen“, sagte sie. Die Besetzung des Kanzleramtes sei ein Vorschlag zur Güte, um die Bundesregierung aus ihrer Verlegenheit zu befreien. Als eine erste Amtshandlung soll der Außenminister Guido Graf Westerwelle aus seinem Amt vertrieben werden. Nach dessen Flucht könne dann über eine Versöhnung nachgedacht und der Stiftungszweck endlich realisiert werden.