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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Systemagazin Adventskalender: Das erste Mal

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Nach der Eröffnung des systemagazin Specials am gestrigen Tag kommt heute Rosmarie Welter-Enderlin zu Wort, die von ihren Lernerfahrungen als Studentin in den USA berichtet, in den aufregenden Pionierzeiten der Familientherapie:„Wir jungen Therapeutinnen und Therapeuten schwankten zwischen Eltern- und Schulbeschuldigung. Manchmal belasteten wir die Eltern, vor allem die Mütter, und im Handumdrehen wieder die Lehrerinnen und Lehrer der Junior High School, in der wir ihren Unterricht von weissen und schwarzen Kindern scharf beobachteten, mit Papier und Bleistift deren Interaktionen mit dem Lehrpersonal kodierten und diesem ,random reinforcement‘ beibrachten. Das bedeutete schlicht, dass die Kinder Anerkennung nicht ,verdienen‘ mussten, sondern meistens und unvorhersehbar bekamen. Gregory Bateson, unser grosses Vorbild, war damals in Hawaii und lehrte uns, dass Delphine mit unverdientem Fisch, wie er ,random reinforcement‘ nannte, weit besser lernten als mit vorhersehbarer Belohnung. Ich glaube übrigens noch heute an diese Theorie und vertrete sie in Therapien und beim Unterrichten.
Dann kam Jay Haley aus Philadelphia zu uns. ,Systemisch‘ würde man Haleys Ansatz vielleicht heute nennen. Aber Haley liess sich niemals in eine Schablone pressen! Ich fand es wunderbar, wie er immer den roten Faden im Netz von Kind, Eltern und Geschwister, Schule und Gemeinde fand – und auch ärgerlich, wenn mir das nicht so schnell gelang wie ihm. In seiner trockenen Art lehrte Haley uns, dass Wissenschaft ohne Kunst und Kunst ohne Wissenschaft wenig taugen. Er war Kommunikationsforscher und weder Psychiater noch Psychologe oder Soziologe, dafür hell wach und unbekümmert gegenüber ,heiligen‘ therapeutischen Theorien“
Zum Adventskalender…

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