systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

17. März 2010
von Tom Levold
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SIND PSYCHIATRISCHE DIAGNOSEN SPRACHANALYTISCH SINNLOS?

In der Ausgabe 8 (2007) des e-Journal Philosophie der Psychologie verfolgt Oliver Grimm, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit die Rolle der Alltagspsychologie bei der Erstellung psychiatrischer Diagnosen unter einen sprachphilosophischen Blickwinkel:„Die heute gängigen Klassifikationssysteme innerhalb der Psychiatrie wurden konstruiert, um eine Theorielastigkeit der Diagnosen zu vermeiden. Sie sind als vermeintlich neutrale Beschreibungen einer objektiv fassbaren Diagnose gedacht. Die Strategie der biologischen Psychiatrie besteht nun darin, naturwissenschaftliche Erklärungen für Gehirnvorgänge zu finden, die diesen diagnostischen Identitäten zugrunde liegen. Manche Vertreter der biologischen Psychiatrie teilen dabei mit Vertretern des eliminativen Materialismus aus der Philosophie des Geistes ein gemeinsames Projekt: unser alltagspsychologisches Sprechen über Handlungen und Motive wird als ungenau abgelehnt. Damit begeben sich jedoch die biomedizinischen Materialisten in eine Zwickmühle. Es kann nicht gelingen, neurobiologische Ursachen psychiatrischer Erkrankungen zu finden, die letztlich unsere alltagspsychologischen Verhaltenserklärungen verlassen, wenn gerade alltagspsychologische Erklärungsmodelle auch heute noch psychiatrischen Diagnosen zugrunde liegen. Die Debatte um die folk-psychology innerhalb der Philosophie des Geistes liefert Hinweise auf eine mögliche Alternative: Wenn es sich bei folk-psychology nicht um eine falsche alltagspsychologische Theorie handelt, sondern um das Prinzip der mentalen Simulation unseres Gegenübers, so ist diese Theorie viel einfacher mit der gegenwärtigen, auch naturwissenschaftlichen Forschung zu verbinden. In neueren neurobiologischen Modellen wird von einem Modell ausgegangen, dass an die Stelle eines neurobiologischen Gehirns das so genannte„soziale Gehirn“ stellt. Psychiatrische Diagnosen ließen sich als Kategorisierungsversuch des„sozialen Gehirns“ des Psychiaters interpretieren, ein Ansatz, der mit der Simulationstheorie der folk-psychology kompatibel ist“
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16. März 2010
von Tom Levold
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Zuschreibungen der Gewalt

In der Sozialen Welt 53 (2002) erschien ein Aufsatz von Thorsten Bonacker, Professor am Zentrum für Konfliktforschung an der Universität Marburg (Foto: website des Autors) über die„Sinnförmigkeit interaktiver, organisierter und gesellschaftlicher Gewalt“, der auch im Internet zu lesen ist:„Der Aufsatz schließt an die gegenwärtige Debatte in der soziologischen Gewaltforschung an und entwickelt eine sozialwissenschaftliche Perspektive auf Gewalt, die von ihrer Sinnförmigkeit ausgeht. Eine Handlung ist dabei nicht von sich aus gewaltsam, sondern was als Gewalt gilt, ist eine Frage der kollektiven Repräsentation von Gewalt in einer Gewaltsemantik, die dem sozialen Wandel unterliegt. Soziologisch betrachtet, lässt sich Gewalt als eine Zuschreibungserzwingung verstehen, die aus der Perspektive sozialer Systeme als interaktive, organisierte und gesellschaftliche Gewalt beschrieben werden kann. Hier zeigt sich, dass ein und dieselbe Gewalthandlung je nach Systemreferenz sehr Unterschiedliches bedeuten kann. Abschließend wird der hier unterbreitete Vorschlag für eine umfassende soziologische Gewaltforschung kurz am Beispiel terroristischer Gewalt veranschaulicht“
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15. März 2010
von Tom Levold
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Paartherapie und Identität

Auch wenn es sich bei meinen Bemerkungen zu diesem Buch nicht eigentlich um eine Rezension, sondern um das Vorwort handelt, lässt es sich doch als Rezension lesen. Andrea Brandl-Nebehay und Joachim Hinsch haben einen Band herausgegeben, der Ergebnisse gemeinsamer Forschung und Praxis mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Institut für Ehe- und Familientherapie in Wien zusammenbringt und dieser Tage im Carl-Auer-Verlag erschienen ist:„Von der prekären Suche nach Identität und Glück in der Paarbeziehung und ihrer Thematisierung in der Paartherapie handelt dieses Buch. Denn Paartherapie spielt als »Konsultationsformat« der Gegen- wart für Liebesbelange eine immer größere Rolle. Als postmodernes Unternehmen kann Paartherapie ihren KlientInnen aber weniger denn je gültige Rezepte zur Bewältigung von Identitäts- und Sinnkrisen liefern, schließlich sind die PaartherapeutInnen persönlich grundsätzlich mit den gleichen Fragen und Ungewissheiten beschäftigt wie ihre KlientInnen. Auch davon ist in diesem Band die Rede. Zwischen der Vielfalt soziologischer Arbeiten über die veränderte Lebenswirklichkeit von Paaren und der eher methodisch orientierten, gelegentlich auch »toolfixierten« paartherapeutischen Literatur der Gegenwart klafft eine Lücke, zu deren Schließung das vorliegende Buch einen wertvollen Beitrag leistet. Die Perspektive auf die Identitätssuche in der Paartherapie wird dabei u. a. entlang solchen zentralen Themen entwickelt, die auch die gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurse bestimmen: die Herstellung von Identität durch die narrative (Re-)Konstruktion der eigenen Geschichte, die Konstruktion von Geschlechtsidentität im paartherapeutischen Interview, der Umgang mit Fremdheit und kultureller Differenz in der Arbeit mit bikulturellen Paaren und die Bearbeitung von Paarkrisen im Zusammenhang mit Außenbeziehungen sowie mit Machtkonflikten und Gewalttätigkeiten“
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14. März 2010
von Tom Levold
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Das System und die Welt der Beratung

Ist Beratung ein eigenständiges Funktionssystem der Gesellschaft? Oder bearbeitet es – sozusagen nachträglich Folgeprobleme der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft? In einem längeren Text, der aus einem Intensivtraining„Systemtheorie für Berater“ hervorgegangen ist, setzt sich der Systemtheoretiker Peter Fuchs mit dieser Fragestellung auseinander:„Beratung ist längst ein sozial aufdringliches Phänomen. Sie begegnet allenthalben, vielleicht nicht so laut und schrill wie Pop, aber doch so, daß sich kaum jemand dem Ansinnen, beraten zu werden, entziehen kann, sei es, daß es um Spitzenhöschen aus Seide, um eingefleischte Ernährungsgewohnheiten, Frettchenaufzucht oder um verkrampfte Nackenmuskulaturen geht, sei es, daß Organisationen, kleine und große, nach Beratung schreien bzw. von Beratern so heimgesucht werden, daß es schließlich so aussieht, als ob nach ihnen geschrien worden wäre. Kurz: Beratung ist ein Hans-Dampf in allen Gassen. Und wo sie noch nicht ist, wird sie flugs eingeführt, etwa dann, wenn ganze Kommunikationsdomänen (beispielsweise die der Sozialen Arbeit) damit konfrontiert werden, auf alle Fälle und zentral: Beratung zu sein. Und es fehlt nicht viel, daß Hochschullehrer umdefiniert werden zu Consiliaren ihrer studentischen Klientel, wenn nicht gar zu deren ‚coaches‘. Die Imposanz des Phänomens, sein flächendeckendes Auftreten, die Unmöglichkeit, ihm auszuweichen, lassen mittlerweile die Frage testfähig werden, ob es sich bei Beratung nicht nur um eine hier und da anwählbare soziale Form handelt, sondern um ein sich gerade schließendes, gesellschaftsweit operierendes Sozialsystem, um ein System womöglich in statu nascendi, das ähnlich wie Soziale Arbeit oder wie Pop Folgeprobleme der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft bearbeitet. Es läge dann einerseits in einer Art Verlängerung dieser Differenzierungstypik, würde deshalb von deren entwickelten Formenkanon profitieren können, wäre aber als zeitlich nachrangiges System, das die Ordnungsgewinne funktionaler Differenzierung ausnutzt, um eine eigene Ordnung und das eigene Fortkommen zu stabilisieren, von vielleicht parasitärem Status. Die folgenden Überlegungen richten sich auf diese Unsicherheit ein. Sie prüfen anhand der Kriterien, die typisch auf Funktionssysteme bezogen sind, ob es Sinn macht, von einem sich schließenden System der Beratung zu sprechen, behalten aber im Auge, daß Nachrangigkeitssysteme eigentümliche, mitunter (im genauesten Freudschen Verständnis) perverse Züge entwickeln, ein Mechanismus, über den man noch nicht allzuviel weiß. Wir gehen hier davon aus, daß die funktionale Differenzierung (in der Eigen-Logik der Evolution) tatsächlich Probleme generiert, die wiederum systemisch bearbeitet werden müssen, aber die Sache selbst (diese Argumentation) ist nach wie vor strittig. Dem Grunde nach sind die Überlegungen, die wir uns hier gönnen, nicht nur von der Absicht geleitet, genauer zu verstehen, warum Beratung in der modernen Gesellschaft einen so fulminanten Stellenwert einnimmt, sondern auch, ob es Sinn macht, Systeme dieses Typs zunächst mit dem Kriterienkanon auszutesten, der für ‚übliche‘ Funktionssysteme reserviert ist“
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13. März 2010
von Tom Levold
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Family Process 2010

Neben einer Reihe von Forschungsbeiträgen (u.a. einer interessanten Untersuchung der physiologischen Anspannung, denen Kinder bei einem elterlichen Streit ausgesetzt sind), beinhaltet das erste Heft des aktuellen Jahrgangs von Family Process einen Aufsatz von Kaethe Weingarten, in dem sie ein Konzept„Angemessener Hoffnung“ als klinische Praxis entwirft, eine Arbeit von Robert Garfield über therapeutische Männergruppen als Medium zur Erweiterung emotionaler Intimität für Männer sowie ein Text von Peter Rober und Michael Seltzer, der die Vermeidung einer„kolonialistischen“ Position für Familientherapeuten fordert.
Alle abstracts können hier gelesen werden, darüber hinaus ist jetzt auch der komplette Jahrgang 1999 von Family Process im Zeitschriftenarchiv von systemagazin erfasst.

11. März 2010
von Tom Levold
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Wahrheit in der Wissenschaft

Im Jahre 2001 lud die Zeitschrift„Spektrum der Wissenschaft“ den (am 20.5.2008 im Alter von 78 Jahren verstorbenen) Astrophysiker Jürgen Ehlers (Foto: Wikipedia) und dem Sozialwissenschaftler Rudolf Stichweh zu einem spannenden Streitgespräch darüber ein, ob Naturforscher durch objektive Erkenntnisse ein immer vollständigeres Bild der Wirklichkeit gewinnen, oder ob der Wahrheitsanspruch der Naturwissenschaft nur eine historisch wandelbare Übereinkunft darstellt?„Frage: Würden Sie der Wissenschaft unter den gesellschaftlichen Aktivitäten überhaupt einen Sonderstatus einräumen? Stichweh: Wenn ich Wissenschaft von außen betrachte und mit Kunst oder Religion vergleiche, dann unterscheidet sie sich dadurch, dass sie für ihre Aussagen Wahrheit beansprucht – das heißt, ihren Aussagen soll im Prinzip jeder zustimmen können. Aber das ist eine Fremdbeschreibung, und dieser Wahrheitsbegriff ist relativ abstrakt. Auf der internen Ebene der Selbstbeschreibung tritt ‚Wahrheit‘ vielfach zurück – so wie Künstler heute nicht mehr sagen, dass ihre Bilder ’schön‘ sind. Wir beobachten in vielen gesellschaftlichen Bereichen diese Distanz gegenüber letzten Idealen. Spektrum: Ringt der Wissenschaftler intern ironisch-zynisch mit seiner Unsicherheit, vermittelt aber nach außen mehr Sicherheit, als er intern selbst vertreten würde? Ehlers: Natürlich stellen Wissenschaftler nach außen eher die Dinge heraus, von denen sie meinen, die seien verstanden – denn wenn sie das Andere herausstellten, dann würde ihnen die Öffentlichkeit nicht die nötigen Mittel gewähren; das ist ein praktischer Gesichtspunkt. Dennoch kommen in der Wissenschaft Produkte zu Stande – Heisenberg hat das ‚abgeschlossene Theorien‘ genannt –, die in einem gewissen Bereich zuverlässig sind und die man nicht mehr zu ändern braucht. Überraschungen sind nie ausgeschlossen, aber der relative Grad an Sicherheit ist in den Naturwissenschaften größer als anderswo“
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10. März 2010
von Tom Levold
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Gehirn, Motivation, Beziehung – Ressourcen in der Schule

Was treibt Menschen zum Lernen an? Was hält sie davon ab? Ist Lernerfolg planbar? Wie kann eine funktionierende Lehrer-Schüler-Eltern-Beziehung entstehen? Christa Hubrig verbindet in diesem Buch, das in diesen Tagen im Carl-Auer-Verlag erscheint, aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung, der Systemtheorie, der Motivations-, Entwicklungs- und Handlungspsychologie zu einem Orientierungshandbuch für alle, die im pädagogischen Bereich arbeiten. Im systemagazin erscheint als Vorabdruck das 11. Kapitel, in dem unter Rückgriff auf die Willenstheorie von Julius Kuhl um Wollen und Handeln geht.
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9. März 2010
von Tom Levold
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Case-Based Research in Family Therapy

Frank M. Dattilio von der Harvard Medical School macht sich in einem Aufsatz im Australian and New Zealand Journal of Family Therapy 2006 Gedanken, welche Alternativen es zum Standard der RCT-Studien gibt und plädiert für eine methodisch substantiierte einzelfallbasierte Familientherapie-Forschung:„Traditionally, case-based research has not been con- sidered as scientific by many in the field due to the lack of controlled conditions and objectivity. However, case-study material may be more effective than once believed in educating family therapists. Future implica- tions of the role of case studies in family therapy research are considered, including the manner in which case studies might be designed to be more rig- orous so that they can serve as the basis for drawing causal inferences in clinical cases, and at the same time, provide family therapists with useful information to improve their skills. A discussion section highlights the future direction of case-based research in the family therapy literature and how it may be used as an effective learning tool“
Der Beitrag ist hier online zu lesen…

8. März 2010
von Tom Levold
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„Alltagspraxis richtet sich zum Glück nicht nach der Erkenntnistheorie“

Das aktuelle Coaching-Magazin von Christopher Rauen (das erfreulicherweise auch online gelesen werden kann) enthält ein interessantes Zwiegespräch zwischen Walter Schwertl und dem Literaturwissenschaftler und Systemtheoretiker Siegfried J. Schmidt, die schon seit langer Zeit auf unterschiedliche Weise kooperieren. Es geht um Kommunikation, Coaching, Unternehmenskultur und die Fallstricke eines naiven Konstruktivismus, dem Schmidt eine konsequente Prozessorientierung in der professionellen Beratungspraxis entgegenstellt:„Die Konstruktivisten haben den Konstruktionsbegriff nie hinreichend definiert, was ich für ein gravierendes Versäumnis halte. Daneben hat man eine bestimmte neurobiologische Position als empirisch sichere erkenntnistheoretische Position ausgeflaggt. Diese pseudoerkenntnistheoretische Position wurde dann benutzt, um praktisches Handeln zu rechtfertigen. Hier liegt der kategoriale Fehler: Mit Erkenntnistheorie kann man nie praktisches Handeln rechtfertigen, sondern nur andere erkenntnistheoretische Positionen angreifen. Man muss sehr viel mehr über Alltagspragmatik reden, als das bei den Konstruktivisten je der Fall war. Neben der Erkenntnistheorie gibt es die Alltagspraxis und die richtet sich zum Glück nicht nach der Erkenntnistheorie. Im Alltag richten wir uns nach praktischen empirischen Kriterien für erfolgreiche und erfolglose Prozesse. Das sagt alles weder etwas über die Wirklichkeit, noch über die Wahrheit aus; es sagt etwas über Prozesse. Es ist nicht notwendig, über Gegenstände zu reden und über deren Wahrheit. Sondern wir reden über Prozesse, in denen Gegenstände für uns aus bestimmten Gründen eine Rolle spielen“
Zum Coaching-Magazin geht es hier…

7. März 2010
von Tom Levold
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Konstruktivismus und Inklusion im Dialog

Lars Anken, Sonderpädagoge mit langjähriger Berufserfahrung in Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie als Lehrer im Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung und Lernen, veröffentlicht in den nächsten Tagen im Carl-Auer-Verlag Forschung seine Arbeit über die„Radikal-konstruktivistische Epistemologie als mögliche Grundlage für inklusive Erziehung“:„Deutschland hat eines der am stärksten gegliederten und damit auch separierenden Bildungssysteme in Europa. Inklusion als eine nicht aussondernde Pädagogik für alle Schülerinnen und Schüler ist in weite Ferne gerückt. Ausgehend von einer fehlenden Theoriebildung zur Inklusion in Deutschland diskutiert der Autor aktuelle Standpunkte und versucht Merkmale für eine theoretische Fundierung zu elaborieren, die aus der scheinbar festgefahrenen Debatte herausführen könnten. Die Basis hierfür sieht er im Radikalen Konstruktivismus, der nach einer historisch fundierten Herleitung bis hin zu einer Theorie des Beobachters entfaltet wird, bevor dann im zweiten Teil eine so begründete inklusive Erziehung anknüpft. Die neu gewonnene Perspektive entwickelt Ansätze zur Neubewertung unterrichtlicher Methoden und didaktischer wie pädagogischer Entwürfe. Damit wird auch ein interessanter Beitrag zur Schulentwicklung und zur Gestaltung einer humanen Gesellschaft geleistet“, heißt es im Klappentext. systemagazin bringt als Vorabdruck das 3. Kapitel.
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6. März 2010
von Tom Levold
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Irre!

Wir behandeln die Falschen, unser Problem sind die Normalen, behauptet Manfred Lütz in seinem Bestseller, der als„heitere Seelenkunde“ ein breites Publikum über die verschiedenen Psychotherapie-Ansätze informieren möchte. Lothar Eder hat sich das Buch durchgelesen und ist nicht einverstanden:„Was in Psychotherapien tatsächlich geschieht, kann die Outcome-Forschung, auf die Lütz sich so sehr stützt, nicht klären. Dafür braucht es qualitative Forschung und gerade aus der psychoanalytischen Richtung kommen dafür in den letzten Jahren entscheidende Forschungsimpulse, die im systemischen Feld aufgegriffen werden. (…) Selbstredend wären solche Aspekte für ein Publikumsbuch viel zu weitreichend. Allerdings ist die vermeintlich wissenschaftlich begründete Argumentationsführung des Buches sehr kritisch zu sehen. Dies insbesondere deshalb, weil Laien diese Argumentation nur schwer hinterfragen können und ihnen deshalb ein scheinbar wissenschaftlich abgesichertes Bild von der psychotherapeutischen Landschaft vermittelt wird, das allenfalls als Zerrbild bezeichnet werden kann. Vor diesem Hintergrund mag das Buch zwar seine Qualitäten haben; der Autor unterläuft allerdings derart konsequent seinen eigenen Anspruch an wissenschaftlicher Fundierung, das Buch weist eine derartige Fülle von fachlichen Ungereimtheiten auf, dass von einer seriösen Aufklärung von Laien nicht gesprochen werden kann“
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4. März 2010
von Tom Levold
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Zukunft der Futures

Dieses Wortspiel kann man sich kaum verkneifen, wenn man sich Sorgen um die Zukunft der Finanzmärkte (bzw. der Gesellschaft) macht. Die Systemtheoretikerin Elena Esposito hat über dieses Thema ein Buch verfasst, das in den nächsten Tagen im Carl-Auer-Verlag erscheint. Dabei geht es vor allem um den Aspekt der Ökonomie von Zeit. Welche Rolle spielt Zeit für die Wirtschaft? Wie gehen Ökonomen mit Zeit um? Wie wird Zeit„in Rechnung gestellt“? Dieser Blick auf die Wirtschaft soll dem Klappentext zufolge vor allem dort weiter führen, wo bisherige Erklärungsmodelle versagt haben. systemagazin veröffentlicht als Vorabdruck das Kapitel 7 mit dem Titel„Papier-Finanz und Weltbezug“. Wer genaueres nachlesen möchte, kommt
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3. März 2010
von Tom Levold
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Zum Verhältnis von Sozialstruktur und Semantik

Stellt die Beschreibung von Systemen eine bloße Reflexion ihrer Strukturen dar oder sind semantische Strukturen selbst konstitutiv für die von ihnen beschriebenen Sozialstrukturen? Urs Stäheli, Professor für Soziologische Theorie, Wirtschafts- und Kultursoziologie an der Universität Basel, ist dieser Frage in einem Aufsatz nachgegangen, der in Heft 2/98 der Zeitschrift Soziale Systeme unter dem Titel„Die Nachträglichkeit der Semantik“ erschienen ist:„Das Verhältnis von Sozialstruktur und Semantik wird in Luhmanns Werk meist als eine indirekte Anpassung der Semantik an die Sozialstruktur beschrieben. In einem ersten Teil des Aufsatzes wird gefragt, wie Luhmann diese ,lineare Nachträglichkeit‘ der Semantik in der allgemeinen Theorieanlage verankert. Eine derartige Relationierung bleibt aber teilweise den von Luhmann verworfenen marxistischen und wissenssoziologischen Modellen von Semantik und Kultur verpflichtet, da auch hier die Sozialstruktur als ein der Semantik Äußerliches vorausgesetzt wird. Diskutiert werden soll, ob und wie eine derartige Annahme mit der allgemeinen Theoriearchitektur kompatibel ist. Dabei stehen zwei mögliche Einbettungen, die von Luhmann vorgeschlagen werden, im Vordergrund: zum einen der Bezug auf den allgemeinen Strukturbegriff, zum anderen der Versuch einer beobachtungstheoretischen Verankerung. Im zweiten Teil wird – ausgehend von den Problemen, die eine grundbegriffliche Verankerung der Sozialstruktur/Semantik-Unterscheidung produziert – ein alternatives Modell von Nachträglichkeit vorgeschlagen. Informiert durch die psychoanalytische Figur der Nachträglichkeit kann das Verhältnis von Semantik und Sozialstruktur flexibler organisiert und die konstitutive Rolle von Beschreibungen für das durch sie Beschriebene gedacht werden“ Der Artikel ist auch online zu lesen.
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