systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

18. Juni 2011
von Tom Levold
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Luhmann-Archiv kann errichtet werden

Am 17. Juni 2011 veröffentlichte die Universität Bielefeld folgende Presseerklärung:
Mit ihren Unterschriften besiegelten Professor Dr. Berthold Beitz (Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung), Dr. Andreas Schlüter (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) und Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer (Universität Bielefeld) am Mittwoch (15. Juni) die Vereinbarung zum Kauf des Nachlasses von Niklas Luhmann. An der Universität Bielefeld kann nun ein Luhmann-Archiv errichtet und der Nachlass – darunter auch der legendäre Zettelkasten – systematisch erfasst und ausgewertet werden. Dabei ist auch mit der Publikation von bisher unveröffentlichten Texten aus früheren Schaffensperioden Luhmanns zu rechnen. Der Begründer der Systemtheorie Niklas Luhmann wurde 1969 an die neu gegründete Universität Bielefeld berufen und lehrte und forschte hier bis 1993. Seine Schriften sind heute aus dem wissenschaftstheoretischen Diskurs kaum mehr wegzudenken. Die Universität Bielefeld konnte den Kauf durch die finanzielle Unterstützung der Krupp-Stiftung und des Stifterverbandes realisieren.

17. Juni 2011
von Tom Levold
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Lösungsorientierte Gesprächsführung

Lilo Schmitz, Sozialpädagogin, Kulturanthropologin und Professorin für Methoden der Sozialen Arbeit, lehrt seit 15 Jahren Lösungsorientierte Gesprächsführung und Beratung an der Fachhochschule Düsseldorf und in der Fort- und Weiterbildung. 2009 hat sie ein Buch mit„Übungen und Bausteinen für Hochschule, Ausbildung & kollegiale Lerngruppen“ verfasst, das im verlag modernes lernen in Dortmund erschienen ist. Peter Olm und Cornelia Tsirigotis haben es besprochen. Ihre Rezensionen
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16. Juni 2011
von Tom Levold
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Die Unbeeindruckbarkeit der Gesellschaft

In einem spannenden„Essay zur Kritikabilität sozialer Systeme“ setzt sich der Soziologe und Systemtheoretiker Peter Fuchs mit den Möglichkeiten einer Gesellschaftskritik auseinander, die offensichtlich eines Adressaten mangelt, da die Gesellschaft eben keine repräsentierbare Adresse vorweist.„Ein Schlüsselproblem bei der Rezeption und der Anwendung des Systembegriffs der Systemtheorie ist die ständig mitlaufende Metaphorik des Raumes. Psychische und soziale Systeme werden als Räume oder Quasi-Räume imaginiert. Sie verfügen dann über Grenzen, die ihren Innenraum vom Außenraum (der Umwelt) trennen und sich überschreiten lassen in einer Art Grenzverkehr. Solche Systeme werden vorgestellt als Be-Inhalter, als Behältnisse von systemeigenen Einheiten, Strukturen und Prozessen, die nicht in ihrem Außen vorkommen. Übersehen wird dabei, daß das Sinnsystem definiert ist als Differenz von System und Umwelt. Als Differenz, das heißt: Es ist nicht deren linke Seite, es ist so wenig lokalisiert wie die rechte Seite, die Umwelt, von der ohne System kaum die Rede sein könnte. Nicht anders verhält es sich mit dem System: Es ist, was es ist, durch die Differenz zur Umwelt. Seine Einheit ist diese Differenz. Kurz: Sinnsysteme sind nicht wie die Dinge, die wir sonst kennen. Sie sind transklassische ‚Objekte‘ oder – in behelfsmäßiger Formulierung – Unjekte. Wenn man von dieser Abstraktionslage ausgeht, ändern sich die Bedingungen, unter denen man über Gesellschaftskritik nachdenken kann“. Unter diesen Voraussetzungen könne Gesellschaftskritik allenfalls als Organisationskritik gedacht werden.
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14. Juni 2011
von Tom Levold
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Biografische Verfahren

Die aktuelle Ausgabe der Familiendynamik beleuchtet biografiebezogene Aspekte der therapeutischen und beraterischen Arbeit – aus überwiegend phänomenologischer und hermeneutischer Perspektive.„Im Fokus dieses Hefts stehen biografische Perspektiven in Beratung und Therapie. Bruno Hildenbrand (Jena) gründet seine Ausführungen zur Rolle des Biografischen in Beratung und Therapie auf der Annahme, dass die biografische Perspektive keine Zutat ist, zu der man greifen oder die man weglassen kann. Menschliches Dasein ist außerhalb seiner Geschichtlichkeit überhaupt nicht zugänglich, und diese Geschichtlichkeit realisiert sich in Interaktionen“ Neben diesem Themenschwerpunkt gibt es u.a. noch einen Überblick über Konstruktivismus in Psychologie, Psychotherapie und Coaching von Jürgen Kriz und Arist von Schlippe. Zu empfehlen ist besonders ein sehr informativer Überblick über die rechtlichen und wirtschaftlichen Hintergründe des Vertrages zwischen einem Pharmaunternehmen und der AOK Niedersachen zur Durchführung eines integrierten Versorgungsmodell für Schizophrenie-Erkrankte, mit dem ein weiterer Schritt zur Schließung der pharmakologischen Verwertungskette vollzogen worden ist – Pflichtlektüre!
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13. Juni 2011
von Tom Levold
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Noam Chomksy und Michel Foucault

7. Juni 2011
von Tom Levold
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The Epidemic of Mental Illness: Why?

In der aktuellen Ausgabe der New York Review of Books ist der sehr lesenswerte erste Teil einer Besprechung dreier Psychopharmaka-kritischer Bücher von Marcia Angell erschienen. Darin heißt es:„Nowadays treatment by medical doctors nearly always means psychoactive drugs, that is, drugs that affect the mental state. In fact, most psychiatrists treat only with drugs, and refer patients to psychologists or social workers if they believe psychotherapy is also warranted. The shift from “talk therapy” to drugs as the dominant mode of treatment coincides with the emergence over the past four decades of the theory that mental illness is caused primarily by chemical imbalances in the brain that can be corrected by specific drugs. That theory became broadly accepted, by the media and the public as well as by the medical profession, after Prozac came to market in 1987 and was intensively promoted as a corrective for a deficiency of serotonin in the brain. The number of people treated for depression tripled in the following ten years, and about 10 percent of Americans over age six now take antidepressants. The increased use of drugs to treat psychosis is even more dramatic. The new generation of antipsychotics, such as Risperdal, Zyprexa, and Seroquel, has replaced cholesterol-lowering agents as the top-selling class of drugs in the US. What is going on here? Is the prevalence of mental illness really that high and still climbing? Particularly if these disorders are biologically determined and not a result of environmental influences, is it plausible to suppose that such an increase is real? Or are we learning to recognize and diagnose mental disorders that were always there? On the other hand, are we simply expanding the criteria for mental illness so that nearly everyone has one? And what about the drugs that are now the mainstay of treatment? Do they work? If they do, shouldn’t we expect the prevalence of mental illness to be declining, not rising?“
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6. Juni 2011
von Tom Levold
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forgotten how to disagree with each other…

In seinem schönen Editorial zur aktuellen Ausgabe des Journal of Family Therapy schreibt Herausgeber Mark Rivett kritisch zum gegenwärtigen systemischen Diskurs:„Sometimes, as I listen to speakers at conferences, when I read articles or when I hear colleagues reflect on clinical material, I wonder if we have forgotten how to disagree with each other. In other words, I wonder if the systemic concept of multiple perspectives has drained the value out of the differences in those perspectives. Of course, there is nothing worse than debates between those who believe certainty is on their side. Many in those nations currently in turmoil may make the claim that certainty is but a bus stop on the road to oppression. However, family therapy and systemic practice has also privileged the idea that we do not know what we think until we have debated it with others. This debate can be driven by doubt, uncertainty and humility as much as it can be driven by ego, certainty and pride. It is therefore with some pleasure that I introduce this issue jampacked full of controversies“. Im Heft geht es u.a. um die Standards systemischer Kompetenzen, um die Rolle systemischer Expertise bei der professionellen Einschätzung von Risiken, um die Rhetorik von Elternprogrammen und um Fragen der Vertraulichkeit und Verschwiegenheit in der Familientherapie.
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