Wie wunderbar, dass die Debattenfreude im systemischen Feld anhält. Wer die Einträge der letzten Tage aufmerksam beobachtet hat, hat mitbekommen, dass ein Diskussionsbeitrag von Lothar Eder über die Nützlichkeit des Krankheitsbegriffs als Beitrag zur„Lehrbuchdebatte“ mit dem Titel„Beim Kirschenklauen erwischt“ eine Replik von Jürgen Hargens nach sich zog, mit dem Titel: Iss nicht so viele Kirschen, du verdirbst dir den Magen. Darauf antwortet wieder Lothar Eder mit einer Verteidigung seiner metapherntheoretisch begründeten Argumentation, dass der Körper dem sozialen Konstruieren eben bestimmte Grenzen setzt:„Phänomene unserer Erfahrung und auch die Sprache dafür, so sollte in Kürze gezeigt werden, orientieren sich an einer Grundmatrix, die vorgegeben ist, einer Art A priori, wie Kant es für die Zeit und den Raum als vorgegebene Prinzipien der Erkenntnis behauptet hat. Der Körper, unsere Körperlichkeit wäre folglich ein Bedeutungsspender, der Erfahrung und Sprache vorstrukturiert. Und auch wenn jemand diese These weit von sich weist, hat er oder sie damit eine mentale und sprachliche Operation vollzogen, die er (sie) nur mit Bezug auf den eigenen Körper tätigen kann. Denn: Gedanken und Gefühle kennen, da sie nicht-physischer Natur sind, keine räumliche Ausdehnung“ Alle Leserinnen und Leser sind herzlich zur Teilnahme an der Diskussion eingeladen.
Zum Text von Lothar Eder
Vom rechten Maß beim Kirschenessen
27. Mai 2008 | 1 Kommentar
Lieber Lothar,
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann läßt sich unsere Existenz laut der Theorie selbstreferentieller Systeme in drei Systemgruppen fassen: biologische, psychische und soziale Systeme. Diese sind operational geschlossen füreinander und stellen sich lediglich Kontingenz, Intransparenz und Komplexität zur Verfügung. Folgt man diesem Verständnis eng, dann kann das biologische System nichts für das psychische oder soziale System „vorkonstruieren“. Aber vielleicht „stimmt“ diese Theorie ja auch einfach nicht 100%. (Wenn ich Freunden, Bekannten versuche, die systemtheoretische Dreiteilung von Lebenswirklichkeit zu erläutern, wird denen zunächst einmal schwindelig in der Regel – eine interessante Ressonanz auf Systemtheorie, wie ich finde…). Ich selbst verstehe mich nicht nur als Systemiker sondern auch als humanistischer Psychologe und stehe daher existentialistischen und vor allem phänomenologischen Denkrichtungen auch nahe. Empfehlenswert ist im Zusammenhang mit Deiner Diskussion von Hermann Schmitz „Der Leib, der Raum und die Gefühle“, das sind phänomenologisch-philosophische Untersuchungen.
Gruß und auf bald (beim Sushi-Essen?!)
Matthias Ochs