systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

8. Oktober 2012
von Tom Levold
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Einführung in die Chaostheorie

In seinem Buch„Bausteine einer systemischen Nachrichtentheorie: Konstruktives Chaos und chaotische Konstruktionen“ (2000 im Westdeutschen Verlag) hat der Journalist Stefan Frerichs (Foto: www.stefre.de) eine sehr lesbare und auch für Laien verständliche Einführung in die Grundlagen der Chaostheorie gegeben, die auch auf seiner website zu lesen ist. In der Zusammenfassung heißt es:„In diesem Text wurden die Grundzüge der Chaostheorie mit ihren natur- und geisteswissenschaftlichen Ansätzen vorgestellt. Darüber hinaus wurden die wichtigsten Vorbehalte gegen eine geistes- und sozialwissenschaftliche Chaosforschung geschildert und ausgeräumt. Es wurde dargelegt, dass sich nichtlineare chaotische Systeme durch die Iteration ihrer Systemvorgänge im Rahmen einer dynamischen Ordnungsbildung selbst organisieren können. Dabei bilden sie verblüffende Ordnungsmuster, wie Attraktoren, Bifurkationen, Intermittenzen, Fraktale oder Solitonen. Derartige Ausnahmen der Ordnung bestätigen aber lediglich die allgemeine Regellosigkeit im Chaos. Obwohl sich das Verhalten von chaotischen Systemen nicht als zufällig bezeichnen lässt, bleiben sie aber gleichzeitig unvorhersagbar und unberechenbar. Ungeachtet dieser Unschärfe folgen chaotische Systeme aber selbstverständlich den Naturgesetzen, und man spricht daher in der Chaosforschung von einem gesetzmäßigen beziehungsweise deterministischen Chaos. Die widersprüchlichen, gebrochenen Eigenschaften von chaotischen Systemen werden vor allem durch Fraktale und Intermittenzen deutlich. Diese weisen sogar in verschiedenen Größenmaßstäben eine verblüffende Selbstähnlichkeit auf, denn sie haben überall eine ähnliche Struktur und somit auch eine ähnliche fraktale Dimension. Selbstähnlichkeit ist eine universale Erscheinung der Natur und auch ein wichtiges Merkmal von nichtlinearen chaotischen Systemen. Bei einem„chaotischen System“ handelt es sich um ein autonomes Gefüge von Teilen, die sich insgesamt unvorhersagbar und unberechenbar verhalten, sich aber mitunter nach eigenen Regeln selbst ordnen können. Die Chaostheorie eröffnet die Möglichkeit, das Verhalten von solchen chaotischen Systemen besser zu verstehen und an alte wissenschaftliche Fragen neu heranzugehen“
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7. Oktober 2012
von Tom Levold
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Paradoxien und Dilemmata…

… so lautet das letzte Heft des Familiendynamik-Jahrgangs und die Herausgeber Hans Rudi Fischer und Arist von Schlippe (gemeinsam mit Torsten Groth) steuern zu diesem philosophischen Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe auch Beiträge bei, ergänzt durch Christoph Schmidt-Lellek, der sich die Paradoxie von Therapeutenmacht und Patientenautonomie zum Thema gemacht hat. Darüberhinaus finden sich zwei Beiträge aus dem Heidelberger Kongress„Wie kommt Neues in die Welt“  vom Mai 2012 im aktuellen Heft. Gottlieb Guntern, der sich auf dem Kongress noch darüber beschwert hatte, dass sein Vortrag aus den 70er Jahren über die„kopernikanische Revolution in der Psychotherapie“ aufgrund des Widerstands der Herausgeber erst 1980 in der Familiendynamik erschienen ist, wird nun Genugtuung zuteil, weil sein Vortrag (mit ein bisschen viel Ich-Ich-Ich) nun ganz schnell veröffentlicht worden ist. Der zweite veröffentlichte Vortrag stammt von Oskar Negt und bringt eine im systemischen Feld zu selten vorfindbare politische Perspektive ein:„Der politische Mensch – Demokratie als Lebensform“. Ansonsten noch ein Interview mit Rudi Wimmer von Arist von Schlippe und die üblichen Rubriken.
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2. Oktober 2012
von Tom Levold
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Noch etwas zum Dialog der Kulturen

29. September 2012
von Tom Levold
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Einladung zur Buchvorstellung am 5.10.2012 in Freiburg

Am kommenden Freitag, dem 5.10.2012, von 13 h bis 13.30 h wird im Rahmen der Jahrestagung der DGSF in Freiburg unser Lehrbuch„Systemische Therapie und Beratung“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Buch, an dem 75 Autorinnen und Autoren mitgewirkt haben, wird in 2013 erscheinen, es gibt aber schon jetzt eine attraktive Möglichkeit der Subskription. Der Ort der Veranstaltung wird auf der Tagung bekannt gegeben. Wir freuen uns schon jetzt auf interessierte Besucher.
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28. September 2012
von Tom Levold
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Problem

Im von Jan V. Wirth und Heiko Kleve herausgegebenen„Lexikon des systemischen Arbeitens“, das im Frühjahr im Carl-Auer-Verlag erschienen ist, ist ein kurzer Text von Martin Hafen über den Problembegriff enthalten, der auch online gelesen werden kann:„Im Kontext des Bemühens um wenig Defizit- und mehr Lösungs- und Ressourcenorientierung hat sich in einigen professionellen Kontexten (gerade auch der Sozialen Arbeit) eine Tendenz zur Problematisierung des Problembegriffs ergeben, die aus methodischen Gründen bisweilen sinnvoll, funktional gesehen jedoch oft ungünstig ist. (…). Auch die lösungs- und kompetenzorientierte Soziale Arbeit kann nicht darauf verzichten, die Ausgangsprobleme zu bezeichnen, die den Anlass für ihre Aktivitäten bilden. Dass es in der Folge anzeigt sein kann und oft angezeigt ist, nicht bei diesen Problemen und ihrer Geschichte zu verharren, sondern den Blick in die Zukunft und damit auf mögliche Problemlösungen zu lenken, versteht sich von selbst“
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27. September 2012
von Tom Levold
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The Dodo Manifesto

In einem lesenswerten Artikel im„Australian & New Zealand Journal of Family Therapy“ hat Benjamin Hansen vom Mackay District Child & Youth Mental Health Service sich 2005 mit dem Konzept unspezifischer Wirkfaktoren in der Psychotherapie auseinandergesetzt.Die Psychotherapieforschung kann bislang keine Hinweise auf die Überlegenheit bestimmter Verfahren liefern, dementsprechend gibt es zahlreiche gleichermaßen valide Verfahren, mit dem Menschen in belastenden Situationen geholfen werden kann. Im Zusammenhang damit kann aber auch festgestellt werden, dass ein positivistisches Paradigma in der Psychotherapie unter dem Segel der Evidence-Based-Medicine bislang keine profunden Einsichten hervorbringen konnte. Hansen schlägt daher einen pragmatischen Ansatz zur Praxis und Erforschung von Therapie vor:„In this article I review the psychotherapy outcomes literature as it pertains to the Dodo hypothesis. This is the proposition that the effects of psychotherapy are due to common factors rather than specific techniques. A variety of sources provide substantial empirical support for the Dodo hypothesis. I conclude that CBT and medication do not appear to be any better than other methodologies for the treatment of psychological distress. I look at some of the criticisms of the Dodo hypothesis. I suggest that the major themes that emerge from the literature as it stands are conclusions that would be immediately obvious to most clinicians. Further, the utility of specific techniques has not been ruled out, due to some serious conceptual flaws in efficacy trials. I suggest that there are a number of ways for family therapists to survive in an evidence-based world. One is to point out to champions of evidence-based practice just how flimsy their claims are. Another would be to advocate for pluralism and to practise and conduct research under the aegis of a contextual philosophy“
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25. September 2012
von Tom Levold
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Das aktuelle Heft von„Organisationsberatung, Supervision, Coaching“ (3/2012) befasst sich mit dem Thema des organisationsinternen Coachings. Astrid Schreyögg stellt in ihrem Editorial fest:„In einigen Organisationen nimmt Coaching bereits einen Stellenwert in der strategischen Personalentwicklung ein. Hier soll dann Coaching in Verbindung mit anderen Maßnahmen der Personalentwicklung zur Etablierung einer möglichst qualifizierten Führungskultur mit dem Ziel einer exzellenten Performance der Gesamtorganisation beitragen. in vielen anderen Systemen finden sich dagegen nur„Gelegenheitscoaches“. das sind z. B. Mitarbeiter, die auf eigene Faust eine Coachingausbildung absolviert haben und nun ihre Dienste bei Bedarf in ihrer Organisation nur selektiv anbieten. So ist insgesamt zu beobachten, dass internes Coaching heute auf einer Skala von hoch- bis schwach-professionalisiert angesiedelt ist“ Die Beiträge im Heft gehen auf unterschiedliche Aspekte organisationsinternen Coachings ein.
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23. September 2012
von Tom Levold
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CMM and the co-construction of domestic violence

1983 erschien in der„Familiendynamik“ ein Aufsatz von V.E. Cronen, K.M. Johnson und J.W. Lannaman mit dem Titel„Paradox, Doppelbindung und Rückkoppelungsschleifen: Eine alternative theoretische Perspektive“, in dem sie das Konzept des„Coordinated Management of Meaning“ (CMM) vorstellten, das beschreibt, wie soziale Ereignisse in Kommunikationsprozessen hergestellt und aufrechterhalten werden. Im Laufe der Jahre ist das Konzept immer wieder auch empirisch eingesetzt worden. In der Zeitschrift„Human Systems“ haben Nalla Sundarajan und Shawn Spano vom Department of Communication Studies an der San José State University 2004 einen Artikel publiziert, der das CMM zur Beschreibung von Partnergewalt als ko-konstruierte Kommunikationspraxis einsetzt und Interventionsvorschläge entwickelt. Im Resüme am Ende heißt es:„One of the woman participants interviewed for this study used the following analogy to describe her state of fear in the relationship with her husband: “When an elephant is young, they train it with a chain; by the time he’s old they can just put a string around it. Even though the string is not strong enough to hold it, the elephant is trained.” Patterns of communication that are constructed in abusive relationships ensnare the participants in horrible and dehumanizing forms of life. The understanding of this complex phenomenon from the perspective of CMM offers a description of how relational abuse emerges and is maintained, and a set of practical techniques for changing, altering, and transforming the patterns in which relational abuse is made. Thus, CMM provides a theoretical vocabulary and mode of inquiry for both describing (i.e. mapping) and resolving (i.e. reframing) domestic abuse. Our highest aspiration is to use CMM as a means of providing hope to those who suffer the pain and degradation of domestic violence. Women who are abused do not have to be bound up in patterns of communication that enable relational abuse to thrive. Through CMM descriptions and interventions, they can come to see how they can break free of the patterns that bind them to domestic violence because unlike the elephant, women in abusive relationships can act on the knowledge that they are bound by strings, not chains“
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19. September 2012
von Tom Levold
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Die Karte und das Territorium

Eines der in der systemischen Szene am weitesten verbreiteten Sätze ist sicherlich der, dass„die Karte nicht das Territorium“ sei. Durch Bateson und Heinz von Foerster bekannt geworden, dürften dennoch die wenigsten seinen Urheber kennen, nämlich Alfred Korzybski (Foto: Wikipedia). In einem interessanten Essay des Philosophen und (u.a.) Bateson-Übersetzers Hans-Günter Holl, der auf seiner website (im .doc-Format) heruntergeladen werden kann, setzt sich dieser 2007 mit dem Verhältnis von Bateson und Korzybski auseinander:„Dieser Essay dient offenkundig nicht der seit langem um Bateson und Korzybski betriebenen Hagiographie, sondern will andere, gewiss etwas befremdliche und unorthodoxe Perspektiven eröffnen. Kurz gefasst handelt er von einem Phänomen, das wir aus der „Kybernetik zweiter Ordnung“ kennen: dem Kontext eines Kontextes, namentlich dessen der kulturellen Assimilation. Der Begriff kulturell leitet sich dabei in der Tat von „Kult“ her, denn in ihrer Sonderstellung als Hellseher und Propheten zogen Bateson und Korzybski eine gleichsam kultische Verehrung auf sich, die eine kritische Auseinandersetzung mit ihren Grundannahmen verhindert. Korzybski verurteilte zwar die „aristotelische“ Denkgewohnheit der simplen Identifikation, doch zunächst einmal identifizierte er selbst ein krudes Vorurteil über Aristoteles mit dem, was er angreifen wollte – etwa so, wie man ein Phantom jagt. In seiner Nachfolge übernahm Bateson das Konzept der „Karte-Territorium-Relation“, das sich nahtlos in seine Theorie des Geistes einfügte und der einzige Punkt blieb, den er je aus Korzybskis Schriften zitierte.
Als dessen Hauptwerk allerdings 1933 erschien, war die Bedeutung der doppelt akzentuierten Warnung, dass „eine Karte nicht das Territorium ist“ – zumal wenn man Korzybskis eigenen militärischen Hintergrund berücksichtigt –, erheblich dadurch mitgeprägt, dass geisteskranke Diktatoren längst planten, ihre Karten mit Waffengewalt auf Territorien zu übertragen.
Nach dem Krieg „repazifizierte“ Bateson die Karte-Territorium-Relation und nutzte sie, um komplexe Verhaltensmuster (wie Spiel oder schizophrene Kommunikation) zu erklären. Die in solchen Sequenzen sich abzeichnende endlose Skala von logischen Ebenen veranlasste ihn schließlich dazu, die Sphäre der streng kontextuell definierten und begrenzten Erkenntnis zu überschreiten und den Geist mit Gott gleichzusetzen. Der fast eine Generation jüngere Gourmet Paul Watzlawick wechselte – nicht das Paradigma, sondern die diesem zugrunde liegende Metaphorik. Statt vor der Identifikation von Karten mit Territorien zu warnen, empfahl er uns dringend, nicht „die Speisekarte anstelle des Menüs zu essen“. Wenn aber Feinschmeckern eine Speisekarte das Menü verheißt, so wie Kennern eine Partitur die Musik oder Invasoren eine Karte das Territorium, wäre Korzybskis Vorbehalt zu revidieren: Eine Karte ist noch nicht das Territorium“
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18. September 2012
von Tom Levold
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PID 3/2012: Endlich wieder Texte und Literaturangaben getrennt!

Nachdem im letzten Heft der„Psychotherapie im Dialog“ mit dem Titelthema„Suizid“ alle Quellenangaben der Beiträge auch am Ende derselben zu lesen waren (wahrscheinlich um die Leserschaft vom Suizid abzuhalten), müssen wir in der aktuellen Ausgabe wieder die Lektüre im Park, der U-Bahn oder im Wartezimmer abbrechen, nachhause fahren, den Rechner hochfahren, um auf die komplizierte Internetseite des Thieme-Verlags zu gehen, um dort die zitierte Literatur in einer eigenen PDF-Datei mit wunderbaren aussagekräftigen Namen wie z.B.„literatur859.pdf“ herunterzuladen, um dann das vollständige Rezeptionserlebnis der betreffenden Artikel genießen zu können, übrigens diesmal zum Thema Kurzzeittherapie. Wenn’s den Herausgebern recht ist…
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16. September 2012
von Tom Levold
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Funktionen von Coaching in Organisationen. Offizielle Wirkungen, informale und latente Funktionen

Andreas Taffertshofer (Foto: TU-chemnitz.de) arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Innovationsforschung und nachhaltiges Ressourcenmanagement der TU Chemnitz. 2006 hat einer eine Untersuchung über die Funktionen von Coaching in Organisationen verfasst, die auch online zu lesen ist:„Wenn man die verfügbare Literatur zum Coaching und ergänzend zur Management-Beratung sichtet, fällt auf, dass die Forschungsinteressen kaum einen systematischen Blick für Organisationen bereithalten. Während in der positiv unterstützenden Reflexion das Hauptaugenmerk auf die Gestaltung und Verbesserung der Berater-Klient-Beziehung liegt, konzentrieren sich erste kritische Forschungen auf die Entwicklung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Als üblicher Verdächtiger wird gerne„die“ Globalisierung genannt, die Organisationen bzw. individuelle Manager soweit verunsichere, dass sie eine zumindest prekäre Sicherheit in den Ratschlägen von Beratern suchen und finden (z.B. Ernst/Kieser 2002). Man konzentriert sich entweder auf die Mikrosituation der Beratungsinteraktion oder man erklärt aus der Makrobedingung Globalisierung, die kaum bestritten für fast alle gegenwärtigen sozialen Phänomene mitverantwortlich gemacht werden kann. Auffällig ist, dass für die beauftragende, ermöglichende und bezahlende Institution Organisation vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit entwickelt wurde. Management- Beratung wie Coaching findet aber nur statt, weil es Organisationen gibt. Inwieweit es dann zum Beispiel um„ganze Personen“ oder nur Teile von Personen bzw. Rollen geht, ist dagegen eine sekundäre Frage. Teilweise greift die inzwischen einsetzende Evaluationsliteratur die Organisationsperspektive auf, versteht aber die Bedeutung von Coaching in Organisationen nicht hinreichend, wenn sie sich auf den Nachweis von Kosteneffekten in Unternehmen beschränkt“
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