27. Juni 2013
von Tom Levold
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26. Juni 2013
von Tom Levold
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Die politischen Parteien und die Systemische Therapie
Die DGSF und die Systemische Gesellschaft haben in einer gemeinsamen Anfrage an die Fraktionen der im Bundestag vertretenen Parteien sowie an die Piraten in Erfahrung bringen wollen, ob diese sich für eine Übergangsregelung einsetzen wollen, die die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeuten im Vertiefungsgebiet systemische Therapie sichern würde, bis es zu einer möglichen Aufnahme der systemischen Therapie in die Psychotherapie-Richtlinie kommen werde. Zu den so genannten Wahlprüfsteinen von DGSF und SG heißt es auf der website der DGSF: Die politischen Parteien unterstützen die Aufnahme der Systemischen Therapie in den GKV-Leistungskatalog, auch wenn sie der Entscheidung des G-BAs nicht vorgreifen wollen.Das ist ein Grundtenor der Antworten auf drei„Wahlprüfsteine“, die DGSF und SG den Parteien vorgelegt haben. Bündnis 90 / Die Grünen betonen, dass für die Diagnose und Therapie seelischer Beschwerden die sozialen Zusammenhänge der Patienten wichtig sind, deshalb stünden sie der Systemischen Therapie mit„großem Interesse und Offenheit“ gegenüber. Die CDU antwortet:„Wir begrüßen es, wenn der G-BA eine positive Entscheidung zur Aufnahme der systemischen Therapie in die Psychotherapie-Richtlinie trifft und auch diese Therapieform von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt wird“ Die Linke möchte sich dafür einsetzen, dass bei einer Novellierung des PTG alle wissenschaftlich anerkannten Verfahren„angemessen berücksichtigt“ werden.„Systemische Therapie gilt als wirksame, effektive und kostengünstige Therapieform“, schreibt die FDP und die SPD betont, dass ihre Abgeordneten sich für eine„Überprüfung und Überarbeitung der bisher nur begrenzten Auswahl erstattungsfähiger Therapiemethoden gegenüber der Gemeinsamen Selbstverwaltung ausgesprochen“ haben.
Mit diesen drei Fragen hatten sich die systemischen Verbände im Wahljahr an die Parteien gewandt: Werden Sie sich für eine Übergangsregelung einsetzen, die die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten im Vertiefungsgebiet Systemische Therapie sichert, bis es zu einer Aufnahme der Systemischen Therapie in die Psychotherapie-Richtlinie gekommen sein wird?
Werden Sie sicherzustellen versuchen, dass Patientinnen und Patienten ihr Wahlrecht auf Behandlung in Systemischer Therapie wahr-nehmen können? Werden Sie sich für eine Verankerung der Systemischen Therapie im Rahmen der geplanten Novellierung des Psychotherapeutengesetzes einsetzen? In diesem Dokument, das auf der DGSF-Seite veröffentlicht worden ist, sind die (verhaltenen) Antworten der Bundestags-Parteien nachzulesen.
20. Juni 2013
von Tom Levold
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What is Critical Psychiatry?
Im Anschluss an den Text von Sami Timimi zur Abschaffung der psychiatrischen Diagnosesysteme des ICD und DSM, der vorgestern an dieser Stelle veröffentlicht worden ist, sei heute auf einen kurzen Text von Philip Thomas zur Frage What is Critical Psychiatry? verwiesen, der im Januar 2013 auf Mad in America veröffentlicht wurde, einem psychiatriekritischen Internetportal in den Vereinigten Staaten. Der Text macht deutlich, dass„Kritische Psychiatrie“ teilweise Ähnlichkeiten mit der Antipsychiatrischen Bewegung der 60er Jahre aufweist, sich aber auch deutlich davon unterscheidet. Die Kernfragen der Critical Psychiatry-Bewegung sind: 1. The problems of diagnosis in psychiatry, 2. The problems of evidence based medicine in psychiatry, and related to this, the relationship between the pharmaceutical industry and psychiatry, 3. The central role of contexts and meanings in the theory and practice of psychiatry, and the role of the contexts in which psychiatrists work, 4. The problems of coercion in psychiatry, 5. The historical and philosophical basis of psychiatric knowledge and the practice of psychiatry.
Zum vollständigen Text geht es hier
18. Juni 2013
von Tom Levold
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No More Psychiatric Labels. Kampagne zur Abschaffung formaler psychiatrischer Diagnosesysteme wie DSM-IV und ICD-10
Die Kritik an formalen psychiatrischen Diagnosesystemen wie DSM und ICD ist in den vergangenen Monaten anlässlich der im Mai veröffentlichten Version V des DSM von der Peripherie sozialwissenschaftlicher Beobachtung hinein in das medizinische System getragen worden. In England hat sich ein Netzwerk kritischer Psychiater gebildet, das eine informative und umfangreiche Webpräsenz aufgebaut hat, geleitet von Joanna Moncrieff und Hugh Middleton. In diesem Kontext ist auch Sami Timimi zu finden, ein Kinder- und Jugendpsychiater, der mit guten medizinischen Gründen die Abschaffung von Diagnosesystemen fordert. Im aktuellen Heft des Kontextes ist eine deutsche Übersetzung seines Textes zu lesen, die aus aktuellem Anlass und mit freundlicher Genehmigung des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht auch im systemagazin zu lesen ist (auch wenn im Artikel noch vom DSM-IV die Rede ist, dürfte allen klar sein, dass die Problematik sich mit dem DSM-V noch verschärft hat). Im Editorial des Heftes heißt es:„Unserem Selbstverständnis Unterschiede deutlich machen folgend richten wir mit diesem Heft eine neue Rubrik Diskurs ein, die Raum für Positionen eröffnen soll, welche in der Lage sind, Debatten anzustoßen oder fortzuführen. Wir hoffen sehr, dass wir dazu mit dem vorliegenden Beitrag beitragen können. Der Autor, Sami Timimi, ist ein bekannter Kinder- und Jugendpsychiater aus England und Visiting Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität von Lincoln. In seinem Aufsatz No more psychiatric labels, der von Andreas Rothers für KONTEXT ins Deutsche übersetzt wurde, fordert er nichts anderes als die Abschaffung formaler psychiatrischer Diagnosesysteme wie DSM-IV und ICD-10 – zu einem Zeitpunkt, an dem die pragmatische Inkaufnahme solcher Systeme auch im systemischen Feld als Preis für die Zulassung als kassenfinanziertes Verfahren zunehmend Anklang findet. Seine Begründung: 1. Psychiatrische Diagnosen sind nicht valide. 2. Die Anwendung psychiatrischer Diagnosen verstärkt Stigmatisierung. 3. Psychiatrische Diagnosen helfen nicht bei der Wahl der Behandlungsstrategie. 4. Die Langzeitprognosen psychischer Störungen haben sich verschlechtert. 5. Anderen Kulturen werden westliche Vorstellungen psychischer Gesundheit und Krankheit aufgezwungen. 6. Alternative evidenzbasierte Modelle für eine effektive Neuausrichtung der psychosozialen Versorgung stehen zur Verfügung. Zum vollständigen Text, der in der Systemischen Bibliothek zu finden ist,
geht es hier
17. Juni 2013
von Tom Levold
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Kasuistik
Die aktuelle Ausgabe von Kontext ist einem Thema gewidmet, das in der Systemischen Therapie nicht besonders entwickelt ist (aus welchen Gründen auch immer), nämlich der Kasuistik. Im Editorial der Herausgeber heißt es: in Heft 4/2011 haben wir die Leserinnen und Leser des KONTEXT eingeladen, für ein Kasuistik-Heft Fallgeschichten einzusenden. Wir waren der Ansicht, dass im systemischen Feld die Kultur der Falldarstellung bzw. Fallerzählung eher unterentwickelt ist. Fallbeispiele beschränken sich in systemischen Publikationen häufig auf illustrative Vignetten bei der Darstellung von erfolgreichen Interventionen, die Schilderung von Verläufen mit ihrem eigenen dramatischen oder weniger dramatischen Auf und Ab sind dagegen eher selten zu finden. Das erschien uns bedauerlich, denn das Lernen am Fall (im Unterschied zur Theorie- oder Methodenvermittlung) spielt in der Psychotherapie und Beratung seit jeher eine zentrale Rolle.
Mit unserer Einschätzung lagen wir offensichtlich nicht ganz falsch, denn die Resonanz auf unsere Einladung war spärlich. Das wollen wir aber nicht so deuten, dass die Präsentation von Fällen irrelevant oder uninteressant sei, vielmehr könnte es tatsächlich daran liegen, dass sie keine Tradition hat und daher für Interessenten wenig Orientierungsmöglichkeiten existieren, wie man denn eine Fallgeschichte schreibt. Die Veröffentlichung eines Fallberichtes geht schließlich immer auch mit einem Risiko einher, nicht nur was den Umgang mit persönlichen Daten von Klienten und den entsprechenden Anonymisierungsnotwendigkeiten betrifft, sondern auch hinsichtlich der Selbstdarstellung der Therapeutin bzw. des Beraters. Mit einer Fallgeschichte zeigt man mehr von sich als mit einem epistemologischen Text oder einer methodischen Anleitung.
Auch wenn unser Aufruf nicht allzu erfolgreich war, konnten wir in diesem Heft die Kasuistik mit zwei ausführlichen Falldarstellungen zum Schwerpunktthema machen. Götz Egloff ist Psychoanalytiker mit systemischer Ausbildung und schildert – in für systemische Ohren vielleicht zunächst etwas ungewohntem Duktus – eine Einzeltherapie mit einer Klientin, die sich wegen einer sexuellen Funktionsstörung in Therapie begeben hatte. Der Beitrag schildert eine spannende 15monatige Entwicklung von passiver Opferbereitschaft hin zu aktiver Autonomie. In seinem Kommentar zum Fall stellt Wolf Ritscher fest, dass sich objektivierende Diagnostik, hermeneutisch-strukturiertes Verstehen, eine Orientierung am Subjekt, Empathie, der Blick auf Beziehungen bzw. Beziehungsmuster und Lösungsorientierung nicht ausschließen, ja sogar eine gekonnte Verbindung eingehen können. Die Verbindung von psychodynamischer, familientherapeutischer und systemischer Perspektive erweist sich als sehr fruchtbar und widerlegt das gern gepflegte Vorurteil eines nicht überbrückbaren Widerspruchs von Psychoanalyse und systemischer Theorie und Praxis.
In einem zweiten Fallbericht aus dem Feld der Online-Beratung dokumentiert Mathias Klasen eine email-Korrespondenz mit einer Klientin, die sich wegen ihrer vielfältigen Belastungen als pflegende Angehörige an ein Beratungsforum für diese Zielgruppe wandte. Klasen versucht zu zeigen, wie sich ein narrativer Ansatz in der schriftbasierten Onlineberatung mit Interventionen aus dem kreativen und therapeutischen Schreiben aus dem Bereich der Poesietherapie verbinden lässt. Reizvoll an dieser Form der Falldarstellung ist vor allem, dass das gesamte Material schon in der Ausgangsform verschriftlicht ist, wenngleich natürlich der Fallbericht nur eine Auswahl aus den Texten sein kann. So kann man sich ein unmittelbares Bild der beraterischen Kommunikation machen.
Katharina Gold, Dirk Grothues, Hans Gruber und Michael Melter beschreiben ein systemisches familien- und spieltherapeutisches Konzept zur Unterstützung von Kindern, die sich einer Lebertransplantation unterziehen müssen. Auch wenn hier der Einzelfall nicht im Zentrum steht, wird doch anhand eines detaillierteren Fallbeispiels deutlich, welche Bedeutung eine systemische Herangehensweise bei solch massiven körperlichen Eingriffen – zumal für Kinder – hat.
Zu den vollständigen abstracts und dem Inhaltsverzeichnis geht es hier
16. Juni 2013
von Tom Levold
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Ein Gebäudeentwerfer
Wie schon an den vergangenen Sonntagen lesen Sie heute im systemagazin salon einen literarischen Text von systemagazin-Autor Rudolf Welter, den dritten von drei Auszügen aus seinem Buch„Leer Gut Geschichten„, in dem sieben Figuren von ihren Erfahrungen mit Leergütern aller Art berichten. Sie gehen mit dem Begriff »Leergut« großzügig um, verstehen darunter sehr unterschiedliche Sachverhalte. Die einen erfinden Leergüter, andere verfremden deren Nutzung, wieder andere spielen sprachlich mit dem Begriff »Leergut«. Die Erzähler sind ein Kleidermacher, ein Flaschenverwender, eine Transportbehältersammlerin, ein Möbelbauer, eine Körperteilforscherin, ein Bücherschreiber und ein Gebäudeentwerfer. Das Buch ist im Aachener Lyrik- und Prosaverlag Karin Fischer erschienen.
Zum dritten Teil (Ein Gebäudeentwerfer“)
13. Juni 2013
von Tom Levold
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Paartherapie
Das aktuelle Heft der Family Process kommt in einem erneuerten Gewand daher. Ein neues Layout für das Titelblatt und moderate Änderungen im Satz, aber ansonsten bleibt alles doch relativ wiedererkennbar. Ausschließliches Thema des aktuellen Heftes ist die Paartherapie, die (als Ehetherapie) eine längere Tradition als die Familientherapie hat, aber es doch nie so richtig von der Peripherie ins Zentrum des systemischen Diskurses geschafft hat. So stellt Herausgeber Jay Lebow in seinem Editorial fest, dass in den vergangenen 10 Jahren von 370 Artikel gerade einmal 28 mit paartherapeutischen Themen befasst waren. Das ist angesichts der Bedeutung des Paares als Kernelement familiärer Systeme nicht gerade viel! Das aktuelle Heft, das übrigens für kurze Zeit auch online komplett und frei zugänglich ist, strebt eine integrative Perspektive auf Paartherapie an und versammelt einige Prominenz an AutorInnen, u.a. AltmeisterInnen Alan S. Gurman, Peggy Papp, Michele Scheinkman, Leslie Greenberg, Susan M. Johnson und Kaethe Weingarten – also bitte mit dem Download beeilen!
Zu den vollständigen abstracts geht es hier
12. Juni 2013
von Tom Levold
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Resonanzen E-Journal für biopsychosoziale Dialoge in Psychotherapie, Supervision und Beratung
Eine neue Zeitschrift, oder besser: ein neues e-Journal hat das Licht der Welt erblickt:„Resonanzen E-Journal für biopsychosoziale Dialoge in Psychotherapie, Supervision und Beratung“. Die gute Nachricht: es handelt sich um ein Open-Access-Journal, d.h. alle Beiträge stehen als PDF zum kostenlosen download zur Verfügung. Wünschenswert wäre, das diesem Projekt gelänge, was der Zeitschrift„Psychotherapie im Dialog“ bislang eher nicht gelungen ist, nämlich unterschiedliche Konzepte und Schulen tatsächlich in einen Dialog zu bringen. Die Zeitschrift versteht sich laut Konzept als diskursive schulenübergreifende Plattform zur Weiterentwicklung von Theorie, Praxis und Forschung in Psychotherapie, Supervision und Beratung. Aufgrund dessen sind auch Einreichungen von AutorInnen verschiedenster psychotherapeutischer Verfahren, Supervisions- und Beratungsansätzen sowie der psychotherapeutischen und psychosomatischen Medizin ausdrücklich willkommen. Voraussetzung dafür ist, dass alle AutorInnen bereit sind, Unterschiede, differentielle Ansätze und Vorgehensweisen dialogisch zu diskutieren sowie wertschätzend nebeneinander bestehen zu lassen, ohne dabei den kritischen Blick zu verlieren oder allfällige Gemeinsamkeiten zu übersehen. In der ersten Ausgabe finden sich Beiträge, an denen u.a. Franz Resch, Heiner Keupp, Jürgen Kriz und Frank Nestmann mitgewirkt haben. Herausgeber sind Silke Birgitta Gahleitner, Gerhard Hintenberger und Anton Leitner vom Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit an der Donau-Universität Krems, Österreich. Die beiden Erstgenannten bilden mit Alexandra Koschier auch die Redaktion. Die erste Ausgabe, unbedingt empfehlenswert, mit Inhaltsverzeichnis und download-Links
findet sich hier
11. Juni 2013
von Tom Levold
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Asklepios in Tiefenbrunn
11. Juni 2013
von Tom Levold
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Offener Brief der ärztlichen Assistenten des Asklepios-Fachklinikums Göttingen Juni 2013
Nachdem das Land Niedersachsen das ehemalige Landeskrankenhaus in Tiefenbrunn an den privaten Krankenhausträger Asklepios verkauft hat, mehren sich die Vorwürfe gegen den neuen Betreiber. Nun haben sich die ärztlichen Assistenten mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt, den systemagazin an dieser Stelle dokumentiert. Außerdem ist hier ein Video einer Zapp-Sendung zu sehen, die über die Versuche des Unternehmens berichtet, gegen Kritiker gerichtlich vorzugehen.
Offener Brief der Assistenten
Dies ist ein offener Brief der ärztlichen Assistenten des Asklepios-Fachklinkums Göttingen. Er ist der gesamten Assistentenschaft bekannt und wird von der Mehrheit getragen. Wir versorgen psychiatrisch ein Einzugsgebiet von ca. 650.000 Einwohnern und behandeln das vollständige Spektrum psychischer Erkrankungen zu denen u.a. Angststörung, Depression, Sucht, Schizophrenie und Demenz gehören.
Wir wenden uns nun an die Öffentlichkeit, um der aktuellen Entwicklung im Gesundheitssystem entgegen zu wirken.
Aus medizinethischer Sicht muss der Patient darauf vertrauen können, dass alles ärztliche Handeln ausschließlich dem Patienteninteresse gilt und dass der Arzt in seinem konkreten Handeln keine eigenen wirtschaftlichen Interessen oder die wirtschaftlichen Interessen anderer vertritt. Dieses Vertrauensverhältnis, die Qualität und die Sicherheit der Behandlung sehen wir im Speziellen bezogen auf das Asklepios-Fachklinikum Göttingen gefährdet.
Exemplarisch wollen wir hier folgende Beispiele anführen:
Therapeutische Angebote werden drastisch gekürzt: so wurde das Bewegungsbad geschlossen und physiotherapeutische Behandlungen deutlich verringert. Arbeitstherapeutische Angebote wurden massiv zurück gefahren: Arbeitstherapie Tischlerei und Schlosserei wurden geschlossen, die Plätze in der Arbeitstherapie Gärtnerei stark reduziert und die Schließung der Gärtnerei diskutiert. Da bei Patienten der Psychiatrischen Institutsambulanz eine Erlössteigerung nach sechs Kontakten pro Quartal nicht mehr stattfindet, wurde das jahrelang bewährte Konzept der ambulanten Arbeitstherapie ersatzlos gestrichen.
Rationierung von Heil- und Verbandmitteln: medizinische Standardausrüstung ist reglementiert und nicht mehr auf allen Stationen verfügbar (wie z.B. Skalpelle, Pinzetten, Verbandsmaterial, Infusionssysteme und -lösungen etc.).
Arbeitsverdichtung durch personelle Kürzungen: Anfang dieses Jahres wurde der Pfortendienst in die konzerneigene Asklepios-Service-Gesellschaft mit niedrigeren Löhnen ausgegliedert und die Pforte in Tiefenbrunn abgeschafft. Das Arbeitsaufkommen in Tiefenbrunn wird seitdem überwiegend durch die Pforte in Göttingen übernommen. Dies führt zu einer deutlichen Mehrbelastung der diensthabenden Ärzte, da in- und externe Anrufe oft ungefiltert weitergeleitet oder fehlgeleitet werden.
Ein jahrelang bestehender Werkvertrag mit einer Reinigungsfirma wurde im letzten Jahr gekündigt und ebenfalls durch die konzerneigene Asklepios-Service-Gesellschaft ersetzt bei sichtbarer Arbeitsverdichtung für die dortigen Mitarbeiter. Seitdem ist der Hygienestandard aus Sicht des Personals und der Patienten deutlich gesunken.
Im ärztlich-therapeutischen Dienst wurden ebenfalls Kürzungen vorgenommen, sodass es Stationen gibt, in denen auf ca. 20 psychisch zum Teil schwer Erkrankte nur je eine ärztliche Vollzeitstelle kommt. Gesetzliche Vorgaben sehen fast doppelt so viele Ärzte vor.
Auch die Kürzungen im pflegerischen Dienst sind im ärztlichen Dienst deutlich zu spüren. So häufen sich im Bereitschaftsdienst Anfragen des Pflegepersonals an den Diensthabenden bezüglich Suizidalität, fehlender Absprachefähigkeit, Aggressivität etc. von Patienten, die eine Einzelbetreuung aus Sicht des pflegerischen Kollegen erfordern würden, welche aber aufgrund von Personalmangel nicht durchführbar ist. Hier entsteht die große Gefahr, dass z.B. ein Patient, der selbstmordgefährdet ist, im Zweifel nicht ausreichend betreut wird oder dass die Gefahr eines aggressiven Übergriffes auf das Personal steigt.
Eine fachliche Mitbestimmung durch die ärztliche Leitung bei Entscheidung über Verlängerung von Arbeitsverträgen und Einstellung von ärztlich-therapeutischen Kollegen scheint nicht mehr statt zu finden, die Entscheidungen fallen v.a. unter finanziellen Gesichtspunkten.
Umgang mit Mitarbeitern und Kritik: Kritische Äußerungen führten im ärztlichem Dienst wiederholt zu Vorladungen bei der Geschäftsführung, in denen dann den Mitarbeitern Illoyalität vorgeworfen wurde. Der erzeugte Druck scheint dadurch auch auf andere Berufsgruppen im therapeutischen Dienst ausgeweitet zu werden.
Durch den ärztlichen Dienst wurden innerhalb eines Monats ca. 15 Überlastungsanzeigen aufgrund der o.g. Arbeitsverdichtung gestellt. Das ist insofern bemerkenswert, da aus der bisherigen Erfahrung – auch aus anderen Klinken – Ärzte in der Regel trotz schwerster Arbeitsbedingungen keine Überlassungsanzeigen stellen. Die Reaktion der Geschäftsführung, auf diese Anzeigen reduzierte sich darauf, ihre Richtigkeit anzuzweifeln. Mündliche Zusagen wurden im Zusammenhang mit Einstellung und Verlängerung von Arbeitsverträgen wiederholt nicht eingehalten mit entsprechenden sozialrechtlichen Konsequenzen für die Betroffenen, wie der Gefahr einer Sperre bei der Auszahlung des Arbeitslosengeldes etc.
Auf Grund der genannten exemplarischen Beispiele stellt sich für uns die dringende Frage, ob die Behandlung psychisch Kranker im Speziellen und die Krankenbehandlung im Allgemeinen in die Hände privatwirtschaftlicher Unternehmen ohne die erforderliche soziale Grundausrichtung gehört.
Wir hoffen, mit diesem offenen Brief in einen konstruktiven Dialog zu treten, nicht nur auf Unternehmens- und Konzernebene, sondern v.a. auch auf gesellschaftspolitischer Ebene.
Wir sind Ärzte und das Wohl unserer Patienten hat für uns oberste Priorität.
9. Juni 2013
von Tom Levold
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Eine Transportbehältersammlerin
Heute ist im systemagazin salon, wie schon vergangenen Sonntag angekündigt, ein weiterer literarischer Texte von systemagazin-Autor Rudolf Welter zu lesen, der sich ebenfalls mit dem Thema„Leer Gut Geschichten“ auseinandersetzt. In seinem Buch mit diesem Titel erzählen sieben Figuren von ihren Erfahrungen mit Leergütern. Sie gehen mit dem Begriff »Leergut« großzügig um, verstehen darunter sehr unterschiedliche Sachverhalte. Die einen erfinden Leergüter, andere verfremden deren Nutzung, wieder andere spielen sprachlich mit dem Begriff »Leergut«. Die Erzähler sind ein Kleidermacher, ein Flaschenverwender, eine Transportbehältersammlerin, ein Möbelbauer, eine Körperteilforscherin, ein Bücherschreiber und ein Gebäudeentwerfer. Das Buch ist im Aachener Lyrik- und Prosaverlag Karin Fischer erschienen.
Zum zweiten Teil (Eine Transportbehältersammlerin“)
8. Juni 2013
von Tom Levold
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Zwischenbilanz und Perspektiven der systemischen Organisationsberatung
Schon vor kurzem hatte ich an dieser Stelle auf einen Text von Rudolf Wimmer über die Eigendynamik komplexer Organisationen verlinkt. In einem Interview, das der Geschäftsführer der Führungskräfteplattform Leaders Circle, Peter Wagner, mit Rudolf Wimmer führte, und das im von Thomas Schumacher herausgegebenen Band
Professionalisierung als Passion. Aktualität und Zukunftsperspektiven der systemischen Organisationsberatung (Carl-Auer Verlag 2013) erschienen ist, zieht Rudolf Wimmer Zwischenbilanz und beschreibt mögliche Perspektiven dieses speziellen Beratungsansatzes. Dabei spannt er einen Bogen von den Wurzeln und Traditionen (Gruppendynamik, klassischer OE, Entwicklung der systemischen Organisationsberatung) über die Anwendungsfelder (Familienunternehmen, Führungsverständnis, Führungscurricula, Strategie- und Change-Beratung) bis hin zu den aktuellen Entwicklungstrends dieser Form der Beratung. Der Text ist auch online zu lesen,
und zwar hier
6. Juni 2013
von Tom Levold
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Marokko 2014
Endlich ist der Sommer auch hier angebrochen. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Und warum sollte man sich da nicht ein bisschen Sonne gönnen – in Verbindung mit neuen Erfahrungen, Kontakten und Eindrücken? Vom 8.-15. Februar 2014 findet eine ganz besondere Tagung in Zagora (Marokko) statt, veranstaltet von Liane Stephan, Mohammed El Hachimi und Tom Levold. Eine Woche lang können Professionelle aus Therapie, Beratung, Supervision und Coaching an einem wunderbaren Ort am Rande der Wüste unter dem Thema„re-source“ einen kreativen Zugang zu ihren eigenen verborgenen oder ungenutzten, vergessenen oder verschütteten Ressourcen finden. Dafür steht ein Angebot an kreativ-expressiven Methoden wie Gestaltung, Malerei, Tanz, Theater, Musik usw. ebenso zur Verfügung wie ein Rahmen zur Reflexion und des Transfers der gemachten Erfahrungen in die eigene Praxis. Die 5-tägigen Workshops werden von Maria Amon (Malerei), Steve Clorfeine (Theater), Thomas Hecking (Musik), Matthias Ohler (Denken und Schreiben) und Ulrich Schlingensiepen (Fotografie) geleitet. Anke Böttcher (Rhythm) sorgt für verbindende Rhythmen und Jürgen Kriz beobachtet das Geschehen aus systemischer Perspektive. Ort ist das Riad Lamane in Zagora, die Kosten betragen für Tagungsgebühren inkl. Unterkunft und Vollpension 989,00 . Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, empfiehlt sich eine baldige Buchung.
Alle Informationen zur Tagung gibt es hier