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Frauenkörper – Männerblicke

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Wie oft hatten Sie eigentlich diesen Sommer Gelegenheit, sich in der Sonne zu bräunen? Oder sich Bräunende zu beobachten? Oder dabei beobachtet zu werden? Wenn die Antwort„häufig“ lautet, wird es nicht gerade hierzulande gewesen sein. Die irreführende Geschlechtsneutralität der einleitenden Fragen täuscht übrigens darüber hinweg, dass das Oben-ohne in der Sonne liegen und das Betrachten dieser Tatsache durchaus ein Gender-Phänomen ist, was den Titel des Buches„Frauenkörper – Männerblicke“ rechtfertigt (auch wenn es natürlich auch einen Gegenpart„Männerkörper – Frauenblicke“ geben dürfte). Der brillante französische Soziologe Jean-Claude Kaufmann, der auch schon wunderbare mikrosoziologische Studien über die schmutzige Wäsche im Haushalt, das Kochen und „den Morgen danach“ verfasst hat, hat über„die Soziologie des Oben-ohne“ ein Buch verfasst, das wie seine anderen Werke im Universitätsverlag Konstanz erschienen ist, mittlerweile in der zweiten Auflage. Oliver König, der selbst ein soziologisches Werk über Nacktheit veröffentlicht hat (das man bei ihm selbst übrigens noch beziehen kann), hat das Buch rezensiert:„’Aber das Oben-Ohne, also wirklich‘ …, das fanden nicht nur viele der Befragten, sondern das werden auch viele aus der akademischen Zunft denken, während sie aus maximaler Entfernung vom Strand, Ort der besagten Handlung, durch die Fenster ihrer tristen Büros schauen. Denn darum geht es, oberflächlich betrachtet: Um den Körper der Frau, genauer um ihren nackten Busen, sein Volumen, seine Höhe und Beweglichkeit, und um die Kunst, vor allem der Männer, zu sehen, ohne zu sehen. Kaufmann zog mit fünf seiner MitarbeiterInnen aus, um an den Stränden der Bretagne und der Normandie sowie auf den Liegewiesen einiger städtischer Parks ca. 300 Frauen und Männer zu befragen, einzeln oder in Gruppen, geschlechtshomogen oder -heterogen, als Paare, als Familien mit Kindern und Großeltern. (…) Zwar sei es nicht das Ziel dieser Arbeit gewesen, ‚die Befragten zu entlarven‘, zugleich wird, ähnlich wie in ‚Schmutzige Wäsche‘, der Leser schon in der Einleitung gewarnt: ‚Ob Mann oder Frau, sein Blick auf das andere Geschlecht könnte sich weit über den Strand hinaus verändern‘. Allerdings wird die Praxis wahrscheinlich beharrlicher sein, als hier angenommen. Und wäre sie es nicht, so würde Kaufmann damit seine eigene Theorie widerlegen. Dennoch: Das Lesevergnügen war ungebrochen und der Strand war auch nicht weit“
Zur vollständigen Rezension…

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