So fragte Jochen Schweitzer 1996 ironisch in einem Artikel über die Chancen und Fallstricke der Teamsupervision (die auch heute noch zu besichtigen sind). Der Text ist 1996 im von A. Bentner und S.J. Petersen bei Campus herausgegebenen Band Neue Lernkulturen in Supervisionen erschienen und wurde 2001 in systhema nachgedruckt, wo er auch online zu lesen ist. Der Titel entspringt einem Gedankenspiel, das den Text einleitet: Karl Marx hat 1843 in der Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie einige Gedanken zur gesellschaftlichen Funktion der Religion im damaligen Deutschland formuliert. Mir scheint, dass einige davon viel über die gesellschaftliche Funktion von Teamsupervision aussagen, wenn man nur wenige Wörter austauscht. Wenn wir bei Marx (
) ,Religion‘ durch ,Teamsupervision‘ sowie ,Volk‘ durch ,Mitarbeiter‘ ersetzen und die Worte ,institutionell‘ und ,konzeptionslos‘ hinzufügen, können wir dort Folgendes lesen: ,Das Elend der Teamsupervision ist in einem der Ausdruck des wirklichen institutionellen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Teamsupervision ist der Seufzer der bedrängten Mitarbeiter, das Gemüt einer herzlosen institutionellen Welt, wie sie der Geist konzeptionsloser Zustände ist. Die Teamsupervison ist das Opium der Mitarbeiter. Die Aufhebung der Teamsupervision als des illusorischen Glücks der MitarbeiterInnen ist die Forderung ihres wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusion über ihren Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Teamsupervision ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Teamsupervision ist.
Viel Vergnügen beim Lesen, und zwar hier
Teamsupervision – Opium fürs Volk?
28. April 2014 | Keine Kommentare