systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Kontext 2021

Heft 1

Bauer, Petra, Stefan Beher, Barbara Bräutigam, Markus W. Haun & Tom Levold (2021): Editorial. In: Kontext, 52 (1), S. 3-6. 

Asen, Eia (2021): Mentalisierungs-informierte Systemische Therapie und ihre Evidenzbasis. In: Kontext, 52 (1), S. 7-20. 

Abstract: Der therapeutische Einsatz von Mentalisierungskonzepten und -techniken beruht auf der Fokussierung auf mentale Zustände sowohl im eigenen Selbst wie auch dem der jeweiligen Interaktionspartner. Dieses explizite Interesse an der Wahrnehmung und Interpretation von Gefühlen, Gedanken und Überzeugungen kann die traditionelle systemische Arbeit enorm bereichern. In diesem Artikel werden innovative Techniken vorgestellt, die darauf abzielen, effektives Mentalisieren unter Familienmitgliedern zu fördern und so Bindungen und andere Beziehungsaspekte zu stärken. Hier handelt es sich um das Vertrauen in die Authentizität und persönliche Relevanz zwischenmenschlich übermittelter Informationen. Sich in Bezug auf die individuellen Bedürfnisse und Gedanken anerkannt zu fühlen – oder mentalisiert zu werden – hilft, diese Form von Vertrauen aufzubauen, sei es bei einem Elternteil, Partner oder einem Therapeuten. Mentalisierungs-informierte systemische Arbeit zielt darauf ab, durch effektiveres Mentalisieren rundum bessere Beziehungen und Bindungen zu fördern. Die sich allmählich abzeichnende Evidenzbasis für die Wirksamkeit dieses Ansatzes wird vorgestellt.

Egger, Ingrid (2021): Von der Dissonanz zur Resonanz – pferdegestützte Traumatherapie bei Bindungstraumata. In: Kontext, 52 (1), S. 21-39. 

Abstract: Obwohl es Erfolge im Forschungsbereich der Psychotraumatologie und den daraus resultierenden Implikationen für hilfreiche psychotherapeutische Interventionen gibt, erweist sich gerade die Behandlung von Menschen mit komplexen Bindungstraumata als herausfordernd. Diese Klientengruppe gilt als »hard-to-reach«, weshalb es sich als günstig erweist, auf andere therapeutische Möglichkeiten als »treatment as usual« zurückzugreifen. Die pferdegestützte Therapie als zusätzliche Intervention zur Unterstützung von konventionellen Behandlungskonzepten hat Potenzial, diese Gruppe besser zu unterstützen, die Folgen des Traumas durch Interaktion mit einem sozial intelligenten Tier zu überwinden und eine wohlwollende Resonanz mit sich und der Welt zu ermöglichen.

Jakob, Michael (2021): Momo auf dem Zauberberg. Darstellende Methoden zum systemischen Verständnis von Zeit. In: Kontext, 52 (1), S. 40-51. 

Abstract: In Folge der Beschleunigung und Verdichtung alltäglicher Vorgänge leiden heutzutage große Teile der Bevölkerung unter Zeitmangel. Techniken zum Zeitmanagement sind sehr wahrscheinlich nicht ausreichend, um dem allgegenwärtigen Zeitmangel effektiv zu begegnen, da sie sich auf die rein individuelle Ebene beschränken und die sozialen Faktoren außer Acht lassen. Stattdessen ist es notwendig, eine systemische Perspektive auf die Zeit einzunehmen, die die soziale Konstruktion unseres Zeitverständnisses hinterfragt. Darstellende Methoden, wie beispielsweise das Improvisationstheater, bieten vielversprechende Möglichkeiten, um das Thema Zeit aus einer systemischen Perspektive zu betrachten. Aus diesem Grund bietet dieser Artikel eine Handreichung für Therapeut/innen, Berater/innen und Coaches, um mit Mittels des Improvisationstheaters der Frage nachzugehen, wie man Zeitmangel in Zeitwohlstand verwandeln kann.

Conen, Marie-Luise (2021): Nachruf auf Richard Simon – dem Networker. In: Kontext, 52 (1), S. 52-54. 

Lindner-Klaeden, Ines (2021): Rezension – Volker Kiel (2020): Analoge Verfahren in der systemischen Beratung. Ein integrativer Ansatz für Coaching, Team- und Organisationsentwicklung. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (1), S. 56-57. 

Ritscher, Wolf (2021): Rezension – Noa Zanolli (2020): Vom guten Umgang mit Differenzen. Mediatives Denken. Frankfurt a.M. (Wolfgang Metzner). In: Kontext, 52 (1), S. 57-60. 

Meyenberg, Karin (2021): Rezension – Jörg Reinhardt & Daniel Klose (2020): Grundkurs Arbeitsrecht für die Soziale Arbeit. München (Ernst Reinhardt/UTB). In: Kontext, 52 (1), S. 61-62. 

Bräutigam, Barbara (2021): Rezension – Jochen Schweitzer, Christina Hunger-Schoppe, Rebecca Hilzinger, Hans Lieb (2020): Soziale Ängste. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 52 (1), S. 62-63. 

Faust, Mirjam (2021): Rezension – Angelika Eck (Hrsg.)(2018): Der erotische Raum. Fragen der weiblichen Sexualität in der Therapie. Heidelberg (Carl-Auer; 2. überarb. Aufl.). In: Kontext, 52 (1), S. 63-65. 

Balz, Hans-Jürgen (2021): Rezension – Stefan Gesmann & Joachim Merchel (2019): Systemisches Management in Organisationen der Sozialen Arbeit. Handbuch für Studium und Praxis. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 52 (1), S. 65-67. 

Schatz, Renate (2021): Rezension – Robert Bering & Christiane Eichenberg (Hrsg.)(2020): Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise. Herausforderungen und Lösungsansätze für Psychotherapeuten und soziale Helfer. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 52 (1), S. 67-68. 

Jaeger, Ulrike (2021): Rezension – Erich Fromm (2020): Wissenschaft vom Menschen. Ein Lesebuch. Gießen (Psychosozial-Verlag). In: Kontext, 52 (1), S. 68-69. 

Holub, Ulrike (2021): Rezension – Margarete Malzer-Gertz, Cornelia Gloger, Claritta Martin &.Helga Luger-Schreiner (2019): Therapie-Tools – Selbstmitgefühl. Weinheim (Beltz). In: Kontext, 52 (1), S. 69-70. 

Lerch, Anja (2021): Rezension – Mirko Zwack (2020): Scheitern – oder: mit sich selbst neu anfangen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (1), S. 71-71. 


Heft 2

Beher, Stefan, Petra Bauer, Barbara Bräutigam, Markus W. Haun & Tom Levold (2021): Editorial: Psychiatrie unter der Lupe. In: Kontext, 52 (2), S. 101-104. 

Abstract: Nach psychiatrischer Logik werden psychische Probleme nach einem medizinischen Modell verstanden und behandelt. Damit ist gemeint, dass, wie in ärztlicher Praxis längst üblich, erst eine Diagnose Aufschluss darüber gibt, was überhaupt für ein Problem vorliegt und dann ebenfalls festlegt, wie zur weiteren Behandlung dieses Problems vorgegangen werden muss. Nach diesem Modell sollen heute, jedenfalls nach offizieller Lesart, auch Psychotherapien funktionieren: evidenzbasiert und störungsspezifisch. Zweierlei lässt sich dazu wohl bei allen Kontroversen festhalten, ohne allzu großen Widerspruch zu erregen: Zum einen hat die Psychotherapie als in Deutschland über öffentliche Kassen finanzierte Gesundheitsleistung materiell ganz enorm von diesem Verständnis profitiert. Ihre Methoden gelten seither als »wissenschaftlich fundiert«; die Behandlungen werden aus den solidarisch organisierten Gesundheitstöpfen für alle finanziert, und dies zu einem Stundensatz, der jedenfalls in dieser Höhe und in diesem Umfang auf dem »freien Markt« kaum zu erreichen wäre. Zum anderen passt eine konstruktivistische Erkenntnistheorie, wie sie systemischer Therapien klassischerweise zu Grunde liegt, ziemlich schlecht zu diesem Modell. Und zu Gunsten dieser systemischen Perspektive sei hier noch die Anmerkung erlaubt: Auch die Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung hinterlassen zunehmend Risse in der Fassade störungsspezifisch-evidenzbasierter Psychotherapie – man lese hier nur die beachtenswerte Übersicht von Wampold und Imel zur »großen Psychotherapie-Debatte«. Nichtsdestotrotz ist seit nun schon mehr als zwei Jahren auch systemische Therapie Mitglied im Club der evidenzbasierten Therapieverfahren, die in Deutschland über eine sozialrechtliche Anerkennung verfügen – also prinzipiell mit den Kassen abrechnen dürfen, weil in Studien nach der beschriebenen medizinisch-psychiatrischen Logik ausreichend störungsspezifische Behandlungserfolge nachgewiesen wurden.

Levold, Tom (2021): Diagnostik als soziale Konstruktion. Zur Geschichte des DSM als hegemonialer Bezugsrahmen für die psychiatrische und psychotherapeutische Diagnostik. In: Kontext, 52 (2), S. 105-126. 

Abstract: Systemische Therapie als kassenfinanzierte Leistung erfordert die Diagnose einer »Störung mit Krankheitswert« nach ICD, deren Kategorien sich wiederum am DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der US-amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung APA orientieren und die weltweit hegemonialen Status für die psychiatrische und psychotherapeutische Diagnostik erlangt haben. Der Aufsatz zeichnet die historische Entwicklung dieser Hegemonie nach, die mit einer Individualisierung, Dekontextualisierung, Ontologisierung und Medikalisierung psychosozialer Problemlagen einhergeht und daher einem systemischen Problemverständnis zuwiderläuft.

Weinmann, Stefan (2021): Selbsttäuschungen in der Psychiatrie. In: Kontext, 52 (2), S. 127-145. 

Abstract: Die Psychiatrie hat sich als Fachgebiet immer wieder verändern müssen. Sie ist auch Fortschrittsparadigmen unterworfen. Die vergleichsweise geringe Wirksamkeit der Therapien bei Menschen mit schweren psychischen Beeinträchtigungen, der fehlende Nachweis, dass Verläufe schwerer psychischer Erkrankungen deutlich günstiger sind als zu früheren Zeiten und der Anspruch von Wissenschaftlichkeit sind Dilemmata, die nur durch Selbsttäuschung zu bewältigen sind. Am Beispiel von Psychopharmaka, Psychotherapien und traditioneller Gemeindepsychi- atrie werden Mechanismen der Selbsttäuschung dargestellt, die dazu führen, dass Professio- nelle häufig nur ihre eigenen Vor-Urteile in Studien und der Beurteilung der Wirksamkeit ihrer Therapien bestätigen. Eine wichtige Selbstverteidigungsstrategie gegen Selbsttäuschung ist der konsequente Einbezug des sozialen Kontextes in die Hilfeangebote und die Vermeidung jeder Form von Institutionalisierung. Dies bedeutet aber auch, dass die Gesellschaft und nicht nur die Psychiatrie-Gemeinschaft, mehr Verantwortung übernehmen muss.

Aderhold, Volkmar (2021): Die Zukunft der deutschen Psychiatrie. In: Kontext, 52 (2), S. 146-166. 

Abstract: Aus den bestehenden Defiziten und Fehlentwicklungen der deutschen Psychiatrie werden hier mehr oder weniger realistische Empfehlungen für die Zukunft abgeleitet und ihre Chancen eingeschätzt. Das gegenwärtige psychiatrische Paradigma hat bis heute viele seiner Verheißungen nicht eingelöst. Weitgehende Institutionszentrierung ermöglicht bisher Gewinnentnahmen von erheblichem Ausmaß. Zur Entwicklung eines psychiatrischen Hilfesystems, das den berechtigten Erwartungen der Betroffenen gerecht wird, bedarf es einer paradigma- tischen Wende, damit Kontexte geschaffen werden können, in denen Recovery systematisch möglich wird, Zwang vermieden und Menschenrechte nicht mehr verletzt werden, sowie das Versprechen auf soziale und Arbeitsinklusion ernsthaft eingelöst wird. Hierfür stehen Konzepte wie Recovery und traumainformierte Behandlung sowie ambulante teambasierte Behandlungsmodelle wie der Offene Dialog und Unterstütztes Arbeiten zur Verfügung, die durchaus anspruchsvoll für Professionelle sind. Eine wirksame Psychiatrie, gerade für Menschen mit sogenannten schweren psychischen Erkrankungen muss im Lebensfeld, kompetent beziehungsorientiert und langfristig sein. Die Chancen auf eine Finanzierung ambulanter Komplexleistungen werden eingeschätzt. Eine institutionszentrierte, zum Teil privatisierte und gewinnorientierte Psychiatrie wird dem weiterhin heftige Widerstände entgegensetzen.

Ritscher, Wolf (2021): Bericht über die Tagung »Die Zukunft einer SYMPAthischen Psychiatrie« am 5. und 6. Februar 2021. In: Kontext, 52 (2), S. 167-171. 

Abstract: Am 5. und 6. Februar 2921 lud das Team des Projektes SYMPAthische Psychiatrie (SYMPA) zu einer (coronabedingten) Online-Tagung ein. Ort der zunächst als Präsenzveranstaltung geplanten Tagung hätte Heidelberg sein sollen, wo auch die beiden Träger der Tagung, das Helm Stierlin Institut und die Abteilung für Medizinische Psychologie an der Universität Heidelberg ihren Sitz haben. Das SYMPA-Team um Jochen Schweitzer, Liz Nicolai, Rieke Ölkers-Ax, Markus Haun, Mirko Zwack und Julika Zwack hatte sich in Zusammenarbeit mit Ulrike Borst als Zeitpunkt das 20-jährige Jubiläum des Projektes ausgewählt.

Bräutigam, Barbara (2021): Genogrammatische Lektüren: »Herzfaden« von Thomas Hettche (2020) – oder die Verbindung zwischen den Wirklichkeiten. In: Kontext, 52 (2), S. 172-173. 

Abstract: Dieser Roman ist eine Hommage an das Spiel und an Geschichten, die sich an Kinder und an die Erwachsenen richten, die ihren Bezug zur Kindlichkeit nicht verloren haben. Alle die, die »Die unendliche Geschichte« gelesen haben, wer- den sich, sobald sie »Herzfaden« aufgeschlagen haben, daran erinnert fühlen, ist er doch auch je nach Erzählebene in zwei Farben gedruckt genau wie der große All-Age-Roman von Michael Ende. Letzterer tritt dann auch persönlich am Ende des Romans auf, um vehement für die Wichtigkeit von Märchen und sogenannten Kindergeschichten zu werben.

Funk, Barbara (2021): Rezension – Joseph Rieforth (2020): Wunschkompetenz. Von der Fähigkeit, das eigene Leben sinnvoll zu gestalten. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (2), S. 175-176. 

Bräutigam, Barbara (2021): Rezension – Bernhard Strauß, Mark Galliker, Michael Linden (Hrsg.) (2021). Ideengeschichte der Psychotherapieverfahren. Theorien, Konzepte, Methoden. Stuttgart (Kohlhammer). In: Kontext, 52 (2), S. 176-177. 

Beher, Stefan (2021): Rezension – Bernhard Strauß, Mark Galliker, Michael Linden (Hrsg.) (2021). Ideengeschichte der Psychotherapieverfahren. Theorien, Konzepte, Methoden. Stuttgart (Kohlhammer). In: Kontext, 52 (2), S. 178-179. 

Stimpfle, Peter (2021): Rezension – Claudia Wilhelm-Gößling, Cornelie Schweizer, Charlotte Dürr, Kristina Fuhr & Dirk Revenstorf (2020): Hypnotherapie bei Depressionen. Ein Manual für Psychotherapeuten. Stuttgart (Kohlhammer). In: Kontext, 52 (2), S. 180-181. 

Bomhard, Markus (2021): Rezension – Angelika Eck (2020): Sexuelle Fantasien in der Therapie. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (2), S. 181-182. 

Schenk, Marion (2021): Rezension – Johanna Gerngroß (Hrsg.) (2020): Suizidalität und Suizidprävention bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Stuttgart (Schattauer). In: Kontext, 52 (2), S. 182-184. 

Crone, Ilke (2021): Rezension – Elisabeth Wagner (2020): Praxisbuch Systemische Therapie. Vom Fallverstehen zum wirksamen psychotherapeutischen Handeln in klinischen Kontexten. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 52 (2), S. 184-186. 

Kandziora, Elisabeth (2021): Rezension – Lilo Schmitz (2020): Gut beraten in der Schule. Ein Praxisbuch. Dortmund (Verlag Modernes Lernen). In: Kontext, 52 (2), S. 187-187. 

Haun, Markus (2021): Rezension – Peter Kalb & Barbara Wild (2020): Alles, was Recht ist – Der Rechtsratgeber für die Psychotherapie und Psychiatrie. Stuttgart (Schattauer). In: Kontext, 52 (2), S. 188-189. 

Balz, Hans-Jürgen (2021): Rezension – Angela Gotthardt-Lorenz (2020): Organisationssupervision – ein Konzept. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (2), S. 189-191. 

Finkemeier, Matthias (2021): Rezension – Andreas Steiner (2020): Die Kunst der Familienaufstellung. Ein Praxislehrbuch der Empirischen Psychotherapie. Stuttgart (Kohlhammer). In: Kontext, 52 (2), S. 192-193. 

Kallenbach, Ingo M. (2021): Rezension – Klaus P. Horn (2019): Connected to the Unknown. Mit Systemaufstellungen die digitale Transformation meistern. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (2), S. 193-194. 

Beinroth, Rüdiger (2021): Jochen Schweitzer, Wilhelm Rotthaus, Björn Enno Hermans (2020): Das Ganze Systemische Feld. Verbandsentwicklung am Fallbeispiel der DGSF. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (2), S. 194-197. 


Heft 3

Berg, Mathias (2021): Editorial: Bindung in Systemischer Therapie und Beratung. In: Kontext, 52 (3), S. 221-223.

Abstract: Bindung ist als omnipräsente Variable im psychotherapeutischen Alltag, aber auch in vielen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, wie der Familienberatung, kaum noch wegzudenken. Dabei wird die Bezeichnung häufig in einem sehr weiten Begriffsverständnis angewandt und meint dann meist so etwas wie »enge« oder »vertrauensvolle Beziehung« oder steht in der Arbeit mit Familien synonym für Beziehungen von Eltern zu ihren Kindern – auch und gerade, wenn diese beeinträchtigt erscheinen oder gar »gestört« wirken. Die vom englischen Kinderpsychiater und Psychoanalytiker John Bowlby begründete Bindungstheorie, versteht Bindung dagegen eher spezifisch: als evolutionär angelegtes, sich in der frühen Kindheit entwickelndes Verhaltenssystem, welches zunächst und vornehmlich den Funktionen Schutz und Sicherheit unterstellt ist und sich in der Folge in der reziproken Auseinandersetzung mit den Fürsorgepersonen charakterisiert. Dieses Bindungssystem, so belegen einschlägige Forschungsergebnisse, verliert seine Bedeutung zeitlebens nicht, sondern verändert diese, je nach Alter, Person, Situation und Kontext (z. B. Grossmann u. Grossmann, 2012). Bindung meint somit immer nur einen bestimmten Teilaspekt von Beziehung. Für beraterische und therapeutische Belange eignet sich die Bindungstheorie und die von ihr ausgehende Bindungsforschung therapieschulenübergreifend, einerseits die Anforderungen der Praxis adäquater zu beantworten und somit andererseits, um bestehende Beratungs- und Behandlungskonzepte zu erweitern oder anzupassen.

Trost, Alexander (2021): Bindungswissen für die systemische Praxis – ein kurzer Abriss. In: Kontext, 52 (3), S. 224-242.

Abstract: Bindungsprozesse begleiten uns durch das ganze Leben, dabei sind die Erfahrungen der allerersten Lebensjahre entscheidend für den Gehirnaufbau und den Erwerb der wesentlichen emotionalen und kognitiven Kompetenzen. Die Erkenntnisse der Bindungsforschung haben mittlerweile auch das systemische Feld durchdrungen, sie wirken sich auf Haltung, Methode und therapeutische Beziehungsgestaltung aus. Der Aufsatz führt, ausgehend von einer Theorie der Resonanz, in grundlegendes Bindungswissen ein und verdeutlicht anhand eines Fallbeispiels die synergetischen Effekte beider Ansätze in der täglichen Arbeit. Ein Ausblick gilt den Bindungsstilen professioneller Helferinnen, sowie der übergeordneten Bedeutung bindungsorientierter Prävention.

von Sydow, Kirsten (2021): Komplexe Traumafolgestörungen als Bindungsstörungen – (k)ein Thema der Systemischen Therapie? In: Kontext, 52 (3), S. 243-257.

Abstract: In der zukünftigen ICD-11 wird die neue Diagnose »komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS)« abgebildet. Diese neue Diagnose beschreibt die Symptomatik von Menschen, die mehrfache, repetitive, schwerste Traumatisierungen erlitten haben – in der Regel im Kontext von Bindungsbeziehungen der Kindheit. Der Artikel gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte dieser neuen Diagnose, die theoretischen und empirischen Grundlagen und skizziert wichtige Grundkonzepte der klinischen Arbeit mit kPTBS-Patient/innen. Kritisch diskutiert wird, wie dieses Konzept in Bezug auf seine theoretischen Hintergründe und die klinische Praxis im Einklang und/oder im Widerspruch zu Grundkonzepten der Systemischen Therapie steht.

Lenz, Albert & Thomas Köhler-Saretzki (2021): Bindung und Lebensqualität bei Kindern psychisch kranker Eltern. In: Kontext, 52 (3), S. 258-275.

Abstract: Belastungen durch das Elternsein werden noch verstärkt durch die psychische Erkrankung mindestens eines Elternteils in der Familie. Diese Belastungen wirken sich negativ unter anderem auf die Bindungsentwicklung der Kinder aus. Dabei könnte eine subjektiv wahrgenommene hohe Lebensqualität resilient wirken und einen positiven Einfluss auf diesen Zusammenhang nehmen. Ergebnisse der Praxisforschungsstudie Psychische Erkrankung und Elternsein in der Familienberatung (Köhler-Saretzki, 2020; Köhler-Saretzki u. Lenz, 2019), aus denen drei der im folgenden dargestellten Ergebnisse ausgewählt wurden, bestätigen diese Annahme. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität repräsentiert die körperliche, psychische/mentale und soziale Dimension von Befindlichkeit und Funktionsfähigkeit in relevanten Lebensbereichen. Ergebnisse aus der BELLA-Studie zeigen, dass die familiären Schutzfaktoren, wie z. B. die innerfamiliäre Kommunikation, die emotionale Verbundenheit und das familiäre Beziehungsklima die Lebensqualität in der Familie positiv beeinflussen. Das Konzept der Mentalisierung und die daraus entwickelten mentalisierungsbasierten Interventionen weisen einen wirkungsvollen Weg für eine gezielte Förderung der familiären Resilienz. Mit Mentalisieren ist die Fähigkeit gemeint, Gedanken, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse (mentale Zustän- de) bei sich und bei anderen wahrnehmen und darüber nachdenken zu können.

Berg, Mathias (2021): Auswirkungen von Erziehungs- und Familienberatung auf die Bindungssicherheit verhaltensauffälliger Kinder. In: Kontext, 52 (3), S. 276-291.

Abstract: Die vorliegende Forschungsstudie untersucht die Auswirkungen von systemischer Beratung und Therapie auf die Bindungssicherheit von Grundschulkindern im Praxisfeld der Erziehungs- und Familienberatung. Dabei wurde speziell der Fragestellung nachgegangen, ob und inwiefern Bindungsrepräsentationen von verhaltensauffälligen Kindern sich nach erfolgter Familienberatung verändern. Dazu wurde in einer Erziehungsberatungsstelle eine Stichprobe von N = 61 Kindern im Grundschulalter untersucht, die wegen Verhaltensauffälligkeiten angemeldet wurden (Ein-Gruppen-Design; Prä-Post-Post-Messung). Zentraler Bestandteil der Intervention waren die Eltern bzw. die Familie des Kindes. In der Studie wurden neben der Bindung der Kinder (GEV-B) auch deren Verhaltensauffälligkeiten und Kompetenzen (CBCL) erfasst. Außerdem wurden die Bindungsrepräsentation der Mutter (AAP) und deren Erziehungsverhalten (DEAPQ-EL-GS) erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass sich bei rund einem Drittel der Stichprobe Bindung nach der Intervention neu strukturierte. Dabei ließen sich Wechsel in Richtung größerer Bindungssicherheit im Vergleich zu unsicherer Bindung signifikant nachweisen. Ebenfalls ergaben sich eine hochsignifikante Reduktion der kindlichen Verhaltensauffälligkeiten sowie eine deutliche Abnahme von inkonsistentem Eltern-verhalten bei den Müttern.

Kreis, Christiane (2021): Rezension – Arnulf Greimel (2020): Das innere Team in Coaching und Beratung. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (3), S. 293-394.

Krone, Ilke (2021): Rezension – Christiane Lüschen-Heimer & Uwe Michalik (2021): Supervision reflektieren. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 52 (3), S. 294-295.

Krone, Ilke (2021): Rezension – Heiko Kleve, Steffen Roth & Fritz B. Simon (2020): Lockdown: Das Anhalten der Welt. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 52 (3), S. 295-297.

Zieger, Mareike (2021): Rezension – Maik Teriete (2020): Systemische Beratung bei Autismus. Stuttgart (Kohlhammer). In: Kontext, 52 (3), S. 297-299.

Satara-Laumen, Katja (2021): Rezension – Birgitta Fildhaut et al. (2020): Führungsfrauen im Blick. Führung im Wandel. Köln (EHP). In: Kontext, 52 (3), S. 299-300.

Fritsche, Friederike (2021): Rezension – Dieter Adler (2020): Wie gründe und organisiere ich eine psychotherapeutische Praxis? Gießen (Psychosozial-Verlag). In: Kontext, 52 (3), S. 300-302.

Seliz, Nino Mar (2021): Rezension – Jonas A. Hamm (2020). Trans* und Sex. Gelingende Sexualität zwischen Selbstannahme, Normüberwindung und Kongruenzerleben. Gießen (Psychosozial Verlag). In: Kontext, 52 (3), S. 302-303.

Surhove, Heidi (2021): Rezension – Jürgen Hargens (2021): Möglichkeiten … und mehr. Ein Blick hinter die therapeutischen Kulissen. Berlin (trafo Literaturverlag). In: Kontext, 52 (3), S. 303-305.

Trommer, Daniel (2021): Rezension – Wolfgang Schmidbauer (2020): Du bist schuld! Zur Paaranalyse des Vorwurfs. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 52 (3), S. 305-306.

Anger, Susette (2021): Rezension – Bernd Sprenger (2020): Sprich nicht darüber, aber halte dich dran. Die Macht impliziter Regeln in Systemen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (3), S. 306-307.


Heft 4

Levold, Tom, Petra Bauer, Stefan Beher, Barbara Bräutigam & Markus Haun (2021): Editorial: Systemische Reflexionen. In: Kontext, 52 (4), S. 335-337. 

Abstract: Im systemischen Diskurs spielen Theorien, die sich mit der Frage der Konstruktion von psychischen und sozialen Wirklichkeiten beschäftigen, seit jeher eine wichtige Rolle. Bevor sich das Feld der theoretischen Orientierungen in den 1980er und 1990er Jahren zunehmend ausdifferenzierte, galten vor allem in der Frühzeit der »Systemischen Wende« der englische Biologe und Anthropologe Gregory Bateson, die chilenischen Biologen Humberto Maturana und Francisco Varela, der österreichische Physiker und Kybernetiker Heinz von Foerster sowie der deutsche Soziologe Niklas Luhmann als die Gewährsleute der neuen systemischen Denkweise, auch wenn ihre Schriften nicht unbedingt einfach zu lesen waren. Aber Sätze wie »Information ist ein Unterschied, der einen Unterschied macht«, »Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt«, »Handle stets so, dass sich die Zahl der Wahlmöglichkeiten vergrößert« oder »Nicht der Mensch kann kommunizieren, nur die Kommunikation kann kommunizieren« wurden schnell zu Ausweisen einer systemischen Gesinnung (oder Haltung, wie gerne betont wird), die auch heute noch als shortcuts benutzt werden, ohne dass der damit verbundene theoretische Hintergrund gleich mit zur Hand wäre. Der beträchtliche (erkenntnis-)theoretische Aufwand, der hinter solchen Sätzen steht, traf bei der ersten Generation systemischer Praktiker noch auf eine große Bereitschaft, sich durch komplexe, komplizierte und langwierige Theoriewerke durchzuarbeiten, oft mit einem epistemologischen Enthusiasmus, der heute wohl in dieser Form kaum noch nachvollzogen werden kann.

Lutterer, Wolfram (2021): Kontext, Rahmen und die Re-Vision ökosystemischer Theorie. In: Kontext, 52 (4), S. 338-353. 

Abstract: Dieser Artikel spannt einen Bogen über 70 Jahren Rezeptionsgeschichte zu Bateson. Dies vollzieht sich entlang einer Reflexion auf den von ihm mitgeprägten Begriff des Kontextes. Als zentrale These wird erläutert, in welcher Weise Batesons systemische Theorie bis heute weithin unausgeschöpft geblieben ist und welche veränderte Weise der Wirklichkeitsrekonstruktion sich damit allenfalls eröffnet.

Levold, Tom (2021): Mensch, Beobachter, Kommunikation. Welche Theorie wofür? In: Kontext, 52 (4), S. 354-374. 

Abstract: Der Artikel greift die Autopoiesis-Debatte auf, die in den 1980er und 1990er Jahren zwischen Niklas Luhmann einerseits, Humberto Maturana und Heinz von Foerster andererseits geführt wurde. Die zentralen unvereinbaren Positionen zur Bedeutung des Menschen als Beobachter und zur Frage der Systemdefinition und der Bestimmung der Systemelemente werden rekapituliert. In Bezug auf eine Praxeologie systemischer Beratung und Therapie wird die Behauptung, dass gesamtorganismische, psychische und soziale Systeme autopoietische Systeme seien, in Frage gestellt. In Bezug auf kulturwissenschaftliche Praxistheorien wird dagegen für ein Verständnis von Kommunikationssystemen (als Systeme konstitutiv verbundener kommunikativer, materialer und affektiver Praktiken) plädiert, die analytisch untersucht werden können, ohne einer Logik der Trennung von Individuum und Gesellschaft bzw. Natur und Sozialität zu folgen.

Loth, Wolfgang (2021): Buchbesprechung – »Nachrichten von Unterschieden« und »Muster, die verbinden«. In: Kontext, 52 (4), S. 375-381. 

Abstract: Bateson habe dazu aufgerufen, »angesichts der komplexen Netzwerke der KI die fast vergessene Wissenschaft der Systemtheorie wiederzubeleben«! (Kreye, 2019). Fast vergessen, wiederbeleben! Und Bateson! Wie kam gerade Gregorys Tochter zu diesem Eindruck? Daran dachte ich, als ich mich an die Lektüre eines Buches machte, das sich neu mit Gregory Batesons Werk beschäftigt, insofern den Faden wieder aufnimmt, den Mary Catherine Bateson fast verloren sah. Das Buch: Lina Nagel (2021). Kybernetik, Kommunikation und Konflikt. Gregory Bateson und (s)eine kybernetische Konflikttheorie.

von Schlippe, Arist (2021): Geschwister: Zwischen Nähe und Distanz, zwischen Intimität und Feindseligkeit. In: Kontext, 52 (4), S. 382-394. 

Abstract: Geschwisterbeziehungen begleiten Menschen über ihr ganzes Leben. Mit ihnen werden die ersten Sozialisationserfahrungen gemacht, die ersten heftigen Gefühlen erlebt man oft mit ihnen. Es sind Erfahrungen, die häufig als prägend erlebt werden. Anders als in früherer Zeit ist die Zahl der Geschwister heute meist begrenzt, doch dafür steigt die Zahl der Konstellationen, in denen Kinder in Patchwork- oder anderen Familienformen eine lange Zeit ihrer Kindheit und Jugend miteinander leben. Die jeweilige Position im Geschwisterkreis ist zwar bedeutsam, doch im Laufe der Sozialisation gibt es so viele Einflussgrößen, dass ein determinierender Einfluss nicht nachweisbar ist, das »typische« erst-, zweitgeborene Kind (usw.) gibt es nicht, das »Duplikationstheorem« erklärt nicht den Einzelfall. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht im Einzelfall interessant sein kann, im Rahmen familientherapeutischer Gespräche die individuellen Erfahrungen zu reflektieren. Bei angespannten Geschwisterbeziehungen und Rivalitäten empfiehlt es sich, nicht nur die Zweierbeziehung anzuschauen, sondern das Verhältnis zu bedeutsamen Dritten (meist den Eltern) zu reflektieren. Generell kann man sagen, dass Geschwisterbeziehungen die Atmosphäre der Familie widerspiegeln.

Hansen, Hartwig (2021): Beim Phrasenmähen. Die Nutzung von Worthülsen im Beratungsgespräch. In: Kontext, 52 (4), S. 395-398. 

Abstract: »Was macht man nicht alles, wenn die Frau sich was wünscht …«, ist die kryp- tische Antwort von Herrn M., ein leicht grau melierter Herr Ende fünfzig, auf meine Einstiegsfrage, was das Ehepaar denn zu mir in die Beratung führe. Ich widerstehe meinem Impuls, gleich konkret nachzufragen, ob Herr M. denn auch eigene Wünsche habe. Langsam voran! Offenbar ist Frau M. die treibende Kraft und die meldet sich jetzt umgehend zu Wort: »Ich will ja nichts sagen, aber du beschwerst dich oft genug, dass sich was än- dern muss zwischen uns!« Und sagt damit, trotz ihrer Satzeinleitung, schon eine ganze Menge über ihren Mann und ihre gemeinsame Beziehung.

Schmidt, Gunther (2021): Statt eines »Nachrufs«: ein Verbundenheits-, Dankes- und Zukunfts-»Ruf« für Helm Stierlin (12.3.1926–9.9.2021). In: Kontext, 52 (4), S. 399-403. 

Abstract: Helm Stierlin, Prof. Dr. med. Dr. phil., ist am 9.9.2021 im Alter von 95 Jahren gestorben. Die tiefe Traurigkeit, die mich erfasste, als seine Frau Satu mir das an diesem Tag mitteilte, wirkt noch immer sehr nach. Für mich war und ist Helm der Mensch, dessen Einflüsse mich als mein Lehrer und dann auch als fördernder Freund Jahre sicher über viele Jahre am meisten geprägt haben. Einen »Nachruf«, der die Bedeutung hat, einen Menschen zwar zu würdigen, dann aber die Beziehung zu ihm/ihr zu einem Abschluss zu bringen, möchte ich hier aber nicht schreiben. Denn meine Trauer drückt auch deutlich aus, mit Helm in Verbun- denheit zu bleiben, auch wenn er uns nun auf körperlicher Ebene verlassen hat. Ich selbst hatte die Ehre und das große Glück, schon von Anbeginn seiner Hei- delberger Tätigkeit von ihm lernen und schon als Medizinstudent bei ihm mitwir- ken und später als fest angestellter ärztlicher Mitarbeiter und auch noch danach über viele Jahre mit ihm in seinem Team zusammenarbeiten zu dürfen. Deshalb will ich diese Zeilen hier in zwei Abschnitte teilen, zunächst etwas zu seinem um- fangreichen wissenschaftlichen Werk schreiben, wobei ich nicht jedes Detail sei- nes riesigen wissenschaftlichen Schaffens hier aufführen will, das wird sicher von vielen anderen ausführlich gemacht. Dann aber will ich auch einige Gedanken teilen zu seinem enormen persönlichen Einfluss nicht nur auf mein Leben, son- dern auch auf das vieler meiner Freundinnen und Freunde.

Retzlaff, Rüdiger (2021): Nachruf Hans Jellouschek (21.1.1939–22.9.2021). In: Kontext, 52 (4), S. 404-406. 

Abstract: Am 22. September ist Hans Jellouschek – der wohl bekannteste Paartherapeut im deutschsprachigen Raum – im Alter von 82 Jahren in seinem Haus in Entringen bei Tübingen verstorben. Hans Jellouschek verstand es, seine Ideen über partnerschaftliche Beziehungen in einer gut verständlichen Form darzustellen, und erreichte auf zahlreichen Vorträgen eine große Hörerschaft. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er durch seine Märchenanalysen bekannt, sein Buch Der Froschkönig. Ich liebe dich, weil ich dich brauche, wurde ein Bestseller mit einer sechsstelligen Auflage. Er ist Autor von über zwei Dutzend wunderbar geschriebenen Büchern – über die Kunst als Paar zu leben, über Liebe, Außenbeziehungen, Beruf und Partnerschaft, das Älterwerden, über Paare und schwere Krankheit und Achtsamkeit in der Paarbeziehung. Die Themen, über die er schrieb, waren ihm offenkundig aus eigener Anschauung vertraut – Umbrüche im Leben, partnerschaftlichen Krisen, Krankheiten und Abschiede. Geboren 1939 in Linz trat er nach seiner Matura in den Jesuitenorden ein, studierte Philosophie in München und Theologie in Innsbruck und Tübingen. Nach Verlassen des Ordens 1968 heiratete er seine erste Frau; dieser Partnerschaft war zu seinem Bedauern keine lange Weile beschieden. In seiner therapeutischen Arbeit schöpfte Hans Jellouschek aus vielfältigen Quellen. Durch seine Jung’sche Analyse bei Theo Seifert wurde sein Interesse an paartherapeutischen Aspekten bekannter Märchen geweckt. Seine zweite Frau, Margarete Kohaus-Jellouschek, bestärkte sein Interesse an der Psychotherapie. Über sie lernte er die damals in Deutschland noch kaum verbreitete Familientherapie kennen und machte eine familientherapeutische Weiterbildung.

Polchau, Anne (2021): Rezension – Nils Koerber (2020): Unternehmensnachfolge: Die Kunst des Loslassens. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (4), S. 409-410. 

Rühr, Siegfried (2021): Rezension – Ruth Haas & Silke Reblin (2021): Bio-psycho-soziales betriebliches Gesundheitsmanagement für Sozial- und Gesundheitsberufe. München (Reinhardt). In: Kontext, 52 (4), S. 410-410. 

Kandziora, Elisabeth (2021): Rezension – Denise Ritter (2020): 75 Coachingkarten – Den eigenen Lebensentwurf gestalten. Weinheim (Beltz). In: Kontext, 52 (4), S. 410-411. 

Warbinek, Astrid (2021): Rezension – Agnes Kaiser Rekkas (2020): Die poetische Sprache der Hypnose. Therapeutisch wirksame Trance in ihrer sinnlichsten Form. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 52 (4), S. 411-413. 

Herbst, Andreas (2021): Rezension – Sabine Ader & Christian Schrapper (Hrsg.)(2020): Sozialpädagogische Diagnostik und Fallverstehen in der Jugendhilfe. München (Ernst Reinhardt). In: Kontext, 52 (4), S. 413-414. 

Balz, Hans-Jürgen (2021): Rezension – Karsten Gietz, Lisa Große & Silke Birgitta Gahleitner (Hrsg.)(2021): Hard to reach: schwer erreichbare Klientel unterstützen. Köln (Psychiatrie Verlag). In: Kontext, 52 (4), S. 414-1416. 

Lux, Ulrike (2021): Rezension – Michael Schieche & Sabine Schreiber (Hrsg.)(2020): Ins Tun kommen – Prozess- und ressourcenorientierte Tools der Systemischen Therapie. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 52 (4), S. 416-417. 

Niebank, Kay (2021): Rezension – Peter Modler (2019): Mit Ignoranten sprechen. Frankfurt a.M. (Campus). In: Kontext, 52 (4), S. 417-419. 

Rühr, Siegfried (2021): Rezension – Birgit Heintz (2021): Empathie auf vier Hufen. Einblicke in Erleben und Wirkung pferdegestützter Psychotherapie. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 52 (4), S. 419-420.