(Berlin/Köln, Juni 2022) Der gemeinsame Forschungspreis 2022 von Systemischer Gesellschaft (SG) und Deutscher Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) wird an Sontje Nordholt verliehen. Sie erhält die Auszeichnung für ihre Forschung über das subjektive Erleben von Selbstorganisationsprozessen bei Patienten mit Depression. Die Systemische Gesellschaft (SG) und die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) haben gemeinsam den Forschungspreis 2022 an Sontje Nordholt vergeben. Der Titel ihrer Masterarbeit lautet „Idiografische Nachzeichnung von Selbstorganisationsprozessen im Therapieverlauf bei Patienten mit Depression“. Sontje Nordholt hat durch die systematische Verknüpfung von quantitativen und qualitativen Therapieprozessdaten Prozesse der Selbstorganisation im Therapieverlauf identifiziert und auf subjektiver Erlebensebene mit Bedeutung angereichert. Die Datengrundlage der Arbeit stellen dabei Selbsteinschätzungen von Patienten mit Depression dar, die in Form von Zeitreihen und Tagebucheinträgen mit dem synergetischen Navigationssystem erhoben worden sind. Mit einem innovativen Mixed-Methods-Design ist es der Autorin gelungen, inhaltsunabhängige Transformationsphasen aus dem Tagebuchmaterial zu extrahieren und mit Phasen der Stabilität und Instabilität in den Zeitreihendaten in Beziehung zu setzen.
Psychotherapieprozessforschung auf Basis komplexer Systeme gewinnt auch über den systemischen Diskurs hinaus an Popularität, da sie eine theoriebasierte, individuenzentrierte Anwendungsforschung ermöglicht. Sontje Nordholt ist es gelungen, dabei die qualitative Perspektive mit einzubeziehen. So konnte sie in ihrer Arbeit einen toten Winkel der quantitativen Betrachtung beleuchten, indem sie den Effekt von Selbstorganisationsprozessen auf der subjektiven Erlebensebene abgebildet hat. Durch den systematischen Einbezug der persönlichen Perspektive von Patient*innen hat Nordholt einen wichtigen Beitrag geleistet, um das Paradigma der Selbstorganisation für den psychotherapeutischen Praxiskontext nutzbar zu machen.
Mit ihrem wissenschaftlichen Forschungspreis verfolgen die systemischen Verbände das Ziel, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, die Weiterentwicklung der Forschungs- und Praxismethoden im Kontext des systemischen Denkens anzuregen und die Bedeutung des systemischen Ansatzes für die therapeutische und beraterische Praxis zu verdeutlichen. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.
Sontje Nordholt, Psychologin (M.Sc.) und Kognitionswissenschaftlerin (B.Sc.), befindet sich in Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin (Sytemische Therapie, IFW) und arbeitet zurzeit in einer psychosomatischen Klinik in Eckenhagen.
(Quelle: u.a. idw.online)
Gratuliere der jungen Kollegin zum Forschungspreis! Es stimmt zuversichtlich, dass das systemsich-synergetische Modell nicht nur in der Forschung, sondern auch in den Verbänden und hoffentlich zunehmend auch im Praxisalltag sichtbare Spuren hinterlässt.