systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

28. Juni 2012
von Tom Levold
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Einladung zur DGSF-Jahrestagung 2012 in Freiburg vom 3.-6.10.212: Dialog der Kulturen – Kulturen des Dialogs

Im Juni 2011 trafen sich in Freiburg zum wiederholten Mal AusbildungsleiterInnen aus fünf Kontinenten. Die Gruppe arbeitet seit Jahren zusammen an der Entwicklung kultur- und kontextsensitiver Therapie- und Beratungs- weiterbildungen, die an ganz unterschiedlichen Orten der Welt umgesetzt werden, in Peking, Shanghai, Laos, Kambodscha, Isfahan und Uganda. Dies ist Ausdruck einer zunehmenden weltweiten Vernetzung. Die hohe Mobilität, die modernen Kommunikationsmittel und die zunehmende Migration führen zu einer stärkeren Begegnung unterschiedlicher Kulturen. Einheitliche, geschlossene Kulturräume lösen sich auf, neue Begriffe wie Transkulturalität und hybride Identitäten beschreiben diese Entwicklungen. Sie bringen Chancen und Herausforderungen mit sich, auch im beraterischen und therapeutischen Alltag. Kultursensibilität, die Bereitschaft, den Anderen vor dem Hintergrund seiner kulturellen Unterschiedlichkeit zu verstehen und den eigenen Standpunkt zu relativieren, ist eine Grundvoraussetzung für Systemische Therapie und Beratung. Daran schließen sich viele interessante Fragen an: Welche Bedeutung hat eigentlich Kultur im systemischen Kontext? Wie gut verstehen wir die anderen und was können wir von ihnen lernen? Warum gibt es noch so wenige systemische TherapeutInnen mit Migrationshintergrund, und was würde sich ändern, wenn es mehr gäbe? Wir wollen auch den Dialog zwischen den unterschiedlichen therapeutischen Weltanschauungen beleben. Können wir auch hier etwas von anderen lernen? Für einen anregenden Dialog haben wir körpertherapeutische Konzepte und psychoanalytische Mentalisierungskonzepte ausgewählt. Über das Leitthema hinaus werden Sie den gewohnten Markt der Möglichkeiten erleben mit Seminaren, Workshops und Symposien sowie berufspolitischen Foren. Ein Highlight ist die geplante Vorstellung des im Auer-Verlag erscheinenden Lehrbuches der Systemischen Therapie und Beratung, das von weit über 40 AutorInnen aus unterschiedlichen Ländern – von denen viele auch als ReferentInnen nach Freiburg kommen werden – unter der Herausgeberschaft von Tom Levold und Michael Wirsching erarbeitet wird.
Wir laden Sie ein, nach Freiburg zu kommen, zu einem anregenden Austausch, zu einem aufregenden Tagungsfest, in eine Stadt, die sich im Herbst besonders attraktiv zeigt.
Programm und nähere Informationen…

26. Juni 2012
von Tom Levold
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Coaching in Hochschule und Wissenschaft

Die Zeitschrift„Organisationsberatung Supervision Coaching“ beschäftigt sich in der ersten Ausgabe dieses Jahres mit dem Thema Coaching an Hochschulen, das sich auf ganz unterschiedliche Anforderungen einzustellen hat. Ferdinand Buer bemerkt dazu in seinem Editorial:„Wenn nun geringe Lehrkompetenz und geringe Studierkompetenz zusammen kommen – und das bei unterfinanzierten Rahmenbedingungen –, dann ist es verständlich, dass die Ergebnisse nicht sonderlich befriedigen können. Hier kommt nun das Coaching ins Spiel. Im kollektiven Bewusstsein ist mit ihm ein bestimmtes Versprechen verbunden: Durch Coaching kann eine bestimmte Person ihre Leistungsfähigkeit auf einem bestimmten Gebiet so steigern, dass sie ihre Aufgabe gut, wenn nicht sogar exzellent bewältigen kann. Da es nun bisher an den Hochschulen an Grundausbildungen für Hochschullehrer/innen in Lehre und Management, für Nachwuchswissenschaftler/innen in Wissenschaftsherstellungskompetenz, für Studierende in Lernkompetenz nach wie vor mangelt, muss das alles „on the job“ nachgeholt werden. Das führt an jeder Hochschule zu einer anderen bunten Wiese von Angeboten mit ganz unterschiedlichen Sprösslingen. Coaching ist heutzutage jedoch mit Garantie immer dabei“. Die vollständigen abstracts dieser bunten Wiese
finden Sie hier…

25. Juni 2012
von Tom Levold
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SKEPSIS ALS METHODE

Stephan Hametner (Foto: Systemische Notizen) ist Musikpädagoge, Radiomoderator und Seminarleiter in der Erwachsenen- und Lehrerfortbildung und unterrichtet Psychologie, Philosophie und Pädagogik. In einem Artikel für die„Systemischen Notizen“ 1/2005 der Wiener„Lehranstalt für systemische Familientherapie“ hat er die„Antiken Zweifler [einem] Vergleich mit dem systemisch-konstruktivistischen Paradigma“ unterzogen:„Die konstruktivistische Wende ist mit Namen wie Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Humberto Maturana, Ernesto Varela, Gregory Bateson oder Paul Watzlawick verbunden. Bei genauerer Lektüre der Philosophiegeschichte ist mir aufgefallen, dass schon lange vor den genannten Autoren – in der griechischen Antike nämlich – Ansätze für eine konstruktivistische Weltsicht vorhanden waren. Dieser philosophische Zugang wird im Allgemeinen auch als Skepsis bezeichnet. Das griechische Wort sképtomai bedeutet soviel wie „ich blicke prüfend umher“. Eine kurze Einführung in diese Welt der antiken Skeptiker samt einem angeschlossenen Vergleich skeptischer Grundannahmen mit denen des systemisch-konstruktivistischen Paradigmas soll der Gegenstand der nun folgenden Zeilen sein“.
Zum vollständigen Text…

24. Juni 2012
von Tom Levold
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systeme 1/2012

Was kann in kulturell gemischten, heterogen zusammengesetzten städtischen Wohnanlagen Kommunikation fördern, Ressentiments abbauen und ein friedliches Zusammenleben unterstützen? Nun ja, offensichtlich: Schach! In der neuen Ausgabe der„systeme“ findet sich ein interessanter Aufsatz über ein Gemeinwesenprojekt in der Stadt Wien, bekannt für ihren städtischen Wohnhausanlagen, in dem die Soziologin, Schachspielerin und -trainerin Sarah Maienschein über ihre Erfahrungen berichtet, innovative Gemeinwesenarbeit über das Medium des Schachspielens zu entwickeln – offensichtlich mit Erfolg. Jürgen Wolf ist ein erfahrender Online-Berater von Jugendlichen bei der Online-Beratungsplattform der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Er hat nicht nur gemeinsam mit zwei Ko-Autoren ein Buch über Online-Beratung verfasst (über das sich eine Rezension von Peter Bünder ebenfalls in dieser Ausgabe findet), sondern auch einen umfangreicheren Text für dieses Heft beigesteuert, in der er eine„Hypnosystemische Sicht“ auf seine Erfahrungen bietet. Ansonsten gehört das Heft der Familie Zwack:  Julika versucht eine Annäherung aus systemischer Sicht auf das Thema„Selbstachtsamkeit im Beruf“, Bruder Mirko hat mit Arist von Schlippe„Eine kurze Geschichte zur Bedeutung von Geschichten in Organisationen“ verfasst. Abgerundet wird das Heft von zwei Tagungsbeiträgen (Heinz Graumann und Karin Rausch) und einer weiteren Rezension von Peter Kaimer.
Zu den vollständigen abstracts…   

23. Juni 2012
von Tom Levold
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Die neue Netzfeindlichkeit

Bernhard Pörksen, 43, ist Medienprofessor in Tübingen und in der systemischen Szene als Publizist gut bekannt, vor allem durch seine im Carl-Auer-Verlag erschienenen Gesprächsbücher mit Humberto Maturana und Heinz von Foerster. Dieser Tage ist ein gemeinsam mit  Hanne Detel verfasstes Buch „Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter“ im Herbert von Halem Verlag Köln erschienen. In einem Gastbeitrag für systemagazin setzt sich Pörksen mit der Frage auseinander, welcher Dynamik Skandale im Kontext des Netzes unterliegen und ob die weithin zu beobachtende„Verteufelung des Internet“ einen Beitrag zur„Zivilisierung der öffentlichen Kommunikation“ zu leisten in der Lage ist:

Die neue Netzfeindlichkeit

Cybermob, Shitstorm, anonyme Aggression – die aktuelle Debatten regiert eine neue Netzfeindlichkeit, die eine entscheidende Frage verdeckt: Wie kann es gelingen, öffentliche Kommunikation zu zivilisieren?

Nach Jahren der Euphorie hat das Internet dieser Tage eine ziemlich schlechte Presse. Es gilt nun als das Medium der künstlichen Daueraufregung  und als Instrument der Menschenjagd. Das Netz erzeuge eine oberflächliche, dümmliche Aggression, so heißt es. Es brutalisiere Menschen, die nicht mal in der Lage seien, im Mini-Format einer Twitterbotschaft orthographisch korrekt zu formulieren, so bekommt man zu lesen. Man solle den Zugang für Jugendliche sperren, forderte ein erregter Bürger in einer kürzlich ausgestrahlten Radiodiskussion. Ein anderer: Der Mensch befinde sich „in der Knechtschaft der Maschine.“ Wieder ein anderer: Am Sinnvollsten sei es vermutlich, das Internet „einfach ganz abzuschalten“, zumindest für ein paar Tage.
Die Anlässe der neuen Netzfeindlichkeit sind datierbar. In Emden verdächtigte im März die Polizei zu Unrecht einen 17-jährigen Schüler, ein Mädchen vergewaltigt und umgebracht zu haben. Blitzschnell formierte sich, kaum war der Verdacht in Umlauf, ein Cybermob und forderte seinerseits den Kopf des jungen Mannes. Der zweite Anlass ist mit einer Rache-Aktion der Hochspringerin Ariane Friedrich verknüpft. Sie machte dieser Tage eine sexuelle Belästigung in Form eines eines Fotos und einer Mail öffentlich; sie nannte den Namen und die Adresse des mutmaßlichen Absenders auf ihrer Facebook-Präsenz. Ihr Ziel war es, durch Prangermethoden Vergeltung zu üben, Selbstjustiz zu praktizieren – subjektiv verständlich, aber doch falsch.
Interessanter Weise zeigen überdies gerade die genannten Fälle, dass die aktuelle Aufgeregtheit an einer folgenschweren Verwechslung krankt. Denn letztlich verwechseln die schockierten Fundamental-Kritiker der Netzwelt das Medium mit den Menschen, die dieses einsetzen. Sie suchen einen Schuldigen – und greifen sich die Technologie, das Instrument zur Verbreitung der bösen Botschaft. Niemand muss jedoch in einem Forum zum Mord an einem Verdächtigen aufrufen. Und was immer man von Facebook hält – kein Programmierer hat die Selbstjustiz und die Abschaffung der Unschuldsvermutung zur Standardeinstellung der Kommunikation gemacht. Es war Ariane Friedrich, die durch den Akt der wütenden Ad-hoc-Publikation den Rollenwechsel vollzogen hat und so selbst zur Täterin wurde. Natürlich, es ist schon richtig: Das Netz erlaubt die Blamage auf einer weltweit einsehbaren Bühne. Es lässt sich benützen, um Dokumente der Demontage in Hochgeschwindigkeit zu verbreiten, die sich kaum noch zensieren lassen. Und es macht den Skandal allgegenwärtig und den Reputationsverlust zum unkalkulierbaren Dauerrisiko. Aber es stimmt eben auch: Man kann die neuen Kommunikationstechnologien verwenden, um mit ihrer Hilfe Kriegs- und Schandbilder bekannt zu machen, für Aufklärung und Transparenz zu sorgen und dabei mitzuhelfen, Folterer zu entlarven, Diktatoren einzuschüchtern, sie im Extremfall zu stürzen.
Wer nun das Medium selbst schuldig spricht, der glaubt nicht an die Menschen, die in der Lage sind, dieses auf eine sehr unterschiedliche Weise zu benützen. Er will sie bevormunden, durch Verbote kontrollieren, denn sie sind ihm unheimlich. Und er lässt bei all dem, dies wiegt am Schwersten, die entscheidende Herausforderung aus dem Blick geraten: Wie kann es gelingen, gleichsam von Kindesbeinen an, ein Gespür für Medieneffekte zu entwickeln? Wie sieht ein neues, der Gegenwart gewachsenes Konzept der Medienpädogik aus, das eine Mentalität des empathischen Abwägens befördert? Was heißt Medienkompetenz im digitalen Zeitalter? Man muss es so hart sagen: Die Verteufelung des Internet ist selbst gefährlich. Sie blockiert die dringend gebotene Suche nach Rezepten und Ideen, um öffentliche Kommunikation zu zivilisieren. Und sie ist denen, die bis auf Weiteres an die Mündigkeit des Menschen glauben, nicht würdig. 

22. Juni 2012
von Tom Levold
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Deutschland gegen Griechenland