Im neuen Merkur-Heft ist eine systemtheoretische Beschreibung der gegenwärtigen Situation von Politik und Politikern zu finden, die der Soziologe Helmut Fangmann (Foto: Fuel-FU-Berlin) verfasst hat und die auch online auf der website des Merkur zu finden ist. Fangmann verfolgt dabei die„Hypothese, dass Politik nicht problemorientiert handeln, sondern nur erfolgsorientiert kommunizieren kann. Es geht nicht um Fremdreferenz wie etwa die Lösung sozialer Probleme, sondern um Selbstreferenz, nämlich den politischen Erfolg. Der ist in der Regel aber nur zu haben, wenn ein Bezug zu vermeintlichen gesellschaftlichen Problemlagen hergestellt wird. Die wiederum werden oft erst durch entsprechende Artikulationen im politischen System kreiert und durch die Medien verbreitet. Politik und Medien übernehmen damit zugleich eine Filterfunktion oder, wenn man so will, eine Priorisierung der Problemwahrnehmung. Denn soviel ist klar: Zu viele Probleme zur gleichen Zeit hält keine Gesellschaft aus. Und da Probleme soziale Konstrukte sind und keine Wetterereignisse, lässt sich die Zahl der in der öffentlichen Kommunikation zugelassenen Probleme gut kontrollieren“ Der Autor war früher u.a. Mitarbeiter des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums und Kanzler der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg und arbeitet jetzt als Leitender Ministerialrat in der Abteilung Hochschulmanagement des Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen. In seinem Beitrag geht es auch um politische Leerformeln oder (nach Luhmann) Kontingenzformeln, mit denen alles oder nichts begründet werden kann:„Vielleicht hat der Begriff »Innovation« ja bereits die Qualität einer solchen Kontingenzformel erreicht. Immerhin wurde in Nordrhein-Westfalen unlängst ein Innovationsministerium eingerichtet und die kaum operationalisierbare Zielmarke »Innovationsland Nr. 1« ausgegeben“. Dass Fangmann selbst in diesem Kontext arbeitet, ist allerdings unter online-merkur nicht zu erkennen. Vielleicht ist ja ein Bericht aus der Höhle des Löwen in Vorbereitung 🙂
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Warum Politik dilettantisch und oberflächlich sein muss
27. Februar 2009 | Keine Kommentare