„Ex-Kommunikation bezieht sich auf die Grenze eines sozialen Systems, erfordert also die Kooperation mehrerer (beim Paar: zweier) Beteiligter. Die Phantasie, die Erfahrung der einzelnen Person, von der der Partner nichts weiß, ist damit gleichwohl präsent, also noch keineswegs verdrängt. Sie ist nicht aus dem Bewusstsein, sondern aus der Kommunikation verbannt. Der Begriff Ex-Kommunikation ist deskriptiv-analytisch, er hat keine normative Bedeutung, etwa in dem Sinne, dass Kommunikation besser sei als Ex-Kommunikation oder dass Ex-Kommunikation das Synonym für ein verklemmtes Tabu sei. Nein, Ex-Kommunikation ist ein unvermeidlicher Vorgang in der Entwicklung einer Paarkultur. Diese kann – als soziales System – ihre kulturelle Identität erst erhalten, in dem sie die Unterscheidung zwischen Kommunikation und Exkommunikation realisiert. Auch das Paar, das sein Sexualleben unter das Motto »Wir sagen uns alles« stellt, sagt sich nicht alles. Es kann sexuell nicht alles gesagt werden. Das Universum des sexuell Möglichen, Erfahrbaren und Phantasierbaren ist so unerschöpflich, dass eine selektionsfreie Offenheit gegenüber Allem nicht nur zeitlich unmöglich wäre, sondern gleichbedeutend mit einem Verlust von Identität. Man kann sexuell nicht nicht auswählen, mag auch die Einschluss-Ausschluss-Grenze inkonsistent und widersprüchlich sein. Sexuell zu leben heißt sexuell auszuwählen“ (Systemische Sexualtherapie, Klett-Cotta, Stuttgart 2004, S. 70).
Zitat des Tages: Ulrich Clement
28. Mai 2009 | Keine Kommentare