systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

12. Juli 2010
von Tom Levold
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Jenseits der Sprache…

… so lautet das Motto des thematischen Schwerpunktes der aktuellen Ausgabe von Familiendynamik, die hier Aktionsmethodenund„szenisch-systemischen Arbeitsformen“ vorstellt:„Szenische Settings ermöglichen es (…), Kommunikation und Meta-Kommunikation eng verwoben und doch klar getrennt voneinander zu handhaben“, schreiben Ulf Klein und Arist von Schlippe in ihrem Editorial. Neben dem Schwerpunkt-Thema gibt es wie gewohnt eine Fülle verschiedener Themen, darunter auch die lesenswerte deutsche Übersetzung eines Aufsatzes von Ethan Watters aus der New York Times von Januar 2010 über die„Amerikanisierung von psychischen Krankheiten“, in dem er die Thesen aus seinem ebenfalls im Januar erschienenen Buch„Crazy Like Us: The Globalization of the American Psyche“ zusammenfasst.
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11. Juli 2010
von Tom Levold
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Benjamin Zander

Benjamin Zander ist Engländer, Chefdirigent der Bostoner Philharmoniker und ein hinreißender Lehrer (mit seiner Frau, einer systemischen Therapeutin, hat er übrigens ein schönes Buch geschrieben: The Art of Possibility). In diesem wunderbaren Video spricht er über seine Arbeits-Philosophie und zeigt eindrucksvoll in einer kurzen Arbeit mit einem jungen Cellisten, wie man mit einer positiven Einstellung zu Fehlern („How Fascinating“) zu neuen Möglichkeiten gelangen kann. 30 Minuten, die sich lohnen (man merkt ohnehin nicht, wie die Zeit vergeht!)

10. Juli 2010
von Tom Levold
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Qualität, Erfolg und Misserfolg im therapeutischen Feld

Im Editorial der aktuellen Ausgabe von„Psychotherapie & Sozialwissenschaft“ heißt es:„Psychotherapeuten, Berater und Angehörige der sozial unterstützenden und pflegenden Berufe sollten gute Praxis anbieten. Sie sollten sich dem Expertenurteil und dem der Klienten und Patienten stellen, ein vertrauenswürdiges und vertrauensfähiges Beziehungsangebot machen, die Intelligenz und Urteilskompetenz des Klienten und Patienten anerkennen und die eigene fachliche und interdisziplinäre Fortbildung ernst nehmen. Forscher und Praktiker sollten eine gemeinsame Sprache finden, in der man wechselseitig voneinander profitiert. All dies ist wünschbar. Doch wie sieht es in der Realität aus? Was sagen Personen, deren Therapien nicht gelangen? Wie lösen Psychotherapeuten die besonders anspruchsvolle Aufgabe, einem Patienten zu beschreiben, was ein psychoanalytisches Vorgehen ist? Gibt es eine Kluft zwischen dem Handwerk der diagnostischen Praxis und der wissenschaftlichen Systematik? Reden Ärzte mit Nicht-Ärzten, und kommt etwas dabei heraus?“ Die Beiträge des Heftes sind diesen und anderen Fragen gewidmet.
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8. Juli 2010
von Tom Levold
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Systemische Therapie und die Zufriedenheit der KlientInnen

In Heft 2/2004 der Zeitschrift systeme erschien ein Beitrag von Stefan Geyerhofer (Foto: www.oeas.at), Johannes Ebmer und Katharina Pucandl, der die Bedeutung der KlientInnenzufriedenheit für die Qualitätssicherung in Systemischer Psychotherapie untersucht:„Anhand einer am Institut für Systemische Therapie (IST) in Wien durchgeführten Evaluationsstudie werden die Ausgangssituation und konkrete Möglichkeiten zur Erfassung der KlientInnenzufriedenheit beschrieben. Ausgewählte, erste Ergebnisse zum Thema Dauer der Therapie, Anzahl der Sitzungen und zur Generalisierung erreichter Lösungen werden beispielhaft mit ihrem Nutzen für die konkrete therapeutische Arbeit, im Sinne der Erhaltung und Verbesserung der Qualität Systemischer Psychotherapie dargestellt. Die Bedeutung und Reliabilität von telefonischen Follow Up Befragungen für die Erfassung von Therapieerfolgen wird diskutiert“ Der Beitrag ist auch online zu lesen,
und zwar hier…

6. Juli 2010
von Tom Levold
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Zum Verhältnis von Forschung und Praxis in der Psychotherapie

Bereits 1997, also noch vor dem Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes mit seiner Betonung der Notwendigkeit der„Wissenschaftlichen Fundierung“ von Psychotherapie-Verfahren, hat Jürgen Kriz einen kritischen Aufsatz über das Verhältnis von Forschung und Praxis in der Psychotherapie in„Psychotherapie Forum“ veröffentlicht, das in systhema nachgedruckt wurde und dortselbst auch online zu lesen ist:„Das Verhältnis zwischen Praxis und Theorie läßt sich als Verhältnis von Landschaft zu Landkarte charakterisieren: Therapeuten sind dann Menschen, deren Qualität sich vornehmlich daran zu zeigen hat, wie sie die Landschaft durchwandern (als begleitende Führer derer, die sich ihnen anvertrauen), wie sie dabei Hindernisse zu überwinden, Gefahren zu erspüren, eisige Nächte und trockene Wüsten zu durchstehen vermögen. Von ganz anderer Art sind die Anforderungen an Kartographen – d. h. die Theoretiker und Forscher: Die Karten, die sie zeichnen, müssen z.B. möglichst klar, detailliert und doch handhabbar sein. Die alte Leitidee, Landkarten sollten „wahr” sein, hat hingegen die wissenschaftstheoretische Debatte inzwischen – und das nicht erst in der Postmoderne – als „science fiction”, als Fiktion von „Wissenschaft”, entlarvt. Es kann nämlich unendlich viele Abbildungen einer Landschaft (z.B. der „Stadt Zürich”) geben – und ich wähle für einen Moment dieses konkrete Beispiel „Zürich”, da es mir eher weniger komplex und eher handhabbar erscheint als die Landschaft „Psychotherapie”: Eine grobe sight-seeing-map ist nicht unwahrer als eine präzise 1:1000 Darstellung der Ebene, sie dient nur anderen Zwecken. Für viele Zwecke ist die sight-seeing-map wegen ihrer Übersichtlichkeit und leichteren Handhabbarkeit aber nicht nur nützlicher, sondern sogar auch präziser als ein dickes und schweres Kartenwerk – so z.B. hinsichtlich der Frage, was viele Menschen gerne besichtigen. Zudem enthält auch das schwerste, umfangreichste Kartenwerk grundsätzlich unendlich viele Aspekte nicht (z. B. über Luftverschmutzung zu einem bestimmten Zeitpunkt, die Vernetzung mit Telefonen, die Besuchshäufigkeit zwischen den Menschen). Wenn man solche Fragen hat, können und müssen Spezialkarten erstellt werden. Damit wird auch sofort deutlich, daß es das Kartenwerk – sprich: die Theorie – nicht geben kann. Man sollte sich daher nicht durch vollmundige Behauptungen mancher Psychotherapieforscher – wie: man habe alles erfaßt und objektiv richtig wiedergegeben – mundtot oder kritikunfähig machen“
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4. Juli 2010
von Tom Levold
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Gregory Bateson

Heute vor 30 Jahren starb der englische Anthropologe, Biologe, Sozialwissenschaftler, Kybernetiker und Philosoph Gregory Bateson, dessen Theorien zur Kommunikation und zur„Ökologie des Geistes“ von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung der systemischen Therapie war. Stephen Nachmanovitch, Musiker, Autor und Computerkünstler, hat Bateson, der den größten Teil seines Lebens in den USA geforscht und gelehrt hat, 1972 als Student kennen gelernt. 1981 hat er einen sehr schönen Text über Gregory Bateson in der Zeitschrift„Coevolution Quarterly“ veröffentlicht, der die Persönlichkeit Batesons auf eine besondere Art und Weise nahebringt.
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2. Juli 2010
von Tom Levold
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Was passiert eigentlich im Coaching?

… fragt Astrid Schreyögg im Editorial der aktuellen Ausgabe von„Organisationsberatung – Supervision – Coaching“, die eine breite Palette an Themen für die Leserschaft bereithält: Welche Beratungsmodelle über die reine Prozessberatung sind für Coachin relevant, wie könnte das Verhältnis von internem und externem Coaching in Unternehmen organisiert sein, welchen Stellenwert hat Coaching im Diversity-Management von Organisationen, wie können Doppelspitzen in öffentlichen Verwaltungen durch Coaching unterstützt werden u.a. Abgeschlossen wird das Heft mit einem desillusionierenden (?) Beitrag über die Tatsache, dass man mit Coaching„kein Millionär“ wird.
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1. Juli 2010
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Niklas Luhmann

„Im Rahmen der Theorie selbstreferentieller Systeme ergeben sich ganz andersartige Möglichkeiten, den Sinn der politischen Wahl zu begreifen. Ein erster Schritt liegt in der Neudefinition von Demokratie als Austauschverhältnis von Regierung und Opposition, also als Zweitcodierung politischer Amtsmacht. Darüber muß in der politischen Wahl entschieden werden. Auch nach diesem Konzept bleibt also die politische Wahl der Kern des Demokratieverständnisses. Dazu gehört, daß die politische Wahl politisch nicht kontrolliert werden kann, also frei und geheim durchgeführt wird. Das Verhindern einer politischen Kontrolle der politischen Wahl durch die regierenden Parteien erzeugt einen Strukturbruch, eine Selbstreferenzunterbrechung im politischen System. Dadurch wird gesichert, daß das politische Geschäft nicht einfach in der Kontinuität bisheriger Politik weiterläuft. Statt dessen wird, und das ist die Funktion der regelmäßig zu wiederholenden politischen Wahl, die Politik mit einer für sie unbekannten Zukunft konfrontiert. Das schließt es nicht schlechthin aus, daß man zu erraten versucht, welche politischen Entscheidungen eine positive Resonanz finden und eine Wiederwahl bzw. eine Übernahme der Regierung durch die bisherige Opposition begünstigen könnten. Es geht also nicht um eine Art Blindflug ohne Geräte und auch nicht, in alter Weise gesprochen, um die Reduktion von Politik auf fortune. Aber es gibt, schon wegen der Vielfalt der Themen und Interessen, keinen sicheren Schluß von Machtausübung auf Machterhaltung oder von Machtkritik auf Machtgewinn. Die Institutionalisierung politischer Wahl garantiert dem System eine im System selbst erzeugte Ungewißheit. Es gibt natürlich nach wie vor auch die Unsicherheit, die aus einer turbulenten, übermäßig komplexen Umwelt resultiert, also etwa aus der Eigendynamik von Wirtschaft und Wissenschaft, aber diese Unsicherheit wird zunächst aufgefangen dadurch, daß das System selbst eigene Ungewißheit produziert und sich insofern nicht (oder nur mit Vorbehalt von Änderungen) festlegen kann. Im Verhältnis zur Umwelt erreicht das System so„requisite variety“, aber nur dadurch daß es die Unbestimmtheit der Umwelt durch eigene Unbestimmtheit kompensiert. Der Vorteil ist, daß man mit interner Unbestimmtheit besser umgehen kann als mit externer, und zwar durch Entscheidungen“ (In: Die Politik der Gesellschaft, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002).

29. Juni 2010
von Tom Levold
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Evidence based Treatment

Bill Andrews (Foto: www.hgi.org.uk), Mitbetreiber des„Human Givens Institute“ und Psychotherapeut in Sheffield sowie„senior associate with the International Centre for Clinical Excellence, beschreibt in einem schönen Artikel über Psychotherapie-Forschung, wie sehr der Psychotherapie-Erfolg von der direkten Rückmeldung der Klienten an die Therapeuten abhängt:„Despite all the research findings endorsing client alliance factors, the mental health field in the UK remains dangerously enamoured of the ultimate, all-powerful silver bullet illusion: evidence-based treatment. The problem with evidence-based treatment is not only the empirically bankrupt notion that, for a particular disorder, there is a specific treatment that is best, but also its total exclusion of the client from consideration. In evidence-based treatment, the client is equated with the problem and the treatment is viewed as if it can be isolated from the most powerful factors that contribute to change: the client’s own resources, perceptions and participation. A review of the research makes clear, however, that the client is actually the single, most potent contributor to outcome in psycho- therapy – through the resources they bring into the therapy room and what influences their lives outside it. These factors might include persistence, willingness to change, faith, optimism, a supportive relative, being a caring parent, running a local group or belonging to a religious community – all important aspects of a client’s life outside of therapy. They also include previously demonstrated strengths and abilities“
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28. Juni 2010
von Tom Levold
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Hierarchien unter Druck – ein Blick auf ihre Funktion und ihren Wandel

Im von Ralf Wetzel, Jens Aderhold & Jana Rückert-John 2009 herausgegebenen Band„Die Organisation in unruhigen Zeiten. Über die Folgen von Strukturwandel, Veränderungsdruck und Funktionsverschiebung“ (Heidelberg: Carl-Auer-Verlag) ist folgender Beitrag von Peter Fuchs erschienen, dessen Manuskript auch online zu lesen ist:„Wenn man im Blick auf Organisationen von ‚Pressure of change‘ spricht, also die Idee verfolgt, daß diese Sozialsysteme in der Moderne unter Transformationsdrücke geraten und dabei in eine Art ‚sozietale Dystonie’ verfallen, in eine Unruhe, eine Fahrigkeit, die existenzgefährdend zu wirken scheint, wird typisch übersehen, daß die Ausdifferenzierung von Organisationen eingespannt ist in einen gewaltigen (und nicht selten: krisenhaften) sozialen Wandel, durch den die Moderne bezeichnet werden kann: in die funktionale Differenzierung der Gesellschaft. Organisationen entstehen, wenn man es klassisch formulieren will, als ‚Reaktion’ auf den Zusammenbruch der stratifizierten Ordnung des Mittelalters. Deutliches Anzeichen dafür ist, daß die europäische Ständeordnung nur wenige organisationsähnliche Einheiten kannte: die Fugger etwa, die Hanse, Söldnerheere, Zünfte, Städte, die katholische Kirche. Die Gegenwart ist jedoch gekennzeichnet durch eine Überfülle von Organisationen, die selbst das alltägliche Leben dominieren: als Unausweichlichkeit, wenn man zum Arzt will, Benzin benötigt, Brautkleider kauft, Energie verbrauchen muß, wählen möchte, etc.pp. Kurz: Die These ist, daß die Organisation Resultat eines immensen gesellschaftlichen Evolutionsschubes ist. Ihre Form läßt sich beobachten als Lösung bestimmter Probleme, die aus diesem Schub abgeleitet werden können. ‚Pressure of change‘ als Sammelausdruck für Schwierigkeiten der Organisationen (oder für eine Funktion des ‚Jammerns’ über solche Schwierigkeiten) müßte sich dann darauf beziehen, daß es diesen Sozialsystemen nicht mehr umstandslos gelingt, ihre Funktion auszuüben. Wir nehmen an, daß die Ursache dafür im Grunde durch das Problem generiert wird, als dessen Lösung Organisationen gedeutet werden können“

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27. Juni 2010
von Tom Levold
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Einführung in die systemische Pädagogik

„Einige Vertreter einer allumfassenden ‚Ganzheits‘-Psychologie waren in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts anfällig für eine Vereinnahmung durch rechtskonservative und nationalsozialistische Ideologien, auch in der Pädagogik. Leicht können unscharf formulierte Konstrukte der Systemtheorie – entgegen den Erwartungen ihrer Anhänger – zu einer beliebigen Verwendung und damit auch zu einer ‚Apologie des Bestehenden‘ oder zu einer Beschränkung auf ‚herrschaftskonforme Fragestellungen‘ führen (Habermas u. Luhmann 1971). Böse und Schiepek (2000) weisen darauf hin: ‚Systemtheoretisches Gedankengut kann jedoch zur Sozialtechnologie gerinnen oder in einen politisch konservativen Selbstorganisations-Liberalismus einmünden. (… )Systemtheorien sind nicht wie Götterbotschaften vom Himmel gefallen, sondern haben eine lange erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Geschichte. Es gilt also, die neuen Modelle in die Tradition der Wissenschaftsgeschichte zu stellen und damit an die Vorerfahrungen und Lernbiografien der Diskussionspartner anzuknüpfen mit dem Ziel, eine notwendige ‚konsensuelle Abstimmung‘ zu erreichen. Die vorliegende Einführung möchte hierzu einen Beitrag leisten: Nach Einbettung in die Tradition systemischen Denkens sollen die grundlegenden Konzepte daraufhin überprüft werden, inwieweit sie eine Veränderung pädagogischen Handlungswissens und pädagogischer Praxis ermöglichen. Was nutzt systemisches Denken der Organisation Schule, dem professionellen Selbstverständnis der Lehrer, der Entwicklung der Schüler und vor allem den Transaktionsprozessen zwischen den genannten Beteiligten, die wir gemeinhin als Verhaltensänderung, Lernen und Wissenserwerb bezeichnen?“ So schreibt Karl Ludwig Holtz in seiner„Einführung in die systemische Pädagogik“, die 2008 in der Carl-Auer-compact-Reihe erschienen ist. Renate Jegodtka hat das Buch gelesen und empfiehlt die Lektüre:„Das Buch bietet einen kompakten Einstieg in Theorie und Praxis systemisch-konstruktivistischer (Schul-) Pädagogik, die auch von KollegInnen anderer pädagogischer Handlungsfelder mit Gewinn gelesen werden kann. Wenn die oben an zweiter Stelle genannte Aufforderung anregen würde, nach Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit der Gefahr der Vereinnahmung durch konservative Ideologien zu suchen, wäre dies sicher ein zusätzlicher und nach meiner Meinung wesentlicher Gewinn“
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26. Juni 2010
von Tom Levold
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Kleine Anfrage