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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Zitat des Tages: Andreas Reckwitz

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„Der rationalistischen Identität steht das zweite mögliche Selbstverständnis, das auf die postempiristische Wende reagiert, diametral entgegen: die postmodernistische, radikal-konstruktivistische Identität. Einerseits scheint die postmodernistische Haltung in mancher Hinsicht das zu explizieren, was implizit in der praktischen Logik des multparadigmatischen Wissenschaftsalltags mehr und mehr sedimentiert ist. Anderereits stellt sich eine offensiv radikalkonstruktivistisch oder postmodern orientierte Position in der Wissenschaftslandschaft als eine Minderheitsposition dar. Die radikalkonstruktivistische Option baut eindeutig auf jener Annahme auf, die Lyotard die Möglichkeit der ‚Inkommensurabilität der Sprachspiele‘ nennt: Wenn es keinen Weg gibt, um eine Korrespondenz zwischen wissenschaftlichen Aussagen und einer vorsprachlichen Welt der Tatsachen auszumachen, dann lässt sich auch keine neutrale prozedurale Instanz begründen, die die Gültigkeit eines wissenschaftlichen Aussagesystems gewissermaßen innerkommunikativ prüfen kann. Dass diese neutrale Prüfungsinstanz ausfällt, stellt sich aus dieser Perspektive jedoch nicht als ein Verlust dar – ein Verlust an Sicherheit zugunsten einer haltlosen Arbitrarität -, sondern als ein Gewinn, als die Chance einer Öffnung und des theoretischen Experiments“ In: Thorsten Bonacker u.a. (Hrsg.): Die Ironie der Politik. Über die Konstruktion politischer Wirklichkeiten, Frankfurt (Main)/ New York 2003, S. 85- 103, S. 92)

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