Im Jahre 2001 lud die Zeitschrift„Spektrum der Wissenschaft“ den (am 20.5.2008 im Alter von 78 Jahren verstorbenen) Astrophysiker Jürgen Ehlers (Foto: Wikipedia) und dem Sozialwissenschaftler Rudolf Stichweh zu einem spannenden Streitgespräch darüber ein, ob Naturforscher durch objektive Erkenntnisse ein immer vollständigeres Bild der Wirklichkeit gewinnen, oder ob der Wahrheitsanspruch der Naturwissenschaft nur eine historisch wandelbare Übereinkunft darstellt?„Frage: Würden Sie der Wissenschaft unter den gesellschaftlichen Aktivitäten überhaupt einen Sonderstatus einräumen? Stichweh: Wenn ich Wissenschaft von außen betrachte und mit Kunst oder Religion vergleiche, dann unterscheidet sie sich dadurch, dass sie für ihre Aussagen Wahrheit beansprucht das heißt, ihren Aussagen soll im Prinzip jeder zustimmen können. Aber das ist eine Fremdbeschreibung, und dieser Wahrheitsbegriff ist relativ abstrakt. Auf der internen Ebene der Selbstbeschreibung tritt ‚Wahrheit‘ vielfach zurück so wie Künstler heute nicht mehr sagen, dass ihre Bilder ’schön‘ sind. Wir beobachten in vielen gesellschaftlichen Bereichen diese Distanz gegenüber letzten Idealen. Spektrum: Ringt der Wissenschaftler intern ironisch-zynisch mit seiner Unsicherheit, vermittelt aber nach außen mehr Sicherheit, als er intern selbst vertreten würde? Ehlers: Natürlich stellen Wissenschaftler nach außen eher die Dinge heraus, von denen sie meinen, die seien verstanden denn wenn sie das Andere herausstellten, dann würde ihnen die Öffentlichkeit nicht die nötigen Mittel gewähren; das ist ein praktischer Gesichtspunkt. Dennoch kommen in der Wissenschaft Produkte zu Stande Heisenberg hat das ‚abgeschlossene Theorien‘ genannt , die in einem gewissen Bereich zuverlässig sind und die man nicht mehr zu ändern braucht. Überraschungen sind nie ausgeschlossen, aber der relative Grad an Sicherheit ist in den Naturwissenschaften größer als anderswo“
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Wahrheit in der Wissenschaft
11. März 2010 | Keine Kommentare