
Der Rassismus ist eine Pest unserer Vergangenheit und Gegenwart und nimmt gegenwärtig in Deutschland wieder zu. Mal versteckt er sich hinter Ausländerfeindlichkeit (die aber nicht zwangsläufig rassistische Wurzeln haben muss), mal wird er offen artikuliert. Bei einer im Jahr 2024 in Deutschland durchgeführten Umfrage äußerten 21,8 Prozent der Befragten als manifest ausländerfeindlich eingestufte Einstellungen. Die AFD befeuert Rassismus gegen Migranten und baut darauf ihre Remigrations-Kampagne auf. Juden werden in Deutschland nicht nur immer häufiger beschimpft und bedroht, sondern auch zunehmend körperlich angegriffen, sowohl von deutschen wie auch von arabischstämmigen Rassisten. In den USA feiert der weiße Rassismus unter Trump fröhliche Urständ mit dem bislang erfolgreichen Versuch, die Politik der Rassengleichheit Schritt für Schritt wieder zurückzudrehen. Nationalismen, identitäre Abschottung nach außen und zunehmendes rechtsradikales Gedankengut scheinen die kosmopolitische Phase der Globalisierung zunehmend abzulösen. Wir haben es also mit einer Zunahme rassistischer Einstellungen zu tun.
Grund genug, sich auch darüber Gedanken zu machen, wie das Thema Rassismus im systemischen Diskurs behandelt wird. In den zurückliegenden Jahrgängen systemischer Fachzeitschriften tauchen vermehrt Artikel auf, die sich diesem Thema widmen. Gemeinsam ist ihnen allen eine sogenannte „macht- und rassismuskritische Perspektive“, die sich in erster Linie auf die Theorielinien des Postkolonialismus und der „Critical-Whiteness“ beziehen. Der empirische Gehalt dieser Texte ist eher dürftig, die ideologische Emphase dagegen erheblich. Im Wesentlichen werden dabei immer die gleichen ideologischen Versatzstücke mit geringer Variation zum Besten gegeben. Gemeinsam ist allen Texten der Angriff auf das in der systemischen Praxis eine wichtige Rolle spielende Postulat der Allparteilichkeit. Interessanterweise regt sich in der systemischen publizistischen Öffentlichkeit bislang wenig Kritik an diesen Ansätzen, was bedauerlich ist.
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