Heft 1
Cornelia Tsirigotis ( 2025): Editorial: Systemisches aus Forschung und Praxis II. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 2-2.
Minnie Silfverberg & Martina Hörmann ( 2025): Wegweiser für den digitalen Möglichkeitsraum beratungsfachliche Kriterien zur Auswahl technischer Lösungen. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 3-9.
abstract: Die digitale Transformation eröffnet neue Möglichkeiten für die (systemische) Beratung. Der „digitale Möglichkeitsraum“ bietet zahlreiche Optionen durch moderne Technologien, die es sorgsam und fachlich fundiert zu nutzen gilt. Bei der Auswahl technischer Lösungen ist es aus Sicht der beiden Autorinnen essenziell, auch beratungsfachliche Kriterien zu berücksichtigen. Der vorliegende Beitrag stellt beratungsfachliche Aspekte vor, die bei der Wahl technischer Lösungen für (systemische) Beratung Orientierung bieten sollen. Zu diesen Aspekten zählen die Entscheidung zwischen Einzel- und Systemlösungen, bzw. zwischen beratungsspezifischen und beratungsunspezifischen Lösungen sowie die Möglichkeit zur anonymen Beratung. Mit einem systemischen Blick werden zudem die Vielfalt der kommunikativen Settings, die Möglichkeit zur Asynchronität, die Niedrigschwelligkeit sowie die methodischen Möglichkeiten erläutert. Ein konzeptioneller Blick zeigt, dass sich der beraterische Möglichkeitsraum mithilfe der Flexibilität und Vielfalt von digitalen Kommunikationsmöglichkeiten erweitern lässt. Abschließend stellt der Beitrag Leitfragen als Orientierungshilfe zur Verfügung. Ziel ist es, fundierte und nachhaltige Entscheidungen für die technische Ausstattung von Beratungen im sozialen und psychosozialen Bereich zu ermöglichen. Dieser Wegweiser soll Entscheidungsträger*innen und Berater*innen helfen, im „digitalen Dschungel“ passende Lösungen zu finden und ihre Beratungspraxis weiterzuentwickeln.
Tom Levold ( 2025): Epistemologische Irrtümer im 20. und 21. Jahrhundert. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 11-12.
abstract: Rüstung ist wieder in. Hunderte von Milliarden Dollar werden weltweit jährlich von Rüstungsunternehmen umgesetzt. Die EU erwägt, Rüstungsfirmen als nachhaltig zu klassifizieren, damit auch „grüne Fonds“ ihr Geld in Rüstung anlegen können. Die nuklearen Arsenale werden wieder aufgefüllt oder von Staaten neu geschaffen, die sich ebenfalls atomar absichern wollen. Deutschland soll wieder „kriegstüchtig“ werden, so unser Verteidigungsminister Pistorius. Wer sich an die Auseinandersetzungen früherer Jahrzehnte um die atomare Abrüstung im Kalten Krieg erinnert, kann da nur das Grausen kriegen. Auch wenn es einmal fast aus Versehen zu einem Atomkrieg gekommen wäre, war die globalpolitische Lage doch zwischen den Blöcken halbwegs stabil, die Konflikte wurden eher in Stellvertreterkriegen der sogenannten 3. Welt ausgetragen. Im Unterschied dazu ist die weltpolitische Lage heute viel unübersichtlicher, volatiler und unvorhersehbareren Gefährdungen ausgesetzt. Die in allen Medien vorherrschende propagandistische Beschallung setzt darauf, dass nur ein militärischer Sieg zu „Frieden“ führen kann und jeder Andersdenkende das Geschäft des Feindes besorgt. Vor diesem Hintergrund ist es eine wunderbare Idee der Herausgeberin der ZSTB, einen Text von Gregory Bateson erneut aufzulegen, der 1986 in dieser Zeitschrift erstmals erschienen ist, und der die Atomrüstung „als epistemologischen Irrtum“ zurückweist.
Gregory Bateson ( 2025): Atomrüstung als epistemologischer Irrtum. Briefe an die Verwaltung der kalifornischen Universität. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 13-18.
abstract: In drei Briefen legt der Autor seine kybernetisch begründete Auffassung dar, weshalb seiner Meinung nach Universitäten und Lehrer sich aus dem üblen, süchtig machenden Geschäft der Rüstungsentwicklung heraushalten sollten. Aspekte des Kontextes, der unterschiedlichen Ebenen, sowie Folgerungen für das eigene Weltbild, die untrennbar mit Fragen der Rüstung verbunden sind, werden auf ihre Auswirkungen hin untersucht.
Karim Fereidooni ( 2025): Hamas-Terror, Gaza-Krieg, Nahost-Konflikt. 50 Handlungsmöglichkeiten für Lehrer:innen. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 19-23.
abstract: In diesem Beitrag fasse ich meine (außer-)universitären Erfahrungen in der Lehrer:innenaus- und -fortbildung seit dem 7.10.2023 zusammen, indem ich 50 Handlungsvorschläge (nicht nur) für Lehrer:innen im Umgang mit dem Hamas-Terror, den Gaza-Krieg und den Nahost-Konflikt präsentiere.
Dirk Rohr & Gudrun Ratje ( 2025): Genogramm-Forschung – (sich) „verstehen, ist das eine Entdeckung oder eine Erschaffung?“. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 24-36.
abstract: Im folgenden Artikel beschreiben wir die Vorgehensweise und die Ergebnisse zweier Mixed-Methods-Studien, die wir in Bezug auf die tatsächliche Nutzung von Genogrammen durchgeführt haben. Die Kölner Studie befasst sich mit der Genogrammarbeit in verschiedenen, beraterisch-therapeutischen Settings; die Hohwachter Studie erforschte die Möglichkeiten und Grenzen der Genogrammarbeit im Rahmen der Arbeit im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD). Die Ergebnisse beider Forschungen weisen darauf hin, dass die Genogrammarbeit als sehr hilfreich erlebt wird. Die Visualisierung der Familiensituation bzw. -dynamik führt oft zu neuen Hypothesen. Standardisierungen, (fehlende) Zeitressourcen, (fehlende) Fortbildungen, Vor- und Nachteile einer Software-Lösung (Genogramm-App) sowie die Aufdeckung von Normen und Stereotypisierungen werden – anhand der Ergebnisse – diskutiert.
Anna Thiemann ( 2025): Psychotherapie im eingemauerten Raum. Vernachlässigte Seelen(-arbeit) in der DDR. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 37-44.
abstract: Der Artikel beleuchtet die vierzig Jahre andauernde vernachlässigte „Seelenarbeit“ in der Deutschen Demokratischen Republik. Während die körperliche Gesundheit einen hohen Wert hatte, wurde die psychische Gesundheit der Bevölkerung vernachlässigt, da sie dem Bild des „sozialistischen Menschen“, der stark und belastbar sein sollte, widersprach und die finanziellen Mittel fehlten. Die Autorin zeichnet im Artikel zunächst die Geschichte der Psychiatrie und Psychologie nach, da sich die Praxis der Psychotherapie hieraus entwickelte und erörtert in Folge neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Psychotherapie in der DDR. Vereinzelt werden Vergleiche zu Westdeutschland gezogen und Entwicklungen nach der Wende benannt. Es wird deutlich, dass einfache Narrative der Komplexität der Geschichte nicht gerecht werden, weshalb die Autorin auf Ambivalenzen und paradoxe Gleichzeitigkeiten verweist.
Kerstin Lisy ( 2025): Systemische Beratung küsst Kunsttherapie … und mich. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 45-51.
abstract: Wenn zwei starke Ansätze aus Beratung und Psychotherapie voneinander lernen, dann ist die Chance groß, dass daraus etwas neues Kraftvolles entsteht. Welche Möglichkeiten sich aus der Verbindung von Systemischer Beratung und Kunsttherapie ergeben können, soll dieser Artikel anhand eines Praxisbeispiels erläutern. Auch wenn der große Unterschied zwischen den beiden Ansätzen darin liegt, welches Medium im Mittelpunkt steht – Wort oder Bild –, so teilen sie doch viele gemeinsame Grundlagen. Die Autorin richtet ihren Blickwinkel auf die Frage, wie die Kunsttherapie von der Systemischen Beratung profitieren kann, und regt dazu an, auch in umgekehrter Richtung zu denken.
Ulf Hecht ( 2025): Die hilfreiche Dachlatte – Aus dem Logbuch systemisch-lösungsfokussierter Konfliktarbeit. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 52-56.
abstract: Der Beitrag beschreibt lösungsfokussierte Arbeit in Workshops an einem Tag mit Teilnehmenden ohne große Beratungserfahrung zu großen Themen wie Gewalt, Deeskalation, Konflikt, Kommunikation und Veränderung. Dieser Text bietet einige Logbuch-Einträge aus dem weiten Feld der Praxis der Konfliktbearbeitung in Teams und blickt auf „hilfreiche Methoden“ für Berater*innen und als „Denkwerkzeuge“ für Veränderungswillige.
Hartwig Hansen ( 2025): Darf ich meiner Frau sagen, dass ich enttäuscht bin? In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 57-59.
Johannes Herwig-Lempp ( 2025): Zum Umgang mit sogenannten „Triggerwarnungen“ an unserem Fachbereich. In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 60-61.
abstract: Eine hochschulübergreifende Arbeitsgruppe aus Kolleg*innen der Fachbereiche „Soziale Arbeit.Medien. Kultur“ (Hochschule Merseburg) und „Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien“ (Hochschule Magdeburg) hat sich im Frühjahr 2023 kritisch mit dem Thema „Sogenannte ‚Triggerwarnungen‘ im Studium“ auseinandergesetzt. Als Ergebnis der Diskussion wurde eine gemeinsame Erklärung formuliert. Der Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur der Hochschule Merseburg hat diese Erklärung für sich übernommen – und versteht sie durchaus auch als Einladung zur weiteren Diskussion. Da diese Frage nicht nur Hochschulen betrifft, sondern bspw. auch in den systemischen Weiterbildungen eine Rolle spielt oder spielen kann, hoffen wir auf einen anregenden fachlichen Austausch.
Wolfgang Loth ( 2025): Rezension – Michael Hoyt, Monte Bobele, Arnold Slive, Jeff Young, Moshe Talmon & Pam Rycroft (Hrsg.) (2024): Wenn die Zeit knapp ist Der Single-Session-Ansatz in Therapie und Beratung. Heidelberg (Carl-Auer-Systeme). In: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 43 ( 01), S. 62-63.
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