Seit Mai ist das von Tom Levold & Michael Wirsching herausgegebene Werk „Systemische Therapie und Beratung. Das große Lehrbuch“ auf dem Markt. Andreas Wahlster, Lehrtherapeut am Kasseler Institut für Systemische Therapie und Beratung, schreibt heute im systemagazin darüber – welches sich damit heute für vier Wochen in den Sommerurlaub verabschiedet. „Warum jetzt dieses Lehrbuch? Mancher Leser wird sich das fragen, wenn er das umfängliche (653 Seiten) Werk in den Händen hält und sich an die bislang erschienenen Lehrbücher erinnert“, beginnt Wahlster seine Rezension. Das besondere seiner Besprechung liegt darin, dass er das Buch mit fast 80 Autorinnen und Autoren und über 90 Kapiteln nicht hier und da einmal aufschlägt, sondern sich auf eine Wanderung durch das Buch macht und es von vorne bis hinten liest! Auf diese Weise bekommen die Leserinnnen und Leser einen ausführlichen Überblick über Anlage und Durchführung des Bandes. Wahlster resümiert: „Die lange Wanderung ist zu Ende. Und es hat sich gelohnt, sie zu gehen und noch die vielen Eindrücke und Anregungen wirken zu lassen. Den Herausgebern ist ein großer Wurf gelungen. Ihr Leitfaden, Kontexte als Orientierung zu wählen, hat sich als stimmig erwiesen. Beeindruckend die geballte Dosis an Expertise durch so viele Autoren, die sich in der Dienst dieses Projektes gestellt haben. Es ist nicht nur eine Sammlung von Beiträgen, sondern gerade mithilfe aller Unterschiedlichkeit ein exzellenter Wanderführer. Für Ausbildungsteilnehmer, Studenten, Praktiker, ob jung oder alt, ist dieses Buch eine Orientierung beim Wandern und eine wahre Fundgrube zugleich. Sie werden sowohl zur Neugier an Theorie und Praxis als auch zur Skepsis gegenüber den Verlockungen von scheinbaren Wahrheiten ermuntert. Das Buch kann ebenso als Mahnung verstanden werden, den systemischen Ansatz nicht zu verramschen, sondern den Diskurs zu pflegen und sich klug einzumischen. Damit wäre es auch ein politisches Buch. Es benennt Positionen, es beschreibt gesundheits- und sozialpolitische sowie ökonomische Interessen, identifiziert Auswirkungen einer linear-reduktionistischen Sichtweise auf menschliche Phänomene und wahrt die Seele des systemischen Ansatzes: Neugier, Respekt, selbstreflexive Beobachtung, Akzeptanz des ewig Ungewissen. Was ist dieses Buch nicht? Es bedient kein Bedürfnis des schnellen Nachblätterns. Grundelemente des systemischen Ansatzes wie Neutralität, Zirkularität oder Hypothesenorientierung erklären sich nur aus dem Lesen ganzer Kapitel, insoweit erfüllt es nicht die Bedingungen eines Nachschlagewerks, es muss ganz gelesen werden. Ich habe das wahrlich große Lehrbuch mit Neugier und Spannung gelesen und kann es uneingeschränkt empfehlen.“
Zur vollständigen Rezension
Systemische Therapie und Beratung. Das große Lehrbuch
21. Juli 2014 | Keine Kommentare