systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

3. Februar 2011
von Wolfgang Loth
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„Gelingende Hilfen in Pflegefamilien“

Dass Pflegefamilien vor besonderen Herausforderungen stehen, dürfte bekannt sein – auch wenn medienwirksame Aufmerksamkeit sich üblicherweise nur dann einstellt, wenn etwas spektakulär schief geht, ein Pflegekind zu Schaden, gar zu Tode kommt. Für Jugendämter, bzw. Allgemeine Soziale Dienste gerät das Thema insofern eher unter Stressbedingungen in den Vordergrund. Dabei gibt es durchaus Grund zur Verknüpfung von Überlegungen zu Grundlagen gelingender Hilfen in Pflegefamilien und einer konstruktiv verstandenen Qualitätsdiskussion. Genau dazu hat Carmen Thiele (Foto: PFAD) im Jahr 2009 eine Dissertation an der FU Berlin vorgelegt. Ihr Thema: „Gelingende Hilfen in Pflegefamilien – Ein Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Hilfesystem Vollzeitpflege“. Die Autorin stellt fest, dass sich „das Erleben der Pflegeeltern, also der Menschen, die als Hilfedurchführende wirken – (…) in den vorhandenen Forschungsarbeiten und selbst in den Diskussionen der Fachkräfte der Sozialen Arbeit kaum wieder“ fanden. „Des Weiteren fiel auf, dass der wissenschaftliche Blickwinkel sich überwiegend auf die Schwierigkeiten, die Probleme und auf Ursachen und Beendigungsgründe von gescheiterten Pflegebeziehungen konzentrierte. Diese besondere Wahrnehmung vor allem der Schwierigkeiten, die das Alltagserleben der Pflegefamilie bestimmen, läuft jedoch auf eine Vereinseitigung, eine Verengung des wissenschaftlichen Blicks hinaus. So entstand die Idee, eine andere, bisher vernachlässigte wissenschaftliche Perspektive zu nutzen und zu fragen: Wie konstruieren Pflegeeltern bzw. Pflegefamilien ihre Wirklichkeit? Was kann man aus der Konstruktion pflegefamilialer Wirklichkeit lernen?“
„In ihrer Konstruktion von sich als Familie vereint die Pflegefamilie scheinbar Unvereinbares“, so Thiele (S.10), sie sei „in ihrer Konstruktion als Familie, als Einheit, grundsätzlich nicht in der Lage, keine Unterschiede zu machen. Sie ist ein Unterschied“ (S.242). In ihrer einleitenden Zusammenfassung schreibt die Autorin: „In den Versuchen, mich diesen Widersprüchen theoretisch zu nähern, wurde immer deutlicher, dass es dafür einer neuen wissenschaftlichen Konzeptualisierung bedarf, die die Grenzen bisheriger Ansätze bereit ist zu überschreiten. Es wird daher der Versuch unternommen, Pflegeverhältnisse in einem ambivalenztheoretischen Rahmen zu betrachten. (…) Es wird herausgearbeitet, wie Gelingende Hilfen im Hilfesystem Vollzeitpflege kritisch verstanden werden können. Von den Spannungsverhältnissen, die in einer Pflegefamilie wirken, (…) werden hier insbesondere die Fragen des Schließens und Öffnens des Familiensystems und damit überhaupt die Frage von Elternschaft diskutiert. Familiale Systembildung, Paradoxie der Zeit, Macht-Ohnmacht-Beziehungen werden als Eckpfeiler des theoretischen Rahmenkonzepts herausgearbeitet“ (S.10). Wie bei Dissertationen üblich, handelt es sich nicht um einen süffigen, leicht zu konsumierenden Text. Dennoch bietet er auch PraktikerInnen wertvolle Anregungen, zumindest Fragen, die zu stellen sich lohnt. Und im weitesten Sinn fördert diese Arbeit die Idee, sich den besonderen Themen und Herausforderungen von Pflegefamilien eben nicht nur unter Stressbedingungen zuzuwenden, sondern perspektivisch, mit Ruhe und einem Ziel: die Rahmenbedingungen des angestrebten Gelingens zu fördern.
Zum Volltext der Dissertation geht es hier…

2. Februar 2011
von Tom Levold
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Die empathische Zivilisation

Sampled Room from Mateusz Zdziebko on Vimeo.

28. Januar 2011
von Tom Levold
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UTB 40 Jahre

Die Reihe UTB, enstanden aus einem Zusammenschluss von zunächst 11 und mittlerweile 17 Fachverlagen, feiert ihr 40. Jubiläum und hat aus diesem Anlass ein kostenloses e-book als PDF veröffentlicht, das einige Texte aus bisher über 1000 veröffentlichten Büchern enthält. Für Systemiker ist mit einem Ausschnitt aus Jochen Schweitzers und Arist von Schlippes Buch über„systemische Interventionen“ auch etwas dabei. Ansonsten findet sich im Inhaltsverzeichnis folgendes: 1. Karl Vocelka: Technik- und Wissenschaftsentwicklung der Neuzeit, 2. Arnold/Sandfuchs/ Wiechmann: Geschichte des Unterrichts, 3. Wolfgang Kunkel/Martin Schermaier: Römische Rechtsgeschichte: Das ius civile der Frühzeit, 4. Reinhard Wendt: Geschichte der Globalisierung (1600–1857), 5. Manuela Spindler/Siegfried Schieder: Interdependenz und internationale Beziehungen, 6. Elisabeth Göbel: Unterschiedliche Typen ethischer Argumentation, 7. Konrad Paul Liessmann: Ludwig Wittgenstein und Karl R. Popper, 8. Karl Popper: Wahrheit und Annäherung an die Wahrheit, 9. Jochen Vogt: Von Lust und Frust der Lektüre, 10. Michael Meyer: Literary Theory, 11. Pierre Bourdieu: Ein lebender Vorwurf, 12. Ursula Hasler-Roumois: Die intelligente Organisation, 13. Arist von Schlippe/Jochen Schweitzer: Interventionen in der systemischen Team- und Organisations-Beratung, 14. Hansjürg Geiger: Astrobiologie: Auf der Suche nach Leben im All, 15. Wolfgang Nentwig: Invasive Arten durch unbeabsichtigte Verschleppung, 16. Stahr/Kandeler/Herrmann/Streck: Die Böden, das dritte Umweltmedium, 17. Theo R. Payk Krankheitszeichen und Untersuchungen bei Demenz – eine wahrlich bunte Mischung.
Zum Download…

27. Januar 2011
von Tom Levold
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Sinnsuche im Wandel

Im systemagazin erschien bereits im vergangenen Herbst ein Vorabdruck aus dem neuen Buch von Helm Stierlin im Carl-Auer-Verlag, in dem dieser eine sehr persönliche Bilanz seines Therapeutenlebens zieht. Für die„Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung“ hat Wolfgang Loth nun eine Rezension geschrieben, die mit freundlicher Genehmigung des Verlages modernes lernen auch im systemagazin zu lesen ist, und zieht ein überwiegend positives Resümé:„Ich habe das Buch von Anfang bis Ende neugierig gelesen, bin dem Autor dankbar für das Aufgreifen dieses Themas, fühle mich angeregt und wünsche dem Buch viele LeserInnen, die sich dadurch ermutigen lassen, im Getümmel unserer Profession den Bezug zu Sinn aufrechtzuerhalten und nicht irre zu werden angesichts der Verlockungen von Ideen, die aus unserer Profession einen Strichcode machen würden“
Zur vollständigen Rezension…

26. Januar 2011
von Tom Levold
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Systemische Organisationsberatung – jenseits von Fach- und Prozessberatung

Der systemische Organisationsberater Rudolf Wimmer plädiert in der aktuellen„revue für postheroisches management“ dafür, über die tradierte Arbeitsteilung von expertenorientierter Fach- und Prozessberatung hinauszudenken. Sein Aufsatz ist jetzt auch auf der website von osb-international nachzulesen:„Die Jahrzehnte lang stabile Aufteilung der Beratungsbranche in die expertenorientierte Fachberatung – dominiert von den weltweit operierenden großen Beratungsunternehmen – und in die auf gelingende Kommunikation spezialisierte Prozessberatung ist in Bewegung gekommen. Mehr als vier Jahrzehnte hindurch haben kontinuierliche Wachstumsraten das Selbstverständnis in diesen professionellen Lagern und ihre wechselseitige Abgrenzung, bisweilen auch Abwertung bestätigt. Die Anzeichen verstärken sich, dass diese stabile Branchensegmentierung und ihre bestimmenden Grenzen im Begriff sind, sich aufzuweichen. Als prominentes Beispiel dafür kann die intensive Diskussion um den Sinn und Zweck der Komplementärberatung dienen (Königswieser, Lang, Wimmer 2009). Die Bemühungen nehmen deutlich zu, diese beiden professionellen Welten in ihren jeweiligen Lösungsrepertoires miteinander zu verbinden (Handler 2007). Offensichtlich wächst bei immer mehr Kunden ein grundsätzliches Unbehagen an jenen eingeführten Beratungsdienstleistungen, die in ihrer bisherigen Ausprägung aus dem Selbstverständnis der tradierten Arbeitsteilung von expertenorientierter Fach- und Prozessberatung resultieren (Gömmel 2010)“
Zum vollständigen Text