In Heft 2/2006 des„Kontext“ geht erneut um systemische Perspektiven in der Sozialen Arbeit, nachdem schon im Juni letzen Jahres hierzu ein Themenheft unter dem Titel Sozialarbeit als systemische Praxis veröffentlicht hat. Mit dieser kurzen Aufeinanderfolge von zwei Heften zum selben Schwerpunktthema soll der zunehmenden Bedeutung des systemischen Ansatzes in der Sozialen Arbeit Rechnung getragen werden. Er hat sich hier inzwischen als sehr anschlussfähig erwiesen, wie Bücher, Zeitschriften, Tagungen und Vorlesungsverzeichnisse zeigen.
Das aktuelle Heft führt wieder theoretische und praktische Perspektiven zusammen. Björn Kraus beschäftigt sich mit dem Lebensweltbegriff und seinen systemischen Implikationen. Ludger Kühling vergleicht mehrere Konzepte zur Systemischen Sozialen Arbeit, die in den letzten Jahren entstanden sind und bringt die zentrale Frage ins Spiel: Was haben die Praktiker/innen davon? Elisabeth Stindl-Nemec beschäftigt sich mit der Frage, wie manchmal im psychiatrischen Kontext (und nicht nur hier) die für Systemiker/innen wichtige Eigenverantwortung der Klientinnen und Klienten für ihr selbstemergentes Verhalten von Professionellen kurzfristig übernommen werden muss, um Selbst- und Fremdschädigungen zu vermeiden. Jürgen Armbruster berichtet über ein Fallreflexions- und Selbstevaluationsprojekt in einem gemeindepsychiatrischen Zentrum der Ev. Gesellschaft Stuttgart in Stuttgart-Freiberg und dessen Ergebnisse. In einem von Wolf Ritscher moderierten Interview mit Martin Fehrenbach, Renate Flügler, Gerhard Hammer, Thomas Kaiser, Gisal Wnuk-Gette und Werner P. Wnuk wird die Geschichte und das Konzept eines innovativen und nachahmenswerten Projektes in der Jugendhilfe nachgezeichnet und zwar von denjenigen die es konzipiert haben und es umsetzen. Dieses Projekt verknüpft die Praxis des Allgemeinen Sozialdienstes (ASD) im Ortenaukreis Kommunaler Sozialdienst (KSD) genannt und familientherapeutische Hilfen und lässt doch beiden Bereichen ihren eigenen Raum. Die Arbeit des KSD/ASD wird dadurch notwendigerweise familienorientiert und systemisch, die Arbeit der Familientherapeutinnen bezieht sich nun auf den besonderen Kontext der Sozialen Arbeit, der auch ganz eigene Konzepte, Methoden, Leitlinien und Kooperationsformen erforderlich macht. Marie-Luise Conen unterzieht den schon alten Mythos von der Therapeutisierung der Sozialen Arbeit vor dem Hintergrund der neuen Entwicklungen im psychosozialen Bereich einer heftigen Kritik, von der auch die Weiterbildungsinstitute, Fachhochschulen und Fachverbände nicht ausgenommen werden.
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Systemische Soziale Arbeit
3. August 2006 | Keine Kommentare