Heft 1
Helm Stierlin & Josef Duss-von Werdt (1989): Zu diesem Heft: Familien im Kontext von Süchten. In: Familiendynamik 14(1), S. 1-1
Jay S. Efran, Kerry P. Heffner & Robert J. Lukens (1989): Alkoholismus als Ansichtssache. In: Familiendynamik 14(1), S. 2–12
abstract: Die Autoren gehen vom Ansatz Maturanas aus und betrachten den Alkoholismus als sprachliches Konstrukt, das viele Möglichkeiten der Auslegung zuläßt. Alkoholismus ist in diesem Sinne nicht »objektiv«. Es werden Beschreibungen vorgeschlagen, die sich von den üblichen vom Alkoholismus als Objektivität ausgehenden unterscheiden. Auch wird gezeigt, welche Folgen sie für den praktischen Umgang mit Problemtrinkern haben.
Martin R. Textor (1989): Drogensucht und Familie. In: Familiendynamik 14(1), S. 13–26
abstract: Es werden Ursachen von Drogenabhängigkeit auf den Ebenen des Suchtkranken, der Herkunftsfamilie und größerer Systeme dargestellt, wobei auch die Zeugungsfamilien von Drogenabhängigen beschrieben werden. Dabei wird die große Bedeutung der Ursprungsfamilie bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Drogensucht deutlich. Der Autor plädiert dafür, daß jedoch immer die ganze Lebenskonstellation des Süchtigen untersucht werden sollte.
Franz Erbach & Kordula Richelshagen (1989): Isomorphe Strukturen im Kontext der Suchthilfe. Ein Versuch, über den Rand des Spiegels zu blicken. In: Familiendynamik 14(1), S. 27–46
abstract: Dieser Beitrag befaßt sich mit Organisationsmustern, die sich sowohl in Familien mit süchtigen Mitgliedern als auch in denjenigen Organisationen und Institutionen erkennen lassen, die sich der Hilfe für Süchtige verschrieben haben. Es soll gezeigt werden, daß die meisten Institutionen der Suchttherapie im wesentlichen immer noch den gleichen Grundannahmen über süchtiges Verhalten folgen wie die betroffenen Familien selbst und sich daher von den gleichen impliziten Regeln leiten lassen, die abhängiges Verhalten eher aufrechterhalten als zu dessen Überwindung beitragen.
Sylvana Montagano (1989): Die Geschichte von Marco. In: Familiendynamik 14(1), S. 47–56
abstract: Dies ist die Geschichte einer Einzeltherapie. Die Heroinabhängigkeit eines jungen Musikers wird systemisch mit seiner Familie in Zusammenhang gebracht, so daß so etwas wie eine »Familientherapie ohne Familie« (Th. Weiss) entsteht. Die Therapeutin wendet dabei Methoden der Schule von Maurizio Andolfi (Rom) an.
Fritz B. Simon & Gunthard Weber (1989): Horch, was kommt von drinnen raus … ?! Über das Umgehen von und mit Gefühlen. In: Familiendynamik 14(1), S. 57–64
Josef Duss-von Werdt (1989): Sucht, Süchte, Sehnsüchte. In: Familiendynamik 14(1), S. 65–72
Gerd.F. Müller (1989): Zur Erinnerung an Virginia Satir. In: Familiendynamik 14(1), S. 73–75
Manfred Vogt (1989): «Third International Congress of Family Therapy«. Milan and Rome New Concepts in Brüssel (3.-4. Juni 1988). In: Familiendynamik 14(1), S. 75–79
abstract: Kongressbericht »Milan an Rome Concepts. Selvini, Cecchin, Andolfi
Marianne Krüll (1989): Rezension – Sechster Jugendbericht: Alltag und Biografie von Mädchen. Lebensbedingungen, Probleme und Perspektiven weiblicher Jugendlicher in der Bundesrepublik heute. In: Familiendynamik 14(1), S. 80-85
Tom Levold (1989): Rezension – Lone Backe et al. (Hrsg.): Sexueller Mißbrauch von Kindern in Familien. In: Familiendynamik 14(1), S. 85-86
Tom Levold (1989): Rezension – Mathias Hirsch: Realer Inzest, Psychodynamik des sexuellen Mißbrauchs in der Familie. In: Familiendynamik 14(1), S. 86-87
Klaus Mucha (1989): Rezension – Jutta Brakhoff (Hrsg.): Kinder von Suchtkranken. Situation, Prävention, Beratung und Therapie. In: Familiendynamik 14(1), S. 88-88
Josef Duss-von Werdt (1989): Rezension – Arbeitsgruppe »Familientherapie und Sucht« (Hg.) (1987): Vom Symptom zum System. Sucht und Familie. In: Familiendynamik 14(1), S. 89-89
Josef Duss-von Werdt (1989): Rezension – Rita Russland: Suchtverhalten und Arbeitswelt. Vorbeugen, aufklären, helfen. In: Familiendynamik 14(1), S. 89-89
Heft 2
Helm Stierlin & Josef Duss-von Werdt (1989): Zu diesem Heft: Entwicklung und Praxis der Familientherapie. In: Familiendynamik 14(2), S. 93-93
Giuliana Prata (1989): Ein systemischer Beratungsstil. In: Familiendynamik 14(2), S. 94–113
abstract: Der Aufsatz beschreibt den beruflichen Weg der Verfasserin im Rahmen der Mailänder Gruppe und ihre Arbeit nach der Trennung des ursprünglichen Viererteams. Er stellt Überlegungen an, wie sich diese Arbeit verhalte zur neuesten Entwicklung der Familientherapie überhaupt. Die Verfasserin vertritt die Meinung, die Familientherapie durchlaufe zur Zeit eine hochkritische und heikle Phase, welche durch die Rückkehr zur (psychoanalytischen) Einzeltherapie auf der einen und zu medikamentöser Psychiatrie auf der anderen Seite gekennzeichnet ist. Sie plädiert dafür, der von der Familientherapie eingeschlagene Weg sei weiterzuverfolgen, ihre Hypothesen, Theorien und Methoden gründlich zu überprüfen und zu entwickeln.
Michael White (1989): Der Vorgang der Befragung: eine literatisch wertvolle Therapie? In: Familiendynamik 14(2), S. 114–128
abstract: Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf den Vorgang der Befragung in der Therapie. In der Literatur über Familientherapie (z. B. Penn 1985, Tomm 1987) wird der Formulierung von Fragen immer mehr Beachtung geschenkt. Dazu haben vor allem die Beiträge der Mailänder Gruppe (Selvini Palazzoli et al. 1980) angeregt. Ich möchte mich hier einschränkend auf eine Methode konzentrieren, die ich die Befragung über Beziehungseinflüsse nenne (relative influence questioning, White 1986) und diese Methode als einen Vorgang beschreiben, bei dem die Befragung selbst analysiert und die Methoden spezifiziert werden, mit denen Familien und Therapeuten gute Erfahrungen gemacht haben.
Harald van den Berg, Martin Bökmann, Raili Ludewig & Kurt Ludewig (1989): (Re-)Konstruktion familiärer Geschichte unter Verwendung des »Familienbretts«. Methodische Zugänge. In: Familiendynamik 14(2), S. 129–146
abstract: Nach einer skizzierten Erörterung der Rationale des »Familienbretts« und dessen Einbettung in einen systemisch begründeten theoretischen Rahmen werden drei empirische Erkundungsstudien mit diesem Instrument beschrieben. Methodologisch wird dabei nach Wegen gesucht, die einen wissenschaftlich vertretbaren Umgang mit Familienbrett-Aufstellungen ermöglichen. Inhaltlich wird die Abfolge von Ereignissen untersucht, d. h. die Geschichte von sozialen Systemen, in bezug auf bestimmte Themen, hier: traumatische Ereignisse, in ihrer Rekonstruktion durch die Systemmitglieder, hier: Familien, auf dem Familienbrett. Die Ergebnisse dieser Arbeiten zeigen, daß sowohl die verwendeten Methoden als auch die inhaltliche Absicht durchaus vielversprechende Zugänge zu einer empirischen Forschung im systemischen Ansatz in Aussicht stellen.
Wolfgang Loth (1989): Die Setting-Auswahl: Fragen und Überlegungen zum Verhältnis von Theorie und therapeutischem Alltag. In: Familiendynamik 14(2), S. 147–162
abstract: Therapeutisches Arbeiten wird wesentlich geprägt durch den Umgang mit »Problemen organisierter Komplexität«. In diesem Zusammenhang befaßt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage, wie Überlegungen zur Systemdefinition transparent und nachvollziehbar in die Entscheidung für bestimmte therapeutische Settings einfließen können. Das Konzept des »Problem-Systems« erhält dabei einen besonderen Stellenwert. Schließlich wird der Vorgang des Identifizierens als eine kritische Variable für die Beantwortung der Setting-Frage diskutiert und an einem Beispiel erläutert.
Kurt Ludewig (1989): Schritte in die Vergangenheit – Mit dem Familienbrett ins Land der Mapuche. In: Familiendynamik 14(2), S. 163–177
Wolfgang Loth (1989): Rezension – William H. O’Hanlon: Taproots. Underlying Principles of Milton Erickson’s Therapy and Hypnosis. In: Familiendynamik 14(2), S. 178-179
Achim Kowalczyk (1989): Rezension – Martin R. Textor: Integrative Familientherapie. Eine systematische Darstellung der Konzepte, Hypothesen und Techniken amerikanischer Therapeuten. In: Familiendynamik 14(2), S. 180-181
Günther Emlein (1989): Rezension – Ivan Boszormenyi-Nagy: Foundations of Contextual Therapy. Collected Papers of Ivan Boszormenyi-Nagy. In: Familiendynamik 14(2), S. 181-182
Manfred Enders (1989): Rezension – Bradford P. Keeney (Hrsg.): Konstruieren therapeutischer Wirklichkeiten. Systemische Studien. In: Familiendynamik 14(2), S. 182-183
Marianne Krüll (1989): Rezension – Thelma Jean Goodrich; Cheryl Rampage, Barbara Ellman & Kris Halstead: Feminist Family Therapy. A Case Book. In: Familiendynamik 14(2), S. 184-185
Heft 3
Helm Stierlin & Josef Duss-von Werdt (1989): Zu diesem Heft: Zur Theorie und Behandlung psychotischen Verhaltens. In: Familiendynamik 14(3), S. 189-189
Fritz B. Simon, Gunthard Weber, Helm Stierlin, Arnold Retzer & G. Schmidt (1989): «Schizo-affektive« Muster: Eine systemische Beschreibung. In: Familiendynamik 14(3), S. 190–213
abstract: Bis heute bleibt umstritten, ob, wie und wann sich eine »schizo-affektive« von einer »schizophrenen« Psychose einerseits und einer »(bipolaren) manisch-depressiven« Psychose andererseits abgrenzen läßt und ob solche Abgrenzung in nosologischer und therapeutischer Hinsicht sinnvoll und nützlich ist. Die vorliegende Arbeit versucht hierauf Antworten zu liefern. Sie bringt jeweils eine unterschiedliche Familiendynamik und affektiv-kognitive Organisation ins Blickfeld. Verbunden damit ist eine unterschiedliche Interaktion zwischen Therapeuten.
Arnold Retzer, Fritz B. Simon, Gunthard Weber, Helm Stierlin & G. Schmidt (1989): Eine Katamnese manisch-depressiver und schizo-affektiver Psychosen nach systemischer Familientherapie. In: Familiendynamik 14(3), S. 214–235
abstract: Die Autoren berichten über die Ergebnisse einer Katamnesestudie manisch-depressiver und schizo-affektiver Psychosen nach systemischer Familientherapie. Sie beschreiben die Entwicklung stationärer Rückfall-Raten, familiärer Interaktionsmuster und Psychopharmakoverordnungen einer Katamnesestichprobe von 30 Fällen über einen mittleren Katamnesezeitraum von drei Jahren. Sie schließen mit einer zusammenfassenden Bewertung der Effektivität systemischer Familientherapie bei manisch-depressiven und schizo-affektiven Psychosen.
Fritz B. Simon (1989): Das deterministische Chaos schizophrenen Denkens. Ansätze zu einer Theorie der schizophrenen Denkstörung. In: Familiendynamik 14(3), S. 236–258
abstract: Die Form der schizophrenen Denkstörung wird als ein Ergebnis zwischenmenschlicher Kommunikation erklärt. Dies wird möglich, wenn man die mathematischen Modelle der Chaos-Theorie sowie die Theorie selbstreferenter Systeme (v. Foerster/Maturana) zugrunde legt. Der größere oder geringere Bedeutungsumfang der von einem Individuum verwendeten Symbole und Zeichen steht in einer (nicht-linearen) Abhängigkeit von der Ein- bzw. Vieldeutigkeit der von seinen Interaktionspartnern in der Kommunikation mit ihm verwendeten Zeichen und Symbole. Während in einem weiten Bereich große Unterschiede dieser Mehrdeutigkeit der Kommunikation nur zu jeweils geringen kontinuierlichen Veränderungen der subjektiven Bedeutungen führen, kommt es oberhalb eines kritischen Maßes der Vieldeutigkeit der Kommunikation zu einem chaotischen, nicht vorhersehbaren Oszillieren zwischen unter- und überinklusiven Bedeutungen subjektiver Zeichen und Symbole.
Fritz B. Simon & Gunthard Weber (1989): Alles klar – keiner weib Bescheid. Über die Unmöglichkeit, eindeutig zu kommunizieren. In: Familiendynamik 14(3), S. 259–262
David Reiss & Thomas Weiss (1989): Interview mit David Reiss. In: Familiendynamik 14(3), S. 263-267
Eckard Sperling (1989): Rezension – Cécile Ernst & Nikolaus von Luckner: Stellt die Frühkindheit die Weichen? Eine Kritik an der Lehre von der schicksalshaften Bedeutung erster Erlebnisse. In: Familiendynamik 14(3), S. 268-269
Eckard Sperling (1989): Rezension – Marianne Springer-Kremser; Rudolf Ekstein: Wahrnehmung, Fantasie, Wirklichkeit. Fragen der Psychotherapie heute. In: Familiendynamik 14(3), S. 269-269
Tedy Hubschmid (1989): Rezension – Peter Fiedler, Thomas Niedermeier & Christoph Mundt: Gruppenarbeit mit Angehörigen schizophrener Patienten — Materialien für die therapeutische Gruppenarbeit mit Angehörigen und Familien. In: Familiendynamik 14(3), S. 270-270
Thomas Hess (1989): Rezension – Jochen Schweitzer: Therapie dissozialer Jugendlicher. Ein systemisches Behandlungsmodell für Jugendpsychiatrie und Jugendhilfe. In: Familiendynamik 14(3), S. 270-271
Kurt Ludewig (1989): Rezension – Erik Nordmann & Manfred Cierpka (Hg.) (1986): Familienforschung in Psychiatrie und Psychotherapie. Berlin/Heidelberg (Springer); Manfred Cierpka & Erik Nordmann (Hg). (1987): Methoden in der Familienforschung. Berlin/Heidelberg. (Springer). In: Familiendynamik 14(3), S. 271-272
Heft 4
Helm Stierlin & Josef Duss-von Werdt (1989): Zu diesem Heft: Alter, Verlust, Tod. In: Familiendynamik 14(4), S. 277-277
abstract: Sozioökonomische, gesundheitliche und familiendynamische Faktoren, die zum Befinden der über 60jährigen beitragen, werden bestimmt. Familiäre Bedingungen, Gesundheit des Paares und Status nach Pensionierung haben dabei Vorrang vor dem soz.ök. Status. Männer unterscheiden sich durch höheren Stellenwert des SÖS und geringerem Stellenwert des familiären Funktionierens von den Frauen.
Duane S. Bishop, Nathan B. Epstein, Lawrence M. Baldwin, Ivan W. Miller & Gabor I. Keitner (1989): Ältere Ehepaare: die Wirkung von Gesundheit, Pensionierung oder Berufstätigkeit und Funktionieren der Familie auf ihr psychosoziales Befinden. In: Familiendynamik 14(4), S. 278–290
abstract: Die Faktoren, die zum Befinden eines wesentlichen Teils der Bevölkerung, nämlich der über Sechzigjährigen, beitragen, wurden bestimmt. Hierzu wurde die Wirkung untersucht, die das Funktionieren der Familie, die Gesundheit und die Pensionierung auf 178 Paare in den Sechzigern hatte. Die Wirkungen der sozioökonomischen und gesundheitlichen Variablen wurden bei der Untersuchung dieser Beziehung berücksichtigt. Wir haben herausgefunden, daß familiäre Bedingungen, die Gesundheit des Paares und der Status nach der Pensionierung sich stärker auf das Befinden auswirken als der sozioökonomische Status (SÖS) und zusammen bis zu einem Viertel der Varianz des Befindens ausmachen. Männer und Frauen unterscheiden sich in dieser Beziehung. Das Befinden des Mannes hängt mehr mit der Gesundheit, dem SOS und dem Einkommen zusammen und weniger mit dem Funktionieren der Familie. Das Befinden der Frau richtet sich mehr nach dem Funktionieren der Familie und weniger nach der Gesundheit und dem SÖS.
Barbara Gail Hanson (1989): Unvollständige Definition der Wirklichkeit: Ein Modell der senilen Demenz im Kontext. In: Familiendynamik 14(4), S. 291–303
abstract: Diese Arbeit stellt einige allgemeine theoretische Konzepte als Grundlage für die Beobachtung von Prozessen der Realitätskonstruktion im interpersonellen Kontext vor. Ich entwickelte ein Modell über familiären Kontext, das affektive Dimensionen der Realitätskonstruktion berücksichtigt. Dieses Modell benützte ich, um die Vorgänge rund um die Entstehung der Symptome der senilen Demenz zu erforschen. Ethnographische Beobachtungen von 45 Familien mit einem Mitglied in fortgeschrittenem Alter dienten dazu, eine dichotome Typologie der Muster im familiären Kontext zu entwerfen, die entweder eine Symptomzuschreibung fördern oder nicht. Das Modell weist darauf hin, daß die Einteilung von Verhaltensweisen in symptomatische oder normale in einem gegebenen Kontext davon abhängt, welche Prozesse der Realitätskonstruktion die Familienmitglieder teilen.
Linda L. Viney, Yvonne N. Benjamin & Carol Preston (1989): Konstruktivistische Familientherapie mit älteren Menschen. In: Familiendynamik 14(4), S. 304–321
abstract: In diesem Artikel beschreiben wir die wesentlichen Züge unseres konstruktivistischen Modells – mit den erwünschten therapeutischen Ergebnissen, den konstruktivistischen familientherapeutischen Techniken, die wir für ältere Menschen entwickelt haben, und einer exemplarischen Falluntersuchung. Der Artikel wird abgeschlossen durch eine kritische Analyse der möglichen Probleme bei dieser Methode und durch eine Erörterung ihrer Vorteile.
William C. Wadland, Bert Keller, William Jones & James Chapados (1989): Plötzliche, unerwartete Todesfälle und die Rolle des Hausarztes. In: Familiendynamik 14(4), S. 322–335
abstract: Der plötzliche, unerwartete Verlust eines Familienmitglieds ruft oft einen schweren, überwältigenden Schmerz bei den Hinterbliebenen hervor. Da der Tod nicht erwartet wird, ist die Familie auf die Umstände nicht vorbereitet und weiß möglicherweise nicht, wo sie Unterstützung finden kann. Der Hausarzt könnte in einzigartiger Weise helfen, aber oft hat er nicht die nötige Ausbildung und Erfahrung dafür. Der folgende Artikel beruht auf Erfahrungen mit konkreten Fällen, gibt eine Übersicht über die verschiedenen Arten von vorzeitigen Todesfällen und die zu erwartenden Schmerzreaktionen und bietet dem Hausarzt, der sich um die akuten und um die andauernden Folgen eines plötzlichen, unerwarteten Todesfalles kümmert, ein Modell an.
Wolf Ritscher (1989): Die Ausgrenzung des Todes – gesellschaftliche, kommunikative und familiäre Aspekte. In: Familiendynamik 14(4), S. 336–347
abstract: Die Verleugnung und Ausgrenzung von Tod und Sterben verdankt sich dem gesellschaftlichen Mythos von Fortschritt und technologischer Machbarkeit. Der Tod ist hier ein »skandalon«, indem er die existentiell nicht hintergehbare Grenze des Menschen betont. Im »Mythos der Macht« (Bateson) kehrt die gesellschaftliche Verleugnung wieder: Machtstreben, Allmachtsphantasien und ein Nichtbedenken der eigenen Endlichkeit sind seine Stützen. In von Intimität und Dichte gekennzeichneten Familienbeziehungen liegt es nahe, dem Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen durch kommunikative Tabuisierung zu entgehen. Der Autor beschreibt, wie bei ihm selbst eine jahrelang blockierte Trauer in therapeutischen Kontexten er-und damit die Gestalt geschlossen werden konnte. Zum Abschluß wird auf eine ethische Folgerung verwiesen, welche der Tod als Symbol für die Begrenztheit unserer Erkenntnis nahelegt: Toleranz.