Datum/Zeit
Date(s) - 06.12.17 - 07.12.17
9:30 - 17:00
Veranstaltungsort
tandem Praxis & Institut
Kategorien
Fremdplatzierung
Die Unterbringung eines Kindes außerhalb seiner Herkunftsfamilie steht als Maßnahme der Kinder- und Jugendhilfe dann an, wenn Eltern ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen und so das Kindeswohl gefährden.
Die Formen der Fremdplatzierung wie Heimunterbringung, Aufnahme in einer Pflegefamilie sowie Adoption sollen unter bindungstheoretischer Perspektive diskutiert und betrachtet werden.
Eine solche Perspektive bietet sich insofern an, als diese Maßnahmen das Bindungssystem der betreffenden Kinder oder Jugendlichen belasten. So wird ihnen zum einen anlässlich ihrer Platzierung doch leicht ein Objektstatus zugewiesen. Zum anderen werden sie an einen ihnen fremden Lebensort verbracht. Zudem ist ihr Bindungskonzept durch die prekären Lebenserfahrungen, die Anlass zu ihrer Fremdplatzierung gegeben haben, bereits stark verunsichert.
Daher muss sich die Frage stellen, wie sich gewährleisten lässt, dass eine solche Maßnahme tatsächlich dem Kindeswohl dient und nicht das Bindungskonzept des betreffenden Kindes oder Jugendlichen noch weiter belastet – im Sinne etwa einer kumulativem Traumatisierung.
Was sind die konkreten Inhalte?
Das Seminar öffnet den Teilnehmenden Denk- und Gesprächsräume hin zur Weiterentwicklung von verantwortungsvollem beruflichem Umgang mit Eltern, deren Kinder von Fremdunterbringung betroffen sind, und mit Kindern und Jugendlichen, welche in ambulanten, teilstationären und stationären Kontexten untergebracht sind. Insbesondere geht es um:
- Grundannahmen der Bindungstheorie
- Veränderbarkeit von Bindungskonzepten
- Kontinuum der Bindungsrepräsentanzen
- Desorganisierte Bindung: Problem und Problemlösung
- Reaktive Bindungsstörung – eine extreme, frühkindliche Beziehungsstörung
- Die desorganisierte Hilfebeziehung
- Bindungskorrigierende Erfahrungen in der stationären Jugendhilfe
- Die bindungskompetente professionelle Bezugsperson
- Bindungsbeziehungen in Pflegefamilien
- Adoption – psychiatrisches Risiko und/oder protektiver Faktor
- Vergleich Pflegefamilie – Heim
- Vergleich Pflegefamilie – Adoptivfamilie
Zielgruppe: An wen richtet sich das Seminar?
Zur Seminarteilnahme eingeladen sind Entscheidungsträger(innen) und Praktiker(innen) aus dem Sozial- und Gesundheitswesen, die hinsichtlich dem verantwortungsvollen Thema „Fremdplatzierung“ direkt (Jugendämter, Jugendhilfe, Familiengerichte …) oder indirekt (Supervision, externe Beratung…) Entscheidungen zu treffen haben und pädagogisch, beraterisch und therapeutisch involviert sind.