Unter diesem Titel haben die Familiensoziologen Kurt Lüscher und Brigitte Pajung-Bilger 1998 eine ausgezeichnete, wenngleich derzeit nur noch antiquarisch erhältliche Untersuchung vorgelegt, in denen in„Interviews mit Geschiedenen und deren Eltern oder Kindern, ein Dreigenerationenmodell also, in dem immer zwei Generationen aus ihren jeweiligen Perspektiven zu den durch die Scheidung ausgelösten Prozessen befragt werden“ Oliver König schreibt 2000 in einer ausführlichen Besprechung:„Therapeuten wird es nicht verwundern, daß hier schon einige Zugangsprobleme auftauchen, signalisiert doch die Bereitschaft, über eine Scheidung mit einem Forscher zu reden, schon eine in Ansätzen reflexionsbereite Haltung und damit einen bestimmten Umgang mit der Scheidung. Für eine qualitative Forschung, die Struktur und Dynamik und nicht Repräsentativität im Auge hat, ist dies aber zweitrangig. Die zum Teil in direkter Gegenüberstellung dokumentierten Interviews und die in ihnen zur Geltung kommenden Deutungsmuster werden als Handlungsmaximen aufgefaßt, die sich aus der Spannung zwischen ,der normativen, institutionellen und der subjektiven, beziehungsgeschichtlichen Dimension sozialer Beziehungen‘ ergeben. Diese Deutungsmuster werden in einem Vierfelderschema über zwei Dimensionen differenziert“ Nach einer genauen Darstellung dieser Deutungsmuster fasst König resümierend zusammen:„Für die (Familien)Therapie bieten die Überlegungen der Autoren vielfältige anschlussfähige Ideen, z.B. für eine sozialwissenschaftlich, d.h. konsequent interpersonell orientierte Diagnostik, und zudem eine empirische Bestätigung für viele Annahmen der mehrgenerationalen Therapie. Besonders lesenswert sind die vielen Falldarstellungen, die im Gegensatz zu den üblicherweise in der psychotherapeutischen Literatur vorliegenden stark theoriegesättigt sind und in denen dennoch die interpretativen Verdichtungen individueller Geschichten beispielhaft nachvollzogen werden können“
Zur vollständigen Besprechung
Forcierte Ambivalenzen. Ehescheidung als Herausforderung an die Generationenbeziehungen unter Erwachsenen
9. April 2007 | Keine Kommentare