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Die Geschichte von einem, der nach Hause kam…

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Heute öffnen Liane Stephan und Mohammed El Hachimi aus Bergisch Gladbach gemeinsam das Adventskalendertürchen:

Ein kleiner vierjähriger Junge wird im Kindergarten wegen seiner Hautfarbe gehänselt. Die deutschstämmigen Eltern haben vor drei Jahren das Kind aus West-Afrika legal adoptiert. Er reagiert laut der Erzählung der Erzieher sehr aggressiv auf die Hänseleien. Er spucke und schlage um sich etc., wodurch andere Kinder gefährdet seien.
Den Eltern wird seitens des Kindergartens nahegelegt, für das Kind in einer Therapie oder einer anderen pädagogischen Einrichtung Unterstützung zu suchen. Die Adoptiveltern sind ratlos und glauben inzwischen nicht an eine Besserung. Sie haben schon alles mögliche versucht, mit der Kitaberaterin, mit den Eltern der anderen Kinder und mit den Erziehern ausführliche Gespräche geführt. Ein Kita-Wechsel komme für sie aus beruflichen Gründen nicht in Frage. Aber auch die Kita weiß sich nicht mehr zu helfen.
In der Therapie erklärt der Junge sein Verhalten mit den Worten:„sie ärgern mich und sagen ,Neger, Neger‘ zu mir und dann muss ich mich wehren“. Wir schlagen den Eltern ein Experiment vor: „Machen sie mit dem Kind in Westafrika eine Woche Urlaub und zeigen dem kleinen Jungen seine eigentliche Herkunft, jedoch sollten Sie auf keinen Fall die (allen dreien unbekannten) leiblichen Eltern suchen und treffen. Die Eltern sind einverstanden und führen die Reise wie vorgeschlagen durch.
Nach der Rückreise berichten sie Folgendes: Es sei fast ein Wunder geschehen… Dem Jungen ginge es gut in der Kita, er würde jetzt auch nicht mehr aggressiv reagieren.
Wenn die anderen Kinder ihn wieder mit dem Wort „Neger“ reizen wollten oder ansprächen, würde er antworten:„ja, ich war in Afrika, ich bin Afrikaner“.

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