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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Zitat des Tages: Bernhard Waldenfels

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„Zwar kann es sein, daß ein Verhalten unverständlich bleibt. Das ist oft der Fall, wenn wir in fremde Kulturen oder fremde Milieus geraten und nicht recht verstehen, was da vor sich geht. Aber dies heißt nicht, daß wir bloße Körpermechanismen vor uns haben, hinter denen wir alles mögliche vermuten müßten, sondern es ist wie beim Hören einer fremden Sprache. Eine fremde Sprache nicht verstehen heißt ja nicht, daß ich bloß physische Laute höre. Wäre die Sprache auf physische Laute reduziert, so würde ich sie nicht einmal als Fremdsprache wahrnehmen. Eine Fremdsprache hören heißt, etwas nicht zu verstehen, was durchaus einen bestimmten Sinn hat und etwas ausdrückt. Das Rätsel beginnt schon damit: Wie kann ich wissen, daß das, was ich höre, eine sprachliche Äußerung ist? Wie kann ich eine Fremdsprache als Fremdsprache erfassen? Daß mir dies möglich ist, bedeutet, daß auch die fremdeste Sprache mir nicht ganz und gar fremd ist, als handle es sich um physische Laute, die niemand verstehen kann“ (In: Das leibliche Selbst. Vorlesungen zur Phänomenologie des Leibes“. Frankfurt a.M. 2000, Suhrkamp, S. 219). 

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