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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Interview: „Wenn sich die geplante Psychotherapieweiterbildung nicht zu einem „closed shop“ entwickeln soll, benötigen wir kreative Lösungen“

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In der aktuellen Ausgabe des Psychotherapeutenjournals ist ein ausführliches Gespräch mit Reinert Hanswille vom ifs Essen sowie Dorothee Wienand-­Kranz und Jochen Eckert vom IfP Hamburg über die Auswirkungen der Reform der Psychotherapieausbildung für die Gesprächstherapie und die Systemische Therapie abgedruckt. In der redaktionellen Vorbemerkung heißt es: „Das PTJ setzt in diesem Heft seine Reihe mit Interviews zur Reform der Ausbildung fort. Gesprächspsychotherapie (GPT) und Systemische Therapie (ST) sind die beiden Psychotherapieverfahren, denen nach Einführung des Psychotherapeutengesetzes die wissenschaftliche Anerkennung durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) erteilt wurde, sodass eine zur Approbation führende Ausbildung mit diesen Schwerpunkten möglich wurde. Beiden Verfahren fehlt jedoch die sozialrechtliche Anerkennung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Im Unterschied zu den Ausbildungsinstituten der Richtlinienverfahren können hier also die in der Ausbildung zu erbringenden Psychotherapien nicht über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden. Für 600 Stunden Psychotherapie müssen Selbstzahler gefunden werden und die Absolventinnen und Absolventen dieser Ausbildung bleiben auf Verdienstmöglichkeiten außerhalb der gesetzlichen Krankenkassen angewiesen.

So ist zu fragen, welche Konsequenzen sich daraus für die jetzige Ausbildung mit dem Schwerpunkt GPT bzw. ST ergeben und welche Hoffnungen mit der Reform verknüpft sind. Wir haben mit Dr. Dorothee Wienand-Kranz, Ausbildungsleiterin im Schwerpunkt GPT am Institut für Psychotherapie der Universität Hamburg (IfP) und Professor Dr. Jochen Eckert, stellv. geschäftsführender Direktor am IfP, sowie mit Reinert Hanswille, Leiter am Institut für Systemische Familientherapie, Supervision und Organisationsentwicklung (ifs) in Essen gesprochen.

Steht die GPT vor dem Aus? Bleibt die Systemische Therapie weiterhin stark nachgefragt? Wird in dem geplanten Direktstudium eine Chance für die Lehre in den vier Grundorientierungen – Verhaltenstherapie, Psychodynamische Psychotherapie, Systemische Therapie und Humanistische Psychotherapie – gesehen? Wird sich die Verfahrensvielfalt auch in der Weiterbildung nicht durchsetzen können? Die Vertreter der beiden Institute nehmen dazu Stellung, formulieren Erwartungen und Wünsche, aber auch Bedenken und Skepsis.

In Ergänzung zu diesem Interview finden Sie den Bericht von Jana Lammers und Julia Spreitz, den bisher einzigen Psychologinnen in Deutschland, die die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin mit dem Schwerpunkt GPT abgeschlossen haben. Sie schildern die Schwierigkeiten, die mit einem Nicht-Richtlinienverfahren hinsichtlich Ausbildung und Berufsperspektive verbunden sind, und erneuern die Forderung, die Diskrepanz zwischen Berufsrecht und Sozialrecht aufzuheben.“

Das Interview finden Sie auch online im PTJ, und zwar auf den Seiten 142-150

Ein Kommentar

  1. Martin Rufer sagt:

    Lieber Tom
    Liebe Systemiker-KollegInnen/AusbildnerInnen in Deutschland

    Danke für den informativen Beitrag (Interview) – gerade auch aus Schweizersicht (mehr dazu am Kongress)..
    Nur eines ist wohl sicher (und das gilt auch für die Schweiz): Im Hinblick auf die befürchtete (und zu erwartende) Mengenausweitung müssen Kröten geschluckt werden und im Kampf um den Futternapf werden Fronten quer durch die eigenen Reihen laufen und wohl auch hoch gehaltene (systemische) Grundsätze auf der Strecke bleiben. Wer in diesem Prozess das Rennen macht, wer leer ausgeht und wer die grössten Magenschmerzen davon trägt, wird sich weisen.

    Mit Gruss aus der Schweiz

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