In diesem Aufsatz von 2001 hat Theodor M. Bardmann im„gepfefferten Ferkel“ sich mit der Bedeutung der Kybernetik 2. Ordnung von Heinz von Foerster für die Soziale Arbeit auseinandergesetzt:„Sozialarbeit ist Schmuddelkram. Etwas vornehmer ausgedrückt: Sozialarbeit ist eine Profession ohne Eigenschaften. Das war sie seit ihren Anfängen und das ist sie bis heute geblieben. Ohne Eigenschaften zu sein, heißt nach Robert Musil, dem Erfinder dieses Titels, es zu allen Eigenschaften gleich nah und weit zu haben, zu keiner Eigenschaft einen vorweg präferierten Bezug zu unterhalten. Eine eigenschaftslose Profession nimmt alle Eigenschaften als gleich gültig. Als Systemtheoretiker darf man einen solchen Zustand auch als Freiheit zur Selbstbestimmung deuten, wobei Freiheit wiederum nichts weiter meinen kann als den Zwang zur Selbstreproduktion. Eine Profession ohne Eigenschaften ist in den Worten Heinz von Foersters ihr eigener Regler: Sie entscheidet in jedem Augenblick, wer sie ist, welche Eigenschaften sie an und welche sie ablegt, kurz: welche Form sie sich gibt“ Eine wichtige Frage für die Soziale Arbeit ist die Konzeptualisierung des Menschen, wenn man akzeptiert, dass der Mensch als Theoriebegriff nichts mehr taugt:„Wie in Bezug auf Wissen und Werte greift auch in Bezug auf den Menschen das Prinzip der Überzeugungsentbundenheit. Das meint: Sozialarbeiter müssen nicht mehr davon überzeugt sein, dass der Mensch die letzte oder höchste, jedenfalls tragende Wirklichkeitskonstante ist, doch sie finden auch keinen Grund mehr, nicht trotzdem so zu tun als ob
, um Mögliches zu ermöglichen: Man benutzt die Formel Mensch als eine Art Hebel, um andere zur Annahme von ansonsten prekären Sinnzumutungen zu bewegen. Indem man mit moralischen Untertönen an das eigene Menschsein, was immer das sei, erinnert, rührt man die Spenderherzen oder bewegt etwas in den Köpfen der Klienten. Es gehört mit anderen Worten zur Schmuddeligkeit der Sozialarbeit hinzu, den Menschen einerseits als Turbulenzquelle und Perturbator par excellence ernst zu nehmen, und ihn andererseits, sozusagen wider besseren Wissens, als Kontingenzunterbrecher, als Stopper von Beliebigkeit, als Marke, bei der der Spaß am Konstruieren sein Ende finden möge, in das Gerangel um Wirklichkeitskonstruktionen einzubringen.
Zur edition ferkel
edition ferkel: Eigenschaftslosigkeit als Eigenschaft. Soziale Arbeit im Lichte der Kybernetik des Heinz von Foerster
2. Mai 2008 | Keine Kommentare