systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

6. Mai 2014
von Tom Levold
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Über die Rolle der Verfahrenstreue für das Therapieergebnis

In einer interessanten naturalistischen Studie hat eine Forschergruppe um Volker Tschuschke 262 zufällig ausgewählte Audioaufnahmen von Psychotherapiesitzungen aus insgesamt 81 Psychotherapien, die unterschiedlichen Psychotherapieansätzen durchgeführt wurden, untersucht. Die Aufnahmen wurden auf das Vorkommen von Ansatzspezifischen Interventionen untersucht und Zusammenhänge mit dem Ergebnis von Therapien geprüft. Interessanterweise lag der Anteil an Verfahrensspezifischen Interventionen (bei insgesamt 8 Ansätzen) zwischen 4,2 und 27,8 %, also relativ niedrig. Zwischen dem jeweils gewählten Ansatz bzw. einer damit verbundenen Verfahrenstreue und dem Ergebnis bestanden keine signifikanten Zusammenhänge, wohl aber zwischen dem Grad der professionellen Erfahrung der Therapeuten, der initialen psychischen Belastung der Klienten und dem Behandlungsergebnis. Im abstract der Studie, die leider nicht kostenlos im Internet zu lesen ist, heißt es: „In this naturalistic study, 262 audiotaped psychotherapy sessions—randomly drawn from 81 individual therapies from eight different psychotherapy approaches—were rated completely on treatment adherence using a newly developed rating manual. In the therapy sessions, a relatively low percentage of treatment specific interventions (ranging from 4.2% to 27.8%) was found for all eight approaches, 50% to 73% of the interventions were nonspecific or common, and approximately 18% to 27% were intervention techniques from other approaches. Different types of psychotherapy differed highly significantly in levels of treatment adherence. There was no statistically significant association between the type of psychotherapy and its outcome, or between the degree of therapists‘ treatment fidelity and the treatment outcome. However, there were significant associations between therapists‘ degree of professional experience, clients‘ initial psychological burden, and treatment response. Clients‘ severity of psychological problems prior to treatment predicted quality of therapeutic alliance while therapists‘ treatment adherence was predicted by therapists‘ professional experience and by the quality of the therapeutic alliance. We discuss the seemingly indirect importance of treatment adherence for psychotherapy outcome that we found in this study in relation to findings from other studies and in the context of the role of schools within psychotherapy“. Die Studie ist in„Psychotherapy Research“ erschienen und kann hier geordert werden.

4. Mai 2014
von Tom Levold
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Das Ende einer Nische. Oder: Die letzte Brückenschlag-Rezension

Brückenschlag (2014). Leben in Nischen. Zeitschrift für Sozialpsychiatrie, Literatur, Kunst Bd. 30. Neumünster: Paranus. 200 S., 18,- Euro.

Band 30 des Brückenschlags ist der letzte. Seit 1985 erscheinen diese Hefte im Buchformat einmal jährlich. In ihnen finden kurze Texte, Gedichte, Berichte und auch immer bestens reproduzierte Bilder oder Photographien Platz, vereint um ein Rahmenthema, zuletzt z.B. „Süchte“, „gesund werden – gesund bleiben“, „Abschiede“ oder „Wahn – Sinn – Wirklichkeit“. Autoren sind Menschen, die psychische Krankheit selbst erlebten oder noch erleben, oder in der Rolle als Angehörige, professionelle Behandler, Forscher, Wissenschaftler, Künstler, Literat oder einfach interessierter Mensch begleiten. Es geht immer um die subjektive Perspektive psychiatrisch relevanter Themen. Und es geht um den Stellenwert von Psychiatrie in all ihren Facetten in der Gesellschaft, also um „Sozialpsychiatrie“. Sicher haben die Herausgeber Fritz Bremer, Hartwig Hansen und Jürgen Blume mit der Einschätzung Recht, dass in den 30 Jahren seit Erscheinen des ersten Brückenschlags der Stellenwert von Psychiatrieerfahrenen und ihren Angehörigen auch in der „offiziellen“ Psychiatrie stark gewachsen ist. So stark, dass wohl viele Brücken inzwischen zum Betreten frei gegeben sind. Nicht verhehlen kann man, dass das natürlich häufig auch im Sinne einer political correctness zum „guten Ton“ gehört und die Hegemonialansprüche selbsternannter akademischer Experten in Sachen Krankheit und Gesundheit nicht im Geringsten antastet. Bequemlichkeit ist auch nicht zu erwarten, lässt man sich ernsthaft darauf ein, dass man alles in der Psychiatrie auch von einer anderen Seite her betrachten kann. Dass diese Sichtweise im Brückenschlag nie in einer kämpferischen oder protesthaften Art vermittelt wurde, sondern einfach und selbstbewusst daher kam, ist den Herausgebern (Henning Poersel als Gründungsherausgeber darf da übrigens nicht vergessen werden) hoch an zu rechnen.
So können die Brückenbauer des Paranus-Verlags mit Stolz auf ihre Arbeit zurückblicken und das Projekt Brückenschlag wie ein erwachsen gewordenes Kind los lassen. Unmissverständlich machen sie aber klar, dass es letztlich ökonomische Gründe sind, die keine weiteren Ausgaben mehr zulassen.
Ich selbst habe seit vielen Jahren Brückenschläge gelesen, verschenkt, rezensiert und zwei Mal darin auch einen eigenen Text veröffentlicht. Der Geist dieser Zeitschrift lebt in der Arbeit des Paranus-Verlags natürlich weiter. Und wer nun denkt: „Ja wenn ich davon gewusst hätte…“, der kann bei www.paranus.de selbstverständlich noch neue und alte Ausgaben erwerben. Der Blick über den eigenen Tellerrand, das Interesse an der subjektiven Seite, der Sinn für das Kreative und Künstlerische, das Skurrile und Verfremdete, das sind auch angemessene Leitmotive für ein systemisches Selbstverständnis. Eindeutigkeit gibt es schon genug auf der Welt.
Deshalb ist es mir eine Randnotiz wert, dass der Büchermarkt um eine Perle ärmer wird.  

Andreas Manteufel, Bonn

3. Mai 2014
von Tom Levold
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Der sich verbessernde Mensch

Mit einem etwas traurigen Editorial schließen die Herausgeber von Psychotherapie & Sozialwissenschaft den letzten Jahrgang dieser interessanten Zeitschrift. 15 Jahre lang hat dieses kleine, aber feine Projekt durchgehalten. Dass im deutschsprachigen Bereich das vorhandene Interesse an einer Zeitschrift für qualitative Forschung und klinische Praxis nicht so groß sein kann, dass man damit Geld verdienen könnte, war schon zu Beginn klar. Insofern stellt sich für einen Verlag natürlich die Frage, inwiefern ein solches Projekt halbwegs kostendeckend über die Runden gebracht werden kann. Nach dem Aus bei Vandenhoeck & Ruprecht im Jahre 2004 fand die Zeitschrift Unterschlupf beim psychosozial Verlag, ein mutiger Schritt des Verlegers Hans-Jürgen Wirth,  der die Fortführung dieses Projektes ermöglichte.  Nun ist aber auch hier ein Ende erreicht, jedoch gibt es eine Anschlussperspektive, die auch das Zeitschriften-Zugpferd des psychosozial-Verlages betrifft. Im Editorial heißt es: „Der Verlag hat den Plan gefasst, die Zeitschrift psychosozial in die Hände eines neuen Herausgeberkreises zu legen. Manche der Herausgeber von Psychotherapie und Sozialwissenschaft werden ihre Arbeit also unter diesem Dach fortsetzen (…). Über das neue Projekt und sein Profil, durch das eine bewährte Tradition in innovativer Weise fortgesetzt werden soll, informiert die erste Ausgabe von psychosozial im Jahr 2014.“ Ob die hohe Qualität, die Psychotherapie & Sozialwissenschaft in den vergangenen 15 Jahren bewiesen hat, auch in Zukunft aufrechterhalten bleiben wird, kann man mit Spannung erwarten. Jedenfalls stellt das letzte Heft zum Thema „der sich verbessern Mensch. Die animierte Optimierung des selbst in der therapeutischen Kultur“ ein furioses Finale da, das sich intensiv mit den Optimierungsmythen in Therapie und Coaching auseinandersetzt. Beiträge von Jürgen Straub, Michael Girkinger, Boris Traue und Stefanie Duttweiler befassen sich mit Beratung und Therapie in Zeiten des Neoliberalismus. Kaufen!
Zum vollständigen Inhaltsverzeichnis geht es hier…

2. Mai 2014
von Tom Levold
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Soziologische Systemtheorie als Grundlage einer Theorie der Sozialen Arbeit?

Albert Scherr (Foto: Freiburger Netzwerk für Migrationsforschung, Universität Freiburg) ist Leiter des Instituts für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. In einem spannenden Artikel für die Zeitschrift„Neue Praxis“ (2002, Heft 3) setzt er sich kritisch mit der Luhmannschen Systemtheorie als Grundlage für eine Theorie der Sozialen Arbeit auseinander und kritisiert insbesondere die strikte Trennung von sozialen, psychischen und biologischen Systemen. Sein Artikel schließt mit den folgenden Bemerkungen: „Die von Luhmann vorlegte Theorie sozialer Systeme bietet aufgrund ihrer Selbsteinschränkung auf ein kommunikationstheoretisch gefasstes Verständnis des Sozialen eine notwendige, aber keine hinreichende Grundlage für Theorien der Sozialen Arbeit. Es handelt sich um eine soziologische, insbesondere gesellschafts-, organisations- und interaktionstheoretische Grundlegung, die einen psychologischen sowie einen normativen Erweiterung bedarf. Dafür, wie eine solche Erweiterung jenseits unsystematischer Kombinatoriken anzulegen ist, wie also die Theorie sozialer Systeme in einer Theorie der Sozialen Arbeit überführt werden kann, bieten die Begriffe symbiotische Mechanismen, Koppelungsmechanismen und strukturelle Koppelung bedeutsame Ansatzpunkte. Diese sind aber erst noch systematisch zu entfalten. Insofern gilt: Further research is needed, und dies nicht nur im Sinne quantitativer und qualitativer Forschung, sondern auch in Richtung auf weitere Klärungen der begrifflichen Grundlagen von Theorien der Sozialen Arbeit.“
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30. April 2014
von Tom Levold
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Wie familiär sind Familienunternehmen?

Im Carl-Auer-Verlag ist ein interessanter Band über„Organisation und Intimität“ erschienen, der den„Umgang mit Nähe im organisationalen Alltag – zwischen Vertrauensbildung und Manipulation“ zum Thema hat. Enthalten sind Beiträge von Sabine Donauer, Peter Fuchs, Beat Fux, Olaf Geramanis, Peter Heintel, Urs Kaegi, Stephan Kasperczyk, Franz Kasperski, Karin Lackner, Brigitte Liebig, Stephan Marks, Susanne Möller-Stürmer, Uwe Sielert, Marianne Streisand, Robindro Ullah und Rudolf Wimmer. Dessen hochspannender Beitrag zur Frage,„Wie familiär sind Familienunternehmen?“ ist auch online zu lesen,
und zwar hier…

29. April 2014
von Tom Levold
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Krebs und Hypnose

In der Reihe„Leben lernen“, die der Klett-Cotta-Verlag von Pfeiffer übernommen hat, ist 1996 auch ein Buch von Gerhard R. Susen mit dem Titel„Krebs und Hypnose. Hilfe vom inneren Freund“ erschienen, ein Autor, über den im Netz so gut wie nichts zu erfahren ist, weder auf seiner eigenen Website noch auf der des Verlages. Auf letzterer ist auch nicht zu erfahren, dass das Buch schon fast 20 Jahre auf dem Buckel hat. Peter Stimpfle hat es für das systemagazin gelesen und ist vom Inhalt überwiegend angetan:„Das Buch ist gut strukturiert und nimmt auf die wesentliche Literatur in diesem Bereich (wie etwa Simonton, LeShan, etc.) Bezug. Ein Register findet sich leidet nicht, ist aber aufgrund der Überschaubarkeit des Buches verzichtbar. Wohltuend sind m. E. vor allem die vielen praktischen Beispiele. Es werden realistischerweise auch Fälle geschildert, in denen etwas nicht so gut geklappt hat, was hilft, übermäßige Erwartungen zu drosseln. Positiv ist zu vermerken, dass Umsetzungsprobleme nicht verschwiegen werden, so dass man weiß, womit man rechnen muss, wenn man mit solchen Methoden und diesem Patientenkreis arbeitet. Etwas vermisst habe ich ein wenig die Darstellung von Möglichkeiten der Wertschätzung der „krankmachenden“ Wertsysteme, da  diese den Patienten Sicherheit geben, auch wenn sie möglicherweise einer Gesundung im Wege stehen. Wie man mit als Therapeut damit wertschätzend und ehrlich umgehen kann, ist keine einfache Aufgabe, scheint mir aber für die therapeutische Praxis ein Schlüsselaspekt zu sein“
Zur vollständigen Rezension…

28. April 2014
von Tom Levold
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Teamsupervision – Opium fürs Volk?

So fragte Jochen Schweitzer 1996 ironisch in einem Artikel über die Chancen und Fallstricke der Teamsupervision (die auch heute noch zu besichtigen sind). Der Text ist 1996 im von A. Bentner und S.J. Petersen bei Campus herausgegebenen Band „Neue Lernkulturen in Supervisionen“ erschienen und wurde 2001 in „systhema“ nachgedruckt, wo er auch online zu lesen ist. Der Titel entspringt einem Gedankenspiel, das den Text einleitet: „Karl Marx hat 1843 in der Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie einige Gedanken zur gesellschaftlichen Funktion der Religion im damaligen Deutschland formuliert. Mir scheint, dass einige davon viel über die gesellschaftliche Funktion von Teamsupervision aussagen, wenn man nur wenige Wörter austauscht. Wenn wir bei Marx (…) ,Religion‘ durch ,Teamsupervision‘ sowie ,Volk‘ durch ,Mitarbeiter‘ ersetzen und die Worte ,institutionell‘ und ,konzeptionslos‘ hinzufügen, können wir dort Folgendes lesen: ,Das Elend der Teamsupervision ist in einem der Ausdruck des wirklichen institutionellen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Teamsupervision ist der Seufzer der bedrängten Mitarbeiter, das Gemüt einer herzlosen institutionellen Welt, wie sie der Geist konzeptionsloser Zustände ist. Die Teamsupervison ist das Opium der Mitarbeiter. Die Aufhebung der Teamsupervision als des illusorischen Glücks der MitarbeiterInnen ist die Forderung ihres wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusion über ihren Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Teamsupervision ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Teamsupervision ist“.
Viel Vergnügen beim Lesen, und zwar hier…

18. April 2014
von Tom Levold
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Präsentationen der Forschungstagung

Vom 6.-8. März fand in Heidelberg die erste internationale Forschungstagung statt, veranstaltet vom Institut für Medizinische Psychologie an der Universität Heidelberg in Kooperation mit der EFTA, der DGSF, der SG und dem Helm-Stierlin-Institut, geleitet von Jochen Schweitzer und Matthias Ochs. Angesichts der Tatsache, dass die Veranstaltung auf Englisch abgehalten wurde, war sie erstaunlich gut besucht und im Ergebnis sehr erfolgreich. Mittlerweile ist der größte Teil der Präsentationen (Vorträge, Workshops, Poster) auch online zugänglich und kann auf der Seite www.systemisch-forschen.de
heruntergeladen werden.

15. April 2014
von Tom Levold
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Führen und Leiten – mit einer systemischen Perspektive

Das aktuelle Heft der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung beschäftigt sich mit dem Thema systemischer Führung. Cornelia Tsirigotis schreibt in ihrem Editorial: „eine systemische Perspektive auf Führen und Leiten berücksichtigt, dass sich Systeme, Unternehmen nicht einseitig und allein bestimmend steuern lassen. Das weist darauf hin, dass es hier darum gehen könnte, beim Führen und Leiten den Rahmen abzustecken, auf dessen vier Seiten sich gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Kontext, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Haltung und Leitbild sowie Führungstools befinden. Auch hier: aus dem Hintergrund? Vorangehen? Von oben? Mit Führungsinstrumenten? Oder hilft die Idee eines Kontinuum weiter?“. Zu diesem Thema gibt es drei Beiträge im Heft: Kirsten Dierolf schreibt über „Führen im Tangoschritt“, Marina Barz über „Führung in machtphobischen Organisationen“ und Eugen Prehsler über „Führung versus effizientes Fließbanddenken“. Darüber hinaus ist noch ein längerer Artikel von Andreas Wahlster zu finden, der sich mit dem Umgang mit dem Phänomen der Nichtveränderung beschäftigt. Mehrere Rezensionen runden das Heft ab.
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14. April 2014
von Tom Levold
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Intuition in therapeutischen Prozessen

Jürgen Kriz hat sich zu diesem Thema 2001 auf dem 4. Weinheimer Symposium in Osnabrück Gedanken gemacht , die in Heft 3/2001 auch in„systhema“ abgedruckt worden sind. Im abstract heißt es: „Statt einer abstrakten Definition werden zunächst einige Narrationen aus unterschiedlichen Perspektiven zur Klärung des Begriffs ,Intuition’ vorgetragen, diskutiert und daraus wesentliche Aspekte resümiert. Sodann wird gezeigt, wie schwer sich unsere abendländische Kultur auf Prozesse der Intuition einlassen kann. Dies liegt an ihrem Fokus auf verdinglichende Sprache sowie an ihren Metaphern und Prinzipien aus der klassischen, mechanistischen Wissenschaft – die aber unsere Alltagswelt durchdrungen hat und mit verflochten ist. Demgegenüber fällt es im Rahmen der modernen systemwissenschaftlichen Theorienbildung und Diskussion wesentlicher leichter, Prinzipien der Intuition angemessen zu erörtern. Anschließend wird, im Hinblick auf die Praxis, dafür plädiert, zur Förderung von Intuition in stärkerem Maße imaginative Vorgehensweisen in der Therapie zu berücksichtigen.“
Zum Volltext geht es hier…

10. April 2014
von Tom Levold
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Autorität, Autonomie und Bindung

Zu diesem Thema haben Michael Grabbe, Jörn Borke und Cornelia Tsirigotis als Herausgeber einen Sammelband im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht veröffentlicht. In ihrem Vorwort beziehen sie sich auf die mittlerweile reichhaltige Literatur zum Thema„Neue Autorität“: „Nun gab es ausgereifte, wissenschaftlich erforschte Ideen und Ansätze, wie Eltern und auch Professionelle gewaltlos neue Akzente setzen und aus der Resignation entkommen können. Etliche Bücher wurden veröffentlicht (…) und Tagungen durchgeführt. Neuere konzeptuelle Überlegungen räumen nun vor allem der elterlichen Ankerfunktion eine besondere Bedeutung ein, die durch ein Gefüge aus Autorität, Autonomie und Bindung zwischen den beteiligten Personen (Eltern und Kind) gekennzeichnet ist. Dieses Buch knüpft vertiefend an eine längere Tradition an, stellt aber auch aktuelle Entwicklungen vor. Es möchte dazu einladen, den Weg zu neuen Perspektiven und Themenfeldern zu beschreiten, den Leser bzw. die Leserin dazu ermutigen, die beruflichen Anker zu lichten und eine Reise in möglicherweise neue oder teilweise unvertraute Gewässer anzutreten. Dort, wo es sehr hilfreich zu sein scheint oder vielleicht auch aufregend anders, bietet es sich ja dann an, sich erneut zu verankern, um das Neuland näher zu erkunden. Ausgehend vom Konzept der Ankerfunktion richtet es einen auch kulturvergleichenden Blick auf vielfältige Anwendungsfelder elterlicher und professioneller Präsenz in Alltag und Beratung.“ Erika Butzmann aus Wildeshausen hat das Buch gelesen und resümiert in ihrer Rezension für systemagazin: „Die heterogenen Beiträge dieses Sammelbandes sind die Stärke des Buches. Neben den die Ankerfunktion erläuternden Artikeln geben die ganz unterschiedlichen Praxisbeiträge ein umfassendes Bild des Konzepts. Schon immer gültige Erziehungsgrundsätze sind dabei in den Ansatz integriert. Der besondere Wert der Ankerfunktion im Gefüge aus Autorität, Autonomie und Bindung zwischen Eltern und Kindern erschließt sich aus der Entwicklung der Erziehungspraxis in der Vergangenheit. Auf die weitgehend destruktiv wirkende autoritäre Erziehung folgte fast reflexhaft die partnerschaftliche, obwohl ausgereifte Entwicklungstheorien genaue Anhaltspunkte dafür gaben, wann in der Entwicklung Bindung, Autonomie, Autorität und Partnerschaft für das Kind wichtig sind. So ist das Konzept der Ankerfunktion ein neues Licht am Erziehungshimmel, so dass dieses Buch die Arbeit in der Familienbildung, Familienberatung und -Familientherapie bereichern und erleichtern wird.“
Zur vollständigen Rezension geht es hier