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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Bindung in Systemischer Therapie und Beratung

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Heft 3/2021 des Kontext ist der Frage nach der Bedeutung der Bindungstheorie und den Ergebnissen der Bindungsforschung für die systemische Therapie und Beratung gewidmet. Mathias Berg, Forschungspreisträger der Systemischen Gesellschaft mit einer Arbeit zu den „Auswirkungen systemischer Beratung und Therapie in einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle auf die Bindungssicherheit verhaltensauffälliger Kinder im Grundschulalter“, ist Gastherausgeber des Heftes. Im Editorial schreibt er: „in den vergangenen beiden Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum eine stetige Annäherung. Ganz im Sinne ihres Begründers, ist die Bindungstheorie für Beraterinnen und Therapeuten nicht ausschließlich als entwicklungspsychologische Theorie zu verstehen, sondern als ein dynamisches Konzept, welches über die Forschung hinaus auch und insbesondere die klinische Praxis beeinflusst und gestaltet. Dass Bindungstheorie und systemische Praxis dabei hierzulande erst relativ spät zueinander gefunden haben, lässt sich unter anderem an zahlreichen englischsprachigen Publikationen ablesen (…), die davon zeugen, dass andernorts das Potenzial des Bindungskonzepts in der systemischen und familientherapeutischen Arbeit bereits deutlich mehr Beachtung fand und findet. In einer Untersuchung im angloamerikanischen Sprachraum, die 275 empirische familientherapeutische Studien hinsichtlich ihrer Referenztheorie auswertete, kam die Bindungstheorie auf Platz zwei hinter den Systemtheorien (…). Diese und ähnliche Entwicklungen könnten auch die deutschsprachigen Aus- und Weiterbildungen von systemischen (Psycho-)Therapeuten und Beraterinnen sowie die systemisch orientierte Forschung beflügeln. Denn in vielen Bereichen der therapeutischen Praxis scheint die Resonanz bezüglich eines elaborierten Konzepts von Bindung groß. Doch was macht die Bindungstheorie so reizvoll für die Systemische Therapie/Beratung? Füllt Sie eine Leerstelle innerhalb der systemischen Behandlungskonzepte (…), indem sie die traditionell interpersonell-familiendynamische Sichtweise durch anschlussfähige intrapsychische Variablen ergänzt (…)? Oder spezifiziert sie gar systemisches Beziehungswissen, indem sie Erkenntnisse und Forschungsbefunde vorlegt, die insbesondere Therapeuten, die mit Familien, Kindern, Jugendlichen oder Paaren arbeiten, anregen – und darüber hinaus dort bedeutsam sind, wo (Bindungs-)Beziehungen massiv gestört wurden, wie z. B. in der Arbeit mit traumatisierten Menschen? Wie Helm Stierlin bereits 1995 (…) formulierte, »…fordert die Bindungsforschung zu einem […] Umdenken heraus. Aber weiter: Diese Forschung wirft Fragen auf, die nicht zuletzt auch und gerade systemische Theoretiker und Therapeuten angehen.«“

Texte von Alexander Trost, Kirsten von Sydow, Albert Lenz & Thomas Köhler-Saretzki sowie Mathias Berg (mit einer Zusammenfassung der o.g. Studie) vertiefen diese Frage. Darüber hinaus enthält das Heft wieder viele Rezensionen. Alle bibliografischen Angaben mit abstracts gibt es wie immer hier zu lesen…

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