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„Geisteskrankheit“ als hartnäckige Aushandlungsniederlage. Die Unausweichlichkeit der Durchsetzung von Definitionen sozialer Realität

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Michael Dellwing, Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel, hat 2008 in der Zeitschrift„Soziale Probleme“ einen bemerkenswerten Aufsatz über die soziologische Betrachtung des Krankheitsbegriffes veröffentlicht, der den Aspekt der Definition von Krankheit als Zuschreibung von Realität aus der Soziologie der 60er Jahre wieder aufnimmmt, ohne sie aber als reines Herrschafts- oder Unterwerfungsverhalten zu beschreiben:„Die Soziologie hat ‚Geisteskrankheit‘ als Etikett, als Akt der Herrschaft und als Mythos bezeichnet. Der vorliegende Beitrag argumentiert, dass all diese Beschreibungen wichtige Einsichten enthalten, ihre teils alarmistischen Schlussfolgerungen jedoch verfrüht waren. Das Vokabular der ‚Geisteskrankheit‘ stellt eine Strategie der Verteidigung sozialer Realitäten dar, die, wie Goffman formulierte, erfunden werden müsste, gäbe es sie nicht. Soziale Realität muss immer erst definiert werden. Medizinisch als ‚psychisch gestört‘ beschriebene Personen könnten so soziologisch als jene gefasst werden, die drei Sprachspiele der Definition sozialer Realität verlieren, ohne aber, dass ihnen zugeschrieben wird, diese Spiele aufgegeben zu haben“
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