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Online-Journal für systemische Entwicklungen

Online: Einführung in die Compassion Focused Therapy (CFT)

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Datum/Zeit
Date(s) - 01.07.22 - 02.07.22
Ganztägig

Veranstaltungsort
tandem Praxis & Institut

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Onlineseminar vom  1. – 2. Juli 2022 via Zoom mit Mirjam Tanner und Herbert Assaloni

 

Compassion Focused Therapy (CFT): Mitgefühl im Fokus

Die Compassion Focused Therapy (CFT) wurde von dem britischen Psychologen Prof. Paul Gilbert und Kolleg*innen in den letzten 30 Jahren entwickelt und findet inzwischen weltweit großes Interesse. Neben einflussreichen Methoden wie der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), der emotionsfokussierten Therapie (EFT) u.a. reiht sich die CFT bei den achtsamkeitsbasierten und kontextuellen Therapien ein. Mit „Compassion“ meint Gilbert eine mutige und heilsame innere Haltung, sich selbst und der Welt gegenüber, die geprägt ist von wohlwollener Unterstützung.

 

Compassion, so Gilbert, umfasst drei Domänen: Weisheit, Wohlwollen sowie Engagement und wird definiert als die „Empfindsamkeit gegenüber eigenem Leid und dem Leid anderer Menschen, verbunden mit der tiefen Absicht, dieses Leid zu lindern und ihm vorzubeugen.“

 

Gilbert beobachtete im Kingsway Hospital in Derby (GB) in seiner psychotherapeutischen Arbeit sowie in seiner Forschungsarbeit mit schwer depressiven Patienten, dass deren Erleben oft von starker Scham und Selbstverachtung geprägt war. Sie fühlten sich nicht gewollt und ausgegrenzt und versuchten, ihre unangenehmen Gefühle zu regulieren, indem sie sich selbst oder andere kritisierten, verurteilten und schädigten. Ihre Fähigkeit, sich selbst zu besänftigen und Mitgefühl für sich und andere zu empfinden, war kaum entwickelt. Stattdessen empfanden sie es als bedrohlich, Unterstützung, Freundlichkeit und Verständnis anzunehmen.

 

In diesem Zusammenhang erkannte Gilbert auch wichtige Gründe für stockende, schwierige und erfolglose Therapieverläufe. Mit der CFT entwickelte er einen Ansatz, der genau hier ansetzt und der feinfühlig und bewusst Mitgefühl in der therapeutischen Arbeit explizit einführt und betont.

 

Gilbert ist es wichtig, dass Patient*innen in ihren Therapien lernen, Sicherheit und Geborgenheit in sich selbst und mit anderen aufzubauen sowie Gefühle wie Freude, Liebe, Güte und Mitgefühl zu geben, zu empfangen und für sich selbst aufzubringen. Die CFT konzentrierte sich im klinischen Kontext zu Beginn auf die Arbeit mit Patient*innen mit stark verurteilender Selbstkritik und ausgeprägter Scham. Mittlerweile wissen wir, dass diese im Zusammenhang mit fast allen psychischen Störungen eine wichtige Rolle spielen, was die CFT zu einem transdiagnostischen Ansatz hat werden lassen. Die Wirksamkeit konnte so in den letzten Jahren für viele Symptome und selbst Psychosen nachgewiesen werden.

 

Im Onlineseminar werden wir neben einer Einführung in die Grundzüge und Hintergründe dieses Ansatzes, den Blick darüber hinaus lenken und üben, die CFT auch für uns selbst als Berater*innen, Begleiter*innen, Therapeut*innen zu nutzen. Einen Teil des Seminars widmen wir so der Erfahrung eines mitfühlenden selbstfürsorglichen Umganges mit uns selbst. Dabei werden wir immer wieder den Bogen schlagen zu den Fragen, wie Sie das, was Sie dabei anspricht, in die Kontexte bringen können, in denen Sie arbeiten.

In Verbindung zu systemischem Denken sind uns dabei auch mehrgenerationale Zugänge wichtig, die oft öffnende neue Sichtweisen auf größere Zusammenhänge ermöglichen. Durch Erkenntnisse und Anwendung aus der Bindungstheorie werden wir die Brücke schaffen können zwischen systemischen Therapien und der CFT als moderner, achtsamkeitsbasierter Ansatz der kontextuellen Verhaltenswissenschaft.

 

Was sind die konkreten Inhalte?

Innerhalb von zwei Tagen lernen Sie die Grundzüge und Annahmen der Compassion Focused Therapy (CFT) kennen, die Erkenntnisse aus der Evolutionspsychologie, Neurowissenschaften und Bindungslehre miteinschließt. Sie lernen die CFT-Sichtweise auf Aspekte der Natur unseres Menschseins und Leidens kennen. Therapeutisch spielt die Unterscheidungen von drei in unserem Körper tief verankerten unterschiedlichen und gleichwohl aufeinander eng bezogenen motivationalen Prozessen eine Rolle, die sich stark auf unser emotionales Erleben auswirken. Sie werden diese drei CFT- Emotionsregulierungssysteme kennen- und mit ihnen arbeiten lernen. Dabei wird der Fokus auf der Stärkung von Mitgefühl liegen, das zentral ist bei der Fähigkeit, sich selbst und andere immer wieder emotionell zu beruhigen und mit sich und anderen Verbundenheit zu erleben. Dieser Teil wird im Kurs den größten Raum einnehmen.

 

Sie werden konkrete Interventionen ausprobieren und im Schwerpunkt eine Vielzahl von Übungen kennenlernen. Meist geschieht der Zugang über die eigene Erfahrung, die jeweils auch theoretisch eingeordnet wird. Anwendungsmöglichkeiten werden so meist ganz von selbst klar und spürbar. Wir werden manchmal in Kleingruppen üben und manchmal im Plenum. Es wird Raum sein für Fragen und Sie erhalten ein Skript sowie Anregungen zur Weiterarbeit mit dem, was Sie erfahren haben.

 

 

Wie profitieren Sie vom Onlineseminar?

Das Onlineseminar vermittelt praxisnah anhand zahlreicher Beispiele und Übungen, wie Sie Ihre Klient*innen unterstützen können, ihr Leben mit mehr Mitgefühl zu erleben – in authentischer Verbundenheit mit sich selbst und anderen. Dabei werden die hauptsächlichen Denk- und Handlungsmodelle von CFT sehr praktisch und lebendig erfahrbar gemacht, wobei der Praxis der Achtsamkeit in vielen Übungen ebenfalls ein großer Stellenwert zukommt.

 

Sie erhalten eine Einführung in die Grundlagen des Ansatzes und Übungsmöglichkeiten, wie Sie

> Aspekte von Mitgefühl und Selbstfürsorge für Klient*innen in Ihrem jeweiligen Arbeitskontext einbringen können

> für und mit Klient*innen Übungen erleben können, die Mitgefühl und Selbstfürsorge begünstigen, hervorbringen und stärken,

> Klient*innen helfen können, einen akzeptierenden und dennoch engagierten Standpunkt einzunehmen, aus dem sich leichter mit schmerzhaften Erlebnissen umgehen lässt,

> als Berater*in oder Therapeut*in selbst flexibel bleiben und sowohl mitfühlend als auch den Anforderungen entsprechend in Kontakt gehen und bleiben können (auch mit sich selbst),

> Verbindungen zu mehrgenerationalen, lebensgeschichtlichen Themen herstellen können und systemisches Arbeiten mit Mitgefühlspraxis verbinden können,

Stille und körperliche Zugänge als Ressource pflegen können.

 

Termin und Arbeitszeiten

Freitag,                       1. Juli 2022, 09.30 bis 17.00 Uhr

Samstag,                     2. Juli 2022, 09.00 bis 16.30 Uhr

 

 

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