heute gratulieren wir Eve Lipchik ganz herzlich zum ihrem 85. Geburtstag. Sie wurde am 2.8.1931 in Wien geboren und konnte in letzter Minute mit ihrer Mutter nach dem nationalsozialistischen Anschluss Österreichs in die USA entkommen, nachdem ihr Vater schon kurz zuvor nach England ausreisen konnte. Im Frühsommer 1940 erreichte sie mit ihrer Mutter New York. Nach Schulabschluss und einem Studium der Literaturwissenschaften arbeitete sie u.a. bei einer Werbeagentur und bei der Fernsehgesellschaft NBC. Mit ihrem Mann Elliot, einem Arzt und Biologen, ging sie 1953 nach Basel, wo sie als Übersetzerin tätig war. 1958 gingen sie zurück in die USA. Nach einer längeren Familienzeit, in der drei Kinder geboren wurden, entschloss sie sich in den 70er Jahren, noch einmal eine Ausbildung zu machen und kam so mit den Feldern der Psychotherapie und Sozialarbeit in Berührung. Um 1980 kam sie mit Steve de Shazer und Insoo Kim Berg in Kontakt und war Mitbegründerin des Brief Family Centers in Milwaukee und wirkte in dieser Zeit an der Entwicklung der lösungsfokussierten Therapie mit. 1988 kam es aber zu einer Trennung von der Gruppe, die auch inhaltliche Aspekte hatte. In der Folgezeit fokussierte sie stärker auf den Bereich der Affekte und Emotionen in der Arbeit mit Klienten, ein Fokus, der in der theoretischen Arbeit des BFTC kaum eine Rolle spielte. Ihre Überlegungen hierzu hat sie in verschiedenen Aufsätzen niedergelegt, vor allem aber in ihrem Buch Beyond Technique in Solution-focused Therapy: Working with Emotions and the Therapeutic Relationship, das 2002 bei Guilford erschien und 2011 unter dem Titel Von der Notwendigkeit, zwei Hüte zu tragen. Die Balance von Technik und Emotion in der lösungsfokussierten Therapie in einer von Astrid Hildebrandt besorgten deutschen Übersetzung im Carl-Auer-Verlag veröffentlicht wurde.
1988 gründete sie die Firma ICF Consultants. Neben ihrer eigenen therapeutischen Praxis ist sie auf nationaler und internationaler Ebene als Lehrerin, Beraterin und Dozentin tätig. Auf diese Weise habe ich Eve 2004 zum ersten Mal in Wien kennengelernt, eine wunderbare Begegnung vom ersten Moment an. Im Mail 2014 war sie wieder in ihrer Geburtsstadt, dieses Mal auf dem ÖAS-Kongress „fremdgehen“, auf dem sie den Eröffnungsvortrag hielt und die Geschichte des systemischen und lösungsorientierten Ansatz aus ihrer Perspektive reflektierte („Conversations I have had myself about Solution Focused Therapy over the years – 1978 to the present“).
Am Rande dieser Tagung habe ich gemeinsam mit Corina Ahlers aus Wien ein langes Gespräch mit Eve Lipchik über ihr Leben und ihre Arbeit geführt, das sehr bald auch im systemagazin zu lesen sein wird.
Liebe Eve, alles Gute, Gesundheit, Glück und gutes Gelingen bei allem, das Du Dir für die kommende Zeit noch vorgenommen hast!
Tom