systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

28. Juli 2011
von Tom Levold
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Achtsamkeit und Weisheit in der Suchttherapie — zur tiefensystemischen Bearbeitung von mental-somatischen Modellen

Vor einer Woche wurde an dieser Stelle die Rezension des Bandes„Tiefensystemik – Wege aus der Süchtigkeit finden“ von Rudolf Klein vorgestellt. Die Autoren des Buches, Leo Gürtler, Urban Studer und Gerhard Scholz haben einen Artikel über ihren Ansatz geschrieben, der auch im Internet zu lesen ist und der erstmals 2007 im von Ulrike Anderssen-Reuster herausgegebenen Band„Achtsamkeit in Psychotherapie und Psychosomatik. Haltung und Methode“ im Schattauer-Verlag erschienen. In der Zusammenfassung heißt es:„Dieser Artikel untersucht am Beispiel von Suchttherapie im schweizerischen Suchttherapiezentrum start again die tiefensystemische Bearbeitung von mental- somatischen Modellen. Mit der Tiefensystemik steht ein Instrument bereit, welches auf der Basis von Mitgefühl und Empathie anderen Menschen auf systematisch methodisch kontrollierte Weise hilft, die eigenen mentalen Modelle zu hinterfragen und schrittweise aufzulösen, um die persönliche Entwicklung zu unterstützen. Hierbei steht die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund. Die Tiefenauseinandersetzung mit den eigenen mentalen Modellen (z.B. mit der eigenen Süchtigkeit) wird durch die transformatorische Praxis von Anapana-sati und Vipassana-Meditation — Achtsamkeit und Weisheit — realisiert. Der Einsatzbereich der Tiefensystemik beschränkt sich jedoch nicht nur auf professionelle Suchttherapie. Vielmehr kann die Tiefensystemik bei angemessener Abstimmung in ganz unterschiedlichen Kontexten eingesetzt werden. Dazu gehören etwa das Gesundheitswesen, Case-Management, Coaching sowie ganz allgemein die Förderung von Potenzialen und Kompetenzen wie z.B. Personalführung oder Talentförderung im Sport“
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27. Juli 2011
von Tom Levold
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Top 10 Mistakes in Behavior Change

Top 10 Mistakes in Behavior Change

23. Juli 2011
von Tom Levold
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Mediation

Die vorliegende neue Ausgabe der„Familiendynamik“ enthält wieder eine ganze Reihe sehr spannender und lesenswerter Artikel. Kurt Ludewig stellt nach einem gründlichen Überblick über verschiedene Spielarten von Theorien über Psychische Systeme, Selbst bzw. Identität seine jüngsten Überlegungen zu einer Theorie des Psychischen unter dem Schlüsselbegriff„Polyphrenie“ vor. Schwerpunktthema des Heftes, von Nicola Neuvians und Arist von Schlippe als Herausgeber betreut, ist die Konflikt-Mediation. Die beiden Herausgeber leiten in ihrem Editorial dieses Thema anregend ein:„Konflikte sind jedem Menschen aus dem Alltag bekannt. Doch obwohl sie allgegenwärtge und wiederkehrende Phänomene sind, werden sie meist eher als schwierig und trennend erlebt. Die verbindende Seite des Konflikts wird dabei häufig übersehen. Ist ein Konflikt eine Bagatelle, berührt er uns nicht. Ist er dagegen ein eskalierter Widerspruch, also ein Widerspruch, der über die übliche Bekundung einer anderen Ansicht hinausgeht, bekommt er einen bindenden Charakter und eine beobachtbare Eigenlogik, die von enormer Präsenz sein kann“ Die Beiträge zum Thema gelten der Familienmediation, der Mediation in Paarkonflikten und der„Narrativen Mediation“ als Konfliktlösungsansatz, zudem gibt es noch ein Interview mit dem Landgerichtspräsidenten und Mediator Antonius Fahnemann. Mit den üblichen Rubriken und weiteren Beiträgen, u.a. des Philosophen Wilhelm Schmid über die Liebe, ist ein prall gefülltes Sommerheft zur Ferienlektüre geworden.
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22. Juli 2011
von Tom Levold
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Zwischen Kur und Optimierung: Körper als Problem

Der Zürcher Historiker Peter-Paul Bänziger, der sich mit der Geschichte des Beratungs- und Therapie-Zeitalters und der Sexualitätsgeschichte beschäftigt, hat in einer interessanten Analyse von Briefen an die Ratgeberkolumne„Liebe Marta“ die Selbstthematisierung des Körpers und der mit ihm verbundenen Probleme untersucht:„Auf der Basis von Briefen an die Ratgeberkolumne «Liebe Marta» wird untersucht, wie die Ratsuchenden ihre Körper problematisieren. Dabei zeigt sich, dass die Kur rein medizinisch indizierter Krankheiten kaum eine Rolle spielte. Ausnahmen sind hauptsächlich in jenen Fällen zu finden, wo die bisherigen Therapieversuche erfolglos blieben oder keine Therapie möglich war. Hier fungierte die «Liebe Marta» als Beraterin im Feld der zahlreichen und widersprüchlichen therapeutischen Angebote. In den meisten anderen Fällen hingegen waren die Körper zum Problem geworden, weil sie nicht den jeweils vorherrschenden Normen entsprachen. Sie wurden als Gegenstand sozialer Anforderungen thematisiert, was sich an Briefen zu «Inter-» und «Transsexualität» genau so zeigen lässt, wie an jenen Texten, die ästhetische Vorstellungen thematisieren. Es ging den meisten Personen jedoch nicht darum, einen schöneren oder besseren Körper als die anderen zu haben, sondern einen vergleichbaren. Den eigenen Körper zu optimieren, bedeutet in diesen Fällen also lediglich, ein gesellschaftlich bedingtes Leiden zu kurieren“
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21. Juli 2011
von Tom Levold
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Tiefensystemik

„Drogensucht gilt zu Unrecht als unveränderbar. Eine Heilung von Drogensucht bzw. von habitueller Süchtigkeit ist aus Sicht der Autoren jedoch möglich. Von Genesung und vom langfristigen Ziel Heilung von Süchtigkeit handelt dieses Buch. Ausgehend von den Grundsätzen systemischer Therapie und Beratung wird ein eigenes Modell entwickelt — die Tiefensystemik. Sie erweitert das klassische systemische Modell durch die„geistige“ Dimension mental-somatischer Modelle. Kernpunkt der Arbeit mit Süchtigen ist die Auffassung, dass diese die Reorganisation ihrer eigenen Wahrnehmungs- und Kognitionsweisen selbst vollziehen müssen. Als Instrument zur Realisierung dieser Strukturtransformation dient Vipassana-Meditation, die ethische Lebensführung, Konzentration des Geistes und Arbeit an den eigenen mental-somatischen Modellen bedeutet“, so der Verlags-Text zum Buch von Leo Gürtler, Urban Studer und Gerhard Schröder, die gemeinsam als Therapeuten und Therapieforscher im suchttherapeutischen Projekt„start again“ in der Schweiz aktiv sind und ein umfangreiches Buch über„Wege aus der Süchtigkeit“ verfasst haben. Rudolf Klein aus Merzig hat das Buch für systemagazin gelesen und kritisch rezensiert:„Ich halte das Buch trotz der kritischen Anmerkungen für empfehlenswert, obwohl (besser: weil) es keine leichte Kost bereitstellt. Es werden interessante Verknüpfungen hergestellt, die wichtige Hinweise und Denkanstöße für die Therapie drogenabhängiger KlientInnen liefern können. Und letztlich bietet es eine sehr umfassende Materialsammlung, die immer wieder zum Nachschlagen genutzt werden kann“
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20. Juli 2011
von Tom Levold
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systeme 1/2011

Die neue Ausgabe von systeme ist relativ schmal geraten und enthält neben einigen Rezensionen drei Beiträge über die Therapeutische Begegnung (Ulrike Borst), ein inklusiven kinder- und jugendpsychiatrisches Versorgungssystem aus sozialkonstruktionistischer Perspektive (Eugene Epstein) und Systemische Erlebnispädagogik (Bettina Grote).
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19. Juli 2011
von Tom Levold
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Rich in Value and Attitude

So lautet das Motto der Quadriga gGmbH, die seit 2003 regelmäßig einen Preis an herausragende Persönlichkeiten vergibt, die entweder als„Role Model“ aus Deutschland kommen oder als „Role Model“ für für Deutschland empfohlen werden. Auf der website der Gesellschaft heißt es unter„Philosophy“ sehr schön:„The Quadriga honours four personalities and projects whose thoughts and acts are built on values. Values, which conduce vision, courage and responsibility. The Quadriga honours role models. Role models for Germany and role models from Germany. By combining value orientation and the distinction of innovative and future-benefitting ideas, the Quadriga is able to show both its authenticity and public value“ Vor diesem Hintergrund ist natürlich die Entscheidung völlig unverständlich, die diesjährige wertbezogene und authentische Entscheidung zur Verleihung des Preises an Wladimir Putin zurückzuziehen. Wer wollte behaupten, dass Putin nicht„rich in value and attitude“ sei? Um welche Werte es sich hierbei handelt, ist doch schließlich eine ganz andere Frage. Zu den herausragenden Persönlichkeiten, die bislang für ihren Reichtum an Werten und Haltungen ebenfalls durch die Quadriga ausgezeichnet wurden, gehören auch die Role Models Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Hamid Karzai und Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg. Wenn die ein bisschen zusammenrücken, passt auch ein lupenreiner Demokrat wie Putin noch hinein. Und Preisträger mit„vision, courage and responsibility“, für was auch immer, wird man auch zukünftig finden…

18. Juli 2011
von Tom Levold
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Mentalisieren in der psychotherapeutischen Praxis

Das Konzept des Mentalisierens hat in den vergangenen Jahren seinen psychoanalytischen Entstehungskontext längst überschritten und Eingang auch in andere psychotherapeutische Schulen gefunden, gerade weil es sich nicht auf die klassischen Ideologeme psychoanalytischer Theoriebildung reduziert. Die Rezension des Buches„Mentalisierungsgestützte Therapie“ von John G. Allen und Peter Fonagy durch Wolfgang Loth ist bereits 2010 im systemagazin veröffentlicht worden. Ebenfalls in 2010 hat Peter Fonagy mit seinem Konzept in einer gemeinsamen Präsentation mit dem im systemischen Feld sehr bekannten Kollegen Eia Asen auf der Tagung für Systemische Forschung in Heidelberg viel Aufmerksamkeit erhalten. Nun ist im Klett-Cotta-Verlag ein neuer Band der Autoren erschienen, gemeinsam mit Anthony Bateman, einem weiteren Weggefährten Fonagys, verfasst, das den Titel„Mentalisieren in der psychotherapeutischen Praxis“ trägt. Nicht umsonst wird hier im Titel vom Substantiv Mentalisierung auf das Verb Mentalisieren umgestellt, geht es doch darum, die subtilen Prozesse wechselseitigen Verstehens und Einfühlens in sozialen Beziehungen generell und psychotherapeutischen Beziehungen im Besonderen besser zu erforschen, eine Perspektive, die auch für systemische Therapeuten bedeutsam und anregend sein sollte. Wolfgang Loth hat auch diesen Band in einer ausführlichen und sorgfältigen Rezension gewürdigt. Er schreibt: „Wenn ich nun die Lektüre dieses Buches systemischen TherapeutInnen und BeraterInnen ans Herz legen möchte, dann möchte ich damit nicht die Begriffsbildung und die inhaltliche Kontextualisierung der Autoren an die Stelle systemischer Perspektiven setzen. Ich empfehle die Lektüre des Buches jedoch sehr, weil ich denke, dass die Autoren vormachen, wie man ein Konzept und die sich daraus ergebenden Anregungen für die Praxis klar, verständlich, plausibel, einladend, unprätentiös und ganz besonders: redlich beschreiben kann. Es geht mir nicht darum, systemischen KollegInnen die (womöglich überzeugte, konvertierte) Übernahme der Inhalte des vorliegenden Buches vorzuschlagen. Ich gehe zwar davon aus, dass die vertiefte Beschäftigung mit den Inhalten dieses Buches auch für systemische Perspektiven hilfreich und gut ist, doch nicht ohne weiteres, zum Beispiel nicht ohne durchgängige Bereitschaft zur Klärung des jeweiligen eigenen Standes der Auseinandersetzung mit Fragen, Themen und Konzepten des Systemischen. Daher sehe ich den Wert der vertieften Beschäftigung mit diesem Buch vor allem in der dadurch beförderten Möglichkeit, die zur Verfügung gestellten Anregungen zu durchdringen und auf diesem Weg darüber hinaus zu kommen. Womit gemeint sein soll: nicht im Versuch einer 1:1-Umsetzung zu erstarren, sondern dem eigenen Beisteuern zum professionellen Tun kontinuierlich auf der Spur zu bleiben, ihm nahe zu kommen, so dass es transparent gemacht werden kann und einem gemeinsamen Nachdenken zur Verfügung gestellt werden kann. Dies wäre dann aus meiner Sicht das, was professionelles Handeln im Kern ausmacht. Und das hier vorgestellte Buch entspricht diesem Ideal auf das Vorzüglichste“
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