
Peter Fiedler (Hrsg.) (2012): Die Zukunft der Psychotherapie. Wann ist endlich Schluss mit der Konkurrenz?
Thorsten Padberg, Berlin:
„Wann ist endlich Schluss mit der Konkurrenz?“ fragen Peter Fiedler und seine Heidelberger Kollegen im Sammelband „Die Zukunft der Psychotherapie“. Sie sehen sich jenseits des Therapieschulenstreits, wollen „Inspiration“ sein und „kollegiale Anregung“ geben.
In einer Zeit, in der sich die Psychologie nicht mehr von Therapieschulen, sondern von Daten bestimmt sieht, ist es besonders wichtig, auf die Beispiele zu achten, die – meist nebenher – benutzt werden. Sie stellen Zusammenhänge her, wo sonst nur Zahlen stünden.
In dem vorliegenden Band ist es der Streit in der psychoanalytischen Vereinigung zwischen Freud, Jung und Adler, der als abschreckendes Beispiel für Eitelkeiten und Ideologien in der Wissenschaft dient. „Glaubensgemeinschaften“ und „Sektenbildung“ assoziiert Fiedler. Als vorbildlich empfiehlt er dagegen „die herausragenden Psychiater“ Emil Kraepelin und Jean-Martin Charcot.
Das ist für die Psychotherapie keine ganz unproblematische Auswahl. Kraepelins und Charcots Interesse an psychischen Krankheiten orientierte sich an den Klassifikationssystemen der Botanik, als gelte es seltsame Blüten zu sortieren. Ihr Therapieverständnis beschränkte sich häufig auf die bloße Verwahrung der Kranken. Beide wollten nicht allzu nah an ihre Patienten heran. Kraepelin, weil er Empathie als schlechte, weil verzerrende Basis einer wissenschaftlichen Psychiatrie ansah. Charcot zusätzlich deshalb, weil er als Professor und Arzt an der Nervenheilanstalt Salpêtrière mit den Patienten, die meist aus der Unterschicht stammten, wenig gemein hatte. Weiterlesen →

Kjetil A. Jakobsen, Jahrgang 1965 (Foto: Humboldt-Universität Berlin) , war u.a. außerordentlicher Professor am Masterstudiengang für Kulturstudien an der Hochschule in Telemark 2004-2006, Mitarbeiter am Institut für Informations- und Medienwissenschaften von 2006-2009 ind wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich für Ideengeschichte der Universität Oslo 2010-2011. Seit dem Sommersemester 2011 hat er die Henrik-Steffens-Professur am Nordeuropa-Institut der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin inne.



