„Therapeutische Konzepte reagieren immer auch auf Einflüsterungen des Zeitgeists. Das gilt besonders für Paartherapien. Und für unsere Haltungen demgegenüber, was die Klientenpaare uns anbieten. Auch wenn wir uns mit methodischer Neutralität aus Partnerkonflikten heraushalten, sind wir inhaltlich parteiisch und alles andere als neutral. Stets auf der Seite der Aufklärung, treten wir Therapeuten meist für Veränderung und gegen Stagnation, für Autonomie und gegen das Anklammern, für Geschlechtergleichwertigkeit und gegen patriarchale Werte, für guten Sex und gegen die erotische Langeweile ein. Und wie steht es mit den Einstellungen zu außerpartnerschaftlichen Beziehungen? Affären haben Konjunktur. Die hatten sie eigentlich immer schon. Aber ob sie immer noch den zwingenden Charakter des Betrugs zugeschrieben bekommen, ist nicht mehr so klar“, schreibt Herausgeber Ulrich Clement in seinem letzten Editorial für die„Familiendynamik“. Er gibt seine Herausgeberschaft 2008 an Ulrike Borst und Arist von Schlippe weiter. Im Mittelpunkt des aktuellen Heftes steht ein Aufsatz von Michele Scheinkman, der im englischen Original 2005 in„Family Process“ erschien, und einen„neuen Blick auf Affären in der Paartherapie“ wirft. Eine zweite Arbeit zum Paartherapiethema steuert Halko Weiss bei. Eine Gemeinschaftsarbeit von Björn Grebe, Elisabeth Nicolai, Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer zeigt nüchtern auf, wie schwer es ist, systemisches Know-how in psychiatrischen Kliniken trotz Trainings nachhaltig zu verankern. Und schließlich fordert Kurt Buchinger in einem Text über Systemische Supervision die Schulenunabhängigkeit von Supervision, wenngleich er beim Systemischen Ansatz viele Essentials ausmacht, die für Supervision maßgeblich sein sollten. Abgeschlossen wird das Heft von einem Nachruf von Fritz B. Simon auf Paul Watzlawick.
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Familiendynamik 4/2007: Paare und anderes
22. Oktober 2007 | Keine Kommentare