Ende Februar wurde im systemagazin das„Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung II. Das störungsspezifische Wissen“ von Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe vorgestellt, verbunden mit der Einladung zur gründlichen Diskussion. Wie man mittlerweile sehen kann, wurde das Buch höchst kontrovers aufgenommen. Michael Schlicksbier-Hepp, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Oberarzt an der KJPP Wilhelmshaven und ausgebildeter systemischer Familientherapeut (übrigens mit einem eigenen Internet-Forum), hat nun eine ausführliche Stellungnahme zum Buch verfasst, die im systemagazin veröffentlicht wird:„Natürlich wird man Schweitzer und von Schlippe zu Gute halten dürfen, dass die diagnosezentrierte Ausrichtung ihres zweiten Lehrbuchbandes eine Realität antizipiert und reflektiert, in der systemisch ausgerichtete Therapeuten bereits faktisch Teil des„faustischen Paktes“ über die Abrechnung mit den Kostenträgern, den Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen sind. Ihre Zusammenarbeit mit dem Patienten vergüten diese Systeme nur nach der Aushändigung einer Diagnose mit dem derzeitig aktuellen ICD-10-Schlüssel, der„internationalen Klassifikation psychischer Störungen“. Dabei dürfte mancher Therapeut nicht nur danach fragen, welche Diagnose dem Patienten nützt oder schadet, sondern auch danach, welche ihm selbst nützt, seinen Aufwand entschädigt zu bekommen. Es stellt sich für mich allerdings die Frage, ob die Vertreter des systemischen Denkens diesen„faustischen Pakt“ nicht eher beklagen, als sich ihm anpassen, ja anbiedern sollten? Sollten Schweitzer und von Schlippe der Idee anhängen, dass es mit ihrem Weg gelingen könnte, die Traditionalisten auf dem Psychotherapiemarkt zu unterwandern und sie infiltrativ mit systemischen Ideen zu impfen, sollten sie sich auch das Gesetz der Wechselwirkungen vor Augen halten, nach dem die Diffusion in beiden Richtungen möglich ist“
Zur vollständigen Rezension
Lehrbuch der Systemischen Therapie II
17. Juni 2007 | Keine Kommentare