systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

10. Juni 2010
von Tom Levold
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Story Dealer – ein Vorschlag zur Selbstbeschreibung von Psychotherapeut/inn/en

Im Jahr 2001 hat Peter Kaimer vom Lehrstuhl für klinische Psychologie an der Universität Bamberg einen Aufsatz über Psychotherapie als Story Dealing verfasst:„Ich habe mich beim Titel für diesen Aufsatz von Hans Geißlingers ‘Story Dealer AG’ (Geißlinger, 1992) anregen lassen. Diese Gruppe konnte im Rahmen ihrer Kinder- und Jugendlichenfreizeiten aber auch im Rahmen von Aktionen mit Erwachsenen anschaulich zeigen, dass Wirklichkeit in hohem Maße ein sozial erzeugtes – oder erfundenes – Produkt ist, an dem wir alle schöpfend oder erzählend – und damit auch wieder individuell konstruierend – teilhaben. Bei einer organisierten Freizeit sind wir üblicherweise gewohnt, diese als eine Veranstaltung zu sehen, welche von Leuten geplant und Schritt für Schritt “durchgeführt” wird. Aktive Planer auf der einen Seite – mehr oder minder passive Konsumenten auf der anderen. Die Beschreibungen der ‘Story Dealer’ verhindern schon durch die Art der Darstellung eine solche Perspektive. Nicht nur stellen sie den Charakter der sich entfaltenden Wirklichkeit des Abenteuerurlaubs als einen kooperativen (wenngleich oft recht unbewussten) Prozess zwischen Anbietern und Konsumenten heraus. Sie arbeiten zusätzlich typische Muster dieser Entfaltung sorgfältig heraus und lassen so ein griffiges Bild davon entstehen, was planbar und was nicht planbar ist: Dieser Prozess wird von ihnen als Wechselspiel zwischen Deutungsangeboten und gezielten Irritationen einerseits, Reaktionen auf Zufälligkeiten und Verstärkung einmal eingetretener Eigendynamiken andererseits gesehen und beschrieben (…). Ich sehe Therapie als einen ähnlichen Prozess: als eine Entwicklung des gemeinsamen Findens, Erfindens, Irritierens und Bedeutung-Zuweisens; als ein Phänomen, für welches eine Beschreibung, die das Moment der Kontrolle der Therapeut/inn/en betont, eher unangemessen ist, sondern welches in hohem Maße als kollaborativ anzusehen ist, auch wenn die Lesegewohnheiten vermittelt über unsere Lehrbücher ein anderes Bild suggerieren. Welche Faktoren und Wendepunkte dabei bedeutsam sind, will ich im Folgenden darstellen. Allerdings erhebe ich nicht den Anspruch einer hinreichenden Systematik. Mein Anspruch geht eher – wie übrigens u.a. auch in meinen Therapien – in Richtung einer in sich stimmigen, im besten Falle gut erzählten Geschichte. Mit all den Folgen, welche solche Geschichten wiederum haben können…“
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9. Juni 2010
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Philippe Rochat

„Both shame and guilt are oriented toward how others perceive us, how others might form negative impressions and judgments that could lead to rejection and ostracism. However, at a psychological level, shame and guilt are associated with different mental constructs regarding what causes the ill feeling, the actual locus of control of such feelings. In guilt, the locus is the self. Ills and wrongs are perceived and represented as being caused by and originating from within. In shame, the causes are construed as entering from ‚without‘, outside the individual. Typically, we experience shame as ‚befalling‘ us. It is inflicted by a situation we are placed in, not because we committed a specific act causing the situation“ (In: Others in Mind. Social Origins of Self-Consciousness. Cambridge University Press, 2009, S. 125).

8. Juni 2010
von Tom Levold
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Posttraumatisches Stress-Syndrom und narrativ-konstruktive Therapie

Der folgende Beitrag ist die Zusammenfassung eines Gesprächs zwischen Donald Meichenbaum und Michael F. Hoyt, das am 4. Mai 1994 in San Francisco stattfand, wo Meichenbaum im Auftrag des Instituts für Behavioral Healthcare ein zwei-tägiges Seminar mit dem Thema „Die Behandlung von Patienten mit PTSD (Posttraumatisches Streßsyndrom)” leitete. Das ganze Gespräch ist in dem Buch„Constructive Therapies“, Band 2, herausgegeben von Michael F. Hoyt, abgedruckt (Guilford, New York). Die hier vorliegende Fassung wurde dem behavior.net/ im Internet entnommen und erschien in systhema 2/1996, S. 6-19. Seinen Ansatz beschreibt Meichenbaum folgendermaßen:„ Die Metaphern, die meinen therapeutischen Ansatz beschreiben, beinhalten z.B. ‚neu-schreiben‘ (rescripting), ‚die Geschichte neu erfinden‘ (reauthoring) und den Klienten dabei behilflich zu sein, quasi wie ein Coach. Ich nehme ihre Geschichten nicht nur einfach auf, sondern ich helfe ihnen, ihre persönlichen Geschichten zu ändern. Eine zweite Methode ist, ihnen zu helfen, kleine ‚persönliche Experimente‘ in der Gegen- wart auszuprobieren, die ihnen ‚Daten‘ liefern, die sie wiederum nutzen können, um ihre feste Meinung über sich selbst und die Welt etwas aufzulockern. Die Ergebnisse dieser fortlaufenden Experimente, die sowohl in der Therapie als auch außerhalb stattfinden, geben dann die Basis, auf der die Klientin eine neue Geschichte entwickeln kann. Dieser co-konstruktive Prozeß entwickelt sich aus diesen bedeutsamen neuen Erfahrungen der Klientin. Was den Blick auf die ‚Stärken‘ angeht, helfe ich Menschen mit PTSD, wertzu- schätzen, daß ihre intrusiven Gedanken, Überaufmerksamkeit, Verleugnung, Dissoziation, dichotomes Denken, Wutanfälle, alles Bewältigungsversuche sind. Metaphorisch gesagt spiegeln sie die ‚Weisheit ihres Körpers‘. Intrusive Gedanken können zum Beispiel einen Versuch darstellen, verstehen zu wollen, was passiert ist, und so die ‚Geschichte abzu- schließen‘ und die ‚Warum-Frage‘ zu beantworten. Das Verleugnen könnte eine Methode sein, den Streß in kleinere Portionen aufzuteilen, damit Stück für Stück klarzukommen und sich selbst dabei ‚time-out‘ zu geben. Überaufmerksamkeit kann man als eine Art ständiger Wache betrachten, auch wenn dieser Wächter nicht mehr nötig ist. In anderen Worten, das Problem ist nicht buchstäblich, daß die Menschen nervös, wütend oder depressiv werden, das sind ja natürliche menschliche Gefühle. Es ist das, was der Mensch sich selber über diese Zustände sagt, was problematisch ist“
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6. Juni 2010
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Dietrich Dörner

„Die Unterscheidung von positiven und negativen Zielen mag akademisch klingen, sie ist aber wichtig. In dem einen Fall, nämlich beim positiven Ziel, will ich etwas Bestimmtes erreichen. In dem anderen Fall will ich, daß etwas nicht mehr der Fall ist. Damit aber ist das, was ich eigentlich will, zunächst einmal weniger genau festgelegt als im Fall des positiven Ziels. Vermeidungsziele (also negative Ziele) sind daher oft recht global definiert: «irgendwie» soll es anders werden; auf alle Fälle ist der jetzige Zustand unerträglich. Auch positive Ziele können global definiert sein: «Ich brauch irgendwas zu essen» zum Beispiel. Aber es liegt in der Logik des «nicht», daß dies bei negativen Zielen häufiger der Fall ist. Ein «Nicht-Ofen» oder ein «Nicht-Stuhl» ist als Objekt weniger genau festgelegt als ein «Ofen» oder ein «Stuhl». Und so ist auch das, was man anstreben sollte, um einen unerwünschten Zustand nicht zu haben, zu vermeiden oder zu verhindern, gewöhnlich globaler als das, was man anstrebt, wenn man etwas Bestimmtes haben will. «Ob es besser wird, wenn es anders wird, weiß ich nicht, daß es aber anders werden muß, wenn es besser werden soll, weiß ich!» – Dieser Ausspruch Lichtenbergs enthält den Hinweis auf die Unbestimmtheit eines negativen Zielzustandes und zugleich eine Mahnung zur Vorsicht beim Umgang mit solchen Zielen“ („Die Logik des Misslingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen, Rowohlt Taschenbuch [rororo science], Reinbek b. Hamburg 1992, S. 75f.)

5. Juni 2010
von Tom Levold
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Die Öffentlichkeit der Beratung – Zur Prominenz des Unternehmensberaters Roland Berger

In einem Beitrag für den von Ronald Hitzler und Stefan Hornbostel herausgegebenen Band„Elitenmacht“ (Leske + Budrich, 2004) hat Achim Brosziewski, Soziologie-Professor an der Universität St. Gallen, die Wirkung untersucht, die ein Unternehmensberater wie z.B. Roland Berger entfachen kann. Seine These:„Das Geheimnis der Beratung ist ihre Öffentlichkeit. Die Prominenz eines Unternehmensberaters wie die des Roland Berger ist dabei weder notwendige Bedingung noch zwangsläufiges Resultat einer erfolgreichen Beratungspraxis. Sie ist vielmehr Symptom und Symbol für die Bedeutung, die die Kommunikationsform der Beratung in der modernen Gesellschaft gewonnen hat, und die durch einen sehr merkwürdigen Zusammenhang von intensiver, vertrauensabhängiger Kommunikation im Einzelfall sowie ihrer extensiven, allgemeinverbindlichen Präsenz in der Öffentlichkeit beeindruckt. Dieser Zusammenhang, in dem Roland Berger als Person wie als Unternehmensleiter sehr erfolgreich wirkt, soll in der nachfolgenden Studie ein wenig ausgeleuchtet werden“ Der Text ist auf der Seite sozialarbeit.ch nachzulesen – und hier geht es
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3. Juni 2010
von Tom Levold
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Ulrike Brandenburg (17.4.1954 – 24.5.2010) – Ein Nachruf

Ulrich Clement, den eine lange Arbeits- und Freundschaftsbeziehung mit Ulrike Brandenburg verbandt, hat für das systemagazin einen Nachruf verfasst:„Es gibt nur wenige Menschen, die all das in einer Person vereinen, was sie ausgemacht hat. Ulrike Brandenburg war so ein Mensch. Klugheit, Empathie, Schönheit und Menschlichkeit verband sie mit einer ungeheuren Lebensfreude. … Sie hat sich bis zuletzt gefreut, ein gutes Leben zu haben – und das Leben hat sich an ihr gefreut“
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2. Juni 2010
von Tom Levold
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Scham- und Schuldgefühle im Schwangerschaftskonflikt

Andreas Rothkegel ist Gestalttherapeut mit systemischer Ausbildung und arbeitet als Berater in der ProFamilia-Beratungsstelle Köln. Für den Jahresbericht der Stelle hat er einen sehr lesenswerten Aufsatz über Scham- und Schuldgefühle im Schwangerschaftskonflikt verfasst, der in der Systemischen Bibliothek des systemagazin einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird:„In einem Schwangerschaftskonflikt nehmen Scham- und Schuldgefühle für viele Frauen und Paare eine zentrale Rolle ein. Für die Konfliktberatung ist es deshalb von Bedeutung, diese Gefühle und ihre Hintergründe zu thematisieren. Das Ansprechen dieser eher unangenehmen Themen erleichtert es Klientinnen jedoch letztlich, in einem Schwangerschaftskonflikt eine Entscheidung zu treffen, mit der sie auch in Zukunft leben können“
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1. Juni 2010
von Tom Levold
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Ulrike Brandenburg ist gestorben

Schon am 24.5.2010, Pfingstmontag, ist Ulrike Brandenburg, eine durch ihre Medienpräsenz weit über die Fachgrenzen hinaus bekannte systemische Paar- und Sexualtherapeutin, nach längerer Krankheit im Alter von 56 Jahren gestorben. Sie wurde gestern in Aachen beigesetzt, wo sie 30 Jahre lebte und arbeitete. Sie begründete an der dortigen Universitätsklinik die Sexualambulanz, die sie 2004 in ihrer privaten Praxis weiterführte. Gemeinsam mit Ulrich Clement gründete sie das Institut für Sexualtherapie Aachen/Heidelberg. Hinsichtlich der Fragen eines offenen und entspannten Umgangs mit Sexualität und Liebe in Paarbeziehungen, des weiblichen Begehrens sowie der Sexualität im Alter war sie ebenso unermüdlich als Dozentin, Expertin in den Medien und Verbandsvertreterin aktiv wie in ihrer therapeutischen Praxis. Zuletzt war sie als Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung tätig. Mit ihrer warmen, spontanen und energieerfüllten Art nahm sie die Menschen auf eine besondere Weise für sich ein. Auf diese Weise verkörperte sie in ihrer Beziehung zu anderen Menschen genau das, was ihr auch inhaltlich und theoretische wichtig war (Eines ihrer letzten Interviews ist bei sexmedpedia.com nachzulesen). Ihr Tod ist ein großer Verlust für das systemische Feld. Sie hinterlässt ihren Ehemann und drei erwachsene Kinder. Ein ausführlicher Nachruf folgt.

31. Mai 2010
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Max Ernst

„Die Liebe ist der Todfeind der christlichen Moral. Indem die Kirche in das Gewissen und Untergewissen der Menschen mit Hilfe des sogenannten Bußsakramentes oder der Beichte eingebrochen ist, hat sie das sicherste Werkzeug gefunden, um auf der Stelle und ohne Schwierigkeit alles, was sich nach Liebe streckt, kleinzukriegen“

28. Mai 2010
von Tom Levold
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BERATEN UND FüHREN IN DER KRISE

Herbert Schober-Ehmer und Susanne Ehmer (Fotos: www.schoberehmer.com), als Berater, Coaches und Supervisoren bestens bekannt, schlagen in ihrem Text, der in Heft 1/2010 der Zeitschrift„Supervision“ erschienen ist, einige Prinzipien für Beratung und Führung vor, die in Zeiten, in denen „verunsichernde Ereignisse häufiger auftreten als sonst“, Sicherheit stiften und Orientierung geben können. Der Beitrag ist auf der website des Management Zentrums Witten zu lesen:„Wenn Organisationen durch Krisenphänomene ihre stabilisierende, ordnende und sicherheitsgebende Funktion – zumindest teilweise – einbüßen, müssen andere Formen und Strukturen entwickelt und genützt werden, die Sicherheit stiften können. Und das sind nicht neue Pläne B, C, D, das ist die Stunde der Kommunikation, des Austausches, des Fragens und Zuhörens, der gemeinsamen (Selbst-)Vergewisserung, wir sind im Kontakt, wir verstehen die Perspektiven des Anderen, seine Sorgen und seine Erwartungen. Das ist die Stunde eines Investments ins Vertrauen – sonst beginnt eine Selbstzerstörungsdynamik. Vertrauen ist immer relevant – jetzt ist es überlebensnotwendig. Systemtheoretisch gesagt: Organisationen in der Krise müssen auf Interaktionssysteme zurückgreifen. Aus unserer Perspektive lassen sich einige Prinzipien benennen, die in Zeiten gehäuften Auftretens verunsichernder Ereignisse Sicherheit stiften und Orientierung geben können. Dieser Beitrag führt über einige Gedanken zu Führungs-relevanten Aspekten von Krise hin zu beispielhaft benannten Interventionen in Beratungsprozessen Krisen-erschütterter Unternehmen“
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27. Mai 2010
von Tom Levold
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Mount John Bowlby and Peak Mary Ainsworth

Bjarne Holmes ist Assistant Professor am Deparment of Psychology an der Heriot-Watt University in Edinburgh, Scotland, mit dem Schwerpunkt Bindungstheorie und Bindungsforschung. Darüber hinaus ist er begeisterter Bergsteiger und hat im Jahre 2005 mit einer Gruppe aus dem Harvard Mountaineering Club eine Expedition in das Borkoldoy-Gebirge zwischen Kirgisistan und China unternommen, bei der neun bislang nicht bestiegener Berge erstmals erklommen wurden. Damit ist auch das Recht der Namensgebung verbunden:„I chose to officially name the last two peaks we climbed MOUNT JOHN BOWLBY (15,899 feet) and PEAK MARY AINSWORTH (15,131 feet) – in honor of two of my theory and research heroes. Bowlby is the higher snow-capped mountain to the left and Ainsworth is the second lower snow-capped mountain to the right of Bowlby“
Über die Expedition kann man hier Genaueres erfahren…

26. Mai 2010
von Tom Levold
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Selbstorganisation – Multidisziplinäre Beiträge zur Konturierung einer postcartesianischen Psychologie

In seinem Versuch einer postcartesianischen Psychologie, der in Heft 2/2000 der Zeitschrift„systeme“ erschienen ist, schreibt Klaus Kießling, Theologieprofessor und Psychologe sowie Leiter des Seminars für Religionspädagogik, Katechetik und Didaktik sowie des Instituts für Pastoralpsychologie und Spiritualität an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen (Foto: www.sankt-georgen.de):„Psychologie, wie ich sie kennengelernt habe, hat wichtige emanzipatorische Schritte aus philosophischer Umklammerung vollzogen, läuft aber – in dieser Richtung weiterhin hände- ringend unterwegs – Gefahr, sich dabei ihrer eigenen Wurzeln zu berauben, also saft- und kraftlos zu werden. Einen Brückenbau zwischen Philosophie und Psychologie, näherhin zwischen Phänomenologie und Gestalttheorie einerseits sowie Selbstorganisationskonzepten andererseits halte ich für sehr wichtig: Die Verwindung des Grabens zwischen Philosophie und Psychologie eröffnet letzterer die Möglichkeit, gleichsam ressourcenorientiert vorzugehen, also in einer Weise, wie sie selbst es in Therapietheorien vielerorts lehrt: sie könnte zwar weiterhin andere Disziplinen um Rat bitten – etwa naturwissenschaftliche Fachbereiche – und deren Modelle aufgreifen; sie könnte aber auch einmal ihre eigenen Ressourcen – etwa in der Gestalttheorie – wahr- und ernst nehmen, also auf Hilfe zur Selbsthilfe setzen, anstatt sich damit zu begnügen, auf eine rettende Hand zu warten. Unter Würdigung zentraler Differenzen zwischen beiden Enden einer solchen Brücke möchte ich zeigen, daß sich beide Seiten in der gemeinsamen Abkehr von einer cartesianischen Erkenntnistheorie neu begegnen können. Dabei zeichnet sich eine noch näher zu charakterisierende cartesianische Erkenntnistheorie durch ihren Anspruch auf Letztbegründung und apodikische Gewißheit aus:„Die Erkenntnis soll von einem Zustand des Zweifels aus aufgebaut werden, der durch evidente Intuitionen Schritt um Schritt ausgeräumt und durch unerschütterliche Wahrheiten ersetzt wird“ (Herzog 1991…), so daß sich das erkennende Subjekt an einem archimedischen Punkt findet – jenseits jeder biologischen und biographischen Mittelbarkeit“
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