Das Thema Alter bzw. der Umgang mit alten und älteren Menschen bekommt im systemischen Feld nur allmählich mehr Aufmerksamkeit, immerhin werden auch die Systemiker als Vertreter einer„jungen“ Disziplin älter. Umso erfreulicher ist es, dass die aktuelle Ausgabe des Kontext unter der Gastherausgeberschaft von Renate Zwicker-Pelzer diesem Thema gewidmet ist. In ihrem Editorial schreibt sie: die Idee, dieses Themenheft zu gestalten, wurde im Frühjahr 2012 in Berlin geboren; alle DGSF-Fachgruppen tauschten sich damals untereinander aus, sie suchten nach Querverbindungen, gemeinsamen Themen und Anliegen. So begegneten sich die Fachgruppen »Beratung« und »Ältere Menschen«, sie entdeckten und diskutierten die zunehmenden Beratungsanfragen und Beratungserfordernisse von älter werdenden Menschen, den oftmals tabuisierten Umgang mit dem Altwerden sowie der Zunahme von körperlichen Einschränkungen. Ich habe die Herausforderung angenommen, mit und zwischen beiden Fachgruppen die Kernfragen für ein Kontext-Heft aufzubereiten. Über viele Jahre war der Diskurs in systemischer Beratung und Therapie eher von einer Grundlinie des »Normalen« geprägt; einer Normalität des weitgehend gesunden, des Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mit oder in Familie lebend. Der Diskurs fokussierte die Methoden und Interventionen systemischen Handelns, aber auch die Besonderheit einer systemischen Diagnostik. Alte Menschen besuchten lange Zeit weniger die institutionelle Beratung und Älterwerden erschien aus den zentralen Lebensthemen wie ausgeklammert. Eine große Veränderung hat sich jedoch ergeben. Die Klienten in Beratung und Therapie sind häufiger 55 plus, eine neue Generation, die sich mit der Neudefinition und Sinngebung einer neuen Lebensphase beschäftigt. Die spontan entstandenen Diskurse unter den Fachgruppen regten schließlich dazu an, die Besonderheit von Alter, Altern und dem Leben mit beginnenden Einschränkungen (meist körperlicher Art) in den Fokus dieses Themenheftes zu stellen. Auch die Zunahme von Hilfebedürftigkeit stellt für den erwachsenen und autonom das Leben gestaltenden Menschen eine echte Herausforderung dar. Zunehmend fragen Fachkräfte in Pflege und gesundheitlicher Versorgung nach Kompetenzen in systemischer Beratung. Auch die Ärzte, besonders die Hausärzte, haben es alltäglich mit den abnehmenden Versorgungs- und Alltagsbewältigungskompetenzen von Patienten und deren Angehörigen zu tun. Wir Autor(inn)en waren uns darin einig, dass wir sowohl praxeologisch als auch theoretisch fundiert vorgehen wollen. (
) Die Themen der Beiträge vermögen einerseits Gegenwart abzubilden, gleichzeitig sind sie bezogen auf die Bevölkerungsentwicklung mit einer hohen Nachhaltigkeit ausgestattet. Wir sind uns sicher, dass wir als die zukünftig »neuen Alten« oder die »Alten von morgen« auch neue Varianten von unterstützenden Hilfen benötigen. So ist dieses Heft als Anstoß für innovative Wege in der Weiterentwicklung von Beratung gedacht.
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Alter und Älterwerden – eine Herausforderung für Systemikerinnen und Systemiker
24. Oktober 2013 | Keine Kommentare