2008 wäre der bedeutendste Psychoanalytiker der jungen Bundesrepublik, Alexander Mitscherlich, 100 Jahre alt geworden. Ein guter Zeitpunkt, um eine große Biografie herauszugeben. Timo Hoyer hat das Leben Mitscherlichs auf eindrucksvolle Weise in einem wirklich großen Entwurf nachgezeichnet – ohne die ausgetretenen Pfade chronologischer Erzählanlage dabei nachzuwandern. Das Buch, das im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschienen ist, ist hilfreich zum Verständnis sowohl der Entwicklung Mitscherlichs als auch der unseres Landes. Wolfgang Loth hat es rezensiert und macht deutlich, warum sich die Lektüre auch für diejenigen lohnt, die sich eher auf Abstand zur Psychoanalyse halten:„manchmal habe ich beim Lesen das Wort psychoanalytisch durch systemisch ersetzt und siehe da, die Schlachten von damals scheinen in neuem Gewand geschlagen zu werden, man glaubt es kaum. Beim Lesen dachte ich, wieviel Kraft es kostet, immer wieder von Neuem zu beginnen, dem Wirken des Bestehenden das Wirken des noch Vorgedachten zur Seite zur Stellen, beim Verzweifeln die zwei nicht zu vergessen und daraus Spielraum zu gewinnen, also weiterzumachen, und wie notwendig das ist. Ich denke, solche Lektüre wäre sinnvoll und notwendig auch im systemischen Terrain die Bezüge sind keine direkten, aber indirekt ungemein“
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Im Getümmel der Welt. Alexander Mitscherlich Ein Porträt
30. Januar 2010 | Keine Kommentare